Der Macau-Boom - Aktuell ASIA
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Denn der weitsichtige Autor war nicht irgend jemand, sondern<br />
der „Bankenpapst“ am Finanzplatz Frankfurt, Professor Wolfram<br />
Engels. Daneben war Engels auch noch Herausgeber der renommierten<br />
„Wirtschaftswoche“ - und vor allem: sein Zitat stammt<br />
aus dem Jahr 1990!<br />
Heute, 17 Jahre und einige Billionen Yen später, wird das<br />
Rad neu erfunden. Investieren Finanzgiganten wie die Nomura<br />
Bank - von der Engels einmal euphorisch sagte, sie könnte<br />
die Deutsch Bank quasi aus der Portokasse kaufen - in einem<br />
Hochzinsland wie Neuseeland oder auch in den USA einige<br />
Milliarden, dann „tragen“ sie das Geld in eine lukrative Anlage<br />
und machen einen schönen Zinshandel - daher das schleierhafte<br />
Wort „Carry Trade“.<br />
Fachausdrücke klingen umso<br />
harmloser, je größer das<br />
Problem ist<br />
Was die Carry Trades so gigantisch macht, ist nicht allein<br />
der Kapitalexport der Nomuras oder Mitsubishis, sondern unser<br />
junger Unternehmer/Häuslebauer: es macht noch viel mehr Sinn<br />
und (solange alles gutgeht) Spaß, nicht etwa eigenes Geld einzusetzen,<br />
sondern in Japan einen billigen Kredit aufzunehmen und<br />
diesen mit einer ordentlichen Marge in Chicago oder Wellington<br />
auf Termin anzulegen. Und was glauben Sie, haben weltweit<br />
Banken und Finanzhäuser getan? Genau dies - und vor allem<br />
haben sie kein Einfamilienhaus finanziert, sondern Hochhäuser<br />
in den Zentren dieser Welt.<br />
Im Gegensatz zu den seit Jahren in den Medien breitgetretenen<br />
Finanzderivaten und anderen exotischen Verfahren, aus<br />
Geld noch mehr Geld zu machen, führten die Carry Trades das<br />
diskrete Leben eines englischen Herren-Clubs. <strong>Der</strong>en Mitglieder<br />
sind in der Regel weltweit operierende Finanzorganisationen, die<br />
man früher gemeinhin als Banken bezeichnete. Doch genug der<br />
Ironie und auch der Schwarzmalerei.<br />
Denn finanztechnisch betrachtet sind die Carry Trades seriöse<br />
Instrumente der völlig legalen und marktwirtschaftlich gesunden<br />
internationalen Zinsarbitrage. Solange niemand die Spielregeln<br />
aktuell <strong>ASIA</strong> 10/2007<br />
¥<br />
Wirtschaft Japan<br />
überstrapaziert, dienen diese auch einer sehr sinnvollen und<br />
eleganten Allokation weltweiter Finanzressourcen, ein wichtiges<br />
Ausgleichselement der Globalisierung.<br />
Doch wie so häufig schadet auch hier das Übermaß, vor allem,<br />
wenn es nicht auf realem Kapital beruht, sondern auf multiplikativen<br />
Geld-Kredit-Kreisläufen, unter Fachleuten als „Leverage-<br />
Effekt“ bekannt. Wenn heute eine Bank oder Finanzinstitution<br />
in der Geheimsprache der Broker „ge-leveraged“ ist, hat sie sich<br />
schlicht bei Kreditgeschäften übernommen. Auch dies könnte als<br />
Kavaliersdelikt durchgehen, wäre da nicht ein Haken.<br />
An dem Tag, an dem die japanische Währung sich nicht mehr<br />
langsam aber stetig nach unten bewegt, sondern überraschend<br />
und massiv nach oben springt, sind nicht nur die positiven Zinsdifferenzen<br />
in wenigen Tagen oder gar Stunden aufgebraucht,<br />
sondern werden auch die dahinter stehenden Kreditbeziehungen<br />
notleidend - der Credit Crunch schlägt erbarmungslos zu.<br />
Doch in diesem Fall haben die Japaner und ihre neuen Mitbewerber<br />
aus China die besseren Karten. Denn sie haben nicht nur<br />
(geliehenes) Kapital, sondern richtiges Geld. Letztlich könnte<br />
dieser Unterschied auf mittlere und vor allem längere Sicht die<br />
Machtverhältnisse auf den Welt-Finanzmärkten neu definieren<br />
– dann kauft Nomura vielleicht nicht die Deutsche Bank, sondern<br />
die Citibank.<br />
Epilog: Dieser Artikel wurde am Freitag, dem 7. September<br />
2007 in Asien verfasst. Aberglaube oder nicht, an diesem Abend<br />
zeigte der bekannteste Aktienindex der Welt, Dow Jones, für<br />
einige Sekunden die Zahl 13.131.31 an. <strong>Der</strong> Schlusskurs blieb<br />
dann auf 13.131 stehen – hoffentlich kein Omen.<br />
horst rudolf, ehem. Diplomat und Botschafter. Analyst und Berater<br />
für Politik und Wirtschaft in Südostasien<br />
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