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Der Macau-Boom - Aktuell ASIA

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Wirtschaft Myanmar<br />

Sanktionen, die sich als wirkungslos erwiesen und letztlich nur<br />

zur Verarmung der Bevölkerung führten, zum anderen waren die<br />

regierenden Generäle zwar tapfere Kämpfer, aber die Wirtschaft<br />

des Landes unter schwierigen Bedingungen wieder auf die Beine<br />

zu stellen, dazu fehlte ihnen jegliche Qualifikation.<br />

Als die Einführung der Marktwirtschaft nicht den erwünschten<br />

Geldsegen brachte, drifteten sie immer häufiger in planwirtschaftliche<br />

Einzelaktionen oder lukrative Privataktivitäten ab – das<br />

klassische Szenario nach einigen Jahrzehnten sozialistischer<br />

Misswirtschaft. Man braucht den regierenden Militärs des ehemals<br />

reichen und mit Bodenschätzen gesegneten Landes ihre<br />

Fehler gar nicht vorzurechnen – inzwischen wissen sie selbst,<br />

was schiefgegangen ist – und von Beschuldigungen wird das<br />

Volk auch nicht satt.<br />

Doch kaum haben die Generäle den Verfassungsentwurf auf<br />

die Beine gestellt, der nur den ersten Schritt auf einem langen<br />

Weg darstellt, versuchen sie verzweifelt, das zu korrigieren, was<br />

ihnen die Bevölkerung am heftigsten verübelt: den wirtschaftlichen<br />

Niedergang.<br />

Nur eine Woche, bevor die diskreten Berater der Weltbank<br />

und des Internationalen Währungsfonds in die neue Hauptstadt<br />

Naypyidaw reisten, wollten sich die Generäle als Musterschüler<br />

zeigen und schafften die Subventionen für Treibstoffe ab<br />

– mit dem Ergebnis, dass die Preise für Diesel, aber auch für<br />

umweltfreundliches Autogas, zwischen 100 und 500 Prozent<br />

anstiegen. Am nächsten Tag sprangen die Tarife für Bus- und<br />

Taxifahrten nach oben, dann die Preise für Güter des Grundbedarfs,<br />

und anschließend verlor die nationale Währung Kyat<br />

kräftig an Außenwert.<br />

<strong>Der</strong> Westen isolierte das Land durch Boykotte und Sanktionen,<br />

die letztlich nur zur Verarmung der Bevölkerung führten<br />

Nun sitzen die Herrscher ebenso in der Klemme wie die<br />

bekannte Demokratie-Kämpferin Aung San Suu Kyi. Tragischerweise<br />

hatte sie sich bei jeder Chance zu einem Dialog vorschnell<br />

und mit unrealistischen Forderungen und Aktionen ins<br />

Aus manövriert. Auch ihre Aufrufe, das Land wirtschaftlich zu<br />

boykottieren, um die Generäle in die Knie zu zwingen, beschleunigten<br />

nicht nur die Verarmung, sondern erwiesen sich letztlich<br />

als Fehlschlag.<br />

Doch im Gegensatz zu der resoluten Nobelpreisträgerin<br />

können die Militärs nicht mit Mitleid rechnen. Denn obwohl<br />

Burmesen traditionell das Militär verehren oder zumindest<br />

akzeptieren, hat das Volk nun nicht mehr genug zu essen und<br />

die Nase von seiner nicht gewählten Regierung voll – mit oder<br />

ohne Verfassung.<br />

Die erhofften Milliarden aus<br />

neuen Gasquellen kommen<br />

zu spät<br />

Nun kommt es zu verstreuten, aber angesichts der bisherigen<br />

Friedhofsruhe hochbrisanten und vielbeachteten Protesten – vor<br />

allem, seitdem sich junge Mönche offen mit den Uniformträgern<br />

anlegten. Schadenfreude ist wenig angebracht, auch wenn die<br />

Militärs nun mit dem Rücken zur Wand stehen. Denn lassen sie<br />

die Proteste weiterlaufen, ist eine Eskalation bis hin zum Aufstand<br />

mehr als wahrscheinlich.<br />

Sie müssen also mit relativer Härte<br />

vorgehen, womit wiederum die Wut des<br />

Volkes gefährlich ansteigt. Werden die<br />

Preiserhöhungen nicht zumindest teilweise<br />

zurückgenommen, könnte die Verzweiflung<br />

über die Wirtschaftslage das<br />

Fass zum Überlaufen bringen. Über die<br />

Konsequenzen kann man nur spekulieren.<br />

Ein heftiges Personalkarussell innerhalb<br />

der Militärjunta ist ebenso denkbar, wie<br />

eine Rückkehr zum totalitären System<br />

nicht auszuschließen wäre.<br />

Doch wer immer die neue Hauptstadt<br />

und das Land regiert, muss versuchen,<br />

das verarmte Myanmar wirtschaftlich<br />

zu sanieren. Da dies ohne massive Hilfe<br />

des Auslandes kaum noch realisierbar<br />

ist, müssen sich die Generäle beeilen.<br />

<strong>Der</strong> erhoffte Geldsegen aus den neuentdeckten<br />

Gasquellen kommt zu spät.<br />

horst rudolf, ehem. Diplomat und<br />

Botschafter. Jetzt Analyst und Berater für<br />

Politik und Wirtschaft in Südostasien.<br />

Seite 44 aktuell <strong>ASIA</strong> 10/2007<br />

Foto: Chee Choon Fat

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