Die lustigen Nibelungen - Volksoper Wien
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<strong>Die</strong> Besetzung der verschiedenen Rollen erfordert ein<br />
sehr großes schauspielerisches und vor allem komödiantisches<br />
Talent. Gleichzeitig sind die sängerischen Anforderungen<br />
groß. Das stellt einen vor gewisse Entscheidungen,<br />
was die Besetzung anbelangt.<br />
Robert Meyer: Wir haben hier an der <strong>Volksoper</strong> ein unglaublich<br />
spielfreudiges Ensemble. Wir haben wahnsinnig<br />
gute Sänger-Schauspieler, die man genau für diese<br />
Operetten braucht. Es gibt in den „Lustigen <strong>Nibelungen</strong>“<br />
tatsächlich sehr viele, sehr lange Dialogstellen, für die<br />
man Schauspieler braucht. Aber ich habe überhaupt keine<br />
Angst: <strong>Die</strong> Besetzung, die wir haben – die werden das<br />
ganz toll machen! Andererseits, da haben Sie natürlich<br />
recht, muss das auch ausgezeichnet gesungen werden. Es<br />
gibt z. B. ganz am Anfang ein unglaublich schönes Lied<br />
von Kriemhild, wo sie ihren Traum von ihrer Begegnung<br />
mit Siegfried erzählt. Wenn das nicht ganz schön gesungen<br />
wird, dann geht der Sache etwas sehr Wichtiges<br />
verloren. Es gibt ja in Operetten Rollen, wo man sagt, da<br />
nehme ich einen guten Schauspieler, der einigermaßen<br />
gut singen kann, das ist okay. Hier nicht! Das ist einfach<br />
zu schwierig.<br />
Andreas Schüller: Das ist ganz eindeutig: <strong>Die</strong> Hauptrollen<br />
sind damals sicherlich für „echte“ Sänger komponiert<br />
worden. Auch da kann man vielleicht den Querverweis zu<br />
Offenbach machen, der für die großen Partien natürlich<br />
ausgebildete Opernsänger benötigt hat. Also hier bei uns<br />
sind das Siegfried, Brünhilde, Gunther und Kriemhild<br />
– für die sind wirklich größere lyrische und ariose Gesangspassagen<br />
komponiert. Das wäre mit Schauspielern<br />
gar nicht besetzbar.<br />
Robert Meyer: Oder es fehlt dann eben eine ganz bestimmte<br />
Farbe.<br />
Wie sieht die Orchesterbesetzung aus?<br />
Andreas Schüller: Hier liegt der entscheidende Unterschied<br />
zu vielen anderen Operetten, auch denen Offenbachs.<br />
Wir finden bei den „Lustigen <strong>Nibelungen</strong>“ eine<br />
richtige symphonische Besetzung: mit doppelten Holzbläsern,<br />
vier Hörnern und drei Posaunen. Offenbach hat<br />
ja für seine Stücke so eine „Zwischenlösung“ gefunden mit<br />
den nur einfach besetzen Bläsern und wenigen Blechbläsern<br />
überhaupt. Für ein Stück wie die „<strong>Nibelungen</strong>“, wo<br />
es sehr teutonisch und wilhelminisch hergehen muss, erschien<br />
Straus es wohl einfach notwenig, eine große Blechbläserbesetzung<br />
zu haben.<br />
Robert Meyer: Trotz großer Orchesterbesetzung ist<br />
es aber gerade bei diesem Werk wahnsinnig wichtig,<br />
dass man den Text versteht. Und da wir Operette nicht<br />
mit Mikroports spielen, muss die Koordination zwischen<br />
Orchester und Bühne stimmen. Ich bin inzwischen<br />
so Musiktheater erfahren, dass ich weiß, wie ein<br />
Sänger stehen muss, damit er gerade bei den schwierigen<br />
Passagen einen guten Kontakt zum Dirigenten<br />
hat. Kopfstehen oder am Reck oder am Barren – was<br />
zu dem Stück auch passen würde, fällt mir gerade ein –<br />
(Schüller lacht) ist da nicht angebracht.<br />
Andreas Schüller: Hier gilt es vielleicht anzumerken,<br />
dass der wirkliche Wagner-Kundige sich amüsieren kann<br />
über die wunderbare Dichtung des Librettisten. Es ist<br />
eine echte Wagner-Persiflage, mit einer plakativen Häufung<br />
von Stabreimen, die man ja gemeinhin mit Wagner<br />
assoziiert. Zahlreiche Phantasieworte imitieren die Wagnerischen<br />
Vorlagen, eine echte Parodie, die bestens funktioniert.<br />
Insofern ist es wirklich notwendig, dass man gut<br />
und viel versteht. Dann wird auch jeder auf seine Kosten<br />
kommen …