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Die gelebte indigene Perspektive auf Entwicklung

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Einleitung<br />

pluriethnischen und multikulturellen Staaten, um die existierende kulturelle Diversität<br />

anzuerkennen. <strong>Die</strong> meisten lateinamerikanischen Länder haben in den letzten fünfzehn<br />

Jahren in irgend einer Weise <strong>auf</strong> die Forderungen nach eigenen Rechten <strong>indigene</strong>r Völker<br />

reagiert, sei es an Hand von Verfassungsreformen oder im Zuge der Erstellung neuer<br />

Verfassungen. <strong>Die</strong> vor drei Jahren in Kraft getretene Bolivarianische Verfassung von<br />

Venezuela ist ein besonders interessantes Beispiel, wird ihr doch nachgesagt, die<br />

weitestgehendste hinsichtlich ihrer Zusicherung an Rechten <strong>indigene</strong>r Völker <strong>auf</strong> dem<br />

lateinamerikanischen Kontinent zu sein.<br />

1.1. Fragestellungen und Erkenntnisinteresse<br />

Historischer Ausgangspunkt der Arbeit bildet die Gegenüberstellung der Ideologien von<br />

indigenismo und indianismo; während der klassische indigenismo, welcher sich namentlich<br />

seit den 30er und 40er Jahren <strong>auf</strong> dem lateinamerikanischen Kontinent als Indianerpolitik<br />

durchsetzte, grundsätzlich <strong>auf</strong> einer Assimilationsideologie basiert und als ethnozid<br />

bezeichnet werden muss, beinhaltet der indianismo als Ausdruck der Mobilisierung<br />

<strong>indigene</strong>r Völker die Forderung nach Politiken, die den Rechten <strong>indigene</strong>r Völker sowie<br />

der freien Ausübung ihrer Kulturen Rechnung tragen. Mein Erkenntnisinteresse liegt<br />

hierbei in der Aufarbeitung beider Lösungsansätze, wie man Armut und Marginalisierung<br />

der Indianer reduzieren könnte.<br />

Der Titel dieser Diplomarbeit gibt weiters Anlass zu fragen, ob es per se <strong>indigene</strong><br />

<strong>Perspektive</strong>n <strong>auf</strong> <strong>Entwicklung</strong> gibt und wenn ja, ab wann es Sinn macht von solchen zu<br />

sprechen, d.h. welcher Bedingungen es bedarf, um <strong>auf</strong> adäquate Weise indianische Sichten<br />

von <strong>Entwicklung</strong> zu formulieren.<br />

“Unsere <strong>Entwicklung</strong> ist die <strong>Entwicklung</strong> eines ganzen Volkes, und wenn wir <strong>Entwicklung</strong><br />

sagen, denken wir auch an die Zukunft. (....) <strong>Entwicklung</strong> ist da, um zu teilen, nicht um zu<br />

herrschen. Sie ist da, damit unsere Welt weiterbesteht (....). Unsere <strong>Entwicklung</strong> ist entschieden<br />

anders.” (COICA 1991:230).<br />

Obiges Zitat der Koordination der <strong>indigene</strong>n Organisationen des Amazonasbeckens macht<br />

trotz seiner Kürze <strong>auf</strong> wichtige Aspekte einer <strong>indigene</strong>n <strong>Perspektive</strong> <strong>auf</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

<strong>auf</strong>merksam: Es spricht das Gemeinschaftsgefühl an, es weist <strong>auf</strong> die sozio-kulturelle<br />

Verträglichkeit sowie <strong>auf</strong> die Umwelt hin und es nimmt Bezug <strong>auf</strong> Macht. Allerdings wirft<br />

die zitierte ‚entschiedene Andersartigkeit von <strong>Entwicklung</strong> nach indianischem<br />

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