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Die gelebte indigene Perspektive auf Entwicklung

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Methode und Arbeitsweise<br />

dieses Treffens informierte mich Dr. Wilbert, dass derzeit die Situation für<br />

AnthropologInnen (und andere WissenschafterInnen) im Amazonasgebiet äußerst<br />

schwierig sei und ich <strong>auf</strong>passen sollte, nicht besonders <strong>auf</strong>zufallen. Da ich allerdings nicht<br />

im Auftrag eines größeren Forschungsvorhabens, sondern <strong>auf</strong> einer Feldforschung für die<br />

Diplomarbeit, die zudem privat organisiert war, in das Gebiet fahren würde, riet er mir im<br />

Zweifelsfall als Touristin <strong>auf</strong>zutreten, um unnötigen Missverständnissen und Problemen<br />

aus dem Weg zu gehen. <strong>Die</strong> Idee gefiel mir zunächst gar nicht, denn ich sah darin ein<br />

moralisch-ethisches Unterfangen, das mir unangenehm und unangemessen erschien.<br />

Einige Tage später jedoch traf ich mich für ein Interview mit dem Anthropologen Esteban<br />

Emilio Mosonyi, der mir zum Schluss noch einige Ratschläge und Hinweise für meine<br />

bevorstehende Feldforschung am Oberen Orinoko mit <strong>auf</strong> den Weg gab. Auch er betonte<br />

an erster Stelle, dass ich zurückhaltend und als Touristin wirkend in die comunidades<br />

eintreten sollte. Später, wenn mich Mitglieder der comunidad möglicherweise dar<strong>auf</strong><br />

ansprechen würden, warum ich Fragen stelle und Dinge <strong>auf</strong>schreibe, dann sollte ich ihnen<br />

erklären, wozu ich dies bräuchte; ich sollte dabei allerdings nicht vergessen <strong>auf</strong>zuzeigen,<br />

welchen Nutzen die ‚Erforschten’ davon hätten. Mosonyi unterstrich mehrmals, wie<br />

wichtig es als Forschende/r sei, sich absolut gegenteilig zu Missionaren zu verhalten, sich<br />

also nicht in das alltägliche Geschehen einzumischen, nicht bevormundend <strong>auf</strong>zutreten und<br />

keinesfalls ‚missionierend’ im Sinne von oktroyierend zu agieren. Was die Vergabe von<br />

Geschenken anbelangt, so sollte auch dies kulturell eingebettet geschehen, d.h. den<br />

Besuchten nicht das Gefühl geben, man wolle sich die Informationen erk<strong>auf</strong>en, sondern<br />

versuchen, <strong>auf</strong> die Ebene eines reziproken Austauschverhältnisses zu kommen. Zuletzt riet<br />

mir Mosonyi, vor Aufbruch in das Gebiet des Oberen Orinoko, eine Genehmigung von der<br />

ORPIA, der Regionalen Organisation Indigener Völker im Amazonas, für meine<br />

Forschungen zu erbitten.<br />

Am 2. Juli 2002 führte ich ein Interview mit der Anthropologin Bernarda Escalante von<br />

der Fundación La Salle, welches nicht nur deshalb sehr interessant war, weil sie mir immer<br />

wieder deutlich die Verbindung zwischen Theorie und praktischer Felderfahrung<br />

<strong>auf</strong>zuzeigen vermochte, sondern auch weil sie die drei Ebenen meiner Feldforschung<br />

<strong>auf</strong>griff. Escalante kommentierte die Problematik der Beziehung zwischen den drei Ebenen<br />

folgendermaßen: die indianischen comunidades kritisierten, dass die RepräsentantInnen<br />

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