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Die gelebte indigene Perspektive auf Entwicklung

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Methode und Arbeitsweise<br />

ich tatsächlich zu einer Anthropologiestudentin, immer war ich aber eine „muy buena<br />

amiga mía“ („sehr gute Freundin“) von Nilo. <strong>Die</strong> Einführung meiner Person in eine<br />

comunidad war also abhängig von dem, wie Nilo das jeweilige Indianerdorf und ihre<br />

Mitglieder einschätzte und auch wie groß oder wie touristisch erschlossen oder<br />

unerschlossen die besuchte comunidad war.<br />

Mir ist <strong>auf</strong>gefallen, dass, je größer aber auch je touristisch unerschlossener ein Dorf war,<br />

wir immer versuchten als erstes mit dem capitán oder auch dem comisario 6 zu sprechen,<br />

um anzufragen, ob wir bleiben dürften. War eine comunidad sehr klein, also umfasste sie<br />

nur ein bis drei (Groß-) Familien, dann fragten wir zwar auch zunächst nach dem ersten<br />

Repräsentanten, aber es erschien mir nicht so bedeutsam wie im oberen Fall. In einem Dorf<br />

wiederum, das über ein eigenes Touristencamp verfügte, erkundigte sich Nilo nach<br />

Ankunft, wo denn der Verantwortliche, der Besitzer des Camps wäre.<br />

In den meisten Fällen hielt ich es auch für angemessen, dass Nilo – nachdem wir<br />

besprochen hatten, welche Personen uns für ein Gespräch am interessantesten erschienen –<br />

bei den Leuten vorfühlen sollte. Danach sprach ich die Personen an und fragte, ob sie sich<br />

bereit erklären würden, sich mit mir zusammenzusetzen. In einigen Fällen war es auch so,<br />

dass Mitglieder einer comunidad von selber <strong>auf</strong> mich zugingen, sich unterhalten wollten<br />

und sich für ein Interview anboten. <strong>Die</strong>s kam vor allem dann vor, wenn wir schon etwas<br />

länger in einem Dorf verweilten.<br />

Wor<strong>auf</strong> ich mit dem gerade Geschriebenen hinweisen möchte ist, dass ich mich zunächst<br />

im Hintergrund hielt und erst dann in den Vordergrund trat, wenn ich dazu eingeladen<br />

wurde. Weiters respektierte ich es, wenn ich <strong>auf</strong> eine vielleicht etwas heiklere Frage, <strong>auf</strong><br />

die man mir aus welchen Gründen auch immer nicht antworten wollte, auch keine<br />

wirkliche Antwort bekam und bohrte nicht <strong>auf</strong> listige Art und Weise mit anders<br />

formulierten Fragen an diesen Stellen nach. Ich versuchte allerdings sehr wohl Fragen, die<br />

6 Der Unterschied zwischen capitán und comisario liegt darin, dass der capitán der von der comunidad<br />

auserwählte Repräsentant ist, um ihre Interessen zu vertreten und der in der Lösung interner Probleme in der<br />

Lokalität interveniert. Der comisario hingegen ist ein von den lokalen Autoritäten (Regierung) ernannter und<br />

bezahlter Beamter, welcher das Verbindungsstück zwischen der comunidad und den Behörden der lokalen<br />

Regierung und anderen öffentlichen und privaten Einheiten darstellt (Secretaría Pro Tempore 1999:461). Wie<br />

mir Abraham González versicherte ist nicht nur der capitán, sondern auch der comisario immer ein Mitglied<br />

der comunidad (Gespräch am 26.97.2002).<br />

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