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Die gelebte indigene Perspektive auf Entwicklung

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Indigenismo – Aufstieg und Fall einer Indianerpolitik<br />

4.1. Zur Situation der <strong>indigene</strong>n Völker in Lateinamerika – ein<br />

historischer Abriss<br />

Seit Ankunft der Conquistadoren <strong>auf</strong> dem lateinamerikanischen Kontinent lassen sich grob<br />

drei große politische Rahmenbedingungen unterscheiden, die jeweils und ganz spezifisch<br />

die Situation der <strong>indigene</strong>n Völker determiniert haben: das Kolonialsystem, die<br />

Nationalstaaten und die aktuellen <strong>Entwicklung</strong>en hin zu einem multiethnischen und<br />

plurikulturellen Staat. Gerade in Hinblick <strong>auf</strong> Polemisierungen im aktuellen Prozess der<br />

Anerkennung von Rechten indianischer Völker <strong>auf</strong> nationaler Ebene in Lateinamerika, die<br />

sich als gegensätzlich zu einer indigenistischen Politik zeigen, ist es wichtig, sich einige<br />

historische Begebenheiten zu vergegenwärtigen. Nur dann ist es möglich, kritischen<br />

Argumenten entgegen zu treten und ihnen ihre Grundlage zu entziehen, um eine<br />

differenziertere Sichtweise des aktuellen gewaltlosen Kampfes <strong>indigene</strong>r Völker zu<br />

bekommen.<br />

4.1.1. Vielfalt in der Kolonialzeit<br />

Es besteht kein Zweifel, dass sich seit der Invasion der Europäer <strong>auf</strong> dem amerikanischen<br />

Kontinent im Jahre 1492 das Leben der dort lebenden Bevölkerung von Grund <strong>auf</strong><br />

verändert hat. Der Bemächtigungstrieb der Conquistadoren, ihr Wunsch nach Bereicherung<br />

sowie ihre Vorstellung eines Indianers geben Aufschluss über die Motivation des<br />

Verhaltens der Spanier (und Portugiesen) in der ‚Neuen Welt’.<br />

Ohne aber über die vielfachen und diskriminierenden Vernichtungs-, Zwangs- und<br />

Ausbeutungsmechanismen (Genozid, Encomienda-System, tributo indígena,<br />

Missionierung) hinweg zu sehen, lässt sich konstatieren, dass sich unter der spanischen<br />

Krone und den später eingeführten Schutzmaßnahmen ein System erhalten konnte, „das –<br />

zumindest theoretisch gesehen – die innere Struktur der indianischen Gemeinschaften nicht<br />

<strong>auf</strong>gebrochen hatte“. (Kuppe 1998:121). So verfügten die Indianergemeinschaften<br />

vielerorts über die Kontrolle eines kommunalen Bodenbesitzes, sog. resguardos und<br />

sprachen in weiten Teilen des Kontinents ihre indianischen Sprachen.<br />

Das spanische Gesetz sah weiters vor, dass die Indianer in eigenen Dörfern wohnen<br />

sollten, getrennt also von der weißen und der sich bildenden mestizischen Bevölkerung.<br />

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