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Die gelebte indigene Perspektive auf Entwicklung

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Methode und Arbeitsweise<br />

vorgekommen wäre, dass die Guardia Nacional in die betroffenen Dörfer fuhr, um<br />

betroffene Personen abzuführen.<br />

Nilo und Cheo waren sich in der Verurteilung dieser ‚Art’ von AnthropologInnen einig,<br />

denn diese hätten nicht das ‚Recht’, derartig forsch und anmaßend in das Gebiet und Leben<br />

der Indígenas einzugreifen. Innerlich distanzierte ich mich von einem solchen Verhalten,<br />

fand auch ihre Kritik angemessen, nur war es mir leider auch nicht möglich, die<br />

Anschuldigungen nachzuprüfen. Nilo teilte mir später mit, dass er gerade deswegen gerne<br />

mit mir unterwegs wäre und auch hinter meinen Forschungen stehen würde, weil ich mich<br />

‚anders’ verhalten würde und das wäre auch schon einigen der besuchten capitanes<br />

<strong>auf</strong>gefallen.<br />

Bereits während des Gespräches mit Nilo und Cheo musste ich an die Worte Wilberts bei<br />

unserem Treffen in Caracas denken, der mich dar<strong>auf</strong> <strong>auf</strong>merksam machte, dass derzeit die<br />

Situation im Amazonasgebiet für anthropologische Forschungen eine extrem<br />

problematische ist. <strong>Die</strong> Erklärung hierfür liegt in der internationalen Debatte über das<br />

Verhältnis zwischen dem <strong>indigene</strong>n Volk der Yanomami und der Anthropologie.<br />

Ausgelöst wurde die jüngste Kontroverse durch das im Jahr 2000 erschienene Buch<br />

„Darkness in El Dorado: How Scientists and Journalists Devasted the Amazon“ von dem<br />

Anthropologen und ‚Aufdeckungsjournalisten’ Patrick Tierney. <strong>Die</strong> Anschuldigungen<br />

Tierneys sind tiefgreifend, wirft der Autor doch seinen Berufskollegen „mörderische<br />

Praktiken mit den <strong>indigene</strong>n Völkern der Amazonas-Region vor.“ (Stumpf 2001:21). <strong>Die</strong><br />

dargelegten Skandale sind nach Tierney Beweise, dass die Yanomami der Grenzregion<br />

zwischen Venezuela und Brasilien jahrzehntelang als Objekte der Forschung ausgebeutet<br />

und missbraucht wurden und reichen von sexuellem Missbrauch über kriminelle<br />

medizinische Vernachlässigung bis hin zur Verbreitung tödlicher Masernepidemien. Mit<br />

der Untersuchung und Überprüfung der schwer wiegenden Vorwürfe beschäftigt sich die<br />

El Dorado Task Force, eine im Februar 2001 gebildete Kommission der American<br />

Anthropological Association. Unabhängig davon, wie sehr die Anschuldigungen der<br />

Wahrheit entsprechen oder aber auch welche Aspekte in der Analyse Tierneys keine<br />

Berücksichtigung finden, lässt sich mit Stumpf (2001:24) schlussfolgern, dass „die<br />

Beziehungen der ‚Anthros’ mit den Yanomami offensichtlich als gegenseitig tief gestört<br />

angesehen werden [müssen].“ Und ich füge <strong>auf</strong> Grund meiner eigenen Erfahrungen hinzu,<br />

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