25.09.2020 Aufrufe

Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 05 / 2020

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe sechs Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

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| Leben & Wissen<br />

OHNE TERMIN ZUM<br />

DIGITALEN HAUTARZT<br />

Mit der Dermanostic-App sind lange Wartezeiten auf einen Termin beim Hautarzt Vergangenheit<br />

Hautarztdiagnose leicht gemacht: Foto von der Hautveränderung hochladen,<br />

Fragebogen ausfüllen und Therapievorschläge per App erhalten.<br />

Wer eine Hautveränderung bei sich feststellt und daher beim Hautarzt vorstellig<br />

werden möchte, braucht viel Geduld. Hautärzte sind dünn gesät und einen Termin<br />

in naher Zukunft zu erhalten, ist daher meist nicht so einfach. Bis zu einer Diagnose<br />

vergehen entsprechend oft Monate. Dabei kann eine unentdeckte und unbehandelte<br />

Hautkrankheit im schlimmsten Fall Hautkrebs nach sich ziehen.<br />

Für die vier Gründer des Düsseldorfer Startups<br />

Dermanostic ein viel zu hohes Risiko.<br />

Mit einer App sagen Estefania Lang, Patrick<br />

Lang, Alice Martin und Ole Martin daher<br />

dem Krebs den Kampf an. Mit ihrer eigens<br />

dafür entwickelten digitalen Anwendung<br />

wollen sie Patienten helfen, Hautkrankheiten<br />

möglichst schnell zu erkennen und zu<br />

behandeln. <strong>Die</strong>ser telemedizinische Ansatz<br />

von Dermanostic soll eine Alternative zum<br />

Besuch beim Dermatologen sein. Hierbei erhält<br />

der Patient per App innerhalb von 24<br />

Stunden eine ärztliche Diagnose samt Therapieempfehlungen.<br />

Stellt sich nur die Frage,<br />

wie die Anwendung die hohen Hürden,<br />

die digitalen Lösungen im Wege stehen,<br />

überwinden kann.<br />

Ungewöhnliche Gründerkonstellation<br />

weckte<br />

Neugier und Argwohn<br />

<strong>Die</strong> für Gründer eher ungewöhnliche Konstellation<br />

aus zwei Ehepaaren weckte<br />

schnell die Neugier, mehr über das Quartett<br />

und Dermanostic zu erfahren. Auch wenn<br />

sich Mitgründerin Alice Martin über die<br />

mediale Aufmerksamkeit der letzten Monate<br />

freut, erinnert sie sich jedoch durchaus<br />

noch an den Argwohn, der ihnen entgegengebracht<br />

wurde. „<strong>Die</strong> Investorensuche erwies<br />

sich als schwieriger als ursprünglich<br />

angenommen. Wir wurden nahezu täglich<br />

gefragt, wie wir es schaffen wollen, Familie<br />

und Startup unter einen Hut zu bekommen”,<br />

erinnert sich Martin.<br />

<strong>Die</strong> Zusammensetzung des Gründerteams<br />

schreckte zwar auch einige potenzielle<br />

Geldgeber ab, andere waren jedoch genau<br />

davon fasziniert. So war Markus von Blomberg,<br />

selbst Familienvater und Unternehmer,<br />

von der Dynamik des Teams begeistert.<br />

Dass die ehemaligen Ärzte ihren Markt<br />

genau kennen und so in der Lage sind, auf<br />

die Bedürfnisse von Patienten und Ärzten<br />

einzugehen, beeindruckte ihn zusätzlich.<br />

Seine Überzeugung setzte er dann auch in<br />

den nächsten Wochen in die Tat um und<br />

besorgte drei weitere Investoren. So konnten<br />

sich die Gründer bereits in der ersten<br />

Finanzierungsrunde über eine Endsumme<br />

von zwei Millionen Euro freuen. Damit<br />

konnten sie ihr Team erweitern und ihr<br />

Foto: Blue Planet Studio– stock.adobe.com<br />

Geschäftsmodell zügig weiterentwickeln.<br />

Der Erfolg zeigte sich jedoch nicht nur in finanzieller<br />

Hinsicht. Auch bei diversen Wettbewerben<br />

hatte das Gründerquartett die<br />

Nase vorn. Beim Wettbewerb „NRW – <strong>Wirtschaft</strong><br />

im Wandel“ zum Beispiel konnten sie<br />

als einer von elf Preisträgern die Auszeichnung<br />

von NRW-<strong>Wirtschaft</strong>sminister Prof. Dr.<br />

Andreas Pinkwart entgegennehmen. Beim<br />

ersten bundesdeutschen Digitaltag, bei dem<br />

jeweils drei Kandidaten aus den vier größten<br />

Städten Deutschlands zum Pitch antreten,<br />

war das Gründerteam ebenfalls erfolgreich.<br />

Hier konnten sie sogar den Preis für das<br />

beste Startup aus dem Rheinland erringen.<br />

Überreicht wurde der Preis von Unternehmer,<br />

Autor und Investor Frank Thelen.<br />

Patienten gehen<br />

durchschnittlich fünfmal<br />

im Leben zum Hautarzt<br />

In Deutschland suchen Patienten im Laufe<br />

ihres Lebens durchschnittlich lediglich<br />

fünfmal krankheitsbedingt einen Hautarzt<br />

auf. Und die meisten können sich nicht mal<br />

mehr an den Verlauf des letzten Besuches<br />

erinnern. Was sich für den Laien erstaunlich<br />

wenig anhört, wundert Alice Martin<br />

allerdings nicht wirklich: „<strong>Die</strong>se niedrige<br />

Zahl ist alles andere als ungewöhnlich.<br />

Wenn es um die Haut geht, tendieren viele<br />

Menschen dazu abzuwarten – und das, obwohl<br />

jeder Mensch im Laufe seines Lebens<br />

durchschnittlich mindestens fünf Hautveränderungen<br />

feststellt, die eine Behandlung<br />

erfordern. Zudem handelt es sich laut<br />

WHO bei einer von drei Krebsdiagnosen um<br />

Hautkrebs. Viele Patienten unterschätzen<br />

schlichtweg die Gefahr, der sie sich aussetzen,<br />

wenn sie eine Hautveränderung nicht<br />

rechtzeitig behandeln.“<br />

Aber warum suchen Patienten trotz festgestellter<br />

Hautveränderungen so selten einen<br />

Dermatologen auf? Ist es Ignoranz oder<br />

einfach Prokrastination, also das Aufschieben<br />

von Dingen? Oder ist es gar fehlendes<br />

Gesundheitsbewusstsein? Wahrscheinlich<br />

kommen hier mehrere Faktoren zusammen.<br />

Einer der Gründe könnte sein, dass<br />

Dermatologen im Vergleich zu Hausärzten,<br />

52 www.diewirtschaft-koeln.de

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