Stahlmarkt 09/2020
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Branche im Fokus<br />
Industrie & Technologie<br />
dem Niveau des Vorjahres. Beeinträchtigt<br />
durch den Handelskonflikt mit<br />
den USA und die höheren Rohmaterialkosten<br />
sank der Exportanteil auf 6,6<br />
Prozent (2018: 7,4 Prozent)«, so der<br />
VDMA. Infolge der Verschärfung von<br />
Emissionsgrenzwerten und Schritten<br />
zur Konsolidierung des Marktes wurden<br />
demnach bereits über 150 Millionen<br />
Tonnen Produktionskapazität im<br />
Vergleich zu 2015 stillgelegt. Da sich<br />
auch die Nachfrage aus dem Bausektor<br />
günstig entwickelt habe, sei die<br />
Auslastung der chinesischen Stahlwerke<br />
von 73 Prozent (2018) auf 78 Prozent<br />
(2019) gestiegen.<br />
Neben der Bereinigung von Kapazitäten<br />
habe der chinesische Staat<br />
auch Anreize zur Modernisierung bestehender<br />
Werke und zur Verlegung<br />
von Standorten in Küstenregionen<br />
gesetzt. Die Anlagenbauer könnten<br />
durch Aufträge für besonders ressourcenschonende<br />
Anlagen von diesen<br />
Maßnahmen profitieren.<br />
Indien – Zweitgrößter Stahlhersteller<br />
vor Japan und den USA<br />
Durch den von der Regierung forcierten<br />
Kapazitätsausbau ist Indien zum<br />
weltweit zweitgrößten Rohstahlproduzenten<br />
vor Japan und den USA aufgestiegen.<br />
»2019 hat sich die Produktion<br />
um circa 1,8 Prozent gegenüber 2018<br />
auf ein Volumen von 111 Millionen<br />
Tonnen erhöht. Begünstigt durch das<br />
erwartete Wirtschaftswachstum und<br />
staatliche Infrastrukturprogramme ist<br />
auch in den kommenden Jahren mit<br />
einer dynamischen Entwicklung des<br />
indischen Marktes zu rechnen«, prognostiziert<br />
der VDMA. Die Hütten- und<br />
Walzwerksbauer könnten daher weiterhin<br />
auf Aufträge aus Indien hoffen.<br />
Sonstiges Asien – Impulse vor<br />
allem aus Südostasien<br />
»Die Rohstahlproduktion in Japan ist<br />
2019 um 3,8 Prozent zurückgegangen,<br />
während sie in Südkorea um 1,9<br />
Prozent anstieg«, so der VDMA. Vor<br />
allem in Japan werde langfristig mit<br />
einem weiteren Rückgang der Stahlnachfrage<br />
und mit entsprechenden<br />
Kapazitätsanpassungen gerechnet.<br />
Höhere Auftragseingänge erhoffen<br />
sich die Hütten- und Walzwerksbauer<br />
ferner aus den noch kleinen, jedoch<br />
rasant wachsenden Märkten Vietnam,<br />
Indonesien und Malaysia.<br />
Nordamerika – Abschwung in<br />
der US-Stahlindustrie erwartet<br />
Nach einem Wachstum um 6,1 Prozent<br />
(2018) stieg die Stahlproduktion<br />
in den USA nach Informationen des<br />
VDMA im vergangenen Jahr nur noch<br />
leicht um 1,5 Prozent auf 88 Millionen<br />
Tonnen. Die Produktion in den<br />
wesentlich kleineren Märkten Mexiko<br />
und Kanada sei sogar rückläufig gewesen.<br />
Marktbeobachter gehen davon<br />
aus, dass es perspektivisch auch<br />
in der US-Stahlindustrie zu einem<br />
Abschwung kommen könnte. Die aktuelle<br />
Kapazitätsauslastung liege dort<br />
bei nur 69 Prozent, so der VDMA.<br />
Gründe für diese niedrige Quote seien<br />
zum einen die in den beiden vergangenen<br />
Jahren erfolgten umfangreichen<br />
Investitionen in neue Werke,<br />
zum anderen die schwache Nachfrage<br />
aus der Automobilindustrie, die gut<br />
30 Millionen Tonnen Stahl pro Jahr<br />
verarbeite.<br />
Europa – Chancen durch<br />
Investitionen in klimaneutrale<br />
Prozesse und Anlagen<br />
»Die Rohstahlproduktion in Europa<br />
fiel 2019 um rund 3 Prozent auf 225<br />
Millionen Tonnen, wobei die Kapazitäten<br />
zu 72 Prozent ausgelastet waren«,<br />
so der VDMA. Marktbeobachter<br />
erwarteten, dass die Produktion langfristig<br />
weiter sinken werde. Die Exportnachfrage<br />
sei generell schwach,<br />
gleichzeitig nähmen die Importe aus<br />
Drittmärkten zu. Eine hohe private<br />
und öffentliche Verschuldung, eskalierende<br />
Handelskonflikte und die<br />
aus dem Brexit erwachsenden Unsicherheiten<br />
für das zukünftige Verhältnis<br />
von EU und Großbritannien<br />
stellten weitere Belastungen für den<br />
europäischen <strong>Stahlmarkt</strong> dar.<br />
Angesichts der ambitionierten<br />
EU-Klimaziele, erheblicher Überkapazitäten<br />
und hoher Kosten für wichtige<br />
Produktionsfaktoren wie Energie und<br />
Arbeit ist dem VDMA zufolge innerhalb<br />
der EU nicht mit der Vergabe<br />
großer Neubauprojekte im laufenden<br />
Jahr zu rechnen. Chancen für den Anlagenbau<br />
ergäben sich vielmehr durch<br />
Investitionen, die es den Betreibern<br />
ermöglichten, CO 2 -Emissionen dauerhaft<br />
zu senken. Die Entwicklung neuer,<br />
emissionsarmer Technologien, die<br />
neben der Verwendung von alternativen<br />
Einsatzstoffen auch die direkte<br />
Vermeidung von Kohlenstoff zum Ziel<br />
haben, sei im aktuellen Marktumfeld<br />
mehr denn je gefragt.<br />
GUS – Investitionen für<br />
Qualitäts- und Effizienzsteigerung<br />
stehen im Fokus<br />
Die Rohstahlproduktion in den Staaten<br />
der GUS erreichte laut VDMA 2019<br />
ein Volumen von knapp 80 Millionen<br />
Tonnen. Experten erwarten, dass die<br />
vor Kurzem gestarteten staatlichen<br />
Programme zur Förderung des Bausektors<br />
– dieser nimmt in Russland allein<br />
70 Prozent der Stahlproduktion<br />
ab – die Nachfrage temporär erhöhen<br />
könnte. Hingegen werde der Bedarf<br />
an Stahl im Automobilsektor voraussichtlich<br />
weiter abnehmen, heißt es.<br />
Innovationsfähigkeit und<br />
Angebote für mehr Nachhaltigkeit<br />
werden wichtiger<br />
»In einem herausfordernden Marktumfeld<br />
müssen sich die im VDMA<br />
organisierten Hütten- und Walzwerksbauer<br />
vor allem mit Hilfe ihrer Innovationstärke<br />
behaupten«, betont der<br />
VDMA. Die Unternehmen seien gefordert,<br />
Lösungen für eine flexible und<br />
kosteneffiziente Produktion zu entwickeln<br />
und überzeugende Konzepte<br />
für ein integriertes Qualitätsmanagement<br />
vorzulegen. Um ihren Kunden<br />
auch innovative digitale Lösungen<br />
anbieten zu können, investiere die<br />
Branche in Kompetenzfelder wie das<br />
maschinelle Lernen, die Datenanalyse<br />
und das Cloud-Computing und kombiniere<br />
diese Fähigkeiten mit bereits<br />
bestehendem Prozesswissen.<br />
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<strong>09</strong> | <strong>2020</strong> 29