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Leben mit - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter

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PSYCHOLOGIE<br />

Psychotherapie-Gruppen für Kinder und<br />

Jugendliche <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> (1)<br />

Rosa Borbonés<br />

Übersetzung aus dem Spanischen: Carlota Schatz<br />

Das SSEE (ein Team des spanischen <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Vereins in Barcelona – La Fundació<br />

Catalana Síndrome de <strong>Down</strong> – das die Entwicklung von Kindern im Schulalter<br />

begleitet), organisiert Psychotherapie-Gruppen für Kinder und Jugendliche <strong>mit</strong><br />

<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>, um sie bei der Entwicklung ihres Selbstbildes zu unterstützen.<br />

Die Psychotherapie-Gruppe bietet eine gute Möglichkeit, Aspekte eines Selbstkonzeptes<br />

zu erarbeiten.<br />

Anhand von praktischen Beispielen zeigt der Artikel auf, in welcher Weise interveniert<br />

wird, wie der psychotherapeutische Ansatz ist und welchen Beitrag die Kinder<br />

und Jugendlichen selbst leisten. Es werden Schlüsselelemente beschrieben, die für<br />

die Identitätsbildung wichtig sind.<br />

Die Arbeit in den Psychotherapie-<br />

Gruppen wurde bei der VIII. Internationalen<br />

<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Tagung<br />

in Barcelona am 15. und 16. Mai<br />

2003 von Rosa Borbonés vorgestellt.<br />

Anschließend erschienen in den<br />

Ausgaben von November 2003 und<br />

März 2004 der Zeitschrift „Revista<br />

Médica Internacional sobre el Síndrome<br />

de <strong>Down</strong>“, herausgegeben<br />

von der Fundació Catalana Síndrome<br />

de <strong>Down</strong>, zwei Beiträge zu diesem<br />

Thema.<br />

Schlüsselworte:<br />

Selbstkonzept. Psychotherapie-<br />

Gruppen. Identität. <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>.<br />

Bild in der Gesellschaft.<br />

Wir danken der Fundació Catalana<br />

Síndrome de <strong>Down</strong> für die freundliche<br />

Genehmigung, diese Artikel in<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> veröffentlichen<br />

zu dürfen.<br />

22 <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> Nr. 50, Sept. 2005<br />

Das SSEE arbeitet seit ca. zehn Jahren<br />

<strong>mit</strong> Psychotherapie-Gruppen<br />

für Kinder und Jugendliche <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<br />

<strong>Syndrom</strong>. Diese Arbeit ist entstanden<br />

aus einer neuen Auffassung, die man<br />

heute von Menschen <strong>mit</strong> psychischer<br />

Behinderung hat und die von folgendem<br />

Gedanken getragen wird: Die Person<br />

<strong>mit</strong> Behinderung handelt und denkt als<br />

aktives Subjekt. Sie hat die Fähigkeit zu<br />

begreifen, sich selbst zu verstehen, und<br />

kann über das, was in ihrem un<strong>mit</strong>telbaren<br />

<strong>Leben</strong> geschieht, nachdenken<br />

und sprechen. Trotzdem ist die Kenntnis<br />

von sich selbst erst im Aufbau begriffen,<br />

ist intuitiv und oft unklar. Nur<br />

<strong>mit</strong> Hilfe von Worten kann sie verdeutlicht<br />

werden. Deswegen muss an diesem<br />

Selbstbild gearbeitet werden. Bis<br />

vor kurzem wurde dieser Aspekt in der<br />

Erziehung und im Entwicklungsprozess<br />

von Menschen <strong>mit</strong> Behinderung vollkommen<br />

ausgeklammert.<br />

Diese Menschen wussten wenig über<br />

sich selbst (wer sie sind, was sie machen,<br />

wohin sie gehen), während die<br />

Umgebung sich zurückhielt. Man erwartete<br />

von ihnen, dass sie reif wurden<br />

und Zugang zur Welt der Erwachsenen<br />

fanden, enthielt ihnen aber gewisse<br />

Teilbereiche vor.<br />

Aus diesem Blickwinkel heraus greift<br />

das SSEE ein, um den Aufbauprozess<br />

des Selbstkonzeptes zu begünstigen.<br />

Der Begriff „Behinderung“ im Laufe<br />

der Geschichte<br />

Nach C. Lepri hat sich der Begriff „Behinderung“<br />

im Laufe der Geschichte<br />

verändert. Das Bild eines Menschen <strong>mit</strong><br />

Behinderung war zur Zeit der Römer<br />

das eines Monsters der Natur. Im Mittelalter<br />

glaubte man überwiegend, dass<br />

Behinderung eine Folge von Sünde sei.<br />

Um 1600 n. Chr. verliert die Religion an<br />

Bedeutung und man beginnt einen Menschen<br />

zu sehen, für den man sich interessiert<br />

und den man umsorgt. Sein Bild<br />

in der Gesellschaft ist das eines Wilden,<br />

den es zu erziehen und zu normalisieren<br />

gilt. Mit der Industrialisierung taucht<br />

der Gedanke des gefährlichen Kranken<br />

auf, und die Behinderung wird <strong>mit</strong> einer<br />

Bewusstseinsstörung oder <strong>mit</strong> einer<br />

Neigung zu Straftaten verwechselt. Lepri<br />

ist der Meinung, dass das Bild eines

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