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Leben mit - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter

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sollte uns dazu anspornen, dass wir, <strong>mit</strong><br />

seiner/ihrer Teilnahme – so weit möglich<br />

– die Vormundschaft unseres Kindes<br />

beschließen für die Zeit, wenn die<br />

Eltern nicht mehr leben. Ein Geschwister<br />

oder ein anderes Familien<strong>mit</strong>glied<br />

wäre die wünschenswerteste Option,<br />

aber wenn das nicht möglich ist, können<br />

wir uns an soziale Einrichtungen wenden,<br />

die es unter verschiedenen Namen<br />

in jedem Land gibt.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen,<br />

dass es für Familien, die ihrem Sohn<br />

oder ihrer Tochter ein <strong>Leben</strong> voller Qualität<br />

garantieren wollen, in jedem Fall<br />

die beste Strategie ist:<br />

ihm/ihr zu helfen, jeden Tag etwas<br />

selbstständiger zu werden,<br />

ihm/ihr die Gelegenheit zu geben, immer<br />

öfter Entscheidungen zu treffen,<br />

ihn/sie in allem zu unterstützen, was<br />

darauf abzielt, das eigene „<strong>Leben</strong>sprojekt“<br />

zu gestalten und zu entwickeln.<br />

Die EDSA-Broschüre wurde in Zusammenarbeit<br />

<strong>mit</strong> ASNIMO, der Balearischen<br />

<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Vereinigung, herausgegeben.<br />

Arbeitsteam:<br />

Ingrid Fröhlich (Österreich), Richard<br />

Bonjean und Jean A. Rondal (Belgien),<br />

Jean P. Champeaux (Frankreich), Monique<br />

Randel und Cora Halder (Deutschland),<br />

Erik de Graaf und Cees Zuithoff<br />

(Niederlande), Pat Clarke (Irland),<br />

Anna Contardi (Italien), Mireille Hinkel<br />

(Luxemburg), John Peel (Malta), Ewa<br />

Danielewska (Polen), Maria Sustrova<br />

(Slowakische Republik), Caty Trias und<br />

Juan Perera (Spanien), Sue Buckley<br />

(GB), Maria Vislan (Rumänien), Natalia<br />

Rigina (Russland).<br />

Pearl, „unser Chinesenmädchen“,<br />

ist tot<br />

Nach langer Zeit bekamen wir Anfang<br />

Mai wieder eine E-Mail aus<br />

China von Phoenix Zheng, dem Vater<br />

von Pearl (wir berichteten über Pearl<br />

schon in <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>,<br />

Nr. 43).<br />

Er schrieb, dass Pearl gerade an<br />

ihrem komplexen Herzfehler operiert<br />

worden war – ohne Operation hätte, laut<br />

Auskunft der Ärzte, Pearl nur noch ein<br />

Jahr leben können. Aber die OP wäre<br />

<strong>mit</strong> vielen Risiken verbunden und wäre<br />

in China noch nie <strong>mit</strong> Erfolg durchgeführt<br />

worden, sogar in den besten internationalen<br />

Herzkliniken würden nur 40<br />

Prozent der Patienten diese spezielle OP<br />

erfolgreich überstehen.<br />

Wie groß war die Freude, als es nach<br />

der Operation so aussah, als ob Pearl<br />

das Ganze gut überstanden hat. Da<br />

schickte Phoenix uns ganz glücklich einige<br />

Fotos von Pearl.<br />

Aber nach zwei weiteren Tagen kam<br />

dann die traurige Nachricht: Pearl sei<br />

plötzlich gestorben.<br />

Uns hat diese Nachricht sehr betroffen<br />

gemacht. Die Eltern von Pearl hatten<br />

sich von Anfang an für ihr Kind entschieden.<br />

Sie hatten Pearl nicht, wie das<br />

bei Babys <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> in China<br />

noch immer üblich ist, in der Klinik gelassen<br />

und sie in die Obhut des Staates<br />

gegeben, sondern sie nahmen Pearl <strong>mit</strong><br />

nach Hause. Sie setzen sich durch gegen<br />

die Empfehlungen der Ärzte und auch<br />

gegen den Willen der eigenen Verwandten,<br />

bei denen sie anfangs auf viel Un-<br />

AUSLAND<br />

Pearl nach der<br />

Herzoperation,<br />

zusammen <strong>mit</strong><br />

ihrer Familie,<br />

dem Arzt und<br />

einer Krankenschwester<br />

verständnis stießen.<br />

Der Vater informierte sich im Internet<br />

über <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> und suchte<br />

moralische Unterstützung bei uns. Auch<br />

war es uns möglich, ihm Informationen<br />

auf Chinesisch zukommen zu lassen. Die<br />

Eltern versuchten, Pearl so gut wie möglich<br />

zu fördern.<br />

Als sich herausstellte, dass Pearl einen<br />

Herzfehler hatte, gaben die Eltern<br />

nicht auf, bis sie eine Klinik fanden, die<br />

die Operation durchführen würde. Nicht<br />

einfach in einem Land wie China, wo die<br />

<strong>Leben</strong>srechte von Menschen <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<br />

<strong>Syndrom</strong> kaum zählen. Und ist es umso<br />

trauriger, dass Pearl nicht weiterleben<br />

konnte.<br />

Trotzdem hat die Familie Phoenix<br />

Zheng ein Zeichen gesetzt. Innerhalb<br />

der Verwandtschaft, bei den Freunden<br />

und Bekannten im Dorf hat es ein Umdenken<br />

gegeben, Pearl wurde akzeptiert<br />

und man nahm Anteil an ihrem <strong>Leben</strong>.<br />

Auch das Personal im Krankenhaus<br />

ging liebevoll <strong>mit</strong> Pearl um. Vielleicht<br />

hat Pearl so in ihrem kurzen <strong>Leben</strong> einiges<br />

bewirken können.<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> Nr. 50, Sept. 2005 59

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