Leben mit - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter
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Die beste Einstellung, die Eltern <strong>mit</strong> einem<br />
Kind <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> entwickeln<br />
können, bedeutet nicht, die Situation<br />
herunterzuspielen oder sich vor<br />
der Welt zu verstecken oder sich eine<br />
Schuld zuzuschieben oder sich vor einer<br />
ungewissen Zukunft zu fürchten. Die beste<br />
Einstellung bedeutet, sich der Situation<br />
<strong>mit</strong> Gelassenheit und Normalität zu<br />
stellen, gestützt auf die Gewissheit, dass<br />
viele Menschen <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> und<br />
ihre Familien ein <strong>Leben</strong> genießen, das<br />
genauso glücklich oder glücklicher ist<br />
als jenes der anderen Menschen.<br />
2. Das <strong>Leben</strong> zu<br />
Hause<br />
Die Familie ist der erste und wichtigste<br />
Bezugspunkt des Menschen <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong> während seiner frühen Kindheit<br />
und eines großen Teils seiner Zukunft.<br />
Das bedeutet unter anderem, dass<br />
die Haltung der Familie, die Qualität des<br />
Zusammenlebens und die Art des Umgangs<br />
<strong>mit</strong> der Person <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
ihre Autonomie und Selbstbestimmung<br />
im Erwachsenenleben fördert<br />
oder eben nicht.<br />
Es ist logisch, dass wir zuerst denken,<br />
dass die Person <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
besondere Bedürfnisse hat und<br />
deshalb mehr Schutz braucht. Mit dieser<br />
Einstellung beschränken wir jedoch<br />
die Gelegenheiten, die das Kind <strong>mit</strong><br />
<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> haben wird, um für sich<br />
selbst zu lernen, Fehler zu machen, Entscheidungen<br />
zu treffen. Ist ein <strong>Leben</strong> ohne<br />
Irrtümer, ohne Entscheidungen zu<br />
treffen oder ohne Risiken vorstellbar?<br />
Unsere Interessen als Eltern bringen<br />
uns oft in Konflikt <strong>mit</strong> den Interessen<br />
unseres Sohnes oder unserer Tochter<br />
<strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> und wenn immer<br />
möglich müssen wir sicherstellen, dass<br />
er oder sie <strong>mit</strong> denselben Möglichkeiten<br />
lebt wie die Geschwister und die anderen<br />
Kinder und Jugendlichen ihres Alters.<br />
Das heißt aber nicht, dass man die<br />
Bedürfnisse der Person vernachlässigt,<br />
sondern dass man ihnen Unterstützung<br />
gibt, da<strong>mit</strong> sie in ihrem zukünftigen <strong>Leben</strong><br />
so autonom wie möglich werden.<br />
Die Förderung der Autonomie und<br />
Selbstbestimmung der Person <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong> verhilft nicht nur zu einer bes-<br />
seren <strong>Leben</strong>squalität für die Person <strong>mit</strong><br />
<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>, sondern auch für die<br />
Familie (größere Unabhängigkeit für die<br />
Eltern, besseres Klima für Beziehungen<br />
und bessere Vorbereitung für die Zukunft).<br />
In diesem Sinne müssen wir die Art<br />
des Umgangs <strong>mit</strong> unserem Kind <strong>mit</strong><br />
<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> im Vergleich zu seinen<br />
Geschwistern genau abwägen, und<br />
zwar ist für beide Teile wichtig, dass es<br />
so ähnlich wie möglich sein sollte. Wenn<br />
das Kind <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> zu sehr<br />
überbehütet wird, so kann das leicht ein<br />
Gefühl von Ungerechtigkeit bei den Geschwistern<br />
hervorrufen (besonders<br />
wenn sie noch jung sind), was für sie wie<br />
auch für die Familien schädlich sein<br />
kann.<br />
Wenn es gewünscht wird, können<br />
sowohl Organisationen für Menschen<br />
<strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> und ihre Familien<br />
wie auch Zentren für Orientierung und<br />
Familientherapie den Eltern Orientierung<br />
bieten und ihnen eine Einschätzung<br />
geben über die Art, wie sie ihre<br />
Einstellungen, die Erziehung und die<br />
Behandlung der Person <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
und deren Geschwister regeln, und<br />
wie sie sich außerdem Konflikten zu<br />
Hause stellen und sie lösen.<br />
Schließlich sind hier einige Schlüsselaspekte<br />
für die Erziehung von Menschen<br />
<strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>, die zu Hause<br />
leben:<br />
Körperpflege, Hygiene, Anziehen etc.<br />
lehren<br />
Teilnahme an wesentlichen häuslichen<br />
Pflichten (das Zimmer putzen, das Bett<br />
machen, aufräumen, die Garderobe aufräumen,<br />
Kleider zusammenlegen, einfache<br />
Mahlzeiten machen, etc.)<br />
Sexuelle und affektive Erziehung (Umgang<br />
<strong>mit</strong> Gefühlen, Beratung und Orientierungshilfe<br />
für angemessenes sexuelles<br />
Verhalten, etc.)<br />
Stimulierung von Berufs- und Arbeitsinteressen<br />
Förderung des Interesses für Freizeitaktivitäten<br />
und Hobbys<br />
Gelegenheiten für soziale Interaktion<br />
<strong>mit</strong> anderen Personen innerhalb und<br />
außerhalb der Familieneinheit ermöglichen<br />
Fähigkeiten zur Problemlösung lehren<br />
(Situationen beschreiben, Alternativen<br />
entwickeln, Konsequenzen beurteilen<br />
und Entscheidungen treffen)<br />
Moralische Werte lehren (Ehrlichkeit,<br />
Verantwortung, etc.)<br />
FAMILIE<br />
edsa<br />
EUROPEAN<br />
DOWN SYNDROME<br />
ASSOCIATION<br />
Was ist EDSA?<br />
EDSA ist eine gemeinnützige internationale<br />
Organisation, die folgende<br />
Ziele hat:<br />
Die Unterstützung aller Aktionen<br />
und Bemühungen, die zum Wohle<br />
der Menschen <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
beitragen, gemäß jener Rechte, die<br />
ihnen durch ihre jeweilige Verfassung,<br />
durch die Menschenrechtserklärung<br />
und die Rechte für Menschen<br />
<strong>mit</strong> Behinderung der Vereinten<br />
Nationen verliehen wurden,<br />
ebenso durch das Europäische Abkommen,<br />
das sich auf den Schutz<br />
von grundlegenden Rechten und<br />
Freiheiten bezieht.<br />
Die Förderung des Wohlergehens<br />
von Menschen <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
auf jede mögliche Art und<br />
Weise und in jedem Bereich und in<br />
jedem Aspekt des <strong>Leben</strong>s: Gesundheit,<br />
Bildung, Persönlichkeit, Autonomie<br />
und Integration in die Gesellschaft,<br />
entsprechend den Vorstellungen<br />
und Fähigkeiten des Einzelnen.<br />
Die Ermutigung aller wissenschaftlichen<br />
Bemühungen in Richtung<br />
Weiterentwicklung und Verbesserung<br />
der medizinischen Versorgung,<br />
Bildung, Rehabilitation,<br />
Berufsausbildung, Arbeitsplatz,<br />
Freizeit und unabhängiges Wohnen.<br />
Die Förderung der Interessen<br />
von Personen <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
durch das Sicherstellen aller notwendigen<br />
Ressourcen, Unterstützungen<br />
und Dienste, die diesem Ziel dienen.<br />
Die Schaffung einer Verbindung<br />
zwischen allen Menschen <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>, ihren Familien, Freunden<br />
und Organisationen bzw. Vereinen.<br />
Artikel 3/ EDSA-Satzung<br />
Website:<br />
www.edsa.down-syndrome.org<br />
E-Mail des Generalsekretärs:<br />
edsa.secretary@gmail.com<br />
<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> Nr. 50, Sept. 2005 55