22.12.2012 Aufrufe

Leben mit - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter

Leben mit - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter

Leben mit - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

POSTERKAMPAGNE<br />

Dürfen „die appels“ auch auf das Bild?<br />

Fotoshooting <strong>mit</strong> Felicitas und Tassilo Woll<br />

Endlich das erste Fotoshooting! Fast<br />

hatten wir den Mut schon aufgegeben,<br />

entweder waren die Promis nicht<br />

greifbar oder konnte der Fotograf nicht.<br />

Aber Mitte Juni gab es gleich zwei Fototermine<br />

innerhalb einer Woche.<br />

Das erste Fotoshooting für unsere<br />

Kampagne war das <strong>mit</strong> Felicitas und<br />

Tassilo Woll. Wir hatten uns sehr gefreut,<br />

als sich Felicitas meldete und<br />

spontan erklärte, sie würde gern bei unserer<br />

Posteraktion <strong>mit</strong>machen – natürlich<br />

am liebsten zusammen <strong>mit</strong> ihrem<br />

kleinen Bruder Tassilo. Perfekt, fanden<br />

wir.<br />

Irgendwo außerhalb Kassel, wo die<br />

Familie Woll ziemlich abgelegen auf<br />

dem Land wohnt, trafen wir uns, der Fotograf<br />

Darius Ramazani und seine Assistentin,<br />

eine Visagistin und eine Stylistin.<br />

Auch Olivier Diehr, einer unserer Kreativen<br />

von Heye, war bei diesem ersten<br />

Shooting <strong>mit</strong> dabei, gab es doch wichtige<br />

Dinge <strong>mit</strong> dem Fotografen zu besprechen.<br />

Und weil wir alle schon am Vorabend<br />

dort waren, konnten wir uns<br />

auch über <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> unterhalten.<br />

Ich freute mich über das Interesse der<br />

anderen. Auch die Tatsache, dass sie alle<br />

diesen Job kostenlos machten, zeigte,<br />

dass ihnen am Thema etwas lag.<br />

Bevor am nächsten Morgen <strong>mit</strong> dem<br />

eigentlichen Shooting angefangen werden<br />

konnte, musste eine Reihe Vorbereitungen<br />

getroffen werden. Eine Wand<br />

aus weißem Papier wurde aufgebaut,<br />

Lampen hingestellt und aufgehängt, die<br />

Visagistin baute ihren Schminktisch auf,<br />

die Stylistin brauchte ein ganzes Zimmer<br />

für die Klamotten und stellte immer<br />

neue Kleiderkombinationen zusammen.<br />

Felicitas musste mal dies, mal das anziehen,<br />

wurde geschminkt und frisiert<br />

und das alles bei der Hitze – fast 30 Grad<br />

war es an dem Tag heiß. Graciella, eine<br />

Schwester von Felicitas und Tassilo, versorgte<br />

uns alle <strong>mit</strong> Essen und Trinken.<br />

Ja, und dann war da Tassilo, der<br />

während dieser ganzen Zeit bei Laune<br />

gehalten werden musste, z.B. <strong>mit</strong> Hilfe<br />

seiner beiden Lieblingskasperles, die er<br />

liebevoll „appels“ nennt, oder <strong>mit</strong> einer<br />

Mundharmonika oder <strong>mit</strong> einer ganz<br />

speziellen Musikkassette ...<br />

Alle diese Utensilien brauchte er<br />

auch beim Fotoshooting, denn ihm<br />

konnte man natürlich nicht sagen:<br />

„Setzt dich mal hin, kuck mal in die Kamera,<br />

bisschen links, rechts ...“ Das<br />

funktionierte so nicht. Felicitas musste<br />

sich allerlei Tricks einfallen lassen, um<br />

Tassilo bei der Stange zu halten. Und<br />

Darius musste sehr geduldig sein und<br />

flexibel <strong>mit</strong> seiner Kamera. Da mussten<br />

Pausen eingelegt werden, gerade als<br />

man dachte, jetzt, jetzt haben wir es<br />

gleich. Denn dann fiel Tassilo ein, er<br />

könne doch mal aus dem Raum gehen,<br />

die Tür hinter sich zumachen, dann wieder<br />

anklopfen, auf ein „Herein“ warten<br />

und wieder hineinkommen, nicht als<br />

Tassilo, sondern als Opa, „ich Opa!“. Es<br />

dauerte dann eine Weile, bis sich der<br />

Opa davon überzeugen ließ, dass er jetzt<br />

wieder Tassilo sei.<br />

Als ihm aufgefallen war, wie man<br />

sich in die Papierwand hineinfallen lassen<br />

konnte, <strong>mit</strong> der Folge, dass die<br />

Wand dann ein schönes Loch hatte, war<br />

er kaum mehr zu halten ...<br />

Aber am Schluss war es geschafft<br />

und alle waren zufrieden. Und wenn<br />

man jetzt das schöne Poster sieht, weiß<br />

ich, das stimmt so: Ein kleiner Bruder<br />

<strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> ist manchmal echt<br />

die Hölle, aber ... meistens ist er zum<br />

Knuddeln!<br />

Ich hatte viel Zeit, mich <strong>mit</strong> den Eltern<br />

von Felicitas und Tassilo zu unterhalten,<br />

waren wir beim Shooting eher<br />

Störfaktoren und durften uns nicht einmischen.<br />

Der Familie Woll danke ich für ihre<br />

Gastfreundlichkeit und ihre unkomplizierte,<br />

selbstverständliche Art, uns bei<br />

der Posteraktion zu unterstützen.<br />

Vor allem natürlich Dank an Felicitas<br />

und Tassilo. Ihr wart Spitze!<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> Nr. 50, Sept. 2005 7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!