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HR Today 3 2020

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Praxis Lego Serious Play<br />

Denken, bauen,<br />

Geschichten erzählen…<br />

Zu oft setzen Firmen auf Stelleninserate, die im klassischen Print und auf Unternehmenswebseiten<br />

ein trostloses Dasein fristen. Jüngere Bewerbende möchten aber anders<br />

angesprochen werden. Der Trend geht dabei zum «Recruitainment», zur spielerischen<br />

Unterhaltung im Recruitingprozess. Beispielsweise mit Lego Serious Play<br />

Text: Dejan Popovic<br />

Dejan Popovic ist Unternehmer,<br />

Spielmacher<br />

und Zukunftsgestalter<br />

bei DoDifferent,<br />

Trainer und<br />

Facilitator für die Lego-Serious-Play-Methode<br />

und Mitglied<br />

bei TheSeriousPlayer.<br />

com, einem Netzwerk<br />

von Facilitatoren. Er<br />

hat bisher 58 Lego-Serious-Play-Workshops<br />

mit 880 Teilnehmenden<br />

durchgeführt.<br />

Dabei wurden<br />

10 560 verschiedene<br />

Modelle erstellt und<br />

1 896 000 Legosteine<br />

verbaut.<br />

38 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong><br />

Verborgenes sichtbar machen, ist das Prinzip von Lego Serious<br />

Play (LSP), einer Methode, mit der Recruiter Einsichten in die<br />

Psyche von Bewerbenden erhalten. Je mehr Übungen ein Kandidat<br />

macht, desto ehrlicher, authentischer und intuitiver verhält<br />

er sich im Interview. Er kann sich nicht lange verstellen:<br />

So lässt sich auch der Mensch hinter einem Bewerbungsdossier<br />

besser erkennen. Bei klassischen Bewerbungsverfahren<br />

bereiten sich Kandidaten dagegen oft nach einem 08/15-<br />

Schema vor und erscheinen entsprechend geübt zum Bewerbungsgespräch.<br />

Das Motivationsschreiben, der Lebenslauf, die<br />

Arbeitszeugnisse und das Interview fliessen bei der Beurteilung<br />

eines Kandidaten zwar ein, ermöglichen aber keine Rückschlüsse<br />

auf seine Persönlichkeit. Ganz im Gegensatz zum<br />

spielerischen Ansatz mit Lego. Je nachdem, wie die Kandidaten<br />

die Bausteine zusammenfügen und welche Geschichte<br />

sie erzählen, lassen sich schon bei den ersten Aufgaben, die die<br />

Bewerbenden umsetzen, persönliche Eigenschaften sowie Verhaltens-<br />

und Führungsgrundsätze erkennen. Ebenso, ob jemand<br />

teamfähig ist, strukturiert, detailliert, fokussiert oder<br />

eher unorganisiert arbeitet. Die aus den Lego-Serious-Play-<br />

Spielrunden gewonnenen Erkenntnisse dienen Recruitern<br />

zudem als Gesprächsstoff für das Interview mit den Kandidaten.<br />

Mit Lego Serious Play lässt sich das Bewerbungsgespräch<br />

somit auf ein Modell projizieren: Die Fragen und Gedanken<br />

werden im Modell konkretisiert, der Fokus des Gesprächs liegt<br />

nicht mehr auf der Person, sondern auf den bunten Steinen<br />

und was sie darstellen. Gleichzeitig kann LSP ein Umfeld er­<br />

zeugen, das den Bewerbenden vergessen lässt, dass er sich in<br />

einem Bewerbungsgespräch befindet – er kann sich so besser<br />

auf das Bauen mit Legosteinen einlassen.<br />

Im Gespräch erhält der Kandidat beispielsweise die Aufgabe,<br />

seine Persönlichkeit in einem Lego-Modell «nachzubauen».<br />

Mit Storytelling beantwortet der Kandidat anschliessend<br />

Fragen zu seiner Person, seinen Verhaltens- und Führungsgrundsätzen<br />

sowie zu seiner Expertise und seinen Kompetenzen.<br />

Dieses Vorgehen hat Vorteile für beide Seiten<br />

Die Bewerbenden …<br />

• erfahren, wie das Unternehmen tickt<br />

• erhalten einen besseren Einblick in die künftige Tätigkeit<br />

• können beurteilen, ob das Unternehmen die Vision, die Werte<br />

und die Employer Value Proposition lebt<br />

• nutzen das Lego-Modell als Gedankenstütze, um die an sie<br />

gerichteten Fragen zu beantworten<br />

• durchlaufen einen Selbsttest zur Einschätzung der eigenen<br />

Fähigkeiten<br />

Die Unternehmen …<br />

• erhalten einen ersten Eindruck von den fachlichen, (nicht-)<br />

kognitiven und emotionalen Fähigkeiten sowie der Persönlichkeit<br />

der Bewerbenden<br />

• erfahren, wie sich die Person in bestimmten Situationen verhält<br />

und wie sie die gestellten Herausforderungen meistert<br />

• können sich innovativ und kreativ präsentieren und sich<br />

gleichzeitig als attraktive Arbeitgebermarke positionieren

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