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HR Today 3 2020

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Nr. 3 | März <strong>2020</strong> | hrtoday.ch | CHF 19.50<br />

<strong>HR</strong> <strong>Today</strong><br />

Know-how for tomorrow<br />

Recruiting<br />

The Show goes on<br />

31.03.-01.04.<strong>2020</strong><br />

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Porträt<br />

Probleme lösen ist die Spezialität<br />

von Cordula Hofmann, <strong>HR</strong>-Chefin<br />

bei Belimed.<br />

Seite 12<br />

Aushilfskräfte<br />

Weshalb es sich lohnt, Pensionierte<br />

im Unternehmen zu halten, zeigen<br />

die Beispiele von drei Firmen.<br />

Seite 26<br />

Trauer ums Haustier<br />

Sollen Angestellte frei bekommen,<br />

wenn ihr Haustier stirbt? Zwei<br />

Experten im Disput.<br />

Seite 50<br />

Offizielles Kommunikationsorgan des Verbandes der Personaldienstleister der Schweiz


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Editorial<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser<br />

Um passende Mitarbeitende zu<br />

finden, braucht es im Recruiting<br />

mittlerweile eine gehörige<br />

Portion Fantasie. Das bedeutet<br />

aber nicht, von Tiktok über<br />

F acebook bis hin zu Linkedin<br />

überall dabei zu sein, findet<br />

Recruiting-Experte Frank<br />

Rechsteiner (Seite 32). Vielmehr<br />

müssen Firmen überlegen,<br />

ob diese Kanäle zu ihrer Recruitingstrategie passen und ob genügend<br />

interne Ressourcen zur Verfügung stehen, um diese auch zu bespielen.<br />

Statt auf vielen Kanälen vertreten zu sein, genügt es mitunter, den richtigen<br />

zu erwischen. Eine Möglichkeit bietet hierzu das sogenannte Programmatic<br />

Job Advertising, bei dem Stellenanzeigen dort ausgespielt werden, wo sich<br />

latent Suchende befinden. Etwa auf Preisvergleichsportalen (Seite 24).<br />

Daneben erweist es sich als hilfreich, den Suchradius zu öffnen und von<br />

standardisierten Traumprofilen abzuweichen. Beispielsweise, indem man<br />

Pensionäre bei Engpässen beizieht (Seite 26) oder vermehrt in die Aus- und<br />

Weiterbildung von Neurekrutierten investiert (Seite 30). Müssen gleich<br />

ganze Teams auf einmal besetzt werden, erweisen sich Castings als geeignete<br />

Methode, um viele Bewerbende in kurzer Zeit zu screenen und so gleich<br />

anzustellen (Seite 20).<br />

Wir wünschen Ihnen eine vergnügliche und erkenntnisreiche Lektüre.<br />

Herzlichst,<br />

Corinne Päper, Chefredaktorin<br />

cp@hrtoday.ch<br />

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Inhalt<br />

Aktuell<br />

Menschliches Verhalten<br />

ändert sich kaum,<br />

meint die Direktorin<br />

von Chaplin’s World,<br />

Béatrice de Reyniès.<br />

Seite 8<br />

8 Im Gespräch Charlie Chaplins Botschaften haben gemäss Béatrice de<br />

Reyniès, der Direktorin von Chaplin’s World, nicht an Aktualität verloren.<br />

11 hrtoday.ch Ausgewählte Online-Perlen für <strong>HR</strong>-Profis: praxisnahe Artikel,<br />

Serien, Videos und Checklisten – jüngst publiziert auf unserer Plattform.<br />

12 Porträt Wo andere zurückschrecken, sieht die <strong>HR</strong>-Leiterin der Belimed AG,<br />

Cordula Hofmann, Gelegenheiten, Neues zu entwickeln.<br />

16 People Sehen und gesehen werden: Sesselrücker und Events.<br />

Thema: Recruiting<br />

Moderne<br />

Rekrutierung<br />

erfordert viel<br />

Fantasie.<br />

ab Seite 18<br />

20 Castings Drei <strong>HR</strong>-Leiterinnen geben Auskunft, weshalb sie auf diese<br />

Recruiting-Variante setzen.<br />

24 Kandidaten finden Wie hilfreich ist Programmatic Job Advertising dabei?<br />

26 Fundiertes Fachwissen Firmen, die Pensionäre wieder an Bord holen.<br />

30 Zero-Gap-Mentalität Betriebsinterne Aus- und Weiterbildung<br />

als Schlüssel zur Fachkräftegewinnung.<br />

32 Interview Recruiting-Spezialist Frank Rechsteiner gibt Antwort.<br />

Praxis<br />

Die Komplexität der<br />

Lohnfortzahlung im<br />

Krankheitsfall.<br />

Seite 36<br />

36 Arbeit und Recht Krankentaggeldversicherung: Vertragsklauseln mit<br />

Glücksspielcharakter.<br />

38 Lego Serious Play Ernsthaft wieder Kind sein dürfen.<br />

41 Flying Teachers Sprachen immer und überall lernen.<br />

42 <strong>HR</strong>-Marketing für KMU Wenn Recruiter sich bewerben.<br />

44 Checkliste Tipps und Tricks zum Anwenden.<br />

47 swissstaffing-News Aktuelles vom Verband der Personaldienstleister.<br />

Meinung<br />

50 Debatte Sollen Mitarbeitende frei bekommen, wenn ihr Haustier stirbt?<br />

55 Blog Michael Loebbert stellt drei Kompetenzmodelle vor.<br />

57 Fokus Forschung Flexible Urlaubspolitik und ihre Folgen.<br />

58 <strong>HR</strong>-Team des Monats Im Pflegezentrum Riedhof in Zürich-Höngg<br />

stehen Wertschätzung und Respekt an oberster Stelle.<br />

Stefanie Hosse ist<br />

die <strong>HR</strong>-Leiterin des<br />

Pflegezentrums<br />

Riedhof.<br />

Seite 58<br />

<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 5


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Aktuell<br />

Béatrice de Reyniès (Seite 8) • Cordula Hofmann (Seite 12) • Sesselrücker (Seite 16)<br />

Der Kopf<br />

Seit März 2019 ist Nathalie Wappler<br />

die neue Direktorin des SRF. Viel Angewöhnungszeit<br />

blieb ihr nicht, denn<br />

in der zweiten Jahreshälfte 2019<br />

sieht sie sich mit einem rigorosen<br />

Sparprogramm konfrontiert. Die Gebührengelder<br />

fliessen spärlicher als<br />

auch schon und belaufen sich nunmehr<br />

nur noch auf 1,2 Milliarden<br />

Franken. 20 Millionen wurden bereits<br />

eingespart, 16 Millionen werden<br />

es im nächsten Sparpaket sein. Das<br />

hat Konsequenzen für den Personalbestand,<br />

der beim SRF weiter<br />

schrumpft. Entlassungen sind laut einem Bericht des Wirtschaftsmagazins<br />

Bilanz nicht ausgeschlossen. Daneben befindet<br />

sich das Medienhaus in vollem Umbaumodus. So hat Wappler<br />

kurz nach ihrem Antritt die Matrix-Organisation des SRF abgeschafft,<br />

die Produktionsgesellschaft TPC reintegriert und deren<br />

Verwaltungsrat aufgelöst und die Zusammenlegung<br />

eines Teils der Berner<br />

Radioredaktionen nach Zürich<br />

Hintergrund<br />

aufgegleist. Daneben treibt sie<br />

Die «Bilanz» zieht ein Jahr die Digitalisierung des<br />

nach dem Amtsantritt Schweizer Radio und Fernsehens<br />

voran. Schon im<br />

von Nathalie Wappler beim<br />

Schweizer Fernsehen in der Herbst soll eine Streamingplattform<br />

lanciert werden,<br />

Februar-Ausgabe <strong>2020</strong> Bilanz<br />

über ihr bisheriges Wirken.<br />

auf der Filme, Serien, Dokumentationen,<br />

Archivmaterial<br />

und Themen aus allen vier<br />

Sprachregionen erhältlich sein<br />

werden.<br />

Heinz Léon Wyssling<br />

Lunch-Check<br />

Die Zahl<br />

CHF 101 000<br />

Durchschnittslohn<br />

Die Löhne der Fachhochschul-Absolventen*innen bleiben bei einem<br />

durchschnittlichen Jahreslohn von rund 101 000 Franken bei leicht<br />

steigender Tendenz stabil. Das zeigt die Lohnstudie 2019 der FH<br />

Schweiz, für die 10 500 FH-Absolventen befragt wurden. Zu den<br />

Lohnsiegern gehören Ökonomen, die in fast allen Branchen mehr<br />

verdienen als Absolventen aus anderen Fachbereichen, während die<br />

Pharma- und die Chemie-Branche die höchsten Einstiegslöhne bieten.<br />

Die Studie belegt zudem, dass 60 Prozent der Studienteilnehmenden<br />

eine Kaderfunktion belegen und 82 Prozent der<br />

Absolventen*innen mit ihrer beruflichen Situation zufrieden sind.<br />

Die Grenzen zwischen der Begeisterung für einen<br />

Job und einer krankhaften Arbeitssucht sind gemäss<br />

Heinz Léon Wyssling, unserem Lunchpartner,<br />

Coach und Buchautor, fliessend. Noch würden Arbeitssüchtige<br />

in vielen Unternehmen als Helden<br />

gefeiert, obschon sie prädestiniert seien, ein sogenanntes<br />

«organisational» Burnout zu verursachen.<br />

Etwa, weil sie Mitarbeitende dazu anhielten, ihnen<br />

nachzueifern. Er selbst sei auch schon nah<br />

dran gewesen, in eine Arbeitssucht<br />

abzugleiten, gesteht er. Genügend<br />

Gründe, um darüber ein<br />

Buch zu schreiben: «Wenn<br />

die Arbeit zu viel wird und<br />

in einem Burnout endet.»<br />

Tiefsinnige Gespräche haben<br />

es in sich. Die Zeit vergeht zu rasch, worüber<br />

wir das Essen fast vergessen und uns erst nach einer<br />

Viertelstunde der Speisekarte widmen. Heinz<br />

Wyssling bestellt ein vegetarisches Tagesmenü,<br />

den Vegi Wok mit gebratenem Reis und Gemüse<br />

an einer Sataysauce, während wir die vegane Variante<br />

wählen: Pad Med Mamuang, Reis mit Gemüse,<br />

Cashew-Nüssen und Tofu. Kaum bestellt, wird<br />

schon serviert. Wir geniessen unsere Mahlzeit und<br />

genehmigen uns zum Abschluss einen Espresso,<br />

der ebenfalls nicht lange auf sich warten lässt.<br />

Mishio<br />

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<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 7


Aktuell Im Gespräch<br />

«Das menschliche<br />

Verhalten ändert<br />

sich kaum»<br />

Mit seinen Filmen hielt Charlie Chaplin den entfesselten Kapitalisten<br />

einen Spiegel vor. Obwohl seither hundert Jahre vergangen sind,<br />

haben seine Botschaften nicht an Aktualität verloren, findet Béatrice<br />

de Reyniès, Direktorin von Chaplin’s World.<br />

Interview: Corinne Päper<br />

Frau Reyniès, Sie sind seit kurzem Direktorin<br />

von Chaplin‘s World, einem Museum in Chaplins<br />

ehemaligen Wohnhaus in Vevey. Was bedeutet<br />

dieser Ort für Sie?<br />

Béatrice de Reyniès: Es ist der Ort, an dem Chaplins<br />

Arbeit und seine Künstlerfigur der Tramp für<br />

mich lebendig werden und der mir das Privileg<br />

gibt, die Welt durch seine Augen zu betrachten.<br />

Charlie Chaplin wusste, wie man Schauspieltalent<br />

entwickelt, ohne jemals eine klassische Ausbildung<br />

absolviert zu haben. Besonders faszinieren<br />

mich seine Detailversessenheit und sein Perfektionismus<br />

sowie sein Wille und seine harte<br />

Arbeit, die ihn so weit gebracht haben.<br />

Charlie Chaplin ist vor über vierzig Jahren verstorben.<br />

Dennoch wird er weltweit immer noch<br />

verehrt. Seine Facebook-Seite zählt 1,5 Millionen<br />

Fans und 2019 haben erneut über 250 000<br />

Menschen Chaplin‘s World besucht. Was macht<br />

seine Beliebtheit aus?<br />

Charlie Chaplin war auf seinem Gebiet ein Pionier<br />

und hat mit seiner zeitlosen Figur des Tramps<br />

unvergessliche filmische Meisterwerke geschaffen.<br />

Deren zutiefst menschlicher Charakter lässt<br />

uns auch hundert Jahre später noch Emotionen<br />

von Heiterkeit bis zu tiefster Traurigkeit empfinden.<br />

Das in seinen Filmen veranschaulichte<br />

menschliche Verhalten hat sich bis heute kaum<br />

geändert, die Technologie hingegen schon. So<br />

haben die im Film «Modern Times» gezeigten<br />

Szenen mit der Versklavung des Arbeiters am<br />

Montagefliessband deutliche Parallelen zu unserer<br />

heutigen vernetzten 24-Stunden-Gesellschaft.<br />

Chaplin verspottete darin jene, die Macht<br />

über andere haben, indem er sie grotesk überzeichnete.<br />

Mit seinen Filmen plädiert Chaplin<br />

dafür, Situationen mit egozentrischen Autoritäten<br />

zu vermeiden und stattdessen ein Verhältnis<br />

des gegenseitigen Respekts und Vertrauens zu<br />

schaffen. Es ging ihm meiner Ansicht nach auch<br />

darum, Verständnis dafür zu schaffen, dass wir<br />

die Dinge in unserem Umfeld nur vorantreiben<br />

können, wenn wir zwischenmenschliche Bindungen<br />

eingehen. Seine Botschaften zum Frieden,<br />

zur Toleranz, zum Mitgefühl oder zur Güte<br />

sind Werte, welche die Menschheit heute mehr<br />

denn je braucht.<br />

Als ehemalige Direktorin des Grévin-Museums<br />

in Paris haben Sie sich mit Wachsfiguren beschäftigt,<br />

die man auch in Chaplin‘s World findet.<br />

Was fasziniert Sie daran?<br />

Bei noch lebenden Prominenten die Begegnung<br />

zwischen der echten Persönlichkeit und ihrem<br />

Ebenbild aus Wachs. Bei bereits Verstorbenen, sie<br />

durch eine Wachsfigur wieder zum Leben zu erwecken,<br />

ihnen ein neues Ansehen zu verschaffen<br />

und die Facetten ihrer Persönlichkeit zu beleuchten.<br />

Chaplin mit Violine während eines Filmdrehs 1916 © Roy Export Co. Ltd-1<br />

Sie haben Chaplin‘s World mitentwickelt. Wie<br />

kam es dazu?<br />

Nachdem ich im kanadischen Montreal zusammen<br />

mit Arbeitskollegen ein weiteres Grévin-<br />

Museum eröffnet hatte, wurde ich von der Unternehmensgruppe<br />

Compagnie des Alpes – zu der<br />

auch Grévin gehört – angefragt, die Projektleitung<br />

für Chaplin’s World zu übernehmen. Die<br />

Idee, die Figur des Tramps wiederzubeleben, gefiel<br />

mir. Mit Grévins szenografischem Know-how<br />

und meiner Erfahrung als Museumsleiterin<br />

wusste ich, dass ich einen Beitrag zum Projekt<br />

leisten konnte. Ich habe es dann realisiert und<br />

koordiniert – von der künstlerischen Gestaltung,<br />

der Szenografie, der Gestaltung der Räumlichkeiten,<br />

der in einem Pariser Atelier hergestellten<br />

Wachsfiguren bis hin zur Besucherinfrastruktur<br />

mit Laden, Ticketschalter und Restaurant.<br />

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8 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong>


Im Gespräch Aktuell<br />

Chaplin‘s World by Grévin<br />

Foto: zVg<br />

Charlie Chaplins ehemaliger Wohnsitz ist<br />

seit dem 16. April 2016 als Museum öffentlich<br />

zugänglich. Chaplin‘s World<br />

wurde 2018 von der European Museum<br />

Academy zum besten europäischen Museum<br />

ernannt und verzeichnet seit seiner<br />

Eröffnung einen jährlichen Besucherandrang<br />

von rund 250 000 Menschen. Die<br />

Restaurationsarbeiten des ehemaligen<br />

Chaplin-Wohnsitzes dauerten über zwei<br />

Jahre. Für den Besucherrundgang wurden<br />

über 30 Wachsfiguren geschaffen:<br />

vom Vagabunden über Oona Chaplin,<br />

Charlie Chaplin und Churchill bis hin zu<br />

Sophia Loren und Michael Jackson. Seit<br />

Mai 2019 ist Béatrice de Reyniès die neue<br />

Direktorin von Chaplin‘s World.<br />

chaplinsworld.com<br />

Bis zur Eröffnung von Chaplin‘s World dauerte es<br />

zehn Jahre ...<br />

Als Grévin involviert wurde, dauerte es bis zum<br />

Projektabschluss nur noch zwei Jahre. Wir waren<br />

ja bereits als Projektteam organisiert und<br />

hatten innerhalb von vier Jahren drei Grévin-<br />

Museen ausserhalb von Frankreich eröffnet. Unser<br />

kleines, aber mobiles Projektmanagement-<br />

Team verbrachte dafür jeweils mehrere Wochen<br />

an einem Projektstandort und arbeitete eng mit<br />

dem vierzigköpfigen Produktionsteam der Grévin-Werkstätten<br />

zusammen. Die grössten Herausforderungen<br />

bei Chaplin’s World waren für<br />

mich, die Motivation der Mitarbeitenden für dieses<br />

aufregende, manchmal aber auch schwierige<br />

Projekt aufrechtzuerhalten und als Französin ein<br />

Schweizer Team für den Betrieb von Chaplin’s<br />

World nach dessen Eröffnung zu rekrutieren.<br />

Sie sind jetzt Direktorin von Chaplin‘s World und<br />

somit für die Verwaltung verantwortlich. Wie inspirieren<br />

Sie Ihre Mitarbeitenden im laufenden<br />

Geschäft?<br />

Indem ich ihnen meine Vision für die Zukunft des<br />

Standorts sowie die qualitativen und quantitativen<br />

Ziele für das laufende Jahr und die kommenden<br />

fünf Jahre aufzeige. Wenn es Schwierigkeiten<br />

gibt, verschweige ich das nicht. Wir machen regelmässige<br />

Nachbesprechungen, untersuchen<br />

die Ergebnisse von Zufriedenheitsbefragungen<br />

«Von <strong>HR</strong>-Herausforderungen<br />

zu sprechen, ist für mich etwas<br />

seltsam, weil ich <strong>HR</strong> als ein<br />

lebendiges Thema betrachte, das<br />

uns ständig beschäftigen muss.»<br />

Béatrice de Reyniès, Direktorin von<br />

Chaplin‘s World<br />

der Besucher*innen, um gemeinsam Schlussfolgerungen<br />

zu ziehen, und lassen die Teams hierzu<br />

ihre Verbesserungsvorschläge einbringen.<br />

Vor welchen <strong>HR</strong>-Herausforderungen stehen Sie?<br />

Von <strong>HR</strong>-Herausforderungen zu sprechen, ist für<br />

mich etwas seltsam, weil ich das <strong>HR</strong> als ein lebendiges<br />

Thema betrachte, das uns ständig beschäftigen<br />

muss. Ich versuche, jeden Mitarbeitenden<br />

in seinen Funktionen wachsen zu lassen und ihm<br />

die Chance zu geben, zu zeigen, was er kann,<br />

auch wenn er sich das zunächst nicht zutraut.<br />

Kurz: Ihm Vertrauen zu schenken und ihn bei<br />

seinen Aufgaben zu begleiten. Nichts macht<br />

mich glücklicher, als Mitarbeitende zu sehen, die<br />

ihre Aufgaben gerne erledigen.<br />

Was hat sich für Sie persönlich geändert?<br />

Ich habe mich in der Schweiz niedergelassen und<br />

wohne in der Nähe des Museums. Ich bin dabei,<br />

dieses Land zu entdecken, und liebe die Berge.<br />

Wie soll sich das Museum entwickeln?<br />

Wir wollen mit einem Jahresprogramm zu einem<br />

bestimmten Thema neue Kunden gewinnen und<br />

Menschen dazu anregen, Chaplin’s World erneut<br />

zu besuchen. Dieses Jahr beschäftigen wir uns<br />

mit der Filmmusik Chaplins. Dafür haben wir<br />

verschiedene kulturelle und künstlerische Events<br />

geplant, die alle Altersgruppen und Nationalitäten<br />

ansprechen sollen. Charlie Chaplins Werk<br />

ist immens. Man kann es bei einem einzigen Besuch<br />

in seiner Gesamtheit nicht erfassen. Wiederzukommen<br />

ist deshalb eine Gelegenheit, neue<br />

und inspirierende Aspekte zu entdecken.<br />

Einige Highlights, auf die sich die Besucher dieses<br />

Jahr freuen dürfen?<br />

«Music Times <strong>2020</strong>» mit der Ausstellung «The<br />

Sound of Charlie Chaplin», eine Ausstellung, die<br />

ab 13. März <strong>2020</strong> zu sehen ist, oder eine Zirkusveranstaltung<br />

an Ostern mit Filmmusik von<br />

Charlie Chaplin sowie die Programmierung von<br />

Filmen im Museumskino.<br />

n<br />

<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 9


Aktuell <strong>HR</strong> Tech Club<br />

iStockphoto<br />

Grenzen und Möglichkeiten der<br />

Digitalisierung von <strong>HR</strong>-Prozessen<br />

Digitalisierung beschleunigt und verändert alle Geschäftsprozesse. Routinearbeiten werden automatisiert,<br />

wodurch mehr Zeit für strategische Aufgaben bleibt. Doch hat sich die tägliche Arbeit in den <strong>HR</strong>-Abteilungen<br />

wirklich so stark verändert und nutzen wir das Digitalisierungspotenzial?<br />

Text: Carolin Schneider<br />

Carolin Schneider<br />

ist Inhaberin und<br />

Geschäftsführerin<br />

der Firma 4di2 GmbH.<br />

4di2.ch<br />

Sponsoren<br />

Ehrlicherweise nein. Es gibt immer noch Abläufe, die schlanker,<br />

schneller und somit effizienter erledigt werden können. In<br />

den seltensten Fällen werden ganze Geschäftsabläufe auf einen<br />

Schlag digitalisiert. Dazu sind die Systeme zu heterogen<br />

und zu verflochten mit historisch gewachsenen Gegebenheiten.<br />

Auch wenn heute nahezu alle Daten digital zur Verfügung<br />

stehen, können sie noch längst nicht über alle Prozesse<br />

hinweg digital verarbeitet werden. Es gibt immer noch Medienbrüche,<br />

die durch manuelle Arbeit überbrückt werden müssen.<br />

Das Gleiche gilt auch für den Informations- und Wissenstransfer<br />

innerhalb der Organisation.<br />

Digitalisierung als Hebel nutzen<br />

Daten digitalisieren heisst nicht, einen Prozess digital zu transformieren.<br />

Wenn wir uns mit der Digitalisierung zukunftsgerichtet<br />

auseinandersetzen, geht es darum, Technologie so einzusetzen,<br />

dass Prozesse nicht nur digitalisiert, sondern unter<br />

Einbindung von Technologien neu gestaltet werden. Beim<br />

Stichwort «Digital Workplace» fällt der Blick oft auf die Millenials,<br />

die einfache und intuitive Tools erwarten. Doch Studien<br />

zeigen, dass alle Generationen Prozesse unabhängig, schnell<br />

und effizient erledigen wollen. Unnötige Schritte, welche die<br />

Bearbeitung von Papier erfordern, werden von ihnen ignoriert.<br />

Mit gut vernetzten, sinnvoll digitalisierten Prozessen und<br />

Self-Service-Angeboten bleiben die Motivation, das Engagement<br />

und die Produktivität der Mitarbeitenden auf einem hohem<br />

Niveau.<br />

Der Neue im <strong>HR</strong>-Team: der Chatbot<br />

IBM hat dieses Prinzip als eines der ersten Unternehmen verinnerlicht.<br />

Dort werden <strong>HR</strong>-Basisaufgaben von IBM-Chatbots<br />

anstelle von <strong>HR</strong>-Business-Partnern ausgeführt. Das <strong>HR</strong>-Personal<br />

beschäftigt sich dagegen mit konzeptionellen sowie kreativen<br />

Aufgaben und steht der Linie in <strong>HR</strong>-strategischen Fragen<br />

zur Seite.<br />

Chatbots sind auch als Erstkontakt im Recruiting wesentlich<br />

dafür verantwortlich, ob Kandidaten jene Informationen erhalten,<br />

die sie interessieren und ob die Chemie stimmt. Emotionale<br />

Komponenten werden nicht ausgehebelt, nur weil ein<br />

Bot spricht: Bots werden so ausgestattet, dass sie die Attribute<br />

eines Unternehmens bestmöglich repräsentieren. Genau da<br />

kommt das Expertenwissen der <strong>HR</strong>-Spezialisten zum Zug,<br />

denn künstliche Intelligenz (KI) baut auf Daten und Abläufen<br />

auf, die hierfür im Unternehmen erarbeitet und programmiert<br />

wurden.<br />

Mehr Zeit für Strategiearbeit<br />

Wird Digitalisierung richtig umgesetzt, hält sie <strong>HR</strong>-Abteilungen<br />

den Rücken frei, damit <strong>HR</strong>-Fachkräfte sich strategischen<br />

Aufgaben oder Aufgaben widmen können, die Empathie,<br />

Kreativität, Innovation oder Intuition erfordern. In Anbetracht<br />

dieser Entwicklung wird deutlich, dass die<br />

Kernkompetenz im <strong>HR</strong> trotz wachsender Bedeutung von KI<br />

noch lange «human» bleiben wird.<br />

Alltag digitaler als <strong>HR</strong>-Prozesse<br />

Der Blick auf weitere Digitalisierung jenseits des <strong>HR</strong>-Management-Systems<br />

und der papierlosen Lohnabrechnung lohnt<br />

sich. Unser Alltag ist weit digitaler als unser Arbeitsumfeld.<br />

<strong>HR</strong>-Prozesse müssen so gestaltet werden, dass die Bedürfnisse<br />

und Anforderungen der Mitarbeitenden ins Zentrum rücken.<br />

So kann Digitalisierung wertschöpfend, authentisch und<br />

nachhaltig gelingen.<br />

n<br />

<strong>HR</strong> TECH CLUB – MEET THE FUTURE<br />

Die nächste <strong>HR</strong> Tech Club Night findet<br />

im Mai <strong>2020</strong> statt.<br />

hrtechclub.ch<br />

10 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong>


hrtoday.ch<br />

Aktuell: News, Jobs, Events • Fundiert: Praxisartikel, Checklisten, Serien • Pointiert: Meinungen, Videos, Blogbeiträge<br />

Der Artikel<br />

Unding Emotionen?<br />

Gefühle spielen beim täglichen Miteinander in Unternehmen eine wichtige<br />

Rolle. Deshalb brauchen Führungskräfte feine Antennen für offene und<br />

versteckte Emotionen. Der Artikel «Mit Emotionen professionell umgehen»<br />

liefert Dos and Don’ts.<br />

<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> TV<br />

Video-Porträt:<br />

Cordula Hofmann<br />

Die Zukunft der Belimed AG beschäftigt<br />

<strong>HR</strong>-Leiterin Cordula Hofmann zurzeit am<br />

meisten – vor allem was Mindset und Strategie<br />

angeht. Weshalb auf den ersten drei Plätzen<br />

ihrer Lieblingstools dasselbe steht, erzählt sie im Video-Porträt.<br />

iStockphoto<br />

Der Blog<br />

Burn-out-<br />

Geschädigte<br />

Das Bundesgericht hat das Staatssekretariat<br />

für Migration kürzlich dazu verpflichtet,<br />

den Schaden zu zahlen, den eine Arbeitnehmerin<br />

erlitten hat, weil sie aufgrund eines<br />

Burn-outs invalid wurde. Thomas Geiser erklärt in seinem<br />

Beitrag, wie und weshalb es dazu kam.<br />

blog.hrtoday.ch.<br />

Die Checkliste<br />

123rf<br />

Gut ist besser als<br />

perfekt<br />

Der Druck ist gross, die Zeit reicht<br />

nie. Statt sich über glanzvolle Resultate<br />

freuen zu können, tauchen<br />

Zweifel auf. Gehen Sie mit<br />

Ihren Ressourcen verschwenderisch<br />

um? Verlangen Sie von sich<br />

und anderen Perfektion und stehen<br />

sich so selber im Weg? Das<br />

muss nicht sein: Die Checkliste «Gut<br />

ist besser als perfekt» schafft mit fünf<br />

Schritten Abhilfe – und führt hoffentlich zu<br />

etwas weniger Perfektionismus. Inklusive zweier<br />

Buchtipps zur weiteren Vertiefung.<br />

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<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 11


Aktuell Porträt<br />

Die Problemlöserin<br />

Wo andere Gefahren wittern und zurückschrecken, sieht Cordula Hofmann vor allem die<br />

Möglichkeit, Neues zu entwickeln und zu lernen. Ihre Fähigkeit, Probleme frühzeitig zu erkennen<br />

und zu lösen, führt sie vom Finanzwesen zum <strong>HR</strong>.<br />

Text: Corinne Päper<br />

Standortschliessung in der Schweiz, Teilverlagerungen<br />

nach Slowenien, Aufsplittung des Unternehmens<br />

und Personalabbau. Als Cordula<br />

Hofmann nach dem Turnaround ihre Stelle als<br />

Head Global <strong>HR</strong> und Head of Switzerland im August<br />

2018 bei Belimed antritt, hat das Medicalund<br />

Life-Science-Unternehmen turbulente<br />

Zeiten hinter sich, deren Nachwirkungen noch<br />

spürbar sind. «Einige dieser Veränderungen haben<br />

unser Unternehmen stark gefordert», sagt<br />

Hofmann. «Wir blicken nun positiv nach vorne<br />

und fokussieren uns auf unsere Stärken. So<br />

«Um die richtigen<br />

Arbeitnehmenden zu finden,<br />

müssen wir uns heute viel<br />

mehr anstrengen.»<br />

Cordula Hofmann, Head Global <strong>HR</strong>,<br />

Head of Switzerland, Belimed AG<br />

schaffen wir bei den Mitarbeitenden und den<br />

Kunden Vertrauen.» Das heisst für Hofmann, den<br />

Beschäftigten Perspektiven aufzuzeigen, sie mehr<br />

in den Veränderungsprozess einzubeziehen, mit<br />

ihnen gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, dabei<br />

über Teamgrenzen hinaus zu denken und die<br />

strategische Neuausrichtung umzusetzen.<br />

Auch der Fachkräftemangel fordert sie und<br />

ihr Team: «Um die richtigen Arbeitnehmenden<br />

zu finden, müssen wir uns heute viel mehr anstrengen.<br />

Ein Patentrezept gibt es nicht, die Erwartungen<br />

an Arbeitgeber sind heute mannigfaltig<br />

und sehr anspruchsvoll.»<br />

Um die Arbeitgeberattraktivität zu steigern<br />

und Abwanderung zu verhindern, will Cordula<br />

Hofmann die Rekrutierungsprozesse anpassen,<br />

in die Personal- und Führungsentwicklung<br />

inves tieren, die Kommunikation ausbauen und<br />

damit die Unternehmenskultur stärken. Daneben<br />

soll bei Belimed ein Wissensmanagement<br />

aufgebaut werden. «Wir müssen unser Knowhow<br />

besser bewahren und teilen. Es darf nicht<br />

das Gut eines Einzelnen bleiben. Dafür brauchen<br />

wir auch Stellvertreter-Lösungen.» Deshalb<br />

seien nebst den Spezialisten vermehrt auch vielseitig<br />

einsetzbare Mitarbeitende gesucht, die den<br />

Gesamtüberblick über das Geschehen im Unternehmen<br />

behielten und Koordinationsaufgaben<br />

innehätten. «Ist das Wissen verteilt, können wir<br />

den Abgang eines einzelnen Mitarbeitenden besser<br />

auffangen.»<br />

Wie, was und warum<br />

Eine <strong>HR</strong>-Karriere hat Hofmann nie angestrebt:<br />

«Ich habe von meinen Vorgesetzten die Chance<br />

erhalten, dabei mitzuhelfen, Bereiche aufzubauen<br />

oder unterschiedlichste Projekte zu leiten. Dabei<br />

wollte ich verstehen, wie etwas funktioniert.»<br />

Etwa in ihren Anfängen beim Küchenbauer<br />

Franke, als in der Logistik eine grosse Lagerdifferenz<br />

auftauchte, im Verpflegungstechnikbereich<br />

ein Finanz-Controlling oder ein Corporate <strong>HR</strong><br />

aufgebaut werden sollte oder der Konzern im<br />

Zuge der Abspaltung einer Division eine ISO-<br />

Zertifizierung machte.<br />

Aufgaben, welche die damals 29-Jährige alle<br />

bravourös meistert, obschon sie dafür ihre Komfortzone<br />

verlassen muss. Sie findet Gefallen an<br />

Zahlenanalysen, die auf Logik beruhen, doch der<br />

menschliche Kontakt kommt dabei zu kurz. «Mir<br />

fehlten nebst Schwarz und Weiss die Grautöne.<br />

Ich konnte mich zwar ansatzweise mit den Kostenstellenleitern<br />

austauschen, aber das genügte<br />

mir nicht. Ich wollte mehr davon, mehr Grautöne,<br />

mehr Mensch.» Bald schon ergibt sich die Gelegenheit<br />

für einen Wechsel. Sie beginnt eine<br />

vierjährige berufsbegleitende Ausbildung zur<br />

Betriebsökonomin – mit Vertiefung International<br />

Management – und nimmt daneben mit<br />

zwölf anderen Kandidaten an einem einwöchigen<br />

Talentprogramm des Konzerns teil. Darüber<br />

findet Hofmann auch den Weg ins <strong>HR</strong>: «Ich<br />

habe in dieser Woche so viel über mich und meine<br />

Kollegen gelernt, dass ich den Bereich wechseln<br />

wollte. Die Arbeit als Personalentwicklerin<br />

hat mir mehr zwischenmenschliche Kontakte<br />

geboten als meine bisherige Tätigkeit in der Finanzwelt.»<br />

Ihre gewonnenen Erfahrungen im<br />

Finanz- und Managementbereich möchte sie<br />

aber nicht missen: «Sie helfen mir, <strong>HR</strong>-Themen<br />

mit sachlichen und faktenbasierten Argumenten<br />

Zur Person<br />

Am 6. Januar 1970 geboren, wächst<br />

Cordula Hofmann zusammen mit zwei<br />

älteren Brüdern in Lostorf auf. Sie macht<br />

das KV bei der Gemeinde und beginnt<br />

ihre berufliche Karriere bei Schindler in<br />

Ebikon als Sekretärin in der Konzernleitung,<br />

bevor sie bei der Aarburger Franke<br />

Verpflegungstechnik verschiedene Karrierestufen<br />

im Finanzbereich durchläuft.<br />

2002 wird sie, 32-jährig, zur Leiterin Personal-<br />

und Qualitätsmanagement ernannt.<br />

Es folgt ein Wechsel zur Franke<br />

Management AG, wo Cordula Hofmann<br />

den Bereich Corporate Human Resources<br />

aufbaut und 2004 eine Stelle als Head<br />

Education & Development Human<br />

Resources antritt. 2006 folgt der Wechsel<br />

zur Schindler Management Gruppe in<br />

Ebikon als Head Corporate General Training<br />

& Development. Zwei Jahre später<br />

kommt die 38-Jährige zu Swissport in<br />

Zürich, wo sie die <strong>HR</strong>-Verantwortung für<br />

die D/A/CH-Länder übernimmt. Nach acht<br />

Jahren verlässt Hofmann das Unternehmen,<br />

um nach Neuseeland auszuwandern,<br />

als ein schweres Erdbeben die Insel<br />

erschüttert. Statt sich dort niederzulassen,<br />

begibt sich Cordula Hofmann 2016<br />

mit ihrem Mann auf eine sechsmonatige<br />

Weltreise. Im März 2017 kehren die<br />

beiden in die Schweiz zurück. Cordula<br />

Hofmann macht einen dreimonatigen<br />

Sprachaufenthalt in Frankreich und übernimmt<br />

danach verschiedene <strong>HR</strong>-Mandate,<br />

unter anderem bei Mondelez Europe in<br />

Opfikon. Seit August 2018 arbeitet sie<br />

beim Med-Tech-Unternehmen Belimed in<br />

Zug, wo sie als einzige Frau im Executive<br />

Management die globale und schweizweite<br />

Verantwortung für das <strong>HR</strong> inne -<br />

hat und mit ihrem Team für über 1000<br />

Spezialisten in Tochtergesellschaften in<br />

Europa, den USA und in China verantwortlich<br />

ist.<br />

Das Video-Interview mit<br />

Cordula Hofmann:<br />

hrtoday.ch<br />

12 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong>


Porträt Aktuell<br />

Fotos: Raja Läubli<br />

<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 13


Aktuell Porträt<br />

zu untermauern.» Zudem habe ihre Erfahrung<br />

als Qualitätsmanagerin dazu beigetragen, Kosteneinsparungen<br />

bei Prozessen statt immer nur<br />

beim Menschen zu erkennen. «Das Heil liegt in<br />

der Prozessoptimierung.»<br />

Orientierung vorgeben<br />

Wer Erfolge feiert, überschätzt sich manchmal.<br />

«Bei meiner ersten grossen Führungsrolle bei<br />

Swissport habe ich 2008 zu Beginn meiner Tätigkeit<br />

als <strong>HR</strong>-Chefin eine wertvolle Lektion gelernt.<br />

Ich dachte, ich wüsste schon alles, weil ich bereits<br />

Assessments gemacht, Leadership-Programme<br />

erarbeitet und General Manager geschult<br />

habe», sagt Hofmann. Als die Mitarbeitenden<br />

ihrer neugebackenen Chefin in einem<br />

360-Grad-Feedback zu verstehen geben, sie sei<br />

zu wenig für sie da, höre zu wenig gut zu und<br />

könne sich nicht in sie hineinfühlen, trifft sie das<br />

sehr. Als Konsequenz wirft sie viele ihrer bisherigen<br />

Führungsprinzipien über den Haufen. «Ich<br />

habe aufgehört, immer eigene Lösungen vorzuschlagen.<br />

Mitarbeitende wollen selbst darauf<br />

kommen. Serviert man ihnen alles auf dem Silbertablett,<br />

zerstört man ihren Ehrgeiz und ihre<br />

Motivation.» Es genüge, Mitarbeitende schrittweise<br />

an eine Lösung heranzuführen. Dabei müsse<br />

man akzeptieren, dass diese ganz anders aussehen<br />

könne, als man sie sich selbst vorgestellt<br />

hat. «Die Aufgabe einer Führungskraft ist, die<br />

Richtung und die Orientierung vorzugeben,<br />

nicht den Weg.» Das bedeute manchmal auch,<br />

sich aus Gremien zurückzuziehen, in denen es<br />

um Ideenfindung geht. «Auch wenn man auf<br />

Augenhöhe kommuniziert, ist die Hierarchie immer<br />

noch da. Als Führungskraft blockiert man<br />

durch seine blosse Präsenz manchmal Ideen, bevor<br />

sie entstehen.»<br />

Trotz Anfangsschwierigkeiten bleibt Cordula<br />

Hofmann bei Swissport, denn für den Flugbetrieb<br />

ist sie Feuer und Flamme: «Ich habe am Flughafen<br />

jeden Tag bewundert, wie Sicherheitsbeamte,<br />

Ladenbetreiber und Flughafenpersonal im Hintergrund<br />

Hand in Hand arbeiten und wie alles<br />

reibungslos läuft.» Ebenso divers wie das Flughafenuniversum<br />

ist jenes der Mitarbeitenden von<br />

Swissport – vom Check-in zum Gate im Passagierdienst,<br />

dem Loadcontrol bis hin zu den Gepäckverladern<br />

auf der Rampe. Allesamt Menschen<br />

unterschiedlichster Herkunft und Ausbildungen.<br />

Mit ihnen zu kommunizieren, gestaltet<br />

sich nicht immer einfach: «Sie haben nicht immer<br />

Zugriff auf E-Mails und kommen aus unterschiedlichen<br />

Sprachregionen. Um die Mitarbeitenden<br />

bei den Fliegern zu erreichen, mussten<br />

wir deshalb beispielsweise wichtige Informationen<br />

auf den Bildschirmen in ihren Aufenthaltsräumen<br />

aufschalten.» Menschen, die an so verschiedenen<br />

Standorten verteilt sind, im Schichtbetrieb<br />

zu führen, ist eine grosse Herausforderung<br />

für die Swissport-Führungscrew. «Die Du-Kultur<br />

hat aber vieles erleichtert. Man konnte unkompliziert<br />

aufeinander zugehen und bei der Planung<br />

die Führungskräfte am Morgen informieren,<br />

die wiederum ihre Mitarbeitenden ins Boot<br />

holten.»<br />

Feuer und Asche<br />

Als der isländische Vulkan Eyjafjallajökull Mitte<br />

April 2010 durch Asche-Eruptionen den Flugverkehr<br />

in Europa lahmlegt, kommt diese Eingespieltheit<br />

zum Tragen: «Ich wurde am Sonntag<br />

darüber informiert, dass der Flughafen während<br />

mehrerer Tage geschlossen bleibt.» Drei Tage sind<br />

es am Ende. «Das hat es in der Geschichte des<br />

Flughafens zuvor noch nie gegeben. Wir mussten<br />

Flüge annullieren und umbuchen. Weil auch die<br />

meisten europäischen Flughäfen zu waren,<br />

konnten die Reisenden nirgendwohin ausweichen.»<br />

Für Hofmann eine sehr eindrückliche Situation:<br />

«Als ich zusammen mit Vertretern der<br />

anderen am Flughafen tätigen Firmen zur Krisensitzung<br />

zum Flughafen kam, herrschte dort<br />

Grabesruhe.» Die Herausforderungen bleiben<br />

Cordula Hofmann auch abseits isländischer Vulkane<br />

bei Swissport erhalten. «Wir hatten die<br />

Sars-Epidemie zu bewältigen, mussten Personal<br />

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14 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong>


Porträt Aktuell<br />

«Ich habe am Flughafen<br />

jeden Tag bewundert, wie<br />

Sicherheitsbeamte, Ladenbetreiber<br />

und Flughafenpersonal Hand<br />

in Hand arbeiten und wie alles<br />

reibungslos läuft.»<br />

Cordula Hofmann, Head Global <strong>HR</strong>,<br />

Head of Switzerland, Belimed AG<br />

auf- und abbauen, kamen als Firma mehrfach in<br />

neue Eigentümerhände und haben Unternehmensbereiche<br />

wie Carport zu eigenständigen Firmen<br />

aufgebaut. «Ich hatte ständig mit anderen<br />

<strong>HR</strong>-Themen zu tun.» Trotz ständig neuer Aufgaben<br />

ist für sie nach acht Jahren der Zeitpunkt gekommen,<br />

Abschied zu nehmen. «Ich wusste,<br />

dass ich nicht bis zur Pensionierung bleibe, und<br />

wollte andere Lebensträume verwirklichen. Sie<br />

verlässt das Unternehmen jedoch nicht ohne<br />

Wehmut. «Meine Mitarbeitenden haben bei<br />

meinem Abschied die Business Lounge reserviert.»<br />

Sogar Gewerkschaftsvertreter seien gekommen.<br />

«Es war schön, von so vielen Menschen<br />

zu vernehmen, einen guten Job gemacht zu haben.»<br />

Das bekomme man im Tagesgeschäft leider<br />

nur zu selten zu hören.<br />

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einführen würden?<br />

Es ist wichtig, die Augen vor der Realität nicht zu verschliessen,<br />

sonst geraten Angebote der Work-Life-Balance<br />

schnell in Gefahr, unaufrichtig zu wirken. Gerade in der<br />

Pflege, mit ihren äusserst anspruchsvollen Arbeitsbedingungen,<br />

können wir nicht so tun, als ob unsere Mitarbeitenden<br />

nie gestresst, müde oder ausgepumpt wären. Das<br />

wäre nicht ehrlich. Es darf auch nicht der Eindruck entstehen,<br />

dass Massnahmen im BGM nur dazu dienen, die Mitarbeitenden<br />

für die Arbeit fitter zu machen. Wir müssen<br />

den Mitarbeitenden glaubhaft vermitteln können, dass<br />

uns ihre Gesundheit ein Anliegen ist.<br />

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delegiere und teile Verantwortung. Zudem ist es sinnvoll,<br />

einen Ausgleich zum Arbeitsleben zu schaffen und sich<br />

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<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 15


Aktuell People<br />

SESSELRÜCKER<br />

Presented by<br />

Gerhard Bayard, derzeit Leiter Human Resources Management bei der Zürcher Hochschule<br />

der Künste, wird <strong>HR</strong>-Chef von SRF und Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung.<br />

Er tritt seine neue Funktion per Anfang Mai <strong>2020</strong> an. Bayard leitete seit Juli 2016<br />

den Bereich <strong>HR</strong>M bei der ZHdK und verantwortete in dieser Funktion die Personalberatung,<br />

die Personalentwicklung und die interne Ausbildung. Zuvor war Gerhard Bayard<br />

bereits rund 21 Jahre bei SRF tätig. Von 2010 bis 2016 hatte er die Leitung <strong>HR</strong>-Beratung<br />

und Administration inne, zudem war er stellvertretender <strong>HR</strong>-Chef.<br />

Stefan Ruppert wurde per 1. April <strong>2020</strong> zum<br />

Arbeitsdirektor und Vorstand für Personal und<br />

Recht bei der B. Braun SE und der B. Braun<br />

Melsungen AG ernannt. Laut eigener Angabe<br />

beschäftigen die beiden Unternehmen weltweit<br />

rund 64 000 Mitarbeitende.<br />

Robert Bertschinger leitet seit Februar <strong>2020</strong> das<br />

Schweizer Geschäft des Berufsnetzwerks Xing. Er<br />

kommt von Netstream, wo er als Chief Strategy<br />

Officer tätig war. Bertschinger soll bei Xing unter<br />

anderem das Thema New Work in der Schweizer<br />

Arbeitswelt weiter vorantreiben.<br />

Seit dem 1. Januar <strong>2020</strong> ist Enrique Zamarbide<br />

bei der Galderma SA neuer Leiter Vergütung.<br />

Davor war er Head of Compensations & Benefits<br />

bei der Deutschen Post DHL. Das pharmazeutische<br />

Labor Galderma mit Hauptsitz in<br />

Lausanne hat sich im Oktober 2019 von der<br />

Nestlé-Gruppe losgelöst.<br />

Philippe Guldin ist seit Februar <strong>2020</strong> Partner bei<br />

Level Consulting. In seiner vorherigen Funktion<br />

als CEO bei Guldin Executive Search AG war er in<br />

der Selektion von Führungskräften mit Fokus im<br />

Gesundheitswesen tätig. Bei Level Consulting<br />

wird er als Partner den Bereich Healthcare<br />

stärken.<br />

hrtoday.ch<br />

Wer hat wann und wo eine neue Stelle angetreten? Das erfahren Sie hier. Weitere Sesselrücker finden Sie auf hrtoday.ch.<br />

Haben Sie Ihre Stelle gewechselt? Schicken Sie uns ein E-Mail: info@hrtoday.ch<br />

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16 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong>


<strong>HR</strong> der nächsten<br />

Generation<br />

Fotos: zVg<br />

Die Gastgeber und Co-Leitenden des <strong>HR</strong>-Panel New Work, FHS-Rektor Sebastian Wörwag<br />

und Alexandra Cloots, präsentieren die Studienergebnisse.<br />

<strong>HR</strong> Festival<br />

Messe Zürich<br />

31. März–1. April. <strong>2020</strong><br />

3. St. Galler New Work Forum der FHS St. Gallen<br />

Kulturveränderung im Betrieb<br />

Rund 200 Teilnehmende tauschten sich am<br />

3. St. Galler New Work Forum darüber aus, welche<br />

Arbeits- und Organisationskulturansätze<br />

sich für die neue Arbeitswelt eignen.<br />

«Heute steht die Sinnhaftigkeit der Arbeit im Zentrum»,<br />

betonte Philosoph Philipp Tingler während<br />

seines Referats am 3. St. Galler New Work<br />

Forum. Es zähle Wertschätzung und Einzigartigkeit,<br />

denn die künstliche Intelligenz erkenne<br />

zwar Muster, könne das Zwischenmenschliche<br />

aber nicht ersetzen. Eine Aussage, die auch in der<br />

aktuellen FHS-Studie zum Thema «Arbeitskultur<br />

der Zukunft» zur Sprache kommt, welche die<br />

Gastgeber Alexandra Cloots und Sebastian<br />

Wörwag am Forum präsentierten. Schweizweit<br />

befragten die beiden dazu 540 Mitarbeitende in<br />

Unternehmen unterschiedlicher Branchen. Auf<br />

die Frage, warum sie jeden Morgen zur Arbeit<br />

gehen, antworteten 86 Prozent, dass sie sich<br />

selbst verwirklichen wollen. Herausgestochen<br />

seien dabei die 21- bis 25-Jährigen und die 61- bis<br />

65-Jährigen. Wohingegen den 36- bis 40-Jährigen<br />

der Zusammenhalt in der Gemeinschaft<br />

wichtiger sei und den 26- bis 30-Jährigen die Sinnorientierung<br />

sowie Freiräume. Heraus kam<br />

überraschenderweise, dass die Sicherheitsorientierung<br />

im Alter abnimmt. «Wir müssen mit der<br />

Stereotypisierung aufpassen. Ältere Mitarbeitende<br />

nicht mehr zu fördern, ist ein Fehler», betonte<br />

Wörwag. Frappant ist auch: Nur 47 Prozent der<br />

Mitarbeitenden sind mit der gelebten Arbeitskultur<br />

zufrieden. Viele wünschen sich eine moderne<br />

Kultur und eine inspirierende Führung. In der<br />

Studie habe sich zudem ein neuer Wert herauskristallisiert:<br />

«perfect imperfection». Er steht für<br />

mehr Vertrauen, mehr experimentieren zu<br />

können und eine menschenorientierte Fehlerkultur.<br />

So bleibt die Frage, wie Kulturveränderung<br />

in Unternehmen gelingt. Laut Sascha<br />

Demarmels und Reto Kessler von Now.New.<br />

Next. gebe es drei Kernpunkte: Jeder beeinflusse<br />

die Unternehmenskultur, aber keiner könne sie<br />

allein festlegen. Kultur entstehe, wenn etwas immer<br />

gleich gemacht und akzeptiert wird. Kulturveränderung<br />

sei nie abgeschlossen und mit fortlaufender<br />

Arbeit und Reflexion verbunden.<br />

Steffi Burkhart sieht die Millennials dabei als<br />

treibende Kraft: «Erfahrung allein kann uns<br />

nicht mehr helfen, wir brauchen neue Denkweisen»,<br />

sagte die «Stimme der Millennials». Diese<br />

seien die digitalen Anwender, Könner und Creative-ups,<br />

folglich ein wichtiger Teil, um die Firmenkultur<br />

auf die Zukunft vorzubereiten. Zur<br />

Kulturveränderung gehört aber auch die<br />

Arbeitsraumveränderung. Stephanie Wackernagel<br />

vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft<br />

und Organisation betonte, dass es neue<br />

Formen der Zusammenarbeit geben müsse, «hin<br />

zur Arbeitsteilung und Kooperationsarbeit in<br />

räumlicher Vielfalt». Auch Heiko Stahl von der<br />

Vitra AG sowie Marc Künzle von Domus Leuchten<br />

und Möbel AG plädierten für eine neue Arbeitslandschaft.<br />

«Akzeptieren wir verschiedene<br />

Kulturen, leben wir sie aber authentisch», lautete<br />

das Fazit von Wörwag am Ende des Tages. red<br />

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Podiumsgespräch (v. l.): Gabriela Manser (GOBA AG), Reto Rutz (valantic), Ziga Jakhel<br />

(UBS Digital Factory), Sebastian Wörwag (FHS). Referat: Philosoph Philipp Tingler.


Thema<br />

Recruiting<br />

Casting: Rekrutieren wie im Film und Fernsehen. Seite 20<br />

Algorithmen: Kandidaten ansprechen, wo sie gerade sind. Seite 24<br />

Pensionäre: Wenn fundiertes Fachwissen gefragt ist. Seite 26<br />

Zero-Gap-Mentalität: Den Fokus auftun. Seite 30<br />

Recruiting-Expertise: Frank Rechsteiner im Gespräch. Seite 32<br />

iStockphoto<br />

18 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong>


<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 19


Thema Recruiting<br />

Supertalente<br />

per Casting finden<br />

Was bei Castingshows funktioniert, hält nun auch im <strong>HR</strong> Einzug. Die <strong>HR</strong>-Leiterinnen der Lindner<br />

Hotels AG, der Swiss und der Swiss Prime Site erzählen, weshalb sie Mitarbeitende per Casting suchen.<br />

Text: Christine Bachmann<br />

DJs, Giveaways und Casting-Crews<br />

Um ein Casting durchzuführen, müssen sich Recruiter<br />

umfangreicher vorbereiten als bei konventionellen<br />

Vorstellungsgesprächen. «Wir benötigen<br />

eine passende Lokalität, müssen Stellenanzeigen<br />

und Werbung auf Social-Media-Kanälen<br />

schalten, Plakate und Flyer erstellen, die BeweriStockphoto<br />

«Das Supertalent», «The Voice of Germany», «Die<br />

grössten Schweizer Talente»: Wer Casting hört,<br />

denkt als Erstes an die Musikbranche. Diese Rekrutierungsmethode<br />

findet auch in der klassischen<br />

Rekrutierung immer mehr Zuspruch.<br />

«Castings ermöglichen Unternehmen, Bewerbende<br />

auf unterschiedlichste Art und Weise kennenzulernen»,<br />

erklärt Malin Brüggemann, Corporate<br />

Recruiting and <strong>HR</strong> Coordinator bei der<br />

deutschen Hotelgruppe Lindner Hotels AG, die<br />

seit 2016 bei der Eröffnung ihrer «me and all hotels»<br />

Castings nutzt. «Sowohl in ungewöhnlichen<br />

Situationen als auch in einer lockeren Atmosphäre<br />

beim Essen oder beim Small Talk mit Mitkandidaten.<br />

Das vermittelt ganz andere Eindrücke<br />

als ein Vorstellungsgespräch.» Neue Mitarbeitende<br />

werden nicht nur in Deutschland per<br />

Casting gesucht: Auch in der Schweiz gibt es Betriebe,<br />

die Gefallen an dieser Methode gefunden<br />

haben. Beispielsweise die Immobiliengesellschaft<br />

Swiss Prime Site, die sogenannte «Assessment<br />

Days» veranstaltet. «Wir schätzen die Effizienz<br />

dieser Rekrutierungsart, weil wir zeitgleich mehrere<br />

Bewerbende involvieren können», erklärt<br />

Petra Weigert, Head Group <strong>HR</strong>. Zudem könnten<br />

mit diesem Format verschiedene Kompetenzen<br />

der Kandidaten*innen getestet werden: «Beispielsweise<br />

Teamfähigkeit, Auftrittskompetenz,<br />

Interaktion und Führungsverhalten im Team.»<br />

Die Effizienz von Castings stösst auch bei der<br />

Swiss International Air Lines auf Anklang. Dort<br />

hat sich das Konzept aufgrund des Wachstums<br />

und dem damit verbundenen erhöhten Personalbedarf<br />

im Jahr 2016 ergeben. «Castings ermöglichen<br />

uns, an einem einzigen Anlass eine<br />

grosse Anzahl an Kandidaten zu rekrutieren»,<br />

sagt Sabine Stoller, Leiterin der Cabin-Crew-Recruiting-Abteilung.<br />

Zudem entspreche diese Art<br />

der Rekrutierung der Spontanität der heutigen<br />

Generation und verringere für die Swiss gleichzeitig<br />

den zeitlichen Aufwand, die Dossiers aller<br />

Kandidaten*innen zu prüfen.<br />

«Castings ermöglichen<br />

Unternehmen, Bewerbende auf<br />

unterschiedlichste Art und Weise<br />

kennenzulernen.»<br />

Malin Brüggemann, Corporate<br />

Recruiting & <strong>HR</strong> Coordinator,<br />

Hotelgruppe Lindner Hotels AG<br />

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20 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong>


Recruiting Thema<br />

bungen sichten, die Kandidaten*innen einladen,<br />

eine Casting-Crew zusammenstellen und instruieren<br />

sowie den Tag konzeptionieren», erklärt die<br />

Recruitingverantwortliche der Lindner Hotels<br />

AG, Brüggemann. Das bedeute auch, Food<br />

Trucks, DJs, Drinks, Giveaways und alles Weitere<br />

zu organisieren. Die Zu- und Absagen sowie die<br />

Gesprächsvereinbarung mit den Endkandidaten<br />

erfolgen beim Hotelbetreiber zeitnah. Dass «Assessment<br />

Days» in der Vorbereitung sehr aufwendig<br />

sein können, kann auch Petra Weigert von<br />

der Swiss Prime Site AG berichten: «Wir benötigen<br />

Vorbereitungszeit für eine Teamaufgabe zu<br />

einem spezifischen Immobilienthema oder eine<br />

Einzelarbeit zu einem Thema, das erst am Casting<br />

bekannt gegeben wird.»<br />

Weniger Castingaufwand hat die Swiss.<br />

«Zwar müssen wir die Castings bewerben und<br />

allfällige externe Eventräume organisieren, falls<br />

diese in Basel, Bern oder St. Gallen stattfinden,<br />

ansonsten haben wir aber keinen allzu grossen<br />

Vorbereitungsaufwand», erklärt Stoller. Trotz ihrer<br />

Zeitinvestition überwiegen die Vorteile von<br />

Castings für alle drei Unternehmen. «So können<br />

wir Kandidaten*innen besser kennenlernen», betont<br />

Brüggemann. Durch die Pausen, das Socializing,<br />

die gemeinsamen Essen und die lockere Atmosphäre<br />

seien Kandidaten sich selbst und absolut<br />

authentisch – «Selbstdarsteller haben da<br />

nicht die geringste Chance.»<br />

Vorstellungsgespräche nicht gefragt<br />

Ein weiterer Vorteil ist gemäss Brüggemann, dass<br />

mit Castings «andere» Leute angesprochen werden:<br />

«Immer weniger Arbeitnehmende mögen<br />

Vorstellungsinterviews. Typischen Fragen zu<br />

Stärken und Schwächen oder ‹Wo sehen Sie sich<br />

in fünf Jahren› sind weder authentisch noch beantworten<br />

sie die Bewerbenden ehrlich.» Das Casting<br />

habe Vorteile für Kandidaten*innen, sagt<br />

«Wir schätzen diese<br />

Rekrutierungsart, weil wir<br />

zeitgleich mehrere Bewerbende<br />

involvieren können.»<br />

Petra Weigert, Head Group <strong>HR</strong>,<br />

Swiss Prime Site<br />

Brüggemann. «Auch sie erhalten vertiefte Einblicke,<br />

denn die Direktion und der Operations<br />

Manager sowie die Mitarbeitenden der anderen<br />

Häuser sind am Casting-Day vor Ort und können<br />

von ihren Erfahrungen berichten.» Einen kleinen<br />

Nachteil gebe es allerdings: «Bei einer grossen<br />

Anzahl an Kandidaten*innen können wir nicht<br />

immer zu jeder Person ein Statement abgeben»,<br />

sagt Brüggemann.<br />

Bei der Swiss hat die Erfahrung indes gezeigt,<br />

dass Castings bei den Bewerbenden grundsätzlich<br />

gut ankommen, am Ende aber nicht viel besser<br />

als klassische Rekrutierungsformen abschneiden.<br />

«Einzelne Kandidaten*innen haben<br />

eher für ein Assessment oder ein Casting eine<br />

Präferenz», erklärt Sabine Stoller. Bei Letzterem<br />

«Castings ermöglichen uns,<br />

an einem einzigen Anlass eine<br />

grosse Anzahl an Kandidate<br />

zu rekrutieren.»<br />

Sabine Stoller, Leiterin der Cabin Crew<br />

Recruiting Abteilung, Swiss<br />

sei eine gewisse Spontanität des Bewerbenden<br />

erforderlich. Zudem sei die Verbindlichkeit am<br />

Ende geringer. «Nicht jeder, der bei uns an einem<br />

Casting teilnimmt, will mit Nachdruck eine Stelle.»<br />

Supertalente gesucht<br />

Castings eignen sich nicht für jede Art der Stellenbesetzung,<br />

sind sich die drei Befragten einig.<br />

«Wir nutzen sie, um Fachkräfte und Abteilungsleiter<br />

für die operativen Hotelbereiche zu finden»,<br />

sagt Malin Brüggemann. Positionen wie die eines<br />

Hoteldirektors, eines Operations Managers oder<br />

eines Haustechnikers würden nicht über ein Casting<br />

gesucht, da diese Berufsgruppen einschlägige<br />

Erfahrung und eine spezifische Ausbildung<br />

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<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 21


Thema Recruiting<br />

erfordern. Auch für Petra Weigert von der Swiss<br />

Prime Site sind «Assessment Days» keine alleinseligmachende<br />

Rekrutierungslösung: «Für Führungspositionen<br />

mit vertraulichen Inhalten und<br />

Fachfunktionen mit hohem Spezialisierungsgrad<br />

sind sie eher ungeeignet.» Die Swiss dagegen<br />

sucht mit den Castings vor allem Teams und<br />

Mitarbeitende in Bereichen, in denen mehrere<br />

Stellen gleichzeitig zu besetzen sind. «Jedoch<br />

nicht, um hochspezialisierte Einzelvakanzen zu<br />

besetzen», sagt Stoller.<br />

Getestet wird bei Castings meist, wie sich<br />

Kandidaten*innen in verschiedenen Situationen<br />

verhalten: bei Stress, in einer grossen Gruppe<br />

oder als Individuum. Dabei setzt die Swiss Prime<br />

Site Schwerpunkte bei der Auftrittskompetenz,<br />

der Persönlichkeit und Teamfähigkeit sowie dem<br />

Fachwissen und der Auseinandersetzung mit aktuellen<br />

Branchenthemen. Bei der Swiss richtet<br />

man das Augenmerk dagegen vor allem auf<br />

Kompetenzen, die für Cabin Crew Member unabdingbar<br />

sind. Etwa Teamfähigkeit, Durchsetzungsvermögen,<br />

Dienstleistungsorientierung,<br />

Kommunikationsfähigkeit und Belastbarkeit.<br />

Grossgruppen mit Castings anwerben<br />

Castings funktionieren, so das Fazit von Lindner<br />

Hotels, Swiss und Swiss Prime Site. Die Swiss rekrutiert<br />

so jährlich zwischen 400 und 800<br />

Kandidaten*innen. Nicht ganz so viele, aber immerhin<br />

100 Mitarbeitende, gewann Brüggemann<br />

für Lindner: «Mit den bisherigen Castings<br />

konnten wir alle vier Eröffnungsteams unserer<br />

Hotelmarke ‹me and all hotels› zusammenstellen.»<br />

Petra Weigert hat auf diesem Weg bisher<br />

«nur» 12 Trainees gefunden: «Wir befinden uns<br />

erst im dritten Jahr und stellen maximal vier<br />

Nachwuchskräfte pro Jahr ein», erklärt sie. Unabhängig<br />

davon, wie ein Auswahlverfahren genannt<br />

wird, ein mehrstufiges Assessment habe<br />

bei Grossgruppenrekrutierungen eine Zukunft,<br />

sind sich die Befragten einig.<br />

n<br />

Auf die Schnelle Kandidaten finden<br />

Nicht auf Castings, sondern auf Speed Recruiting<br />

setzen die Schweizerischen Bundesbahnen<br />

SBB. Wie das funktioniert und was es bringt: ein<br />

Gespräch mit Corinne Kuhn, Leader Employer<br />

Branding & <strong>HR</strong>-Marketing.<br />

Speed Recruiting ist das geschäftliche Speed Dating.<br />

Warum nutzen Sie dieses?<br />

Corinne Kuhn: Mit dem Speed Recruiting erhalten<br />

wir einen ersten Eindruck von potenziellen<br />

Kandidaten und ermöglichen ihnen einen direkten<br />

Zugang zum Bewerbungsgespräch. Das<br />

Speed Recruiting ist dabei der erste Schritt im<br />

Bewerbungsprozess. Danach erhalten die Kandidaten<br />

eine «Recall-Bescheinigung», die sie gemeinsam<br />

mit den Bewerbungsunterlagen in unserem<br />

Jobportal einreichen können, worauf ein<br />

erstes Bewerbungsgespräch folgt.<br />

Seit wann gibt es diese Rekrutierungsvariante<br />

bei den SBB?<br />

Die Initiative entstand anlässlich unserer neuen<br />

Arbeitgeberpositionierung, die wir Ende 2018<br />

mit den «Berufsweltencafés» im HB Zürich lanciert<br />

haben. Die Rückmeldungen auf das Pilotprojekt<br />

waren sehr positiv. Deshalb werden wir<br />

<strong>2020</strong> erneut an verschiedenen Standorten präsent<br />

sein und Interessierten die Möglichkeit bieten,<br />

mit uns in Kontakt zu treten und sich über<br />

unsere Berufswelten zu informieren. Der Austausch<br />

zwischen Mitarbeitenden und potenziellen<br />

Interessierten steht dabei im Fokus.<br />

Kundenbegleitern, die es auf dem Arbeitsmarkt<br />

andernorts kaum gibt.<br />

Was möchten Sie von Kandidaten erfahren?<br />

Wir möchten jemandem in einem lockeren Gespräch<br />

kennenlernen, denn Vorstellungsgespräche<br />

sind ja oft auch mit Stress verbunden. In<br />

diesem Austausch erfahren wir schon einiges<br />

über die Kompetenzen der Interessenten. Manchmal<br />

hat ein Kandidat solche, die sich für einen<br />

anderen Beruf besser eignen als für den vorgesehenen.<br />

Beim Speed Recruiting geht es somit auch<br />

immer darum, diese Kompetenzen und Fähigkeiten<br />

mit dem richtigen Jobprofil zu matchen.<br />

Hat Speed Recruiting eine Zukunft?<br />

Ja, davon bin ich überzeugt. Vor allem bei den<br />

Zweitausbildungen ist es eine gute Möglichkeit,<br />

sich auszutauschen und Hürden bei Bewerbungen<br />

abzubauen. cb<br />

n<br />

Was sind die Vorteile?<br />

Wir sehen es für die Interessierten als Chance, die<br />

SBB auf eine andere Art und Weise kennenzulernen<br />

und ihnen einen direkten Zugang zu einem<br />

Erstgespräch zu ermöglichen.<br />

Wen sprechen Sie damit an?<br />

Wir sprechen vor allem jene Personen an, die<br />

sich zuerst unkompliziert austauschen möchten,<br />

um mehr über ein bestimmtes Berufsbild zu erfahren.<br />

Informationsbedarf besteht vor allem bei<br />

klassischen Bahnberufen wie Lokführern oder<br />

Corinne Kuhn, Leader Employer Branding & <strong>HR</strong>-Marketing, SBB.<br />

22 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong>


Presented by<br />

SCHEELEN ® <strong>HR</strong> Excellence Award 2019<br />

Der Unterschied liegt in der Beratung<br />

Das Institut SCHEELEN ® , Anbieter der Analyseund<br />

Profiling-Tools INSIGHTS MDI ® und<br />

ASSESS by SCHEELEN ® , vergibt jährlich im<br />

Januar den Human Resource Excellence Award<br />

für herausragende Leistungen in der Personalarbeit.<br />

Frischgekürter Preisträger 2019 ist der<br />

Basler Unternehmensberater Mario Di Santo,<br />

der für seine «ganzheitliche Dienstleistungsund<br />

Beratungskompetenz» ausgezeichnet<br />

wurde. Bei einem Espresso in der Basler Altstadt<br />

erläutert Mario Di Santo, was aus seiner<br />

Sicht den Unterschied in der Beratungsarbeit<br />

macht.<br />

Mario Di Santo, zunächst herzlichen Glückwunsch<br />

zum Gewinn des <strong>HR</strong> Excellence Award<br />

2019. Wer ausgezeichnet wird, muss über ein<br />

Geheimrezept verfügen.<br />

Mario Di Santo (lacht): «Rezept» ja, «geheim»<br />

nein. Wer mit mir arbeitet, findet schnell heraus,<br />

worauf ich in der Unternehmens- und<br />

Personalberatung Wert lege: auf den zielgerichteten<br />

und wertschätzenden Dialog. Er unterscheidet<br />

sich von einem üblichen Gespräch<br />

dadurch, dass wir über Kompetenzen und Potenziale<br />

sprechen, die wir zuvor in einem objektiven<br />

Verfahren eruiert haben.<br />

«Um das Potenzial einer<br />

Persönlichkeit einzuschätzen, braucht<br />

es nebst validen Testergebnissen eine<br />

vertrauensvolle Beziehung.»<br />

Da kommen die genannten Diagnostik-Tools<br />

zum Einsatz ...<br />

... und bringen durch ihre Objektivität und das<br />

bewährte Verfahren enormen Mehrwert. Ich<br />

kläre mit einem Unternehmen differenziert,<br />

welche Kompetenzen es durch eine neue Person<br />

dazugewinnen will, und parallel dazu will<br />

ich wissen, über welche Stärken und Möglichkeiten<br />

eine Kandidatin oder ein Kandidat verfügt,<br />

wenn sie oder er am richtigen Ort eingesetzt<br />

wird.<br />

Das heisst, Sie lesen Testergebnisse, und wissen<br />

auf einen Blick alles über die Qualitäten<br />

einer sich bewerbenden Person?<br />

Nein, genau hier liegt der wesentliche Unterschied<br />

in der Beratung. Testergebnisse sagen<br />

alleine nichts aus, auch wenn sie leider oft<br />

unkommentiert verwendet oder weitergegeben<br />

werden. Das ist fahrlässig. Ich betrachte<br />

die Ergebnisse als Rohmaterial, das mir einen<br />

Einstieg in die Gedanken- und Vorstellungswelt<br />

einer Persönlichkeit ermöglicht. Es geht<br />

darum, Aussagen und Erkenntnisse sorgfältig<br />

mit der betroffenen Person zu besprechen<br />

und zu verifizieren. Dies funktioniert nur auf<br />

der Basis einer vertrauensvollen Beziehung.<br />

Ist Personalberatung Beziehungsarbeit?<br />

Unbedingt. Wer mit professionellen Diagnostik-Tools<br />

arbeitet, trägt Verantwortung und<br />

braucht zwingend Coaching- und Kommuni-<br />

Mario Di Santo<br />

kationskompetenz. Dazu gehören Empathie,<br />

Aufmerksamkeit, Interesse, Wertschätzung<br />

und Intuition. Schubladendenken hat keinen<br />

Platz. Beratung im Dreieck zwischen Unternehmen,<br />

Personalberatung sowie Bewerberinnen<br />

und Bewerbern muss ein kommunikativer<br />

Austausch auf Augenhöhe sein.<br />

Dies klingt nach Gewinn für alle Seiten.<br />

Ich sehe dies auch so, ja. Habe ich mit einem<br />

Unternehmen vorgängig den erwünschten<br />

Kompetenzzuwachs für die Zukunft definiert,<br />

gewinnt meine Beratung zusätzlich an Qualität.<br />

Wir sprechen vom selben Ziel und können<br />

fokussierter planen. Und kenne ich das Potenzial<br />

von Kandidatinnen und Kandidaten, ändert<br />

sich auch hier der Fokus der Beratung.<br />

Wir können aufgrund der Analyse erörtern,<br />

unter welchen Bedingungen Knowhow, Wissen<br />

und Fertigkeiten am besten zum Tragen<br />

kommen. Umgekehrt besteht bei einer Beratung<br />

ohne vorgängige Analyse die Gefahr von<br />

Einseitigkeit oder Willkürlichkeit. Es fehlt das<br />

realitätsbezogene Fundament. Das Zusammenspiel<br />

von Diagnostik und Beratung macht<br />

den Erfolg.<br />

«Agile Unternehmen brauchen<br />

auf Führungsebene zwingend Persönlichkeiten,<br />

deren Fähigkeiten optimal zur<br />

Strategie passen.»<br />

Gilt dieses Zusammenspiel auch fürs Executive<br />

Search?<br />

Ohne Frage. Unternehmen, die auch in Zukunft<br />

wachsen wollen, brauchen gerade auf<br />

Managementstufe Persönlichkeiten, deren<br />

Potenziale richtig erkannt sowie eingesetzt<br />

werden und optimal zur Unternehmensstrategie<br />

passen.<br />

Herzlichen Dank, Mario Di Santo, und weiterhin<br />

viel Begeisterung und Erfolg.<br />

Das Interview führte André Kesper.<br />

Personal Suche Auswahl Entwicklung<br />

Mario Di Santo berät Unternehmen aller Branchen<br />

seit 1997 in der Personalselektion. Sein<br />

Erfolgsrezept ist das individualisierte Auswahlverfahren<br />

unter Einbezug der bewährten Tools<br />

INSIGHTS MDI ® und ASSESS by SCHEELEN ® . Er<br />

verzichtet bewusst auf Karteien oder reine Vermittlung<br />

und arbeitet mit einem salärunabhängigen<br />

Honorarmodell.<br />

Di Santo & Partner GmbH<br />

Clarastrasse 2, CH-4058 Basel<br />

Telefon: +41 61 261 25 92<br />

disanto@disanto.ch, www.disanto.ch<br />

<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 23


iStockphoto<br />

Abseits ausgetretener<br />

Pfade rekrutieren<br />

Stelleninserate zielgerichtet bewerben<br />

Die logische Entwicklung von Programmatic Advertising in<br />

der Rekrutierung ist das Programmatic Job Advertising. Damit<br />

können Recruiter Stelleninserate ausserhalb der gewohnten<br />

Kanäle und Rekrutierungsstrategien ausschreiben und so<br />

neue Zielgruppen erreichen. Das braucht jedoch ein Umdenken<br />

seitens der Recruiter, da Stellenanzeigen damit nicht mehr<br />

nach dem Post-and-Prey-Prinzip auf eine Jobbörse geschaltet<br />

werden. Grundsätzlich eignen sich alle Stellen für eine programmatische<br />

Ausschreibung. Es ist aber nützlich zu wissen,<br />

welche Stelleninserate mehr Aufrufe erfordern und welche<br />

weniger. So können mit dieser Methode jene Stelleninserate<br />

beworben werden, bei denen es nötig ist.<br />

Eine der grössten Herausforderung bei Programmatic Job<br />

Advertising war bis anhin, dass meist keine Daten zur BerufsiStockphoto<br />

Inserate aufzuschalten und auf Bewerbungen zu warten, ist besonders dort passé, wo ein<br />

Fachkräftemangel herrscht und mit vielen Latentsuchenden zu rechnen ist. Doch wie sprechen<br />

Firmen geeignete Kandidaten besser an? Programmatic Job Advertising bietet Lösungsansätze.<br />

Text: Matthias Mäder<br />

Matthias Mäder ist<br />

Geschäftsführer bei<br />

Jobiq, das latentsuchende<br />

Kandidaten<br />

ausserhalb der<br />

klassischen Jobbörsen<br />

anspricht. Das Unternehmen<br />

ist ein Spin-<br />

Off der Prospective<br />

Media Services AG<br />

und gehört zur Tom<br />

Talent Holding mit<br />

Sitz in Zürich. Mäder<br />

ist zudem Verwaltungsratspräsident<br />

bei Prospective Media<br />

Services AG, Gastdozent<br />

an der ZHAW,<br />

Mitgründer des <strong>HR</strong><br />

Barcamp Zürich sowie<br />

Gründer der Recruiting<br />

Convention<br />

Zürich.<br />

jobiq.ch<br />

prospective.ch<br />

tomtalent.ch<br />

Rekrutierungsverantwortliche kommen bei vielen Jobprofilen<br />

nicht mehr darum herum, neue Kanäle zu finden, um potenzielle<br />

Kandidaten anzusprechen. Eine Stellenanzeige auf dem<br />

immer wieder gleichen Kanal aufzuschalten, ist jedoch nicht<br />

zielführend. Auch nach vier Wochen wird der gewünschte<br />

Erfolg auf sich warten lassen, weil Aktivstellensuchende nur<br />

einen kleinen Teil der Arbeitnehmenden ausmachen, die regelmässig<br />

Jobplattformen besuchen, ihre Bewerbungsunterlagen<br />

darauf posten oder Jobabos abonniert haben. Viel interessanter<br />

und vor allem auch eine viel grössere Zielgruppe sind<br />

latent Stellensuchende. Sie sind fast nie auf Jobplattformen zu<br />

finden und nicht an Jobabos interessiert. Sie sind aber offen für<br />

eine passende Stelle am richtigen Ort, bei einem für sie interessanten<br />

Arbeitgeber.<br />

Potenzielle Kandidaten ansprechen, wo sie sind<br />

Wenn Menschen nicht aktiv auf der Suche nach Arbeit sind,<br />

rücken jene Kanäle in den Fokus, die sie täglich nutzen. Etwa<br />

Newswebsites, Vergleichsportale und sonstige Websites, die<br />

ihren Präferenzen entsprechen. Auf solchen Seiten werden<br />

mit Programmatic Job Advertising meist Rectangle-Banner<br />

ausgespielt, die nebst dem Stellentitel und dem Arbeitgeberlogo<br />

das Stellenpensum und den Arbeitsort beinhalten. Klickt<br />

ein Interessent auf einen Banner, wird die vollständige Stellenanzeige<br />

angezeigt. In einem Satz erklärt, findet das Stelleninserat<br />

den Bewerber und nicht umgekehrt. Das hat den Vorteil,<br />

dass potenzielle Bewerber im Internet dort abgeholt werden,<br />

wo sie sich bewegen. Insbesondere Latentsuchende, die sonst<br />

über klassische Rekrutierungsstrategien und Jobbörsen nicht<br />

zu erreichen sind.<br />

In der Onlinemarketing-Welt ist Programmatic Advertising<br />

schon lange nicht mehr wegzudenken. Damit gemeint ist<br />

der in Echtzeit vollautomatisch getätigte Ein- und Verkauf von<br />

Werbeflächen. Je nach Transaktionsmodell nehmen uns Software<br />

und Algorithmen dabei die Entscheidung ab, wo und<br />

wann Anzeigen eingekauft werden. Über eine sogenannte<br />

Data Management Plattform (DMP) fliessen so beliebig viele<br />

Daten zum Benutzerverhalten ein, um diese Entscheidung zu<br />

erleichtern. So können Anzeigenplätze beispielsweise nach<br />

Jahreszeit, Benutzerinteressen oder geografischen Merkmalen<br />

gebucht werden. Der gesamte Kaufprozess vom Auftraggeber<br />

(Demand Side Plattform/DSP) bis zum Verkäufer (Sell Side<br />

Plattform/SSP) wird vollautomatisch über solche Technologieplattformen<br />

abgewickelt.<br />

Doch was bietet Programmatic Advertising, was normales<br />

Onlinemarketing bisher nicht vermochte? Die programmatische<br />

Werbeausspielung kann die Merkmale eines Besuchers<br />

in Echtzeit prüfen, wenn er eine Website aufruft. Binnen Millisekunden<br />

wird durch die vorliegenden Daten entschieden, ob<br />

ein bestimmter Nutzer unsere Zielkriterien erfüllt. Trifft das zu,<br />

wird unsere Werbung ausgespielt oder wir geben in einer Echtzeitauktion<br />

ein Gebot für diese Werbeplätze ab.<br />

24 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong>


Recruiting Thema<br />

gruppe oder zum Berufsprofil eines Benutzers<br />

existierten. Durch die anonymisierte Profilierung<br />

ist das nun möglich, indem der Besucher<br />

beim Aufruf einer Stellenanzeige automatisch<br />

einer Berufsgruppe zugeordnet wird. Zusätzliche<br />

Daten wie Alter, Geschlecht und Wohnort werden<br />

nicht erfasst. Für eine erfolgreiche Programmatic-Job-Advertising-Kampagne<br />

genügen die<br />

profilierten Angaben jedoch, denn Banner werden<br />

nur jenen Personen ausgespielt, die der gewünschten<br />

Berufsgruppe entsprechen.<br />

«Binnen Millisekunden wird<br />

durch die vorliegenden Daten<br />

entschieden, ob ein Nutzer<br />

die Zielkriterien erfüllt.»<br />

Matthias Mäder,<br />

Geschäftsführer, Jobiq AG<br />

Keine teuren Tools<br />

Programmatic Job Advertising eignet sich nicht<br />

nur für grosse Unternehmen mit einem grossen<br />

Rekrutierungsvolumen, auch kleine Unternehmen,<br />

die einzelne Inseratekampagnen erstellen,<br />

profitieren davon. Mit einem fixen Budget, das in<br />

etwa den Kosten einer klassischen Stellenanzeige<br />

auf einer Jobbörse entspricht, können zwischen<br />

250 bis 350 Aufrufe eines Stelleninserats generiert<br />

werden. Dazu sind keine spezifischen Kenntnisse<br />

oder teuren Tools erforderlich.<br />

Für Unternehmen, die viele offene Stelle zu<br />

besetzen haben, bieten sich andere Formen des<br />

Programmatic Job Advertisings an. Beispielsweise<br />

der Kauf einer bestimmten Anzahl Leads, die<br />

auf die einzelnen Vakanzen verteilt werden. So<br />

können Recruiter selbst entscheiden, bei welchen<br />

Stelleninseraten mehr Zugriffe erforderlich<br />

sind. Auch innerhalb der Karriereseite lässt sich<br />

die Zugriffsrate optimieren, indem nach Berufsgruppen<br />

gegliederte Landingpages erstellt werden.<br />

Etwa eine für Informatiker, die zielgruppengerechte<br />

Informationen enthält und auf der alle<br />

offenen Stellen dieses Bereichs aufgelistet sind.<br />

Mit passenden Bannern werden Besucher auf<br />

diese Landingpages gelotst. Dass sich ein Latentsuchender<br />

dann bewirbt oder zumindest Interesse<br />

an einer Stelle bekundet, ist bei dieser Vorgehensweise<br />

relativ hoch.<br />

Cost-per-Click und andere Modelle<br />

Auch Jobbörsen investieren vermehrt in Programmatic-Job-Advertising-Technologie.<br />

Erst<br />

konkurrierte Springer-Tochter StepStone mit Indeed<br />

um die Übernahme von Technologieanbieter<br />

Appcast, dann revanchiert sich Indeed mit<br />

dem Kauf von ClickIQ. In der Schweiz kooperiert<br />

Jobcloud mit Joveo, einem amerikanischen Technologieanbieter.<br />

Wie sich die Jobbörsen mit diesen<br />

Übernahmen für die Zukunft rüsten, bleibt<br />

abzuwarten.<br />

Denkbar ist, dass deren Stellenanzeigen künftig<br />

vermehrt nach Performance-basierten Modellen<br />

eingekauft werden. Der Preis der Anzeigen<br />

definiert sich dann nicht mehr über eine bestimmte<br />

Laufzeit von zum Beispiel 30 Tagen, sondern<br />

nach Leistung, sprich nach einem Cost-per-<br />

Click-Modell, bei dem jeder einzelne Klick auf das<br />

Inserat kostet.<br />

Denkbar sind aber auch Modelle, bei denen<br />

nach eingegangenen Bewerbungen oder sogar<br />

Anstellungen bezahlt wird. Bei der Abrechnung<br />

nach Bewerbungen sollten Arbeitgeber die Qualität<br />

der Bewerbungen definieren, da viele Bewerbungen<br />

mit einer tiefen Qualität nicht weiterhelfen.<br />

Bei der Abrechnung nach Einstellung fehlen<br />

den Jobbörsen vielmals Informationen darüber,<br />

welche Person eingestellt wurde. Die Unternehmen<br />

müssen hingegen nachvollziehen können,<br />

über welchen Kanal die Bewerbung gekommen<br />

ist. Dazu müssen die einzelnen Tools und Technologien<br />

innerhalb des Rekrutierungsprozesses<br />

aber miteinander verbunden werden. n<br />

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<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 25


Thema Recruiting<br />

«Die Beschäftigung älterer<br />

Mit arbeitender liegt in unserer DNA»<br />

40 Prozent aller Erwerbstätigen würden gerne über das Pensionsalter hinaus arbeiten. Noch trifft dieses<br />

Angebot auf wenig Nachfrage. Einige Firmen haben jedoch umgedacht. Wir haben mit drei von ihnen<br />

gesprochen und zwei Pensionierte befragt.<br />

Text: Corinne Päper<br />

Älterwerden ist in der Schweiz nicht «sexy». Das<br />

bekommen vor allem Menschen ab 60 Jahren zu<br />

spüren: Nur 23 Prozent befinden sich dann noch<br />

in einem Anstellungsverhältnis. Im Vergleich zu<br />

den OECD-Ländern, wo die Erwerbsquote der<br />

60-Jährigen bei 27 Prozent liegt, ist die Schweiz<br />

kein Paradebeispiel. Das hat zur Folge, dass das<br />

Angebot, nach der Pensionierung weiterzuarbeiten,<br />

die Nachfrage in der Schweiz bei weitem<br />

übersteigt. In Zahlen ausgedrückt wollen 40 Prozent<br />

der in der Schweiz Beschäftigten im Alter<br />

zwischen 50 und 64 Jahren nach der Pensionierung<br />

weiterarbeiten, doch nur wenige erhalten<br />

die Möglichkeit dazu. Für 60 Prozent bleiben die<br />

Betriebstüren geschlossen. Das zeigt eine kürzlich<br />

veröffentlichte Deloitte-Studie, für die 1000<br />

in der Schweiz wohnhafte Personen zwischen 50<br />

und 70 Jahren befragt wurden.<br />

Das ist bedauerlich, da Unternehmen mit Arbeitnehmenden<br />

im Ruhestand Know-how-Lücken<br />

schliessen könnten, wenn sie für deren Engagement<br />

offener wären. Solche Lösungen scheinen<br />

umso dringlicher, als sich die verzweifelte<br />

Suche nach Fachkräften durch die anstehende<br />

Pensionierungswelle der Babyboomer und den<br />

Demografiewandel in den kommenden zehn Jahren<br />

nochmals deutlich verschärfen wird. Gemäss<br />

einer Analyse der UBS werden bis ins Jahr 2030<br />

zwischen 230 000 und 500 000 Fachkräfte auf<br />

dem Schweizer Arbeitsmarkt fehlen.<br />

Aus der Not eine Tugend machen<br />

«Wir beschäftigen Menschen im Ruhestand aus<br />

Überzeugung», sagen Stephan Kunz, <strong>HR</strong> Leiter<br />

der Burckhardt Compression AG, Gabriela Küpfer,<br />

<strong>HR</strong>-Leiterin der Seniorenbetreuung Home<br />

Instead Basel, und Monica Lamas, <strong>HR</strong>-Leiterin<br />

der Sammelstiftung Vita. Oft aus ganz pragmatischen<br />

Gründen. «Die demografischen Auswirkungen,<br />

der Druck auf die Sozialwerke und der<br />

Fachkräftemangel sind für uns schon heute Realität»,<br />

betont Stephan Kunz. «Menschen, die bei<br />

uns in Pension gehen, verfügen über ein hohes<br />

Mass an Wissen und Erfahrung, das in unserer<br />

Branche teilweise sehr spezifisch und einzigartig<br />

ist.» Deshalb sei es im Interesse von Burckhardt<br />

Compression, dieses Know-how im Unternehmen<br />

zu erhalten oder Ältere zu ermuntern, es<br />

gezielt an jüngere Mitarbeitende weiterzugeben,<br />

wenn sie nach der Pensionierung nicht in einem<br />

«normalen» Arbeitsverhältnis beschäftigt werden<br />

können.<br />

Stephan Kunz, <strong>HR</strong> Leiter der<br />

Burckhardt Compression AG<br />

Monica Lamas, <strong>HR</strong>-Leiterin der<br />

Sammelstiftung Vita<br />

Eine ähnliche Strategie verfolgt die Sammelstiftung<br />

Vita: «Ausgewiesene BVG-Experten sind<br />

sehr schwer zu finden, weshalb wir unserer Fachkräfte<br />

nach der Pensionierung weiterbeschäftigen,<br />

auch wenn wir dafür kein spezielles Programm<br />

haben.» Eingesetzt würden die Mitarbeitenden<br />

generell dort, wo sie einen Mehrwert<br />

bringen. Einen besonderen Vorteil bei der Beschäftigung<br />

von Pensionierten liegt für Monica<br />

Lamas in der Diversität: «Altersdurchmischte<br />

Teams funktionieren besser. Nicht nur beim<br />

Know-how-Transfer und durch den Perspektivenwechsel.<br />

Sie sind auch eine persönliche Bereicherung.»<br />

Bei der Seniorenbetreuung Home Instead<br />

liegt der Fokus naturgemäss auf älteren<br />

Mitarbeitenden. «Der derzeitige Altersdurchschnitt<br />

unserer Mitarbeitenden liegt bei 57 Jahren»,<br />

sagt Gabriela Küpfer. Für sie kein Grund zur<br />

Panik, sondern ein Vorteil: «Es ist naheliegend,<br />

Gabriela Küpfer, <strong>HR</strong>-Leiterin der<br />

Seniorenbetreuung Home Instead Basel<br />

Mitarbeitende einzusetzen, die unsere Kunden<br />

aufgrund des geringen Altersunterschieds besser<br />

verstehen. Die Beschäftigung älterer Menschen<br />

liegt quasi in der DNA unserer Firma.» Ältere<br />

Menschen hätten zudem einen prall gefüllten<br />

Rucksack an Lebenserfahrung, den sie mit anderen<br />

teilen können. «Das kommt uns zugute, weil<br />

wir grossen Wert auf die Passgenauigkeit zwischen<br />

Kunden und Mitarbeitenden legen.» Wichtiger<br />

als die Verfügbarkeit eines Mitarbeitenden<br />

seien seine Gemeinsamkeiten mit dem Kunden:<br />

«Einem ehemaligen Kunsthistoriker vermitteln<br />

wir beispielsweise eine Mitarbeiterin, die Interesse<br />

an Kunst hat, damit sich der Kunde über seine<br />

Thema austauschen kann.»<br />

«Mitarbeitende wollen zwar über das Pensionsalter<br />

hinaus arbeiten, aber nicht mehr zu 100<br />

Prozent», sagen Gabriela Küpfer, Stephan Kunz<br />

und Monica Lamas. Das erfordere eine gewisse<br />

Flexibilität seitens der Unternehmen. «Unser<br />

pensionierter Mitarbeitender arbeitet 30 Prozent»,<br />

erklärt Küpfer, «weil er seine neue Freiheit<br />

geniessen und neben seiner Erwerbstätigkeit seinen<br />

Hobbys nachgehen will.» Auch Burckhardt<br />

Compression macht bei der Arbeitsgestaltung<br />

Zugeständnisse: «Wir bieten Beschäftigungsgrade<br />

zwischen zehn und hundert Prozent, von<br />

aufeinanderfolgenden Tagen, Wochen und Monaten<br />

sowie arbeitsfreien Zeiträumen», erzählt<br />

Kunz. Eine Mindestbeschäftigungsdauer gibt<br />

hingegen Home Instead: «Unsere Mitarbeitenden<br />

müssen mindestens 16 Stunden pro Woche verfügbar<br />

sein und dürfen keinen Eintrag im Betreibungs-<br />

oder Strafregister haben. Das heisst nicht,<br />

dass sie so lange arbeiten, für die Planung der<br />

26 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong>


Recruiting Thema<br />

Kundenbesuche müssen wir jedoch Zeitfenster festlegen, sonst wird die<br />

Koordination zu kompliziert.»<br />

Pensionierte sind Mitarbeitende wie alle anderen, betonen die drei Befragten.<br />

«Sie erhalten bei uns dieselben Konditionen und Arbeitgeberleistungen<br />

sowie eine solide Ausbildung bei der Einführung. Das ermöglicht<br />

einen einfachen Start für Quereinsteiger», erklärt Home-Instead-<strong>HR</strong>-Leiterin<br />

Gabriela Küpfer. Daneben stünden Pensionierten Weiterbildungen sowie<br />

die Teilnahme an Mitarbeiteranlässen offen. Weil der Ruheständler der<br />

Sammelstiftung Vita auf Stundenbasis arbeite, entfallen für ihn einige<br />

Fringe Benefits, sagt Monica Lamas. «Bei unseren Teamevents und Firmenanlässen<br />

ist er aber wie alle anderen Mitarbeitenden unabhängig von seinem<br />

Beschäftigungsstatus dabei.» <br />

n<br />

«Je nach Kundenwunsch variiert<br />

mein Arbeitspensum zwischen 30 und<br />

50 Prozent.»<br />

Herr Anliker, warum arbeiten Sie auch nach Ihrer Pensionierung?<br />

Hans Anliker: Ich konnte mir nach meinem erfüllten Berufsleben nicht<br />

vorstellen, einfach nur meinen Hobbys nachzugehen und herumzusitzen.<br />

Ich wollte Teilzeit arbeiten, etwas Sinnvolles tun und das Gefühl haben,<br />

nützlich zu sein. Der Zustupf zu meiner Rente ermöglicht es mir zudem, mir<br />

ab und zu einen Extrawunsch zu erfüllen.<br />

Welche Tätigkeiten führen Sie<br />

aus?<br />

Ich arbeite in der Seniorenbetreuung<br />

und helfe älteren Menschen<br />

zu Hause bei ihren Alltagstätigkeiten,<br />

die sie nicht<br />

mehr selbst bewältigen können<br />

oder wollen. Je nach Kundenwunsch<br />

variiert mein Arbeitspensum<br />

zwischen 30 und<br />

50 Prozent.<br />

Wie kam es zu Ihrer Anstellung?<br />

Ich habe in der Quartierzeitung<br />

ein Inserat gesehen und wurde<br />

in derselben Woche von einer<br />

Freundin angesprochen, die<br />

schon seit längerer Zeit bei<br />

Home Instead arbeitet. Als sie<br />

einmal mehr von ihrer Arbeit<br />

geschwärmt hat, habe ich mich<br />

telefonisch gemeldet.<br />

Pensionär Hans Anliker arbeitet<br />

in der Seniorenbetreuung von<br />

Home Instead. Er hilft älteren<br />

Menschen zu Hause bei ihren<br />

Alltagstätigkeiten.<br />

Wodurch unterscheidet sich<br />

Ihre jetzige Tätigkeit von Ihrem<br />

ehemaligen Beruf ?<br />

Der grösste Unterschied ist, dass der Druck aus meinem damaligen Berufsalltag<br />

weg ist. Ich gehe zu meinen Kunden und habe Zeit, kann mein Pensum<br />

flexibel gestalten und entscheiden, ob ich einen Einsatz annehme oder<br />

nicht. Das kommt mir sehr entgegen und lässt sich mit meinen anderen<br />

Plänen gut kombinieren.<br />

Was macht Ihnen am meisten Freude?<br />

Wenn sich meine Kunden freuen, dass ich zu ihnen komme. Ich spüre eine<br />

Wertschätzung für meine Arbeit, die ich früher nie erhalten habe.<br />

Wie lange werden Sie weiterarbeiten?<br />

Bis ich selbst Unterstützung und Betreuung brauche und wir die Plätze<br />

tauschen. Meine älteste Kollegin ist 77 Jahre alt und sagt, sie werde noch<br />

lange arbeiten.<br />

n<br />

«Meine Berufstätigkeit muss mit meinen<br />

familiären und sportlichen Interessen<br />

vereinbar sein.»<br />

Herr Kaufmann, warum arbeiten Sie auch nach Ihrer Pensionierung?<br />

Hans Ulrich Kaufmann: Mich mit fachlichen Fragestellungen auseinanderzusetzen,<br />

stellt für mich eine willkommene geistige Herausforderung dar.<br />

Ich kann meine langjährige Berufserfahrung einbringen und die Kompetenzen<br />

des Teams ergänzen. Zudem schätze ich den sozialen Kontakt und<br />

dass ich im Team der Sammelstiftung Vita integriert bin.<br />

Welche Tätigkeiten führen Sie aus?<br />

Ich bin in der beruflichen Vorsorge tätig – bei der SST Vita Dienstleistungs<br />

AG. Einer Firma, welche die Geschäftsführung der Sammelstiftung Vita<br />

wahrnimmt. Ich bearbeite im Team «Produkte und Services» Fragen zur<br />

Der pensionierte Hans<br />

Ulrich Kaufmann ist bei<br />

der SST Vita Dienstleistungs<br />

AG zu 30 Prozent<br />

angestellt. Er arbeitet<br />

im Team «Produkte und<br />

Services» und organisiert<br />

unter anderem<br />

Kundenanlässe.<br />

Entwicklung unserer Marktleistungen, organisiere Kundenanlässe und<br />

gebe Publikationen heraus. Derzeit entspricht mein Anstellungsverhältnis<br />

einem Pensum von ungefähr 30 Prozent.<br />

Wie kam es zu Ihrer Anstellung?<br />

Kurz nach meiner vorzeitigen Pensionierung erhielt ich über mein Netzwerk<br />

eine Anfrage für eine auf ein Jahr begrenzte Anstellung als Projektleiter<br />

bei der SST Vita Dienstleistungs AG, um ein Marktsegment in der beruflichen<br />

Vorsorge zu entwickeln. Während der Projektarbeit kamen weitere<br />

Aufgaben hinzu, so dass mein Arbeitsverhältnis nach Projektabschluss<br />

verlängert wurde.<br />

Wodurch unterscheidet sich Ihre jetzige Tätigkeit von Ihrem ehemaligen<br />

Beruf ?<br />

Vor meiner vorzeitigen Pensionierung hatte ich Führungsaufgaben, habe<br />

bestehende Kunden betreut und den Geschäftsbereich entwickelt. Mein Arbeitsalltag<br />

war von internen und externen Sitzungen geprägt. Durch den<br />

Wegfall der Verantwortung für die Mitarbeitenden und die Kunden kann<br />

ich mich nun auf die konzeptionelle Bearbeitung von Fachfragen konzentrieren.<br />

Wie lange werden Sie weiterarbeiten?<br />

Die Dauer meiner Arbeitstätigkeit bestimmt sich dadurch, ob mein Arbeitgeber<br />

meinen Beitrag als wertschöpfend betrachtet, und durch meine persönliche<br />

Einschätzung. Etwa, ob sich meine Berufstätigkeit mit meinen familiären<br />

und sportlichen Interessen vereinbaren lässt. Auch die Gesundheit<br />

spielt eine grosse Rolle.<br />

Was macht Ihnen am meisten Freude?<br />

Wenn ich mit meiner Arbeit zum Teamerfolg beitrage, indem ich ihnen<br />

Lösungsvorschläge unterbreite. Dazu gehört auch, diese kritisch zu besprechen<br />

und zu hinterfragen. <br />

n<br />

<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 27


Thema Recruiting<br />

Teilzeitpensionäre<br />

Viele Ruheständler würden gerne arbeiten, doch allzu oft zeigen ihnen<br />

Firmen die kalte Schulter. Die Jobplattformbetreiber Rent-a-Rentner und<br />

seniors@work äussern sich über die Bedürfnisse von Rentnern in der<br />

Arbeitswelt, weshalb arbeitswillige Pensionäre und Firmen selten zueinander<br />

finden und Arbeitnehmende bei Engpässen auf Pensionäre setzen sollten.<br />

Text: Corinne Päper<br />

«Firmen haben ein falsches Bild von den heutigen<br />

Senioren», sagt Alexis Weil, Gründer und<br />

CEO der Rentner-Jobplattform seniors@work.<br />

«Sie glauben, Rentner seien zu teuer, wollten<br />

nicht mehr arbeiten und hätten keine Ahnung<br />

von den digitalen Medien.» Solche Vorurteile<br />

sind auch für Reto Dürrenberger haltlos: «Man<br />

kann einen Rentner zwar nicht mit einem<br />

25-Jährigen auf den Laufparcours schicken,<br />

aber die Rentnerinnen und Rentner von heute<br />

sind nicht so alt wie diejenigen vor zwanzig Jahren.»<br />

Die anhaltende Diskriminierung ist für ihn<br />

eine «Kopfkinovorstellung aus vergangenen<br />

Zeiten».<br />

Die kursierenden klischeebehafteten Rentnerbilder<br />

stehen in krassem Gegensatz zum Eigenbild<br />

der Pensionierten, die zu einem Grossteil<br />

das Internet nutzen und aktive Mitglieder der<br />

Gesellschaft bleiben wollen, so Weil. Um die Akzeptanz<br />

älterer Mitarbeitender bei den Firmen zu<br />

steigern, will er mehr Storytelling betreiben, Auftraggeber<br />

aufklären und ihnen Wege aufzeigen,<br />

wie sie mit Senioren zusammenarbeiten können.<br />

Nebst hartnäckigen Vorurteilen, die Arbeitgeber<br />

davon abhalten, ältere Menschen zu engagieren,<br />

fehlt es gemäss Weil vor allem an grösseren<br />

Jobplattformen, die den Austausch zwischen Auftraggeber<br />

und Ruheständler ermöglichen. «Vor<br />

«Vor allem kleine Betriebe mit<br />

wenig Kontakt zu Pensionären,<br />

denken nicht daran, mit einem<br />

Rentner zusammenzuarbeiten.»<br />

Alexis Weil, Gründer und CEO der<br />

Rentner-Jobplattform seniors@work<br />

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Recruiting Thema<br />

«Heute ist es schon fast en vogue,<br />

Pensionäre zu engagieren.»<br />

Reto Dürrenberger, Mitgründer von<br />

Rent-a-Rentner<br />

allem kleinere Betriebe mit wenig Kontakt zu Pensionären<br />

denken nicht daran, mit einem Rentner<br />

zusammenzuarbeiten.» Noch fehlt ein grosser<br />

Anbieter wie Airbnb oder Uber. Doch es kommt<br />

Bewegung in die Sache, glaubt Reto Dürrenberger,<br />

Mitgründer von Rent-a-Rentner. «Bevor wir<br />

2009 gestartet sind, ist niemand auf die Idee gekommen,<br />

Rentner für irgendwelche Arbeiten zu<br />

engagieren. Heute ist es schon fast en vogue, Pensionäre<br />

zu engagieren.»<br />

Für Firmen in die Bresche springen<br />

Doch weshalb sollten Unternehmen einen Ruheständler<br />

engagieren? «Firmen profitieren von<br />

ihrer immensen Arbeits- und Lebenserfahrung<br />

sowie ihrer zeitlichen Flexibilität», erklärt Weil.<br />

«Fällt jemand wegen Krankheit oder Schwangerschaft<br />

kurzfristig aus, oder fällt ein Projekt an,<br />

können Pensionäre in die Bresche springen.» Sie<br />

hätten zudem nicht den Anspruch, in einem<br />

100-Prozent-Pensum über längere Zeit zu arbeiten.<br />

«Sie sind zufrieden, wenn sie einmalig, in<br />

Teilzeit oder für eine begrenzte Dauer aushelfen<br />

können. Sie müssen keine Jobs mehr annehmen,<br />

um ihre Karriere zu fördern.» Zudem sei Ihre Sozialkompetenz<br />

nicht zu unterschätzen. Letzteres<br />

ist auch für Dürrenberger ein wichtiger Grund,<br />

für die Beschäftigung von Rentnern: «Sie verkörpern<br />

Werte, die in der heutigen Zeit nicht mehr<br />

selbstverständlich sind wie Loyalität, Verantwortungsgefühl<br />

und Eigeninitiative.» Ein Pensionierter<br />

sei mal einen Tag krank, mache aber weder<br />

blau noch sei er am Montagmorgen schlecht<br />

gelaunt, im Gegensatz zu vielen jüngeren Kollegen.<br />

Daneben sei es für Firmen in wirtschaftlich<br />

anspruchsvollen Zeiten auch einfacher, einem<br />

Rentner zu kündigen als einem zweifachen Vater.<br />

Immerhin habe der Rentner ja noch seine Pension<br />

und seine AHV.<br />

«Alte nehmen den Jungen die Arbeit weg»,<br />

wird oft kolportiert. Dass seine Jobplattform die<br />

jüngere Generation konkurrenziere, verneint<br />

Alexis Weil. «Wir wollen den Jungen die Jobs<br />

nicht wegnehmen.» Ganz im Gegenteil: Er wolle<br />

Jobs schaffen und nennt dafür gleich einige Beispiele:<br />

ein pensionierter Architekt, der Baupläne<br />

für einen Bauern erstellt und eine Tätigkeit darstellt,<br />

die für ein Architekturbüro finanziell zu<br />

wenig interessant wäre. Ältere, die Kinder in<br />

Kindertagesstätten beim Spielen oder Mittagessen<br />

zusammen mit den Angestellten begleiten,<br />

oder ein pensionierter Buchhalter, der für ein<br />

Start-up zu einem günstigen Tarif arbeitet.<br />

«Senioren fungieren aber auch als Mentoren für<br />

Studenten oder Arbeitnehmende in kleineren<br />

Unternehmen. Es gibt immer wieder Nischenarbeiten,<br />

die ohne ihre Unterstützung nicht erledigt<br />

werden.»<br />

n<br />

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Organisationen der Arbeitswelt: <strong>HR</strong> Swiss, Kaufmännischer Verband Schweiz,<br />

Schweize rischer Arbeitgeberverband, swissstaffing, VPA Verband der<br />

Personal- und Ausbildungsfachleute und VSAA Verband schweizerischer<br />

Arbeitsmarktbehörden. Er führt aufgrund des Bundesgesetzes über die<br />

Berufsbildung (BBG) und der zugehörigen Verordnung eine durch den Bund<br />

kontrollierte und registrierte Berufs- und höhere Fachprüfung durch.<br />

<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 29


Thema Recruiting<br />

Foto: zVg<br />

Suat Demokan<br />

«Ein Warum-Impuls<br />

bewirkt wahre Wunder»<br />

Bei Stellenbesetzungen nimmt die Bühler AG Profilabweichungen in Kauf.<br />

Dafür fördert Global <strong>HR</strong> Business Partner Suat Demokan Persönlichkeiten<br />

sowie die betriebsinterne Aus- und Weiterbildung.<br />

Interview: Christine Bachmann<br />

Müssen Kandidaten Stellenprofile zu 100 Prozent<br />

erfüllen?<br />

Suat Demokan: Stellenprofile sind oftmals Idealbilder<br />

einer Rolle und dienen als Zielausrichtung.<br />

Es kommt selten dazu, dass ein Kandidat alle Anforderungen<br />

erfüllt. Umso wichtiger ist es, sich<br />

vor dem Einstellungsprozess mit dem Hiring Manager<br />

auf die minimalen Profilelemente zu einigen.<br />

«Stellenprofile sind oft<br />

Idealbilder einer Rolle und<br />

dienen als Zielausrichtung.»<br />

Suat Demokan, Global <strong>HR</strong> Businessp<br />

Partner, Bühler AG<br />

Wann setzen Sie auf ein passendes Profil und<br />

wann auf Quereinsteiger?<br />

Je spezifischer und funktionaler eine Rolle ist,<br />

des to mehr muss es passen. Wer beispielsweise<br />

eine Schweisserin sucht, kann bei den Kenntnissen<br />

nur bedingt Kompromisse eingehen. Ein<br />

kurzfristiges Anlernen in einer solch spezifischen<br />

Funktion ist meist nicht möglich. Es gibt aber<br />

viele andere Support- und Geschäftsfunktionen<br />

wie Sachbearbeitende oder Mitarbeitende beim<br />

Helpdesk und im Controlling, bei denen wir ein<br />

viel breiteres Spektrum an Bewerbungen in Betracht<br />

ziehen und zum Teil sogar suchen. Kenntnisse<br />

aus anderen Funktionen und Geschäftsfeldern<br />

bringen oft neue Impulse und sind ein<br />

grosser Mehrwert. So fragen Mitarbeitende mit<br />

Marketingerfahrung häufig nach dem Warum,<br />

während Mitarbeitende aus dem Finanzbereich<br />

Zahlen zusammentragen, ohne diese Frage je zu<br />

stellen. Ein Warum-Impuls kann in einem Unternehmen<br />

wahre Wunder bewirken.<br />

Inwiefern entschärfen Profilabweichungen den<br />

Fachkräftemangel?<br />

Wir richten unsere Fachkräfte auf polyvalente<br />

Kompetenzen aus. Dementsprechend sollen sie<br />

auch Erfahrungen sammeln. Das bedeutet beispielsweise,<br />

dass wir eine Montagemitarbeitende,<br />

die eine Schweisserausbildung abgeschlossen<br />

hat, zur Überbrückung von Engpässen in unserer<br />

Fabrik in der Schweisserabteilung einsetzen.<br />

Durch diese Vorgehensweise werden wir flexibel<br />

und unsere Mitarbeitenden lernbereit. Das hilft,<br />

verschiedene offene Stellen intern zu besetzen.<br />

30 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong>


Presented by<br />

Bei externen Rekrutierungen achten wir auf Diversität und Inklusion.<br />

Wir betrachten Kandidaten dabei nicht nur aus einem Blickwinkel,<br />

sondern interessieren uns für mehrere Dimensionen, beispielsweise<br />

für ihre Persönlichkeit. Um dieser auf die Spur zu kommen,<br />

verwenden wir Wertefragen. Das heisst, wir erkundigen uns<br />

nach Hobbys, Interessen, der Einstellung zur Nachhaltigkeit oder<br />

sozialen Aktivitäten. Für das rekrutierende <strong>HR</strong> und die Vorgesetzten<br />

haben wir «Tipps und Tricks» entwickelt, die während der<br />

Gespräche zum Tragen kommen und an unsere Prinzipien erinnern.<br />

Solche «Tipps und Tricks» existieren in unserem Unternehmen<br />

auch für Themen wie Employer Branding und Job Postings.<br />

Wer in Sachen Stellenprofil flexibler ist, muss auch eine Einarbeitungszeit<br />

in Kauf nehmen oder die Kandidaten schulen. Was sind<br />

die Vorteile?<br />

Diese liegen auf der Hand, denn der Kreis der potenziellen Kandidaten<br />

öffnet sich. Um das zu erreichen, müssen die Stellenausschreibungen<br />

jedoch entsprechend gestaltet weden. Wer hier zu<br />

sehr einengt, wird entsprechend wenig Bewerbungen erhalten.<br />

Wenn es nicht um Spezialfunktionen geht, formulieren wir unsere<br />

Stellenanforderungen deshalb wenig spezifisch. Dafür investieren<br />

wir in die Ausbildung unserer Kandidaten und entwickeln sie<br />

zu unserem Idealprofil. Unternehmen, die keine solche «Schulungs-<br />

und Lernkultur» haben, werden aber an ihre Grenzen stossen.<br />

Sind Firmen also selbst schuld, wenn sie keine geeigneten Kandidaten<br />

finden?<br />

Dass Unternehmen keine geeignete Kandidaten finden, kann viele<br />

Ursachen haben. Meiner Meinung nach ist die Unflexibilität der<br />

Unternehmen in ihren Stellenprofilen beim Fachkräftemangel<br />

nur ein Faktor von vielen. So spielen auch die aktuellen Arbeitsmarktbedingungen,<br />

der Standort des Unternehmens und die allgemeinen<br />

Industrieprobleme eine entscheidende Rolle.<br />

Welche Branchen sind Ihrer Meinung nach von einer Zero-Gap-<br />

Mentalität besonders betroffen?<br />

Branchen, in denen ein hohes spezifisches Fachwissen erforderlich<br />

ist, wird eine Flexibilisierung wenig helfen. Generell agieren<br />

Dienstleistungssektoren flexibler als die Pharma- und Maschinenindustrie.<br />

So können Softwareentwickler oder Automatiker mit<br />

wenig Aufwand aus anderen Funktionen rekrutiert werden. Sind<br />

die entsprechenden Grundfähigkeiten vorhanden, verläuft die Rekrutierung<br />

meist erfolgreich. Eine starre Haltung ist in solchen<br />

Fällen oft ein Indiz dafür, dass den Unternehmen das Wissen und<br />

die Kreativität fehlt, Flexibilität in die Tat umzusetzen.<br />

Werden Quereinsteiger künftig wieder bessere Einstellungschancen<br />

haben?<br />

Spezialisten werden immer gefragt sein, müssen aber Spezialisierungen<br />

in verschiedenen Feldern aufweisen. Mit zunehmender<br />

Digitalisierung wandert das Wissen schon bald in die IT-Systeme.<br />

Dadurch bekommen Fähigkeiten wie Agilität, Neugier und Lernfähigkeit<br />

Vorrang vor den funktionalen Fertigkeiten und ermöglichen<br />

Quereinsteigern, neue Tätigkeitsfelder zu erschliessen. Dadurch<br />

werden auch die Unternehmen flexibler. <br />

n<br />

Zur Person<br />

Suat Demokan ist Global <strong>HR</strong> Business Partner Manufacturing,<br />

Logistics & Supply Chain bei der Bühler AG. Davor<br />

war er unter anderem Head Global Human Resources<br />

bei der Sulzer Chemtech AG und der Oerlikon Metco<br />

Management AG. Suat Demokan hat einen Abschluss in<br />

Wirtschaftsinformatik der Fachhochschule Biel und einen<br />

Master in <strong>HR</strong> von der ZHAW.<br />

WIE WEIT REICHEN I<strong>HR</strong>E<br />

STELLENANZEIGEN?<br />

Sie haben viele offene Stellen, aber keine Kandidatinnen und<br />

Kandidaten in Sicht? Das könnte daran liegen, dass Ihre Stellenanzeigen<br />

zu wenig oder den falschen Personen angezeigt<br />

werden. Optimieren Sie die Reichweite Ihrer Stellenanzeigen –<br />

denn die besten Inserate nützen nichts, wenn sie von niemanden<br />

gefunden werden… Nachfolgend einige Tipps, damit Ihre<br />

Stellenanzeigen an Reichweite und Sichtbarkeit gewinnen.<br />

SUCHMASCHINENOPTIMIERUNG (SEO)<br />

Bevor Sie mit dem eigentlichen Verfassen des Inserats starten,<br />

sollten Sie eine Keyword-Recherche – z.B. mittels Google Trends –<br />

durchführen. So finden Sie heraus, nach welcher Stellenbezeichnung<br />

Ihre Zielgruppe sucht: Digital Marketing Transformation<br />

Specialist oder doch eher nach Online Marketing Manager? Nun<br />

gilt es, dieses Keyword an den wichtigen Stellen einzufügen –<br />

also in der URL, im Seitentitel, der Meta-Beschreibung und<br />

natürlich im Titel und Text der Anzeige. Da viele Jobsuchende<br />

gerne eine Stelle unweit von zuhause möchten, suchen sie oft<br />

nach «Beruf Ort». Vergessen Sie also nicht, den Arbeitsort – wenn<br />

möglich mehrmals – in der Stellenanzeige zu nennen.<br />

SOCIAL RECRUITING<br />

Nutzen Sie das Potenzial von Facebook, LinkedIn, XING und<br />

anderen Social Media-Plattformen und schalten Sie Social Job<br />

Ads, die auf Ihre Karriereseite oder auf eine konkrete Stelle<br />

verlinken. Die Ads werden natürlich nicht willkürlich ausgespielt,<br />

sondern nur an die von Ihnen vordefinierte Zielgruppe: Mit<br />

Targeted Advertising können Sie beispielsweise Ihre Anzeigen<br />

ausschliesslich an Personen einer gewissen Stadt oder mit<br />

spezifischen Interessen oder Qualifikationen ausspielen lassen.<br />

ONLINE-MARKETING<br />

Personalmarketing und Online-Marketing sind mittlerweile eng<br />

miteinander verknüpft. Nutzen Sie also die Möglichkeiten des<br />

Internetmarketings und schalten Sie ansprechende Werbe-<br />

Banner auf ausgewählten Websites. Wer auf einen Ihrer Banner<br />

klickt, gelangt direkt auf die entsprechende Stellenanzeige oder<br />

Karriereseite. Das grosse Plus von Bannern ist, dass Sie damit<br />

auch passiv Suchende erreichen, die nicht auf Jobbörsen zu<br />

finden sind.<br />

MOBILE-OPTIMIERUNG<br />

Immer mehr Leute durchforsten<br />

das Internet unterwegs – also im<br />

Zug oder im Bus – nach interessanten<br />

Stellen. Sind die Texte dann<br />

unleserlich oder die Bilder verzerrt,<br />

springen sie schnell ab. Vergessen<br />

Sie also nicht, zu überprüfen, ob<br />

Ihre Stellenanzeige mobile-tauglich<br />

ist. Das wird übrigens auch von<br />

Google hoch bewertet – Ihr SEO-<br />

Wert wird’s Ihnen also danken.<br />

RECRUITING SOLUTIONS<br />

BLOG<br />

WEITERLESEN:<br />

blog.prospective.ch<br />

<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 31


Thema Recruiting<br />

Ist der Fachkräftemangel ein Mythos?<br />

In gewissen Bereichen gibt es wenig Kandidaten.<br />

Dass immer mehr Unternehmen Mühe haben,<br />

Fachkräfte zu finden, liegt jedoch auch an ihrer<br />

fehlenden Flexibilität. Wer eierlegende Wollmilchsäue<br />

sucht, findet einfach nur wenige Mitarbeitende.<br />

Wer die Augen öffnet und ein breiteiStockphoto<br />

Foto: zVg<br />

Frank Rechsteiner<br />

Den Suchradius öffnen<br />

Die Arbeitswelt verändert sich rasant, doch Firmen halten an überkommenen Methoden und<br />

Prozessen fest. Weshalb der Fachkräftemangel teilweise hausgemacht ist und welche Kompetenzen<br />

ein Recruiter künftig braucht, erläutert Executive-Search-Experte Frank Rechsteiner im Gespräch.<br />

Text: Corinne Päper<br />

Herr Rechsteiner, alle reden von der Arbeitswelt<br />

4.0. Wer sich aber umsieht, hat das Gefühl, wir<br />

bewegen uns noch immer in der alten Industriewelt.<br />

Machen sich Firmen zu wenig Gedanken<br />

über Bewerbende?<br />

Frank Rechsteiner: Das kann man so nicht sagen.<br />

Sie sind eher in ihrer alten Arbeitgebermentalität<br />

gefangen. Die meisten Firmen wissen zwar<br />

rein theoretisch, dass sich der Arbeitsmarkt in<br />

einen Arbeitnehmermarkt verwandelt hat. Die<br />

Transformation in den Firmen verläuft jedoch<br />

recht schleppend. Es ist wie in einer Paarbeziehung:<br />

Nur weil ich weiss, dass ich meinen Partner<br />

schlecht behandle, heisst das nicht, dass ich<br />

es morgen besser mache. Es fehlt in den Unternehmen<br />

schlicht an Vorbildern. Menschen, die<br />

den ersten Schritt machen, um Neues im Recruiting<br />

auszuprobieren. Dazu braucht es in der Geschäftsleitung<br />

und in den Fachabteilungen ein<br />

anderes Führungsverständnis und neue Prozesse.<br />

Das <strong>HR</strong> kann einen Anstoss zur Veränderung<br />

geben, weil das Wissen zum Systemwandel<br />

dort vorhanden ist. Die Geschäftsleitung und die<br />

Fachabteilungen müssen sich jedoch zum Wandel<br />

verpflichtet fühlen. Nur dann ist Veränderung<br />

möglich.<br />

Wie nehmen Sie Recruiter wahr?<br />

Ihnen fehlt vielfach die Kompetenz und der Mut,<br />

mit den Fachabteilungen zu kommunizieren. Sie<br />

drücken sich vor dieser Basisaufgabe und suchen<br />

auf Fachmessen ihr Heil in neuen Tools. Dadurch<br />

können sie ihre Kandidatenzahl zwar vervielfachen,<br />

wer seine Hausaufgaben aber nicht macht,<br />

schafft es nicht, geeignete Bewerber anzuziehen.<br />

Er ist durch seine veralteten Prozesse viel zu langsam<br />

und schon deshalb für Bewerber wenig attraktiv.<br />

«Potenzielle Arbeitnehmende<br />

möchten über Social Media<br />

erfahren, was von aussen<br />

bei einem Unternehmen<br />

nicht sichtbar ist.»<br />

Frank Rechsteiner, Inhaber<br />

Hype Group<br />

Tiktok, Snapchat, Instagram & Co: Müssen<br />

Firmen überall dabei sein?<br />

Recruiter sollten sich überlegen, ob diese Kanäle<br />

zur Recruitingstrategie und zur Zielgruppe passen<br />

und sie die Ressourcen haben, diese regelmässig<br />

zu bespielen. Es gibt unglaublich viele «tote»<br />

Firmenprofile auf Xing, denen zu entnehmen ist:<br />

We are hiring. Das interessiert doch keinen Menschen.<br />

Jedenfalls nicht jene, die bereits einen Job<br />

haben. Die wechseln ihn nicht wegen einer solchen<br />

Anzeige. Potenzielle Arbeitnehmende<br />

möchten über Social Media erfahren, was von<br />

aussen bei einem Unternehmen nicht sichtbar<br />

ist. Beispielsweise, wie man dort arbeitet, welche<br />

Technologien beim Kunden verwendet oder wie<br />

Mitarbeitende entwickelt werden. Um gute Kandidaten<br />

zu erreichen, muss man tatsächlich<br />

nicht jeden Hype mitmachen.<br />

32 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong>


Presented by<br />

res Spektrum an Bewerbern zulässt, erreicht auf einmal jede<br />

Menge Kandidaten. Etwa, indem er den Suchradius auf über<br />

55-Jährige ausdehnt. Solche Arbeitnehmende sind sehr gut<br />

ausgebildet und wechseln nicht, wenn man ihnen ein paar<br />

hundert Franken mehr bietet. Sie sind die dankbarsten Mitarbeitenden.<br />

Wenn sie nur vier Tage arbeiten wollen, sollten Firmen<br />

ihnen das zugestehen und ihnen ermöglichen, ihr Wissen<br />

weiterzugeben. Um bei älteren Arbeitnehmenden anzukommen,<br />

sollten sich Unternehmen jedoch nicht mit dem Spruch<br />

«Bei uns können Sie Karriere machen» melden. Diese hatte ein<br />

über Fünfzigjähriger schon. Dieses Beispiel zeigt, dass Rekrutierung<br />

sehr individuell geworden ist und das Giesskannenprinzip<br />

ausgedient hat. Menschen wollen als eigenständige Individuen<br />

angesprochen werden. Das heisst auch, dass wir uns von der<br />

Vorstellung verabschieden müssen, Menschen zu finden, die<br />

sofort einsetzbar sind und keine Einarbeitung brauchen.<br />

Das bedeutet aber auch mehr Aufwand …<br />

Das stimmt. Wir haben es uns aber bisher auch viel zu einfach<br />

gemacht. Die Einarbeitung von Mitarbeitenden ist eine Aufgabe,<br />

die zu den <strong>HR</strong>-Kompetenzen gehört. Dafür werden <strong>HR</strong>-<br />

Fachkräfte schliesslich bezahlt. Das Jobverständnis, eine Einarbeitung<br />

sei überflüssig und Mitarbeitende müssten sofort einsetzbar<br />

sein, mag bisher bis zu einem gewissen Grad funktioniert<br />

haben, heute tut es das nicht mehr. Ohne Einsatz gibt es aber<br />

keinen Ertrag. Firmen, die ihr Recruitingverhalten nicht anpassen,<br />

werden beim Ringen um Fachkräfte künftig leer ausgehen.<br />

Nur wer einen guten Brand hat, kann sich dieses Verhalten<br />

noch leisten. Einen solchen haben jedoch die allermeisten<br />

Firmen nicht.<br />

Wie viel Abweichung vom Traumprofil soll ein Unternehmen<br />

tolerieren?<br />

So viel, wie man bereit ist, in den Mitarbeitenden zu investieren.<br />

<strong>HR</strong> muss das neue Gedankengut auch in die Fachabteilungen<br />

hinaustragen. Wenn die Linie sagt, sie wolle nur einen<br />

Idealkandidaten, bringt es nichts, wenn <strong>HR</strong> einen Bewerbenden<br />

präsentiert, der nur zu 50 Prozent auf das Wunschprofil<br />

passt. Auch wenn er sich entwickeln liesse. Dabei gewinnt<br />

keiner was.<br />

Braucht es Fringe Benefits, um Arbeitnehmende zu gewinnen?<br />

Firmen, die eine valide Antwort auf die Frage haben «Warum du<br />

dich bei uns bewerben sollst», haben solche Gadgets nicht nötig.<br />

Wer keine Antwort darauf hat, kommt mit Pingpongtischen,<br />

Playstations, Grill auf der Terrasse, Bergsteigen und anderen<br />

Lohnnebenleistungen. Das sind alles nette Nice-to-haves. Sie<br />

bringen aber keinen einzigen zusätzlichen Bewerber. n<br />

Buchtipp<br />

Der Arbeitsmarkt hat sich längst zu einem Arbeitnehmermarkt<br />

entwickelt. Doch was muss im Recruiting<br />

verändert werden, um wettbewerbsfähig zu<br />

bleiben? In seinem Buch<br />

beschreibt Frank Rechsteiner,<br />

wie Firmen sich im Recruiting<br />

neu positionieren, um<br />

erfolg reich Kandidaten zu<br />

gewinnen.<br />

Recruiting Mindset<br />

Personalgewinnung in<br />

Zeiten der Digitalisierung<br />

Frank Rechsteiner,<br />

Haufe Verlag, 2019,<br />

150 Seiten<br />

Aufwand + Nutzen<br />

Braucht jede Organisation<br />

ein eigenes<br />

Kompetenzmodell?<br />

v.l. Anne Grandjean, Stv. Direktorin Vicario Consulting SA;<br />

Bettina Goulon, Managing Partner <strong>HR</strong> Kompetenzzentrum AG;<br />

Jacqueline Klauser, Managing Partner IAP Basel<br />

Eine erfolgreiche Organisation muss sich stets weiterentwickeln<br />

und neuen Marktverhältnissen anpassen. Kompetenzen, die bis<br />

anhin wichtig und erfolgswirksam waren, passen vielleicht nicht<br />

mehr und müssen verändert werden. Ein aktuelles Kompetenzmodell<br />

bildet die Basis für die Selektion von neuen und die Entwicklung<br />

von bestehenden Mitarbeitenden. Uns Assessment-Spezialisten<br />

hilft es, die Organisation und ihre Anforderungen zu verstehen.<br />

Insbesondere KMU verfügen jedoch oft nicht über die nötigen<br />

Ressourcen, selbst ein Kompetenzmodell zu entwickeln. Wichtiger<br />

als das Dokument an sich ist es aber gemäss unserer Erfahrung,<br />

dass die Führungskräfte einer Organisation ein gemeinsames Verständnis<br />

von der Art des Umgangs und der Führungskultur haben,<br />

die sie ihren Mitarbeitenden vermitteln möchten. Um dieses Verständnis<br />

festzuhalten, ist ein Kompetenzmodell zwar hilfreich,<br />

bleibt jedoch ein Hilfsmittel.<br />

Das wichtigste ist auch für uns als zertifizierte Assessment-Anbieter<br />

nach wie vor das ausführliche Gespräch mit Linienvorgesetzten, um<br />

das Anforderungsprofil und die zu überprüfenden Kompetenzen<br />

genau zu verstehen: Welche Verhaltensweisen werden aktuell und<br />

in naher Zukunft in der Organisation gebraucht und gewünscht?<br />

Welcher Typ Mensch passt zur Kultur der Organisation? Nur so<br />

können die AssessorInnen die KandidatInnen «mit der Brille des<br />

Kunden einschätzen» und eine fundierte Empfehlung abgeben.<br />

Sowohl Vicario Consulting, das <strong>HR</strong> Kompetenzzentrum als auch<br />

das IAP Basel verfügen über eigene entwickelte Kompetenzmodelle,<br />

die als Basis für das Gespräch mit dem Auftraggeber dienen<br />

können, falls kein organisationsinternes Modell vorhanden ist. Diese<br />

Modelle haben den Vorteil, dass die einzelnen Kompetenzdimensionen,<br />

wie z.B. Führungsfähigkeit, Belastbarkeit, Kommunikationsverhalten<br />

etc. und ihre Definitionen sich klar voneinander<br />

unterscheiden und abgrenzen lassen. Dies erleichtert den AssessorInnen<br />

das Erstellen von Assessment-Berichten,<br />

die klar auf die ausgewählten Kompetenzdimensionen<br />

zugeschnittenen sind. Letztendlich<br />

ist und bleibt das Kompetenzmodell<br />

jedoch nur eine Hilfestellung, um<br />

die für den Auftraggeber zentrale Frage<br />

differenziert beantwortet zu bekommen:<br />

Passt die Person auf die ausgeschriebene<br />

Stelle oder nicht?<br />

www.swissassessment.ch<br />

<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 33<br />

Swiss Assessment presented by_103x311_3_<strong>2020</strong>.indd 28 17.02.20 10:03


Presented by<br />

Praxisorientierte Weiterbildung<br />

für Führungskräfte<br />

Der Erfolg eines Unternehmens hängt<br />

massgeblich davon ab, wie gut es sich in<br />

der globalen, digitalen Welt behaupten<br />

kann. Das stellt besondere Anforderungen<br />

an Führungskräfte: Gefragt sind ein systemisches<br />

und vernetztes Denken sowie die<br />

Fähigkeit, anspruchsvolle unternehmerische<br />

Situationen schnell analysieren und<br />

bearbeiten zu können. Der Executive Master<br />

of Business Administration (EMBA) an<br />

der FHS St.Gallen schärft dieses Kompetenzprofil.<br />

Neu wird dieser Weiterbildungsmaster<br />

auch mit Fokus auf Digital Business<br />

Leadership angeboten. Start ist am 8. Mai.<br />

Volatil, unsicher, komplex und ambivalent:<br />

Für diese Eigenschaften steht die sogenannte<br />

VUKA-Welt, die das heutige unternehmerische<br />

Umfeld prägt. Führungskräfte<br />

müssen Entscheidungen unter anderem vor<br />

dem Hintergrund digitaler und globaler Herausforderungen<br />

treffen. Es gilt, deren Einfluss<br />

auf einzelne Geschäftsbereiche beurteilen<br />

zu können. Das bedingt nicht nur<br />

Fachwissen, sondern auch ein systemisches<br />

und vernetztes Denken – gemäss World<br />

Economic Forum einer der Top Skills. Hier<br />

setzt der Executive Master of Business Administration<br />

(EMBA) an der FHS St.Gallen<br />

an. Ziel ist es, dass die Absolventinnen und<br />

Absolventen in der Lage sind, komplexe<br />

und neuartige Management-Probleme integrativ<br />

und auf Basis bewährter Konzepte<br />

und Methoden anzugehen.<br />

Wissen in die Praxis transferieren<br />

Der Transfer des Gelernten in die Praxis<br />

spielt im EMBA an der FHS St.Gallen eine<br />

wichtige Rolle. In kollegialen Fallbearbeitungen<br />

wenden die Studierenden fachliche<br />

Inhalte direkt auf Fragestellungen im eigenen<br />

Unternehmen an, wovon auch dieses<br />

profitiert. Die Situation wird in Gruppen<br />

anhand der erworbenen Kenntnisse analysiert.<br />

Nebst diesen Fallbearbeitungen<br />

kommt ein didaktisch aufbereitetes Management-Planspiel<br />

zum Einsatz. Es bietet<br />

die Möglichkeit, den Stoff des Studiengangs<br />

in simulierten Echtsituationen anzuwenden<br />

und damit zu festigen. Aufgabe ist es, im<br />

Team eine fiktive Firma zu führen und dabei<br />

eine bestimmte Strategie umzusetzen.<br />

Der Erfolg der Firma hängt letztlich davon<br />

ab, ob die gefällten Entscheidungen strategisch<br />

und operativ konsistent sind. Dazu<br />

benötigen die Spielerinnen und Spieler die<br />

Fähigkeit, die unternehmerische Situation<br />

fundiert zu analysieren und zu beurteilen.<br />

Auch vernetztes Denken ist zentral. «Die<br />

Teilnehmenden stehen vor der Situation,<br />

«Die Weiterbildung hat mir ein fundierteres Verständnis für Management-Themen ermöglicht.<br />

Mit dieser Horizonterweiterung kann ich meine Führungsrolle noch besser wahrnehmen.»<br />

Jacqueline Ramel, Studentin Executive MBA<br />

dass selbst vermeintlich einfache Entscheidungen,<br />

beispielsweise jene der Preisfestsetzung<br />

eines Produktes, eine nichtlineare<br />

und vernetzte Wirkung auslösen», sagt Andreas<br />

Löhrer, Programmleiter des EMBA an<br />

der FHS St.Gallen.<br />

Digitalisierung gewinnbringend nutzen<br />

Neu bietet die FHS St.Gallen den EMBA<br />

auch mit Fokus auf Digital Business Leadership<br />

an. Die Studierenden erlangen ein<br />

grundlegendes Verständnis für digitale<br />

Technologien. «Sie lernen, digitale Veränderungsprozesse<br />

erfolgreich zu steuern<br />

und die Digitalisierung für ihr Unternehmen<br />

gewinnbringend zu nutzen», sagt<br />

Andreas Löhrer. Zielgruppe des EMBA mit<br />

Fokus auf Digital Business Leadership sind<br />

Führungskräfte, die ein Studium oder einen<br />

höheren Berufsabschluss im Bereich Ökonomie<br />

vorweisen und somit bereits über fundierte<br />

betriebswirtschaftliche Kenntnisse<br />

verfügen.<br />

Verhalten in der Führungsrolle reflektieren<br />

Zudem beschäftigen sich die Teilnehmenden<br />

des EMBA mit Themen rund um<br />

Führung und Strategie. Unter anderem<br />

geht es um Stakeholdermanagement, Globalisierung<br />

und Interkulturalität sowie Bevölkerungsentwicklung,<br />

aber ebenso um<br />

die Reflexion des eigenen Verhaltens in der<br />

Führungsrolle. Zentral ist auch der konsequente<br />

Peer-to-Peer-Dialog, durch den die<br />

Prof. Andreas Löhrer<br />

Programmleiter<br />

Executive MBA<br />

Teilnehmenden miteinander und voneinander<br />

lernen können und Lösungen sowie Erkenntnisse<br />

zusammen erarbeiten. Überhaupt<br />

profitieren die Studierenden und<br />

damit auch deren Unternehmen von einem<br />

erweiterten Netzwerk, das über den Abschluss<br />

hinaus bestehen bleibt.<br />

Executive Master of Business Administration<br />

(EMBA) an der FHS St.Gallen<br />

Start: 8. Mai <strong>2020</strong><br />

Umfang: 60 Präsenztage<br />

Kreditpunkte: 60 ECTS<br />

Programmleitung: Prof. Andreas<br />

Löhrer, Institut für Unternehmensführung<br />

IFU-FHS<br />

Nächster Infoabend: 4. März <strong>2020</strong><br />

www.fhsg.ch/emba<br />

34 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong><br />

36 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong>


Main-Sponsoren<br />

Action-Stage Sponsoren<br />

99-458 Inserat_<strong>HR</strong>-<strong>Today</strong>_<strong>HR</strong>-Festival_244x340-ohne-Portraits.indd 1 11.11.19 13:08<br />

Praxis<br />

Arbeit und Recht (Seite 36) • Lego Serious Play (Seite 38) • Sprachen lernen (Seite 41)<br />

<strong>HR</strong>-Marketing für KMU (Seite 42)<br />

Die Studie<br />

Eine wertschätzende Unternehmenskultur ist ausschlaggebend für ein<br />

positives Mitarbeitererlebnis.<br />

3 Fragen an …<br />

Isabel Steinhoff<br />

Führung<br />

Strategische<br />

Richtung<br />

Work-Life-<br />

Balance<br />

Umgang<br />

miteinander<br />

Quelle: Beekeeper-Trendreport «Mitarbeitererlebnis – So punkten Arbeitgeber <strong>2020</strong>».<br />

Was ist Mitarbeitenden besonders wichtig? Dieser Frage geht der aktuelle Trendreport<br />

«Mitarbeitererlebnis» der Beekeeper AG nach. Die wichtigsten Erkenntnisse: Das Gehalt<br />

und ein bekannter Firmenname sind für Arbeitnehmende bei der Wahl eines Arbeitgebers<br />

nicht mehr ausschlaggebend. Viel wichtiger sind den Beschäftigten sogenannte<br />

weiche Faktoren wie eine wertschätzende Unternehmenskultur.<br />

Berufstätige wünschen sich in diesem Zusammenhang<br />

ausführliche Feedbacks sowie die Möglichkeit, sich individuell<br />

weiterzubilden, um auf der Karriereleiter voranzukommen.<br />

Lebenslanges Lernen und neue Qualifikationen eröffnen Arbeitnehmenden<br />

dabei Chancen, neue Aufgaben zu übernehmen,<br />

und verhindern die Eintönigkeit im Arbeitsalltag. Nebst<br />

der Unternehmenskultur und der individuellen Entwicklung<br />

werden Themen wie die physische und psychische Gesundheit<br />

und die Kommunikation im Arbeitsalltag immer wichtiger.<br />

31/03 – 01/04/<strong>2020</strong><br />

Messe Zürich - Halle 3,4,5 & 6<br />

Keynotes - Workshops<br />

Expo - Networking<br />

hrfestival.ch jetzt online<br />

SAVE THE DATE<br />

Eintri t kostenlos<br />

Kontakt für Ausste ler: tm@hrfestival.ch<br />

Aus dem Verlag<br />

Hintergrund:<br />

Das <strong>HR</strong>-Tech-Unternehmen<br />

Beekeeper AG hat für den<br />

Trendreport <strong>2020</strong> «Mitarbeitererlebnis»<br />

diverse Studien und<br />

Bewertungsseiten von<br />

Jobportalen wie kununu<br />

oder Glassdoor<br />

ausgewertet.<br />

Break the Norm ...<br />

... lautet das Motto der Erstausgabe des <strong>HR</strong> Festivals am 31. März und<br />

1. April <strong>2020</strong> in der Messe Zürich. Es erwarten die Besucher*innen: internationale<br />

Keynote Speaker, 40 Workshops, Podiumsgespräche, Meet the<br />

Speakers, eine Networking-Matching-App, um Aussteller und Besucher zu<br />

kontaktieren, die Swiss <strong>HR</strong> Awards sowie Food and Drinks. Eintritt frei.<br />

Tickets für Eintritt und Keynotes sind auf hrfestival.ch kostenlos erhältlich. Tickets für Workshops und Meet the Speakers<br />

können über dieselbe Website kostenpflichtig gebucht werden. Kostenpflichtige Sessions werden nicht zurückerstattet.<br />

Isabel Steinhoff ist freischaffende<br />

Journalistin und Beraterin sowie Co-<br />

Organisatorin von Shake up the Workplace.<br />

Shake up the Workplace heisst die Veranstaltung,<br />

die am 9. März im Kunsthaus<br />

Zürich stattfindet. Was ist neu daran?<br />

Isabell Steinhoff: Wir haben bei Shake up<br />

the Workplace Elemente einer Unconference-Veranstaltung<br />

integriert, bei der<br />

die Teilnehmenden ihre Themen selbst<br />

bestimmen. Beispielsweise an den Breakout-Sessions,<br />

wo wir die dringendsten<br />

Fragen aufgreifen, die uns die Besucher<br />

bei der Registrierung gestellt haben.<br />

Wer nicht kommt, verpasst was?<br />

Einen Tag, der die Menschen wieder ins<br />

Zentrum der Organisationen rückt, und<br />

unsere Community, welche die brennendsten<br />

Themen der Arbeitswelt von<br />

morgen diskutiert. Ausserdem erarbeiten<br />

die Teilnehmenden Aktionspläne, um die<br />

Zukunft der Arbeit in ihrem Unternehmen<br />

zu gestalten. So verlassen sie die Tagung<br />

nicht nur mit Inspiration, sondern<br />

auch mit einem konkreten Plan.<br />

Weshalb sollten <strong>HR</strong>-Fachpersonen an die<br />

Tagung kommen?<br />

Weil bei Themen wie Future of Work<br />

oder New Work die Expertise der <strong>HR</strong>-<br />

Fachleute und Kenntnis der Mitarbeiterbedürfnisse<br />

natürlich stark gefragt sind.<br />

shakeuptheworkplace.com<br />

<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 35


Praxis Arbeit und Recht<br />

Illustration: Jonas Raeber<br />

Krankentaggeldversicherung:<br />

Vertragsklauseln mit<br />

Glücksspielcharakter?<br />

Die Rechtslage zu Krankentaggeldversicherungen ist komplex. Einer der<br />

Knackpunkte: Soll man den Inhalt der Versicherungspolice detailliert zum<br />

Inhalt des Arbeitsvertrags machen oder nicht? Oder setzt man sich damit<br />

unnötiger Haftung aus, wenn arbeitsvertraglich – und sei es wegen ungeschickter<br />

Formulierung – mehr versprochen wird, als versichert ist?<br />

Text: Heinz Heller<br />

Rechtsanwalt<br />

Dr. Heinz Heller ist<br />

Fachanwalt SAV<br />

Arbeitsrecht.<br />

Für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall eines Arbeitnehmers<br />

lassen sich folgende drei Ansätze formulieren:<br />

Erstens, das Gesetzesmodell<br />

Die gesetzliche Lösung ist die Minimallösung: Nach Art. 324a<br />

OR ist der Lohn bei Krankheit zu 100 Prozent und – in Abhängigkeit<br />

von der Anzahl Dienstjahre – angemessen lange weiter<br />

zu bezahlen. Zur Konkretisierung der Vorgabe «angemessen<br />

lange» haben die Gerichte die bekannten Berner, Basler und<br />

Zürcher Skalen entwickelt. Selbst nach 40 Dienstjahren hätte<br />

ein Arbeitnehmer nach Zürcher Skala im Krankheitsfall lediglich<br />

Anspruch auf Lohnfortzahlung in Höhe von 322 Kalendertagen.<br />

Nach Gesetz besteht zudem kein Lohnfortzahlungsanspruch<br />

über das Ende der Kündigungsfrist hinaus.<br />

Zweitens, das Komplementärmodell<br />

Die Arbeitgeberin kann eine Versicherungslösung vorsehen,<br />

die über das Gesetzesmodell hinausgeht. Beispiel: Bezahlung<br />

des vollen Lohns über das Ende der Kündigungsfrist hinaus.<br />

Solche Versicherungsmodelle sind zwar untypisch, aber zulässig.<br />

Komplementärmodelle müssen nicht schriftlich vereinbart<br />

werden. Zieht die Arbeitgeberin die hälftige Versicherungsprämie<br />

unwidersprochen vom Lohn des Arbeitnehmers<br />

ab, gelten sie als vereinbart.<br />

Drittens, das Alternativmodell<br />

Gemäss Art. 324a Abs. 4 OR können die Parteien schliesslich<br />

von der gesetzlichen Lösung durch unterzeichnete schriftliche<br />

Vereinbarung abweichen, sofern mindestens gleichwertige<br />

Leistungen einer Krankentaggeldversicherung (KTG-Versicherung)<br />

vereinbart werden. Manche Gesamtarbeitsverträge<br />

schreiben Mindestinhalte für Versicherungslösungen vor. Ansonsten<br />

sind Arbeitgebende aber frei und der Versicherungsmarkt<br />

offeriert eine breite Vielfalt von Versicherungsansätzen.<br />

Die wohl bekannteste, geradezu typische Klausel sieht als Versicherungsleistung<br />

80 Prozent des Lohns während maximal<br />

720 Tagen vor. Diese Lösung gilt gemäss Bundesgericht als<br />

mindestens gleichwertig im Sinne des erwähnten Art. 324a<br />

Abs. 4 OR. Bei den meisten KTG-Versicherungspolicen werden<br />

zudem Wartefristen für die Versicherungsleistungen vereinbart,<br />

sogenannte Karenzfristen. Oft sind es die ersten 30<br />

Krankheitstage. Es ist umstritten, ob Arbeitgebende während<br />

der Karenzfrist den Krankheitslohn auf eigene Rechnung bezahlen<br />

müssen, und in welcher Höhe: in gleicher (reduzierter)<br />

Höhe, wie die Versicherungsleistungen ausfallen würden oder<br />

zu 100 Prozent des Lohns? Wohl die meisten Arbeitgebenden<br />

zahlen Löhne während der Karenzfrist. Damit leisten Arbeitgebende<br />

ungefähr 93,5 Prozent aller Krankheitslöhne trotz<br />

KTG-Versicherung aus eigener Tasche, da rund 93,5 Prozent<br />

36 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong>


Arbeit und Recht Praxis<br />

aller krankheitsbedingten Absenzen unter 29<br />

Tagen liegen. Aus der vielfältigen und nicht immer<br />

eindeutigen Rechtsprechung scheinen sich<br />

im Wesentlichen zwei Arten zu ergeben, wie man<br />

Alternativmodelle vereinbaren kann: Entweder<br />

beschreibt man die spezifischen Versicherungsleistungen<br />

einzeln im unterzeichneten Arbeitsvertrag<br />

(Prozentsatz des versicherten Lohns, gedeckte<br />

Risiken und Leistungsausschlüsse, Dauer<br />

der Leistungen, Modalitäten der Prämienfinanzierung,<br />

Dauer der Karenzfrist, Übertrittsmöglichkeit<br />

in die Einzelversicherung und so weiter).<br />

Oder man verweist im unterzeichneten Arbeitsvertrag<br />

zumindest auf die Allgemeinen Versicherungsbedingungen<br />

der fraglichen KTG-Versicherungspolice.<br />

Unabsichtlich zu viel ...<br />

Gleichgültig, wie man vertraglich vorgeht, stets<br />

droht eine Haftungsgefahr nach der Formel: zu<br />

viel versprochen, zu wenig versichert. Es lassen<br />

sich zahlreiche Gerichtsentscheide über entsprechende<br />

Haftung von Arbeitgeberinnen finden.<br />

Einmal versäumte ein kleines KMU mit Liquiditätsschwierigkeiten<br />

die Prämienzahlungen. Die<br />

Versicherungspolice sah aber Leistungsverweigerung<br />

bei versäumter Prämienzahlung vor. Im<br />

Haftungsprozess ging es dann nicht nur gegen<br />

die Arbeitgeberin, sondern sogar gegen deren<br />

Verwaltungsrat als Privatperson. Er wurde persönlich<br />

zur Zahlung verurteilt.<br />

... oder absichtlich zu wenig regeln?<br />

In einem anderen Fall waren im Betriebsreglement<br />

eines Unternehmens mehr Leistungen der<br />

Krankentaggeldversicherung versprochen worden,<br />

als versichert waren. Ein Arbeitnehmer<br />

klagte auf Ersatz der ihm dadurch entgangenen<br />

Krankentaggelder. Das Bundesgericht entschied<br />

sinngemäss: Im betreffenden unterzeichneten<br />

Individualarbeitsvertrag sei nicht auf das Betriebsreglement<br />

verwiesen worden. Damit fehle<br />

es an der Formvorschrift einer unterzeichneten<br />

schriftlichen Vereinbarung; es sei folglich gar keine<br />

alternative Versicherungslösung vereinbart<br />

worden. Folglich sei von der Arbeitgeberin – auch<br />

wenn dem Arbeitnehmer die Versicherungsprämie<br />

hälftig auferlegt worden sei – lediglich die<br />

gesetzliche Lösung geschuldet und darüber hinaus<br />

nur das, was die Arbeitgeberin im Übrigen<br />

auch wirklich versichert habe.<br />

Dieser bemerkenswerte Entscheid scheint auf<br />

den ersten Blick generell nahezulegen, auf eine<br />

individualarbeitsvertragliche Regelung des Versicherungsschutzes<br />

gänzlich zu verzichten. Denn<br />

mit einer ausdetaillierten Klausel scheint man<br />

als Arbeitgeberin eigentlich nur verlieren, nicht<br />

aber gewinnen zu können. Andererseits können<br />

Arbeitgebende dafür haften, wenn sie die versicherten<br />

Arbeitnehmer ungenügend über ihre<br />

Rechte und Pflichten aus der KTG-Versicherungspolice<br />

und über allfällige, nicht offensichtliche<br />

Leistungseinschränkungen nicht verständlich<br />

aufgeklärt haben. Solche Aufklärungspflichten<br />

können sich direkt aus Gesetz ergeben.<br />

Versicherungen geben dafür meistens ein Merkblatt<br />

ab.<br />

Wer also auf eine vertragliche Regelung der<br />

Krankentaggeldversicherung verzichtet, wird<br />

dennoch über sie aufklären müssen. Das relativiert<br />

die Versuchung, auf eine vertragliche Regelung<br />

gänzlich verzichten zu wollen. Dann doch<br />

besser vertraglich klar regeln, was versichert ist,<br />

und in der Folge dafür sorgen, dass die entsprechende<br />

Versicherung auch tatsächlich abgeschlossen<br />

ist und die Prämien bezahlt werden.<br />

Abschliessend bleibt die Warnung von der<br />

Übernahme allgemeiner Musterklauseln für die<br />

Vereinbarung von KTG-Versicherungen. Im<br />

Zweifelsfall empfiehlt sich eine kompetente Einzelfallberatung.<br />

n<br />

Kündigung bei vom Arbeitgeber<br />

verschuldeter Krankheit<br />

Nicolas Facincani, lic.<br />

iur., LL.M., ist Partner<br />

der Anwaltskanzlei<br />

Voillat Facincani<br />

Sutter + Partner.<br />

Er ist als Rechtsanwalt<br />

tätig und berät<br />

Unternehmen und<br />

Private vorwiegend<br />

in wirtschafts- und<br />

arbeitsrechtlichen<br />

Belangen. Er doziert<br />

zudem regelmässig<br />

zum Arbeitsrecht.<br />

vfs-partner.ch<br />

BGer 4A_293/2019<br />

Das Urteil<br />

Der Arbeitnehmer war ab dem 14. Januar 2002 beim Arbeitgeber<br />

als Abteilungsleiter «Einkauf/Verkauf DVD» angestellt.<br />

Am 27. August 2014 kam es mit dem Arbeitgeber<br />

beziehungsweise einem Verwaltungsrat des Arbeitgebers<br />

zu einer Auseinandersetzung. Ab dem Folgetag war der<br />

Arbeitnehmer bis Ende Januar 2016 krankgeschrieben. Mit<br />

Schreiben vom 15. September 2014 teilte der Arbeitgeber<br />

mit, dass er plane, das Arbeitsverhältnis nach der Genesung<br />

aufzulösen und den Arbeitnehmer von jeglicher Arbeitsleistung<br />

freizustellen. Am 24. Februar 2015 erfolgte<br />

die Kündigung.<br />

Der Arbeitnehmer machte geltend, die Kündigung sei<br />

missbräuchlich erfolgt, da ihn der Arbeitgeber wegen einer<br />

Krankheit entlassen habe, die dieser durch jahrelange<br />

Überforderung am Arbeitsplatz selbst verursacht habe.<br />

Der Arbeitgeber führte jedoch andere Kündigungsgründe<br />

an.<br />

Das Bundesgericht bestätigte zuerst das Prinzip der Kündigungsfreiheit<br />

im schweizerischen Arbeitsrecht: Ein unbefristetes<br />

Arbeitsverhältnis kann von jeder Vertragspartei<br />

unter Einhaltung der gesetzlichen oder vertraglichen Kündigungsfrist<br />

gekündigt werden (Art. 335 Abs. 1 OR). Es<br />

bedarf grundsätzlich keiner besonderen Gründe, um kündigen<br />

zu können.<br />

Hingegen findet das Prinzip der Kündigungsfreiheit seine<br />

Grenzen im Missbrauchsverbot. Wird die Kündigung aus<br />

verschiedenen im Gesetz aufgelisteten Gründen ausgesprochen,<br />

ist sie missbräuchlich – unabhängig davon, ob<br />

vom Arbeitgeber oder vom Arbeitnehmer ausgesprochen<br />

(Art. 336 OR). Durch Art. 336 OR wird das Rechtsmissbrauchsverbot<br />

von Art. 2 Abs. 2 ZGB konkretisiert.<br />

Das Bundesgericht bestätigte, dass es zulässig sei (und<br />

nicht per se missbräuchlich), jemandem wegen einer die<br />

Arbeitsleistung beeinträchtigenden Krankheit zu kündigen,<br />

jedenfalls soweit die Sperrfrist nach Art. 336c Abs. 1<br />

lit. b OR abgelaufen ist. Dagegen läge eine nach Art. 336<br />

OR verpönte Treuwidrigkeit vor, wenn die krankheitsbedingte<br />

Beeinträchtigung der Verletzung einer dem Arbeitgeber<br />

obliegenden Fürsorgepflicht zuzuschreiben wäre.<br />

Das Bundesgericht hielt aber fest, dass eine Kündigung nur<br />

dann missbräuchlich ist, wenn der Arbeitgeber um die<br />

«Kausalität zwischen Fürsorgepflichtverletzung und<br />

Krankheit» wisse. Der Arbeitgeber muss sich bewusst sein,<br />

dass er für die Krankheit verantwortlich ist, und dann<br />

trotzdem kündigen.<br />

Konsequenz für die Praxis<br />

Die Gründe, welche eine Kündigung des Arbeitgebers<br />

missbräuchlich machen, sind in Art. 336 OR aufgelistet. Das<br />

Bundesgericht hat aber mehrfach betont, dass Art. 336 OR<br />

nicht abschliessend sei. Somit fallen auch gegen das Rechtsmissbrauchsverbot<br />

fallende Fälle darunter, die eine mit<br />

den in Art. 336 OR genannten vergleichbare Schwere aufweisen.<br />

So sind auch demütigende Kündigungen missbräuchlich.<br />

Ebenso, wenn in Mobbingsituationen eine<br />

Kündigung ausgerechnet gegen das Mobbingopfer ausgesprochen<br />

wird.<br />

Ausserdem kann eine Kündigung in Konfliktsituationen<br />

missbräuchlich sein (sogenannte Konfliktkündigungen).<br />

Nach der jüngeren Rechtsprechung ist eine Kündigung<br />

dann missbräuchlich, wenn ein Arbeitgeber in einer Konfliktsituation<br />

am Arbeitsplatz eine Kündigung ausspricht,<br />

ohne zuvor zumutbare Massnahmen zur Entschärfung der<br />

Situation getroffen zu haben.<br />

Für einen Arbeitgeber ist es somit im Einzelfall schwierig<br />

abzuschätzen, ob eine Kündigung in den Bereich der Missbräuchlichkeit<br />

fällt oder nicht, da die Gerichte stark dazu<br />

tendieren, den Anwendungsbereich der missbräuchlichen<br />

Kündigung auszuweiten.<br />

<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 37


Praxis Lego Serious Play<br />

Denken, bauen,<br />

Geschichten erzählen…<br />

Zu oft setzen Firmen auf Stelleninserate, die im klassischen Print und auf Unternehmenswebseiten<br />

ein trostloses Dasein fristen. Jüngere Bewerbende möchten aber anders<br />

angesprochen werden. Der Trend geht dabei zum «Recruitainment», zur spielerischen<br />

Unterhaltung im Recruitingprozess. Beispielsweise mit Lego Serious Play<br />

Text: Dejan Popovic<br />

Dejan Popovic ist Unternehmer,<br />

Spielmacher<br />

und Zukunftsgestalter<br />

bei DoDifferent,<br />

Trainer und<br />

Facilitator für die Lego-Serious-Play-Methode<br />

und Mitglied<br />

bei TheSeriousPlayer.<br />

com, einem Netzwerk<br />

von Facilitatoren. Er<br />

hat bisher 58 Lego-Serious-Play-Workshops<br />

mit 880 Teilnehmenden<br />

durchgeführt.<br />

Dabei wurden<br />

10 560 verschiedene<br />

Modelle erstellt und<br />

1 896 000 Legosteine<br />

verbaut.<br />

38 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong><br />

Verborgenes sichtbar machen, ist das Prinzip von Lego Serious<br />

Play (LSP), einer Methode, mit der Recruiter Einsichten in die<br />

Psyche von Bewerbenden erhalten. Je mehr Übungen ein Kandidat<br />

macht, desto ehrlicher, authentischer und intuitiver verhält<br />

er sich im Interview. Er kann sich nicht lange verstellen:<br />

So lässt sich auch der Mensch hinter einem Bewerbungsdossier<br />

besser erkennen. Bei klassischen Bewerbungsverfahren<br />

bereiten sich Kandidaten dagegen oft nach einem 08/15-<br />

Schema vor und erscheinen entsprechend geübt zum Bewerbungsgespräch.<br />

Das Motivationsschreiben, der Lebenslauf, die<br />

Arbeitszeugnisse und das Interview fliessen bei der Beurteilung<br />

eines Kandidaten zwar ein, ermöglichen aber keine Rückschlüsse<br />

auf seine Persönlichkeit. Ganz im Gegensatz zum<br />

spielerischen Ansatz mit Lego. Je nachdem, wie die Kandidaten<br />

die Bausteine zusammenfügen und welche Geschichte<br />

sie erzählen, lassen sich schon bei den ersten Aufgaben, die die<br />

Bewerbenden umsetzen, persönliche Eigenschaften sowie Verhaltens-<br />

und Führungsgrundsätze erkennen. Ebenso, ob jemand<br />

teamfähig ist, strukturiert, detailliert, fokussiert oder<br />

eher unorganisiert arbeitet. Die aus den Lego-Serious-Play-<br />

Spielrunden gewonnenen Erkenntnisse dienen Recruitern<br />

zudem als Gesprächsstoff für das Interview mit den Kandidaten.<br />

Mit Lego Serious Play lässt sich das Bewerbungsgespräch<br />

somit auf ein Modell projizieren: Die Fragen und Gedanken<br />

werden im Modell konkretisiert, der Fokus des Gesprächs liegt<br />

nicht mehr auf der Person, sondern auf den bunten Steinen<br />

und was sie darstellen. Gleichzeitig kann LSP ein Umfeld er­<br />

zeugen, das den Bewerbenden vergessen lässt, dass er sich in<br />

einem Bewerbungsgespräch befindet – er kann sich so besser<br />

auf das Bauen mit Legosteinen einlassen.<br />

Im Gespräch erhält der Kandidat beispielsweise die Aufgabe,<br />

seine Persönlichkeit in einem Lego-Modell «nachzubauen».<br />

Mit Storytelling beantwortet der Kandidat anschliessend<br />

Fragen zu seiner Person, seinen Verhaltens- und Führungsgrundsätzen<br />

sowie zu seiner Expertise und seinen Kompetenzen.<br />

Dieses Vorgehen hat Vorteile für beide Seiten<br />

Die Bewerbenden …<br />

• erfahren, wie das Unternehmen tickt<br />

• erhalten einen besseren Einblick in die künftige Tätigkeit<br />

• können beurteilen, ob das Unternehmen die Vision, die Werte<br />

und die Employer Value Proposition lebt<br />

• nutzen das Lego-Modell als Gedankenstütze, um die an sie<br />

gerichteten Fragen zu beantworten<br />

• durchlaufen einen Selbsttest zur Einschätzung der eigenen<br />

Fähigkeiten<br />

Die Unternehmen …<br />

• erhalten einen ersten Eindruck von den fachlichen, (nicht-)<br />

kognitiven und emotionalen Fähigkeiten sowie der Persönlichkeit<br />

der Bewerbenden<br />

• erfahren, wie sich die Person in bestimmten Situationen verhält<br />

und wie sie die gestellten Herausforderungen meistert<br />

• können sich innovativ und kreativ präsentieren und sich<br />

gleichzeitig als attraktive Arbeitgebermarke positionieren


Lego Serious Play Praxis<br />

Fotos: zVg<br />

Lego Serious Play (LSP)<br />

Lego Serious Play (LSP) ist ein moderierter und strukturierter<br />

Prozess und eine Methode, die auf Erkenntnissen<br />

aus den Sozial- und Neurowissenschaften sowie der Erkenntnistheorie<br />

basiert. Deren Vorzüge liegen im Denken,<br />

Bauen, Geschichtenerzählen, Reflektieren, Ändern<br />

und Anpassen. So kann ein gemeinsames Verständnis<br />

erschaffen werden. LSP kann für verschiedenste Themen<br />

angewendet werden: etwa Strategie, Organisation,<br />

Recruiting, Team- oder Produktentwicklung. Die behandelten<br />

Themen sollen mit LSP nicht nur visualisiert,<br />

sondern durch das Bauen von Modellen auch «beGREIFbar»<br />

gemacht werden. Dabei bauen die Workshop-Teilnehmenden<br />

mit Legosteinen ein 3D-Modell und erklären<br />

ihre Sichtweise direkt mithilfe dieses Modells. Im<br />

Prozess werden diese Geschichten zu einem Gesamtbild<br />

zusammengeführt. Zusätzlich werden verschiedene Entwicklungsszenarien<br />

durchgespielt. Dabei werden die jeweiligen<br />

Themen hierarchiefrei und ergebnisoffen erarbeitet.<br />

Dieses Vorgehen vertieft das gemeinsame Verständnis,<br />

klärt die Sicht auf ein Thema oder Prozesse<br />

und lässt das Team fokussieren. Während des Workshops<br />

hat der Facilitator eine wichtige Rolle, weil er die<br />

Teilnehmenden durch den Prozess führt.<br />

<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 39


Gute Adressen empfehlen sich: Weiterbildung<br />

Sachbearbeitung Kundendialog<br />

Trotz fortschreitender Digitalisierung ist unbestritten:<br />

Ein gutes Gespräch zwischen Unternehmen und Kundschaft<br />

ist durch nichts zu ersetzen. Im Gegenteil, Kompetenzen im<br />

persönlichen Umgang mit Menschen werden immer wichtiger.<br />

Die Weiterbildung der Klubschule Migros Zürich befähigt die Teilnehmenden,<br />

mit der Kundschaft sowie schwierigen Gesprächssituationen,<br />

sei es per Mail, WhatsApp, Live-Chat, per Telefon oder am Schalter,<br />

gekonnt umzugehen. Sachbearbeiter/innen Kundendialog beraten,<br />

betreuen, informieren und befragen die Kundschaft freundlich,<br />

zuvorkommend, kompetent und professionell und sorgen so<br />

branchenunabhängig für eine hohe Kundenzufriedenheit und eine<br />

langjährige Kundenbindung.<br />

Weitere Informationen und Anmeldung:<br />

klubschule.ch | Tel. 044 278 62 62<br />

Erfolgskiller neuronale Starre.<br />

Ob Vorhaben gelingen und Ziele erreicht werden,<br />

bestimmt das Zusammenspiel zwischen Willen und Emotion.<br />

Nutzen Sie das Wissen der Stressforschung und<br />

Neurowissenschaften für ein messbares <strong>HR</strong>M und BGM.<br />

Wir beraten Sie gern – <strong>HR</strong> Festival Messe Zürich<br />

30. März – 1. April, Halle 4 Stand C.03<br />

Retention Health Manager – Ausbildung Neuroimaginations-Coach ®<br />

Start ab 28. Mai <strong>2020</strong>, Saarbrücken/DE und 6. Mai 2021, Zürich<br />

Fürsorgepflicht neu denken – Seminar Neuro-Leadership<br />

Neuroagile Führung und authentisch, kongruente Kommunikation<br />

3. – 4. September, Zürich<br />

Soforthilfe bei Burn-out – Workshop Neuroimagination ® Light<br />

Zurück zur Leistungskraft mit der Soforthilfetechnik<br />

Neuroimagination ® Light. Stressspeicher vermeiden und die neuronale<br />

Flexibilität wiederherstellen. 4. – 6. Juni, Zürich<br />

www.brainjoin.ch<br />

Weiterbildung im <strong>HR</strong>-Management<br />

und Führungsbereich<br />

Wer im Bereich Human Resources tätig ist oder als Führungskraft ein<br />

Team leitet weiss, dass der Umgang mit Menschen anspruchsvoll ist.<br />

Gerade bei strukturellen und organisatorischen Veränderungen spüren<br />

Führungskräfte und Personalverantwortliche einen hohen Druck.<br />

Die Weiterbildungen der Akademie St.Gallen helfen Ihnen, mit Fachkompetenz<br />

anspruchsvollen Situationen mit Lösungen zu begegnen:<br />

• Sachbearbeiter/in Personalwesen edupool.ch<br />

• <strong>HR</strong>-Fachleute mit eidg. Fachausweis<br />

• Führungsfachleute mit eidg. Fachausweis<br />

• Spezialist/in Lohnadministration<br />

• Dipl. Personalleiter/in NDS HF<br />

• Dipl. Expertin/Experte in Leadership und<br />

Change Management NDS HF<br />

www.akademie.ch/de/lehrgang/personal-und-fuehrung/kf!3/<br />

Berufliche Weiterentwicklung?<br />

Schaffen Sie sich zusätzliche Karrieremöglichkeiten – als Coach und<br />

betrieblicher Mentor<br />

Lehrgang Coaching Mentoring für Erwachsenenbildner<br />

Die praxisnahe Ausbildung mit Stärkung Ihrer eigenen Führungs- und<br />

Sozialkompetenz. Lernen Sie, Menschen in Entwicklungs- und Veränderungsprozessen<br />

zu begleiten. Aktivieren Sie gezielt die Ressourcen<br />

Ihrer Auszubildenden und fördern und fordern Sie sie als Coach.<br />

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Supervisor und Resilienztrainer – seit über 15 Jahren erfolgreich.<br />

Informationen zu all unseren Ausbildungen finden Sie auf<br />

www.coachingzentrum.ch


Sprachen lernen 4.0 Praxis<br />

iStockphoto<br />

Sprachen lernen im<br />

«Flipped Classroom»<br />

Das Erlernen von Sprachen wird künftig von Flexibilität, Autonomie und Technologie<br />

geprägt und sich nicht mehr auf einen klassischen Kursbesuch beschränken.<br />

Text: Edit Anrover<br />

Edit Anrover,<br />

Geschäftsleitung,<br />

Qualitätsverantwortliche<br />

Flying Teachers<br />

Online-Sprachlernprogramme, Flipped Classroom, Vokabel-<br />

Apps, Podcasts und Google Translate verändern das Sprachenlernen<br />

innerhalb und ausserhalb des Klassenraums. Einerseits<br />

verfügen Menschen heute über mehr Lernmöglichkeiten, andererseits<br />

verändern die digitale Spracherkennung sowie das<br />

automatisierte Übersetzen das Sprachenlernen und stellen es<br />

in einem gewissen Grad auch in Frage. Muss ich heute noch<br />

Sprachen lernen, wenn Sprachtechnologien die Kommunikation<br />

übernehmen? Inwiefern spielt die Schriftlichkeit in Zeiten<br />

von Alexa und Co. noch eine Rolle?<br />

Fakt ist: Die zwischenmenschlichen Beziehungen bleiben<br />

relevant, wenn es um das Erlernen von Sprachen geht, genauso<br />

der Kontakt und der Austausch mit anderen Lernenden<br />

sowie das mit- und voneinander Lernen im virtuellen Raum,<br />

im Präsenzunterricht oder beim Tandemlernen.<br />

Vom Wissensvermittler zum Lernbegleiter<br />

Dass uns demnächst wie in Japan ein Roboter unterrichtet, ist<br />

zu bezweifeln. Unbestritten ist aber, dass sich eine Lehrperson<br />

von ihrer Aufgabe als Wissensvermittlerin vermehrt zur Lernbegleitung<br />

entwickeln muss, um Lernsituationen zu schaffen,<br />

anzuleiten, zu überprüfen und selbstständiges sowie systematisches<br />

Lernen zu fördern. Ganz im Sinne des immer stärker<br />

werdenden Bedürfnisses des berufstätigen Menschen, der lernen<br />

möchte, wann es zeitlich und örtlich passt. Schon heute<br />

kommuniziert ein Grossteil der Jugendlichen lieber in der virtuellen<br />

als in der realen Welt. Dem muss auch das Lernen<br />

Rechnung tragen. Damit Lernende innerhalb und ausserhalb<br />

des Unterrichts selbstständig lernen und für sie geeignete<br />

Wege finden, brauchen sie ein Bewusstsein dafür, wie sie gerne<br />

und erfolgreich lernen. Lernende sollen deshalb verschiedene<br />

Lernstrategien und -techniken kennenlernen, um diese effizient<br />

anzuwenden. Das setzt jedoch voraus, dass Lehrpersonen<br />

auf dem neuesten Stand der technologischen und digitalen<br />

Möglichkeiten des Sprachenlernens sind und die Flexibilität<br />

und Offenheit mitbringen, diese einzusetzen und zu nutzen.<br />

Auch die Inhalte müssen auf die Bedürfnisse der Lernenden<br />

zugeschnitten sein. Das heisst praxisnah, anwendbar<br />

und schnell abrufbar. Beim künftigen Sprachenlernen spielt<br />

das Lernen von Chunks, also häufig gebrauchten Formulierungen,<br />

Sequenzen oder Sprachmustern, eine wichtige Rolle,<br />

da es Lernende schneller befähigt, in der neuen Sprache zu<br />

kommunizieren, ohne lange über sprachsystematische Hintergründe<br />

nachdenken zu müssen.<br />

n<br />

«Flipped Classroom» («umgedrehter Unterricht»)<br />

Der grösste Unterschied zur klassischen Form des Unterrichts<br />

besteht darin, dass Hausaufgaben gemeinsam<br />

in der Klasse gelöst werden. So wird die Zielund<br />

Lösungssuche zu einem gemeinsamen, einprägsamen,<br />

sozialen Prozess. Während die theoretische<br />

Vorbereitung für die Übungen durch Hausaufgaben<br />

ermöglicht wird. Diese bestehen oft aus Aufzeichnungen<br />

von Theoriestunden, die im Gegensatz zum<br />

Frontalunterricht beliebig oft wiederholt sowie vorund<br />

zurückgespult werden können.<br />

<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 41


Foto: allink AG<br />

Sichtbar werden<br />

auf dem Arbeitsmarkt<br />

Firmen müssen sich immer mehr um Kandidaten bemühen. Nicht alle Unternehmen<br />

kämpfen dabei mit gleich langen Spiessen. Etwa KMU, die für viele Kandidaten oft<br />

wenig sichtbar sind. Diese müssen deshalb stärker in ihr Selbstmarketing investieren.<br />

Drei Firmen zeigen, wie sie dabei vorgehen.<br />

Text: Christine Bachmann<br />

Bienenhausstimmung: Bei der Schreiner 48 AG<br />

in Schlieren herrscht Hochbetrieb. «Nicht nur<br />

heute, eigentlich immer», sagt Geschäftsführer<br />

Markus H. Walser. Mit seinen 60 Mitarbeitenden<br />

erledigt das KMU jährlich bis zu 27 000 Aufträge<br />

und täglich zwischen 10 bis 16 pro Mitarbeiter.<br />

Die Bandbreite der Auftragsarbeiten reicht von<br />

Arbeiten an Gebäuden und Gegenständen aus<br />

dem 18. Jahrhundert bis hin zu Reparaturarbeiten<br />

an Artikeln, die vor zwei Wochen gekauft<br />

wurden und schon wieder kaputt sind. Fachkräfte<br />

zu finden, die diesem permanenten Druck gewachsen<br />

sind, ist keine einfache Aufgabe. «Wer<br />

nach einem Jahr immer noch bei uns ist, bleibt in<br />

der Regel für immer. Es gibt kein anderes Unternehmen<br />

auf dem Markt, bei dem ein Schreiner so<br />

vielfältige Tätigkeiten ausführen kann», erklärt<br />

Walser. Um auf sich und sein Unternehmen aufmerksam<br />

zu machen, nutzt Walser unterschiedlichste<br />

Kanäle: «Wir bewerben unsere Stellen auf<br />

Jobportalen, über Fachmedien, auf Facebook,<br />

Instagram oder YouTube – und mit unserer Karriereseite.»<br />

mit wollen wir vermehrt auch passive Stellensuchende<br />

ansprechen», sagt <strong>HR</strong>-Fachfrau Stefanie<br />

Hitz. Daneben setzen sie und ihr Team auf ein<br />

aktives Personalmarketing. «Für die Neueröffnung<br />

unseres Standorts in Zofingen haben wir<br />

zusammen mit Personalmarketing-Experte Jörg<br />

Buckmann eine Kampagne entworfen, die unsere<br />

Arbeitgebervorteile aufzeigt und diese mit Unterstützung<br />

einer Agentur umgesetzt», erzählt<br />

Hitz.<br />

Eine gut gegliederte Karriereseite bildet auch<br />

für die Finanzmarktaufsicht (FMA) Liechtenstein<br />

die Grundlage bei der Rekrutierung. «Nebst den<br />

klassischen Stelleninseraten ist sie das Herzstück<br />

unserer Kampagnen», sagt Martin Schädler, Mitglied<br />

der Geschäftsleitung und Leiter Zentrale<br />

Dienste. «Damit geben wir unserem Unternehmen<br />

ein Gesicht und stellen unsere Mitarbeitenden<br />

in den Vordergrund.» Das Spezielle an der<br />

FMA-Karriereseite sei, dass sie mit dem eigenen<br />

Instagram-Account verbunden sei und die Posts<br />

direkt auf der Karriereseite angezeigt würden.<br />

«Über diesen Kanal erzählen wir Geschichten<br />

über unsere internationale Tätigkeit und präsentieren<br />

unsere Mitarbeitenden mit einem Foto,<br />

Statement oder Video.» Zusätzlich bespielt die<br />

FMA Liechtenstein Plattformen wie Xing und<br />

Linkedin. Auch die Mund-zu-Mund-Propaganda<br />

durch Mitarbeitende fehlt nicht im FMA-Recruiting-Repertoire:<br />

«Wir haben schon gute Erfah-<br />

Karriereseite als Muss<br />

Auch in Schinznach legt man Wert auf eine attraktive<br />

Karriereseite, wo die aarReha-Mitarbeitenden<br />

als wichtigste Werbeträger positioniert<br />

werden. «Seit kurzem kommen bei uns zudem<br />

Google Ads und soziale Medien zum Einsatz. Darungen<br />

damit gemacht, wollen diese Option in<br />

Zukunft aber noch stärker und besser nutzen»,<br />

sagt Schädler.<br />

Konsequente Strategie und Benefits<br />

Die FMA-Personalmarketingstrategie hat Schädler<br />

mit seiner Diplomarbeit zum MAS <strong>HR</strong> Leadership<br />

erarbeitet. «In den vergangenen zwei Jahren<br />

haben wir diese konsequent umgesetzt und werden<br />

weitere Massnahmen realisieren.» Eine davon<br />

sei der monatlich erscheinende <strong>HR</strong>-Newsletter,<br />

der letztes Jahr erstmals an ehemalige Mitarbeitende<br />

verschickt worden sei: «Darin sprechen<br />

wir über unseren Arbeitsalltag und publizieren<br />

aktuelle Stelleninserate sowie den Instagram-<br />

Post des Monats. In einem nächsten Schritt machen<br />

wir unseren <strong>HR</strong>-Newsletter allen Interessierten<br />

zugänglich.» Daneben zeigt die FMA Präsenz<br />

an den Universitäten. Zum Beispiel an den<br />

LawDays der Uni St. Gallen.<br />

Klein, aber oho!<br />

Viele KMU können mit den Löhnen von Grosskonzernen<br />

nicht mithalten. Dennoch haben sie<br />

Mitarbeitenden einiges zu bieten. «Unsere Mitarbeitenden<br />

profitieren von 27 Tagen Ferien, nehmen<br />

an internen und interdisziplinären Fortund<br />

Weiterbildungen teil und haben eine gute<br />

soziale Absicherung sowie günstige Verpflegungsmöglichkeiten»,<br />

sagt der Geschäftsführer<br />

42 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong>


<strong>HR</strong>-Marketing für KMU Praxis<br />

der Schreiner 48 AG, Markus H. Walser. Auch die<br />

FMA Liechtenstein kann mit vielen Arbeitgebervorteilen<br />

punkten: Mitarbeitende tragen Verantwortung,<br />

können sich an internationalen Projekten<br />

beteiligen, Teilzeit und im Homeoffice<br />

arbeiten und verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

nutzen. «Für Trainees gibt es ein<br />

spezielles Programm, bei dem unsere Nachwuchskräfte<br />

die vier Aufsichtsbereiche Banken,<br />

Versicherungen und Vorsorgeeinrichtungen,<br />

Wertpapiere und Märkte sowie Geldwäschereiprävention<br />

und andere Finanzintermediäre in<br />

zwei Jahren durchlaufen», erzählt Martin Schädler.<br />

Der Erfolg spricht für sich: Schädler hat alle<br />

Trainees fest angestellt. Auch die Schreinerei 48<br />

AG setzt auf eine Ausbildung innerhalb des Unternehmens:<br />

«Derzeit entwickeln wir eine Lehrwerkstatt<br />

und hoffen, dass wir einen Mitarbeitenden<br />

pro Lehrjahr im Betrieb halten können.»<br />

Nebst guten Verdienstmöglichkeiten und einer<br />

Ausbildung «vom Mitarbeitenden zum Jungunternehmer»<br />

lockt Geschäftsführer Walser Talente<br />

vor allem mit einer «sinnstiftenden Arbeit»<br />

und Vorgesetzten, die mit gutem Beispiel vorangehen.<br />

«Auch ich packe an und lebe vor, was ich<br />

von meinen Mitarbeitenden fordere.» Insbesondere<br />

die Generationen Y und Z liessen sich nur<br />

mit Sinnhaftigkeit gewinnen und binden. «Wenn<br />

wir den Sinn bei der täglichen Arbeit nicht vermitteln,<br />

haben wir künftig ein grosses Problem»,<br />

betont Walser.<br />

«Wenn wir den Sinn bei<br />

der täglichen Arbeit nicht<br />

vermitteln, haben wir künftig<br />

ein grosses Problem.»<br />

Markus H. Walser, Geschäftsführer<br />

der Schreiner 48 AG<br />

Ausbaufähiges Marketing<br />

Obschon in Sachen Personalmarketing viel getan<br />

wird, sind sich die drei KMU-Vertreter einig:<br />

Es gibt Luft nach oben. «Hätte ich mehr Zeit, würde<br />

ich noch viel mehr tun», sagt Stefanie Hitz.<br />

«Beispielsweise noch mehr Videos und Fotos einsetzen,<br />

um einen persönlichen Einblick in den<br />

Alltag der Mitarbeitenden und einer Rehabilitationsinstitution<br />

zu geben.» Die FMA Liechtenstein<br />

ihrerseits würde sich vermehrt in der Öffentlichkeit<br />

zeigen – etwa an Veranstaltungen oder in<br />

den sozialen Medien. «Bei Letzterem versuchen<br />

wir unsere Mitarbeitenden zu motivieren, unsere<br />

Beiträge möglichst oft und weitreichend zu teilen.<br />

Das gelingt uns aktuell noch nicht», sagt<br />

Schädler.<br />

KMU müssen sich und ihre Mitarbeitenden<br />

öfter in den Vordergrund stellen und potenziellen<br />

Talenten mit Storytelling positive Eindrücke vermitteln.<br />

Eine Meinung, die Walser und Hitz teilen:<br />

«Dereinst werden wir uns bei potenziellen<br />

Mitarbeitenden bewerben und nicht umgekehrt.»<br />

Deshalb sei das vielerorts noch vorherrschende<br />

verstaubte Recruiting-Image abzulegen.<br />

Etwas, das der Schreiner 48 AG, der aarReha<br />

Schinznach wie auch der FMA Liechtenstein relativ<br />

gut gelungen ist. «Wir lehnen uns aber nicht<br />

zurück», betont Schädler, der sich bereits auf die<br />

nächste <strong>HR</strong>-Marketingmassnahme freut: den<br />

FMA-Reiseblog. «Darin werden Mitarbeitende<br />

ihre Lieblingsplätze, Restauranttipps und Freizeitempfehlungen<br />

in Liechtenstein präsentieren.<br />

Dadurch sollen Bewerbende nicht nur einen Einblick<br />

in die Arbeit bei der FMA, sondern auch in<br />

das Leben in Liechtenstein erhalten.» n<br />

«Wir wollen vermehr<br />

versuchen, auch passive<br />

Stellensuchende<br />

anzusprechen.»<br />

Stefanie Hitz, <strong>HR</strong>-Fachfrau<br />

bei der aarReha Schinznach<br />

«Nebst den klassischen<br />

Stelleninseraten ist die<br />

Karriereseite das Herzstück<br />

unserer Kampagnen.»<br />

Martin Schädler, Mitglied der<br />

Geschäftsleitung und Leiter Zentrale<br />

Dienste, Finanzmarktaufsicht (FMA)<br />

Liechtenstein<br />

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<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 43


Praxis <strong>HR</strong>-Marketing für KMU<br />

So ärgern Sie die Grossen:<br />

1. Einstellen ist Einstellungssache<br />

Klar, sagen Sie jetzt vielleicht. Ist es<br />

aber nicht. Noch immer werben und<br />

argumentieren manche Arbeitgeber<br />

und Personalverantwortliche aus der<br />

Innenperspektive. Die ist aber nicht<br />

relevant. Ändern Sie die Perspektiven,<br />

hinterfragen Sie alles, was Sie bisher<br />

ganz selbstverständlich getan haben.<br />

Und hören Sie auf zu jammern. Als<br />

wendiges KMU haben Sie im Ringen<br />

um Talente grossartige Vorteile gegenüber<br />

Grosskonzernen und Behörden.<br />

2. Innen beginnen<br />

Es ist wie im richtigen Leben: Die innere<br />

Schönheit ist wichtig, wenn die Beziehung etwas<br />

länger halten soll. Darum kann als Arbeitgeber<br />

nach aussen nur strahlen, wer im Innern<br />

mit sich im Reinen ist. Geben Sie alles, damit<br />

Ihre Mitarbeitenden glücklich sind und das möglichst<br />

überall herumerzählen. Stellen Sie die besten<br />

Chefinnen und Chefs an, trennen Sie sich von<br />

faulen Äpfeln, schenken Sie Vertrauen, entrümpeln<br />

Sie adipöse Regelwerke, hören Sie auf, unnötige<br />

Prozesse zu zeichnen<br />

(das sollen «die Grossen» machen)<br />

und führen Sie Mitarbeitergespräche<br />

auf Augenhöhe statt im<br />

Notenmodus.<br />

4. Stopp dem Lohnpoker<br />

Es ist ein unwürdiges Spektakel, das da landauf-landab aufgeführt<br />

wird: Der Tanz um den Lohn beim Anstellungsgespräch.<br />

Meist weiss man genau, wie gross die Lohnbandbreite ist, die<br />

man zu zahlen bereit ist. Aber man verschweigt sie trotzdem.<br />

Eiskalt macht man sich den Informationsvorsprung zunutze.<br />

Speziell unfair ist es, Kandidaten*innen dazu zu zwingen, den<br />

ersten Zug im Lohnpoker zu machen. Also: Aufhören.<br />

Erste Unternehmen wie die VBZ, das Kinderspital Zürich<br />

oder die Bedag Informatik machen es vor.<br />

5. Persönlich werden<br />

Werben beziehungsweise werden Sie persönlich.<br />

Öffnen Sie das Personalrestaurant<br />

für alle. Zeigen Sie als Personalverantwortliche*r<br />

Gesicht in den sozialen Medien<br />

und im richtigen Leben. Die Kontaktaufnahme<br />

mit Ihnen soll einfach und persönlich<br />

sein. Darum kann man Sie auch über<br />

WhatsApp, ihr Mobile oder über Ihren<br />

Instagram-Account ansprechen.<br />

7. Bilder bewegen<br />

Die Losung im Jahr <strong>2020</strong> ist einfach: Mehr Bild,<br />

weniger Text. Interessierte wollen rasch die<br />

nötigen Informationen gewinnen, um für sich<br />

einen Bewerbungsentscheid zu fällen. Mehr<br />

Text heisst nicht, mehr Attraktivität! Lassen<br />

Sie deshalb Bilder sprechen. Aussenstehende<br />

sollen sich im wahrsten Sinne des Wortes ein<br />

Bild von Ihnen als attraktives KMU machen.<br />

Noch besser: Lassen Sie per Video Menschen<br />

miteinander sprechen. Die Zeiten dafür stehen<br />

gut: Videos können heute sogar mit dem<br />

Smartphone gemacht werden.<br />

8. Bewerben einfach machen<br />

Machen Sie das Bewerben einfach.<br />

So nah vor dem Ziel wollen sie den<br />

Talentfisch nicht noch zappeln oder<br />

gar von der Angel lassen? Überlassen<br />

Sie komplizierte Bewerbungsabläufe<br />

mit Anmeldeprozederen, Abtippen<br />

der Personalien und veralteten<br />

Bewerbungsschreiben ruhig den<br />

Grosskonzernen. Sie punkten mit<br />

Nähe, Herzlichkeit und Individualität.<br />

44 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong>


<strong>HR</strong>-Marketing für KMU Praxis<br />

10 Tipps für KMU Text:<br />

Jörg Buckmann<br />

3. Zeigen, was man hat<br />

Aktiv sein oder werden ist gut, blinder<br />

Aktionismus weniger. Bevor Sie also in<br />

Kanälen, Tools und Massnahmen denken,<br />

überlegen Sie, womit Sie punkten können.<br />

Schärfen Sie erst Ihre inhaltlichen Positionen,<br />

Werte und konkreten Vorzüge und<br />

legen Sie erst dann los.<br />

10. Ihr Geheimtipp<br />

Verraten Sie ihn uns?<br />

(redaktion@hrtoday.ch)<br />

6. Textcharme<br />

Werbetexte mit dem Esprit einer<br />

Beschreibung der DIN-Norm für<br />

Winkelschrauben sind nicht wirklich<br />

prickelnd. Begehrte Talente lassen sich<br />

davon nicht beeindrucken. Polieren<br />

Sie Ihre Texte auf der Karriereseite,<br />

den Online-Stelleninseraten und<br />

überall dort auf, wo Sie Fachkräfte für<br />

und von sich überzeugen wollen.<br />

Ziehen Sie allenfalls einen Profi bei.<br />

Es ist nicht schlimm, wenn Sie kein<br />

verkappter Schriftsteller oder Werbetexter<br />

sind und Hilfe benötigen.<br />

9. Au revoir<br />

Sagen Sie stilvoll auf Wiedersehen,<br />

nicht einfach Tschüss.<br />

Vielleicht kreuzen sich Ihre<br />

beruflichen Wege später noch<br />

einmal. Zudem sind ihre<br />

ehemaligen Mitarbeitenden<br />

die ehrlichsten Botschafter.<br />

Jörg Buckmann unterstützt Unternehmen, unter<br />

anderem auch KMU, mit Rat und Tat in allen Fragen<br />

rund um Arbeitgeberauftritt und Personalmarketing.<br />

Er ist Speaker und Buchautor. Zudem organsiert er<br />

Events wie am 16. März <strong>2020</strong> die TALENT BASEL und<br />

im April die TALENT ST.GALLEN.<br />

www.talentbasel.ch | www.talentstgallen.ch<br />

<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 45


Publireportage Thoma & Partner<br />

T&P Ihr Businesspartner –<br />

mehr als nur Personalberatung<br />

Seit mehr als 20 Jahren steht Adrian Thoma als Inhaber von Thoma & Partner Management Consulting AG im Kanton<br />

Zug mit seinem Namen für professionelle Personalberatung. Firmen profitieren von einer effizienten Beratung in der<br />

Rekrutierung und im Outplacement. Fach- und Führungspositionen können dank des grossen Netzwerkes effizient und<br />

zeitnah beraten, vermittelt und besetzt werden.<br />

Sie durften gerade ihr 20-Jahr-Firmenjubiläum<br />

feiern, herzliche Gratulation. Wie kamen<br />

Sie auf die Idee, sich als Personalberater<br />

selbständig zu machen?<br />

Adrian Thoma: In meiner damaligen Position<br />

baute ich eine Unit im SAP Umfeld auf und<br />

war auf die Zusammenarbeit mit Stellenvermittlern<br />

angewiesen. Diese entsprach nicht<br />

meinen Vorstellungen. Mir kam deshalb der<br />

Gedanke, dass ich das als professioneller<br />

Dienstleister übernehmen könnte, um einen<br />

Mehrwert zu garantieren.<br />

Seit der Gründung hat sich vieles verändert.<br />

Wo sehen Sie die stärksten Herausforderungen?<br />

Die Digitalisierung greift immer stärker in<br />

den Bewerbungsprozess ein. Zugang zu Stellen-<br />

und Onlineportalen wie LinkedIn und<br />

Jobs.ch ermöglichen es Kunden und Bewerbern<br />

mit enormer Geschwindigkeit selbständig<br />

Bewerbungsprozesse zu starten.<br />

Die Veränderung der Digitalisierung stellt<br />

Sie und Ihr Team vor neue Herausforderungen.<br />

Wie handeln und agieren Sie?<br />

Wir sehen uns durch den strukturellen Wandel<br />

nicht als Vermittler, sondern als nachhaltiger<br />

Businesspartner. In unserer Arbeit setzen<br />

wir auf langfristige Beziehungen. Wir<br />

sind leidenschaftlich bestrebt, die Anforderungen<br />

unserer Kunden und Kandidaten zu<br />

übertreffen und somit eine optimale und<br />

nachhaltige Lösung für beide Seiten zu finden.<br />

Als kompetenter Businesspartner kommunizieren<br />

wir auf Augenhöhe – fachlich,<br />

inhaltlich und persönlich. Wir beraten unsere<br />

Kunden sowohl in der Ausrichtung einzelner<br />

Profile wie bei der langfristigen strategischen<br />

Businessplanung.<br />

Der Firmenname Thoma & Partner deutet<br />

auf ein Partnerschaftsmodell. Wie ist Ihr<br />

Team aufgestellt?<br />

Korrekt. Mit dem Partnermodell war es uns<br />

möglich, Spitzenfachkräfte aus der Wirtschaft<br />

anzusprechen, welche die nötige<br />

Kompetenz sowohl fachlich wie auch sozial<br />

mitbringen. Unsere Partner setzen ihr Netzwerk<br />

und ihre langjährige Erfahrung optimal<br />

in ihren Branchen ein. Das ist der Schlüsselfaktor,<br />

dass wir uns in den Branchen IT,<br />

Adrian Thoma: «Der Anspruch unserer Kunden und Bewerber ist unser oberstes Ziel.»<br />

SAP, Pharma, Medtech, Industrie, Sales und<br />

gehobenen kaufmännischen Berufen zum<br />

Leistungsführer entwickelt haben.<br />

Das Personalberatungsbusiness ist ein dicht<br />

besetzter Markt, trotzdem hebt sich Thoma<br />

& Partner seit Jahren von der Konkurrenz<br />

ab? Wie gelingt Ihnen das?<br />

Ein wichtiger Faktor in unserem Business ist<br />

das Vertrauen und die Verlässlichkeit. Wir<br />

legen Wert darauf, Bewerber und Kunden<br />

während des ganzen Rekrutierungsprozesses<br />

und darüber hinaus zu begleiten, coachen<br />

und damit eine nachhaltige Lösung<br />

anzustreben. Am Ende werden wir sowohl<br />

bei Vermittlung auf Mandatsbasis wie Erfolgsbasis<br />

immer am Erfolg gemessen. Dieser<br />

Aufgabe stellen wir uns jeden Tag und ist der<br />

Antrieb, uns kontinuierlich zu verbessern.<br />

Die zunehmende Kunden- und Kandidatenanzahl<br />

zeigen uns, dass wir auf dem richtigen<br />

Weg sind. Die direkten Empfehlungen,<br />

sind der Lohn für die seriöse und vor allem<br />

erfolgreiche Zusammenarbeit.<br />

Ich spüre im Gespräch mit Ihnen, hinter T&P<br />

steht eine Begeisterung und Professionalität.<br />

Wohin soll die Reise gehen?<br />

In die Richtung, in die sich der Markt, unsere<br />

Kunden und Kandidaten entwickeln. Eine<br />

künstliche Intelligenz wird auch in Zukunft<br />

keine Fach- und Führungskraft ganzheitlich<br />

beurteilen können. Uns liegt es am Herzen,<br />

mit Kunden und Bewerbern als Businesspartner<br />

stark verbunden zu sein. Wir garantieren<br />

auch in Zukunft professionelle Problemlösungen.<br />

Es ist uns wichtig, uns stetig weiterzuentwickeln,<br />

ohne dabei den Menschen zu<br />

vergessen. Der Anspruch unserer Kunden<br />

und Bewerber ist unser oberstes Ziel. Wir besetzen<br />

die Vakanzen mit optimalen Bewerbern<br />

zum richtigen Zeitpunkt und zu fairen<br />

Konditionen.<br />

first choice for highly qualified employees<br />

Thoma & Partner<br />

Management Consulting AG<br />

Haldenstrasse 1, 6340 Baar<br />

Telefon +41 41 769 36 36<br />

E-Mail info@thoma-partner.ch<br />

www.thoma-partner.ch<br />

46 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong>


swissstaffing-News<br />

Aktuelles vom Verband der Personaldienstleister der Schweiz<br />

So funktioniert<br />

faires Flexwork<br />

Hier bloggt der Vorstand …<br />

Wird der Kunde<br />

erst durch Networking<br />

zum «König»?<br />

Häufig benötigen Arbeitgeber kurzfristig Personal. Zum Beispiel<br />

im Retailhandel oder in der Gastronomie. Flexible Arbeitskräfte sind<br />

gefragt. Doch wie finden Arbeitgeber jene Leute, die sie brauchen?<br />

Ein Einblick.<br />

Text: Blandina Werren<br />

Ein grosser Retailer führt jedes Jahr im Januar<br />

seine Inventur zeitgleich in der ganzen Schweiz<br />

in über 100 Filialen durch. Dafür braucht er an<br />

diesem Tag über 50 zusätzliche Mitarbeitende,<br />

während die Bankettleiterin eines Hotels erfährt,<br />

dass übermorgen nun doch drei statt zwei Events<br />

stattfinden. Sie braucht kurzfristig zwei zusätzliche<br />

Köche, acht Serviceleute und einen Barkeeper.<br />

Um diese zu finden, können Unternehmen in<br />

der Schweiz auf verschiedene Plattformen zurückgreifen,<br />

die sogenannte Flexworker vermitteln.<br />

Die meisten davon sehen sich als reine Vermittler<br />

und nicht als Arbeitgeber. Anders ist dies<br />

bei der Temporärarbeit. Plattformen wie Adia,<br />

Coople oder Smartstaff vermitteln nicht nur<br />

Kandidaten für flexible Arbeitseinsätze, sie sind<br />

auch Arbeitgeber dieser Kandidaten. Damit nehmen<br />

sie ihre soziale Verantwortung wahr, denn<br />

Flexworker, die für verschiedene Einsatzbetriebe<br />

arbeiten, sind beim jeweiligen Vermittler angestellt<br />

und entsprechend sozialversichert.<br />

Blandina Werren,<br />

Leiterin Kommunikation<br />

swissstaffing<br />

Wenn die Maschinerie<br />

zu laufen beginnt<br />

Was passiert ab dem Moment, in dem ein Unternehmen<br />

einen Flexworker sucht, bis zu dem Zeitpunkt,<br />

wo der Lohn auf dessen Konto eintrifft?<br />

Das Prozedere ist bei Coople, Smartstaff und<br />

Adia ähnlich. Es beginnt auf der Website des jeweiligen<br />

Anbieters oder auf dessen App.<br />

Die Bankettleiterin eines Hotels und Adia-<br />

Kundin loggt sich auf der Adia-Plattform ein, um<br />

Personal für ihr zusätzliches Fest zu finden. Hier<br />

erfasst sie die offenen Stellen, das gewünschte<br />

Erfahrungsniveau jedes Profils sowie die spezifischen<br />

Fähigkeiten und beschreibt den Anlass<br />

und die Tätigkeiten. Ein Algorithmus schickt die<br />

Jobanfragen jetzt an passende Kandidaten, die<br />

sich über die Plattform um Aufträge bewerben<br />

können.<br />

Bei Smartstaff und Coople sieht der Ablauf<br />

ähnlich aus. Es gibt jedoch minimale Unterschiede.<br />

In der App von Coople etwa sieht der<br />

Einsatzbetrieb zusätzlich seine «Favoriten» –<br />

Kandidaten, die ihn bei einem vergangenen Einsatz<br />

überzeugt haben. Bei Smartstaff kann sich<br />

der Einsatzbetrieb in einer Kartenansicht Flexworker<br />

anzeigen lassen, einzelne Kurzprofile mit<br />

CV, Wunschlohn und Mindestlohn ansehen und<br />

interessanten Kandidaten ein Angebot machen.<br />

Bei allen drei Anbietern wählt der Auftraggeber<br />

über eine App passende Flexworker und engagiert<br />

sie verbindlich für die Dauer des Einsatzes.<br />

Per App erhält der Flexworker vom Auftraggeber<br />

alle relevanten Informationen, zum Beispiel zum<br />

Arbeitsort, Treffpunkt und Dresscode.<br />

Am Tag des Einsatzes treffen sich Flexworker<br />

und Einsatzbetrieb am vereinbarten Treffpunkt.<br />

Nach getaner Arbeit erfasst der Flexworker seine<br />

Arbeitszeit in der App. Entweder, indem er sie<br />

dort manuell einträgt, oder indem der Verantwortliche<br />

des Einsatzbetriebs in der App des Flexworkers<br />

den QR-Code des Einsatzes scannt.<br />

Lohn: monatlich oder sofort<br />

Nach dem Einsatz bewerten sich Flexworker und<br />

Einsatzbetrieb gegenseitig über die App. Bei Coople<br />

und Smartstaff ist dieser Schritt obligatorisch.<br />

Bei beiden Anbietern sehen sowohl Einsatzbetrieb<br />

als auch Flexworker das erhaltene<br />

Rating erst, nachdem sie ihre Bewertung abgegeben<br />

haben. Bei Adia ist das Sternevergeben kein<br />

Muss – trotzdem werde das Ratingsystem fleissig<br />

genutzt.<br />

Urs Vögele-Freund, CEO<br />

Hans Leutenegger AG<br />

Kunden sind in jedem Betrieb das A und<br />

O. Ihre Kunden sind Unternehmer und<br />

<strong>HR</strong>-Fachpersonen. Was ist Ihren Kunden<br />

wichtig?<br />

Erstens: Ohne Kunde kein Umsatz und<br />

ohne Umsatz kein Geschäft. Diese einfache<br />

Formel definiert bereits den Stellenwert<br />

des Kunden beziehungsweise des<br />

Geschäftspartners und diese Wertschätzung<br />

muss hoch, sehr hoch sein und uns<br />

als Personaldienstleister zu Höchstleistungen<br />

in Sachen Kundenpflege motivieren.<br />

Dass der Kunde zudem – sofern er<br />

Bedarf für Dienstleistungen im <strong>HR</strong>-Bereich<br />

hat – heutzutage aus einer schier<br />

endlosen Zahl von Personaldienstleistungsanbietern<br />

auswählen kann, erfordert<br />

erst recht eine optimale Kundenbetreuung<br />

auf allerhöchstem Niveau!<br />

Zweitens: Ich muss «liefern», das heisst,<br />

jederzeit den Tatbeweis für meine angebotenen<br />

Dienstleistungen erbringen. Es<br />

gibt – gerade in unserer Branche und angesichts<br />

des schon bald chronischen Fachkräftemangels<br />

– im Grunde genommen<br />

nichts Schlimmeres, als «leere» Versprechungen;<br />

die sogenannte «Kaltakquise»<br />

geht gar nicht.<br />

Und drittens: Selbstredend spielen ökonomische<br />

Überlegungen, sprich das Preis-<br />

Leistungs-Verhältnis für die angebotenen<br />

Dienstleistungen, eine wesentliche und<br />

nicht zu unterschätzende Rolle und sind<br />

daher in der Erwartungshaltung unserer<br />

Kunden «sehr weit oben» angesiedelt.<br />

Den ganzen Blogbeitrag lesen Sie auf<br />

blog.swissstaffing.ch<br />

<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 47


swissstaffing-News<br />

Weil Smartstaff und Coople den Lohn monatlich<br />

per Banküberweisung auszahlen, haben Flexworker<br />

einen ähnlichen Lohnauszahlungsrhythmus<br />

wie Festangestellte. Alternativ können Flexworker<br />

bei Smartstaff und bei Coople eine Vorschusszahlung<br />

von 60 bzw. 80 Prozent der<br />

bereits freigegebenen Stunden verlangen. «Diese<br />

Begrenzung soll unseren Mitarbeitenden ermöglichen,<br />

dass sie mit der Restlohnauszahlung<br />

die Grundkosten wie Miete oder Krankenkasse<br />

decken können», erklärt Smartstaff-CEO Jürg<br />

Karlen.<br />

Adia zahlt den Lohn gleich nach Bestätigung<br />

der Stunden seitens des Auftraggebers aus – innerhalb<br />

von 48 Stunden. «Die schnelle Bezahlung<br />

schätzen unsere Mitarbeitenden sehr», sagt<br />

Tayfun Ates, Head of Europe, Adia. Alle drei Anbieter<br />

haben ein internes Payrolling-Team, das<br />

sich um die Lohn- und Administrationsprozesse<br />

kümmert.<br />

Die soziale Absicherung dieser Flexworker ist<br />

vergleichbar mit dem Schutz von Festangestellten.<br />

Die Anbieter bezahlen also die rechtlich vorgegebenen<br />

Abgaben an AHV und Pensionskasse,<br />

kommen im Fall von Krankheit oder Unfall für<br />

den Lohnersatz auf und bezahlen Ferientaggelder.<br />

Beim Lohn müssen sich die Einsatzbetriebe<br />

auf allen drei Plattformen an die Mindestangaben<br />

des Schweizer Arbeitsgesetzes und<br />

die geltenden GAV-Bestimmungen halten.<br />

Foto: zVg<br />

Was tun, wenn man kurzfristig zwei zusätzliche Köche und acht Serviceleute braucht?<br />

ce: In der Suche unserer Kunden erscheinen die<br />

Profile aller Stellensuchenden ungefiltert.»<br />

Flexibilität und Brücke<br />

zur nächsten Festanstellung<br />

Die Vorteile der flexiblen Arbeit für Unternehmen<br />

liegen auf der Hand: Sie können Kandidaten flexibel<br />

und für die benötigte Dauer einfach und<br />

auch kurzfristig einstellen und sich auf ihr Kerngeschäft<br />

konzentrieren: Die <strong>HR</strong>-Aufgaben und<br />

das Administrative erledigt ein Dienstleister, der<br />

auf diese Arbeit spezialisiert ist.<br />

Dass die Suche digitalisiert abläuft, bringt<br />

den Unternehmen weitere Vorteile: Sie können<br />

jederzeit und unabhängig nach Personal suchen.<br />

Zudem hilft das Bewertungssystem den Plattformen<br />

dabei, ihre Algorithmen zu verbessern.<br />

«Für Kunden, die ihre flexiblen Mitarbeitenden<br />

regelmässig bewerten, wird schon in naher Zukunft<br />

ohne Aufwand der perfekte Kandidat bereitstehen»,<br />

ist Yves Schneuwly überzeugt.<br />

Die Motive der Flexworker hat swissstaffing<br />

mit einer Umfrage 1 unter 4000 Temporärarbeitenden<br />

untersucht. Am häufigsten nannten diese<br />

eine bessere Work-Life-Balance (44 Prozent)<br />

sowie die berufliche Abwechslung (39 Prozent).<br />

Die übrigen Temporärarbeitenden nutzen diese<br />

Arbeitsform, um sich auf dem Arbeitsmarkt neu<br />

zu orientieren und als Brücke zu einer Festanstellung.<br />

Einer, der Flexwork als Brücke zur Festanstellung<br />

nutzte, ist Miran Zendeli. Er konnte nach<br />

seiner KV-Ausbildung keine Feststelle finden und<br />

hat deshalb nach seiner Lehre für Coople und andere<br />

Temporärplattformen gearbeitet. «So konn-<br />

Dienstleister haben<br />

eine soziale Verantwortung<br />

Flexwork-Dienstleister haben eine soziale Verantwortung<br />

– darin sind sich die drei Anbieter<br />

einig. Jürg Karlen nennt dabei verschiedene Ebenen:<br />

Gesundheit der Flexworker, Unfallprävention,<br />

Förderung der berufsbezogenen Weiterbildung,<br />

Unterstützung der Flexworker in Fragen zu<br />

Arbeitsrecht und Versicherung. Yves Schneuwly,<br />

Managing Director von Coople, betont die fairen<br />

Arbeitsbedingungen für die Flexworker: «Wir legen<br />

seit unseren Anfangszeiten grossen Wert<br />

darauf, dass unsere Kunden auch ihrem flexiblen<br />

Personal faire Arbeitsbedingungen bieten. Viele<br />

Themen wie Basisabsicherung und Weiterbildung<br />

sind inzwischen Marktstandard. Das ist<br />

grossartig und wir freuen uns darauf, die Möglichkeiten<br />

für flexibles Personal weiter zu verbessern.»<br />

Tayfun Ates sieht besonders in der Transparenz<br />

einen Dienst zugunsten der temporären Mitarbeitenden<br />

und der Unternehmen. «Wir kurbeln<br />

den Arbeitsmarkt an und tragen dazu bei,<br />

dass dieser transparenter und selbstbestimmter<br />

wird und dass Auftraggeber sowie Arbeitnehmer<br />

einerseits flexibel, andererseits auch planbar arbeiten<br />

können. Darin sehen wir eine wichtige<br />

Entwicklung für den stetig wachsenden temporären<br />

Arbeitsmarkt.» Zum Punkt der sozialen<br />

Verantwortung nennt Jürg Karlen zusätzlich die<br />

Arbeitsintegration von älteren Stellensuchenden,<br />

Wiedereinsteigern, Arbeitnehmern mit gesundheitlichen<br />

Einschränkungen oder solchen,<br />

die es aus anderen Gründen nicht einfach hätten,<br />

eine Festanstellung zu finden: «Diese haben<br />

auf unserer Onlineplattform eine grössere Chante<br />

ich viele wichtige neue Kontakte knüpfen und<br />

mir gute Referenzen einholen», berichtet er. Mittlerweile<br />

ist er als Operations Manager Teil des<br />

Teams von Coople Schweiz. Für Zendeli hat die<br />

Temporärarbeit einen weiteren wichtigen Vorteil:<br />

«Mit dieser Arbeitsweise konnte ich mir selber<br />

einteilen, wann ich arbeiten wollte – das ist<br />

gut für die Motivation.» Als Nachteil sieht er, dass<br />

er jeweils nicht tief ins Geschäftsmodell gesehen<br />

habe. «Es gibt eine sehr kurze Einarbeitungszeit<br />

und man muss sich schnell an eine neue Tätigkeit<br />

gewöhnen.»<br />

Adia-Workerin Melanie ist als Studentin auf<br />

flexible Arbeitszeiten angewiesen. In einem Interview<br />

auf der Adia-Website erzählt sie von ihren<br />

Erfahrungen mit Flexwork. Ihre Verfügbarkeit<br />

sei über das ganze Jahr sehr unterschiedlich<br />

und sie müsse praktisch wöchentlich neu einschätzen,<br />

wie viel Zeit ihr zum Geldverdienen zur<br />

Verfügung stehe. Das flexible Arbeiten sei deshalb<br />

ideal für sie: «Ist man etwa in einem Büro zu<br />

20 Prozent eingestellt, hat man eine viel grössere<br />

Verpflichtung, als wenn man sich immer für<br />

neue Einsätze melden kann – je nach zeitlicher<br />

Kapazität. Zudem muss man auch nicht auf andere<br />

Mitarbeitende oder Ferien Rücksicht nehmen.<br />

Man ist wirklich in jeder Hinsicht super<br />

flexibel.»<br />

n<br />

Quelle:<br />

1 swissstaffing, 2019: Die Temporärarbeitenden in der<br />

Schweiz 2018.<br />

Weitere Informationen:<br />

swissstaffing, 2019: White Paper: Flexwork und soziale<br />

Absicherung. www.swissstaffing.ch/whitepaper<br />

48 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong>


Meinung<br />

Debatte (Seite 50) • Marktplatz (Seite 54) • Fokus Forschung (Seite 57)<br />

Das Zitat<br />

«Hoch die Hände,<br />

Wochenende!»<br />

Viele Menschen würden ihren Beruf gern wechseln und Tätigkeiten<br />

ausüben, die ihnen sinnvoller erscheinen oder mehr Freude<br />

versprechen. Nur wenigen gelingt der radikale Wechsel.<br />

Astrid Graf<br />

Buchtipps<br />

Astrid Graf<br />

Human Resources,<br />

Lungenliga St. Gallen/Appenzell.<br />

Der Selbstheilungscode<br />

Der Arzt, Neurowissenschaftler und Gesundheitsforscher Tobias<br />

Esch erklärt, wie Selbstheilung funktioniert. Seit vielen Jahren<br />

untersucht Esch unter anderem in Harvard und an der Berliner<br />

Charité, wie selbst chronische Krankheiten durch einen ganzheitlichen<br />

Ansatz beruhend auf positiven Emotionen, Entspannung,<br />

Ernährung und Bewegung gelindert werden können.<br />

Tobias Esch, Der Selbstheilungscode, Beltz-Verlag, 2018, 335 Seiten.<br />

Hintergrund:<br />

«Die Zeit» widmete die<br />

Ausgabe vom 6. Februar <strong>2020</strong><br />

dem Themenschwerpunkt<br />

«Berufswechsel».<br />

Das 1x1 der Persönlichkeit<br />

Über Erfolg und Misserfolg entscheidet oft der persönliche<br />

Umgang mit anderen. Daher ist es wichtig, die Mentalität und<br />

Einstellung seines Gegenübers zu kennen. Das Buch enthält einen<br />

Selbsttest sowie zahlreiche situationsbezogene Beispiele und<br />

konkrete Verhaltens tipps, die helfen, beruflich und privat die<br />

richtigen Signale zu setzen und Beziehungen positiv zu gestalten.<br />

Friedbert Gay, Lothar J. Seiwert, Das 1x1 der Persönlichkeit, Grafe & Unzer Verlag,<br />

2016, 96 Seiten.<br />

Meinungsmacher<br />

Globale Recruiting-Trends <strong>2020</strong><br />

Im diesjährigen Global Talent Report präsentiert LinkedIn die globalen<br />

Recruiting-Trends für das Jahr <strong>2020</strong>. Das Fazit? «Employee<br />

Experience» wird immer wichtiger. Dabei gehe es nicht um altruistische<br />

Motive, sondern vielmehr um eine erfolgreiche Personalpolitik.<br />

Zudem sind datengetriebene Entscheidungen im Personalwesen<br />

(People Analytics) sowie der Trend zur internen Stellenbesetzung<br />

(Internal Recruiting) stark im Kommen. Daneben<br />

verbreitere sich das Altersspektrum (Multigeneral Workforce)<br />

innerhalb der Belegschaft immer mehr. Für den LinkedIn-Report<br />

wurden weltweit über 7000 Personaler und Personalentscheider<br />

befragt und die Daten von rund 660 Millionen Mitgliedern aus<br />

über 200 Ländern ausgewertet.<br />

Wenn nicht jetzt, wann dann?<br />

An jeder Ecke brennt es: Rücksichtslos werden Mensch und Natur<br />

ausgebeutet. Das Leben ist bis zum Zerreissen durchökonomisiert,<br />

die Gesellschaft gespalten. Was können wir tun? Wir haben<br />

keine Zeit zu verzagen, sagen Harald Lesch und Klaus Kamphausen.<br />

An zahlreichen Beispielen zeigen sie, wie wir mit Widersprüchen<br />

umgehen können, und erörtern mit namhaften Experten<br />

Lösungsansätze und Handlungsmöglichkeiten für ein gedeihliches<br />

Zusammenleben.<br />

Harald Lesch, Klaus Kamphausen, Wenn nicht jetzt, wann dann?, Penguin Verlag,<br />

2018, 368 Seiten.<br />

<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 03 | <strong>2020</strong> 49


Meinung Debatte<br />

Sollen Mitarbeitende frei bekommen,<br />

wenn ihr Haustier stirbt?<br />

«Ein attraktiver Arbeitgeber nimmt<br />

Rücksicht auf die emotionalen<br />

Bedürfnisse der Mitarbeitenden.»<br />

Zugegeben: Das Thema kann zum Schmunzeln verleiten.<br />

Noch vor wenigen Jahren hätte wohl niemand ernsthaft in<br />

Betracht gezogen, für ein erkranktes oder verstorbenes Tier<br />

vom Arbeitgeber frei zu erhalten. Wir erinnern uns: In der<br />

Schweiz sind Tiere erst seit dem 1. April 2003 rechtlich gesehen<br />

keine Sache mehr! Damals wurde mit Art. 641a<br />

Abs. 1 ZGB der Eigenart von Tieren als empfindungs- und leidensfähige<br />

Lebewesen Rechnung getragen.<br />

In derselben Zeit hat sich jedoch<br />

auch der Stellenwert von<br />

Haustieren in der Schweiz verändert.<br />

Die Märkte für Tiernahrung<br />

und Zubehör boomen. So wurden<br />

im Jahre 2015 allein für Heimtierbedarf<br />

600 Millionen Franken<br />

umgesetzt. Auch Tierfriedhöfe, Todesanzeigen<br />

oder spezielle Kinderwagen<br />

für Hunde und Katzen gibt<br />

es. Die Bereitschaft, seinem geliebten<br />

Haustier mit viel Geld ein würdiges Dasein zu ermöglichen,<br />

scheint in der Schweiz keine Grenzen zu kennen. Oft sind<br />

Haustiere ein vollwertiges Mitglied der Familie oder dienen –<br />

ob gewollt oder ungewollt – als Ersatz für fehlende Kinder.<br />

Wie sieht es jedoch rechtlich aus? Wer zum Arzt muss, hat<br />

laut Gesetz Anspruch auf die dafür nötige zusätzliche freie<br />

Zeit. Für die Pflege von kranken Kindern dürfen Eltern pro<br />

Krankheitsfall während drei Tagen dem Arbeitsplatz fernbleiben.<br />

Nicht restlos geklärt ist, ob Mitarbeitende, die kranke Familienangehörige<br />

im Spital besuchen möchten, vom Arbeitgeber<br />

Freizeit erhalten; Gerichte bejahen jedoch einen solchen<br />

Anspruch. Von Tieren ist hier zwar nicht die Rede. Dennoch:<br />

Was nützt es einem Unternehmen, wenn Angestellte derart<br />

gestresst am Arbeitsplatz sind, weil sie ihr erkranktes Tier<br />

nicht zur Tierärztin bringen können? Oder wenn Mitarbeitende<br />

derart in Trauer über den Verlust ihres geliebten Tieres sind,<br />

dass die Stimmung im Team darunter leidet? Ich plädiere nicht<br />

dafür, dass die notwendige Zeit<br />

für einen Tierarzttermin vom<br />

Arbeitgeber bezahlt wird. Es<br />

braucht auch keine neuen Gesetze<br />

– vielmehr appelliere ich<br />

an die Empathie der Chefinnen<br />

und Chefs.<br />

Wir leben in einer Zeit, in der<br />

sich Firmen in Employer-Branding-Kampagnen<br />

überbieten,<br />

sich als attraktive Arbeitgeber<br />

positionieren und um die vielversprechendsten Talente<br />

kämpfen. Dazu sollte auch gehören, dass Vorgesetzte Rücksicht<br />

auf die emotionalen Bedürfnisse der Mitarbeitenden<br />

nehmen und deren Zuneigung für ihre Haustiere respektieren.<br />

Die notwendige Zeit für die Gesunderhaltung dieser tierischen<br />

Familienmitglieder sollte zur Verfügung gestellt werden.<br />

Im ihrem eigenen Interesse sollten die Arbeitgeber deshalb<br />

dem veränderten Stellenwert des Haustieres in diesem Land<br />

vermehrt Rechnung tragen.<br />

n<br />

Pro<br />

Konrad Rietmann<br />

ist seit 2002 in<br />

<strong>HR</strong>-Senior-Management-Positionen<br />

bei<br />

nationalen und internationalen<br />

Grossfirmen<br />

tätig, hauptsächlich<br />

im Bereich<br />

Development. Der<br />

Ph.D. in Business and<br />

Management nimmt<br />

sich aktuell eine Auszeit.<br />

Anzeige<br />

Interdisziplinarität<br />

und Internationalität<br />

als Erfolgsrezept<br />

CAS Global Mobility Management<br />

Kursstart: 28. August <strong>2020</strong><br />

Informationsveranstaltung: 15. April <strong>2020</strong><br />

Mit fachübergreifendem Wissen im<br />

Global Mobility Management<br />

internationale Erwerbsverhältnisse planen,<br />

implementieren und abwickeln.<br />

Kontakt: lothar.jansen@zhaw.ch<br />

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50 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong>


Debatte Meinung<br />

Im Berner Stadtrat wird bald über ein Postulat diskutiert, das erlauben soll, Mensch und Haustier gemeinsam<br />

zu bestatten. In Grossbritannien ergab eine Umfrage, dass die Hälfte der Briten, die Haustiere besitzen, beim<br />

Todesfall ihres Hundes oder ihrer Katze Trauerurlaub nehmen wollen. Übertriebene Tierliebe?<br />

Kontra<br />

Monika Bütikofer<br />

ist seit ihrem 24.<br />

Lebensjahr im <strong>HR</strong><br />

tätig. Nach den<br />

Stationen Publicitas,<br />

Galvaswiss, Kägi +<br />

Co. AG oder auch<br />

Piatti ist sie seit März<br />

2018 Leiterin <strong>HR</strong> bei<br />

der ZZ Wancor AG.<br />

Die Tierhaltung hat sich in den letzten Jahren stark verändert.<br />

So gehören Tiere heute zur Familie, geniessen eine Art Mitspracherecht<br />

und beeinflussen den ganzen familiären Tagesablauf<br />

– wie auch die Möglichkeit, sich mit Freunden, Familie<br />

oder einfach Dritten zu treffen. Ausgeprägter wird diese Tierliebe<br />

nur noch, wenn sie angezogen und mit teurem Schmuck<br />

oder Diamanthalsbänder behangen werden, degradiert zum<br />

Modeaccessoire, um auf sozialen Plattformen möglichst viele<br />

Likes zu erhaschen. Der normale<br />

Menschenverstand setzt dabei<br />

bisweilen aus.<br />

Dann existiert da noch die<br />

Gruppe von Menschen, die vermeintlich<br />

etwas Gutes tun möchten<br />

und Tiere, meist Hunde, in<br />

wirtschaftlich benachteiligten<br />

Ländern wie beispielsweise Rumänien<br />

retten und in die Schweiz<br />

importieren. Das Problem hier:<br />

Nicht immer sind diese Tiere gesund oder sozialisiert.<br />

Schlimms tenfalls müssen sie eingeschläfert werden.<br />

Man mag nun meine nachfolgenden Ansichten für hart<br />

oder brutal halten, aber es ist wichtig, darüber nachzudenken,<br />

ob es richtig ist, ein Tier um jeden Preis am Leben zu halten,<br />

wenn es krank ist. Die Natur regelt das automatisch, indem<br />

das Tier einfach stirbt. Warum soll ein Tier schwerkrank weiterleben?<br />

Ist es, weil der Mensch nicht loslassen kann oder will,<br />

oder weil der Besitzer genügend Geld hat, um Medikamente<br />

«Mitarbeitende sollen für Trauer<br />

oder Tierarzt Ferientage beziehen oder<br />

Arbeitsstunden kompensieren.»<br />

und Operationen zu finanzieren? Letztlich bleibt hier meiner<br />

Meinung nach das effektive Tierwohl auf der Strecke.<br />

Welche Überlegungen machen sich Mitarbeitende, die<br />

Freitage fordern, weil ihr Haustier krank ist, im Sterben liegt<br />

oder gestorben ist? Denn grundsätzlich schliesst der Arbeitgebende<br />

mit seinem Mitarbeitenden einen Arbeitsvertrag für<br />

seine Arbeitsleistung ab. Arbeit, die er zu erbringen hat, und<br />

nicht für Absenzen, die er vermeldet. Wenn man den Arbeitnehmenden<br />

Freitage für die<br />

Trauer und Betreuung kranker<br />

Tiere eingesteht, dann werden<br />

schon bald auch für alle möglichen<br />

Gepflogenheiten Freitage<br />

eingefordert. Und wie steht es<br />

mit der Trauer über die verlorene<br />

grosse (erste) Liebe? Und<br />

müssen Kinder nicht mehr in<br />

den Kindergarten oder zur Schule,<br />

weil sie den Verlust ihres<br />

Milchzahnes dermassen betrauern oder das «Begräbnis mit<br />

der Zahnfee» zelebriert werden muss?<br />

Es ist verständlich, dass es Tierhalter traurig stimmt, wenn<br />

es ihren «Lieblingen» schlecht geht, diese im schlimmsten Falle<br />

sterben und eine Lücke hinterlassen. Ich bin aber hier klar<br />

gegen einen Extra-Freitag. Vielmehr sollte der Mitarbeitende<br />

in dieser Situation kompensieren oder Ferien beziehen. Die<br />

Gleichbehandlung aller Mitarbeitenden ist hier das entscheidende<br />

Stichwort.<br />

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die einfach schmecken<br />

Lunch-Check, das attraktive Zahlungsmittel für die<br />

Personalverpflegung, lohnt sich für Arbeitgeber und<br />

Mitarbeitende.<br />

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<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 51


NEWSTAR<br />

spitalstellenmarkt.ch<br />

Für Spitäler, Kliniken und Reha-Zentren ist spitalstellenmarkt.ch das grösste Stellenportal der Schweiz und des<br />

angrenzenden Auslands. Hier finden Anbieter wie auch Suchende gezielt ihre Arbeitspartner.<br />

spitalstellenmarkt.ch verzichtet bewusst auf Werbung und setzt auf «Qualität statt Quantität».<br />

Inzwischen existieren unzählige Online-Stellenportale.<br />

Warum haben Sie dennoch das branchenspezifische<br />

Portal spitalstellenmarkt.ch gegründet?<br />

Rico Juchli: Stimmt, Stellenportale gibt es heute<br />

wie Sand am Meer. Wir haben aber erkannt, dass<br />

gerade bei branchenspezifischen Portalen im Spital-<br />

und Reha-Bereich noch grosses Potenzial<br />

besteht. Mit der Integration verschiedenster innovativer<br />

Funktionalitäten konnten wir sehr<br />

viele Spitäler und Reha-Zentren vom spitalstellenmarkt.ch<br />

überzeugen und infolgedessen<br />

schnell wachsen. Weiter gab uns unser grosses<br />

Know-how Schub, da wir in der Vergangenheit<br />

bereits verschiedene andere Stellenportale erfolgreich<br />

lanciert haben und zudem auf ein gutes<br />

Branchenwissen im Gesundheitsbereich zurückgreifen<br />

konnten.<br />

Was macht Ihr Portal einzigartig?<br />

Auf spitalstellenmarkt.ch finden sich beispielsweise<br />

keine Stellenanzeigen von Personalvermittlern.<br />

Trotzdem bieten wir den Stellensuchenden<br />

ein attraktives und vielfältiges Angebot<br />

an Stellenanzeigen. Jede Anzeige ist eine «echte»<br />

Stelle und wir haben keine Kunden, die mit ihren<br />

Anzeigen das Stellenportal dominieren, wie das<br />

bei Branchenplattformen oft der Fall ist. Bei uns<br />

gilt das Motto «Qualität statt Quantität». Ferner<br />

verzichten wir auf spitalstellenmarkt.ch bewusst<br />

auf Werbung, um die Jobsuche für die Stellensuchenden<br />

so angenehm wie möglich zu gestalten.<br />

Inwiefern ist ein Ausbau des Portals geplant?<br />

Die Roadmap für Weiterentwicklungen ist auch<br />

in diesem Jahr prall gefüllt. Unsere Kunden kön-<br />

Rico Juchli,<br />

Leiter Verkauf,<br />

spitalstellenmarkt.ch<br />

nen sich freuen, was wir heuer alles lancieren.<br />

Details möchten wir an dieser Stelle jedoch noch<br />

nicht verraten.<br />

Was kosten Ihre Dienstleistungen?<br />

Eine Einzelanzeige für 30 Tage kostet 380 Franken.<br />

Die meisten Kunden nutzen jedoch Abos mit<br />

Kontingenten oder sogenannten Parkplätzen.<br />

Alle diese Angebote können individuell auf die<br />

Kundenbedürfnisse angepasst werden. Das gilt<br />

sowohl für Volumen als auch für Laufzeiten. Speziell<br />

erwähnt werden kann, dass Neukunden die<br />

Möglichkeit haben, das Stellenportal ausgiebig<br />

zu testen. Beim spitalstellenmarkt.ch kauft der<br />

Kunde nicht die Katze im Sack, sondern kann<br />

sich nach dem Testen sicher sein, dass die weitere<br />

Nutzung wirklich Sinn macht. Unser Credo: Nur<br />

eine faire und transparente Zusammenarbeit<br />

trägt Früchte – und zwar für beide Seiten. Für die<br />

Stellensuchenden sind selbstverständlich alle<br />

Dienstleistungen kostenlos.<br />

Was würden Sie als wichtigsten Meilenstein in<br />

der Geschichte von spitalstellenmarkt.ch bezeichnen?<br />

Neben dem eigentlichen Launch des Portals ist<br />

sicherlich der Aufbau der vielen Schnittstellen zu<br />

erwähnen, die in den letzten zwei Jahren implementiert<br />

wurden. Neben Schnittstellen zu den<br />

beiden Multiposter Prospective Media Services<br />

und Solique wurden verschiedenste Schnittstellen<br />

zu Bewerbermanagement-Systemen wie Refline,<br />

SuccessFactors etc. geschaffen. Dadurch ist<br />

spitalstellenmarkt.ch heute so gut vernetzt wie<br />

wohl keine andere branchenspezifische Plattform.<br />

Weitere Informationen rund um die vorgestellten Unternehmen finden Sie auf:<br />

newstar.hrtoday.ch


Die neuen Sterne am <strong>HR</strong>-Himmel:<br />

Koffer packen ...<br />

... und die Arbeit mitnehmen:<br />

Personalentwicklung neu gedacht.<br />

Volunty Corporate AG<br />

Zielgerichtete Mitarbeiteraktivitäten<br />

für mehr Employee Engagement<br />

spitalstellenmarkt.ch<br />

Der Stellenmarkt für Schweizer<br />

Spitäler, Kliniken und Rehas<br />

Talentierte Fachkräfte sind gesucht. Deren<br />

Förderung und Bindung ist ein wichtiges<br />

Thema. Gleichzeitig findet angesichts der<br />

Arbeitswelt 4.0 (Digital Leadership, mobil-flexibles<br />

Arbeiten) ein Kulturwandel statt. Unsere<br />

4- bis 24-wöchigen Auslandsprogramme gehen<br />

diese Herausforderungen praxisorientiert an.<br />

Ihr Weg zu uns: hello@packandwork.com<br />

360°-Lösung für professionelle Abwicklung<br />

von Mitarbeiteraktivitäten zur Förderung von<br />

Employee Engagement: wissenschaftlich fundierte<br />

Umfragen für Bedürfnisanalysen, Hunderte<br />

Partnerorganisationen für Corporate Volunteering,<br />

Sport, Kultur und (Weiter-) Bildung<br />

sowie Software-Lösung für interne Kommunikation,<br />

Koordination und Impact-Reporting.<br />

spitalstellenmarkt.ch ist die grösste Stellenplattform<br />

der Schweiz und des angrenzenden<br />

Auslands für Spitäler, Kliniken und Reha-<br />

Zentren. Hier finden Stellenanbieter und<br />

Stellensuchende schnell und gezielt ihre Arbeitspartner.<br />

Rund 150 000 Besucherinnen und<br />

Besucher pro Monat sind auf den Plattformen<br />

aktiv, auf denen Ihr Inserat geschaltet ist.<br />

Film aus der Hosentasche<br />

Selber gute Videos produzieren –<br />

ganz einfach mit dem Handy<br />

Transfermanager für Talente<br />

Talente verpflichten – Leben<br />

verändern<br />

Elektronisch signieren<br />

Unterschreibst du noch oder<br />

skribblest du schon?<br />

Filmen, schneiden, posten – nur mit dem Smartphone.<br />

Das ist Smovie. Warum Tausende von<br />

Franken für Video Content ausgeben, wenns<br />

einfacher, schneller, günstiger und erst noch<br />

viel persönlicher geht? Machen Sies selbst! Von<br />

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Die richtigen Köpfe führen zum Erfolg.<br />

Qualitäten, die wir als praxiserprobte Transfermanager<br />

seit Jahrzehnten pflegen. Neben zielorientiertem<br />

Outplacement, Nachfolgeplanung<br />

sowie Recruiting und kompetenter Personalberatung<br />

sind wir als fokussierte Co-Piloten im<br />

strukturierten Headhunting sowie exzellenter<br />

Executive Search zu Hause.<br />

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Kompromisse bei der Sicherheit einzugehen.<br />

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elektronischen Signatur (QES) – der E-Signatur,<br />

die der eigenhändigen Unterschrift vor dem CHund<br />

EU-Gesetz gleichgestellt ist. skribble.com<br />

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der Mitarbeitenden, gesteigerte Produktivität<br />

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Meinung Marktplatz<br />

Die Zukunft der Wirtschaft<br />

Die BGM-Tagung <strong>2020</strong> im Kursaal Bern stellt<br />

junge Arbeitnehmende in den Fokus. Ein Ausblick<br />

mit René Marcello Rippstein von Gesundheitsförderung<br />

Schweiz.<br />

Die BGM-Tagung <strong>2020</strong> widmet sich heuer jungen<br />

Arbeitnehmenden. Weshalb?<br />

René Marcello Rippstein: Junge Leute sind die<br />

Zukunft der Schweizer Wirtschaft. Knapp zwei<br />

Drittel von ihnen schliessen eine Lehre in einem<br />

von 230 Berufen ab. Aber auch die Berufsbildungsverantwortlichen,<br />

welche die Jungen im<br />

Betrieb begleiten, spielen eine zentrale Rolle. Deshalb<br />

wollen wir sie mit einem einfachen Zugang<br />

zu validen Informationen zur Förderung der psychischen<br />

Gesundheit von Jugendlichen im Betrieb<br />

in ihrer Rolle stärken.<br />

Wie steht es um die Kompetenz junger Arbeitnehmender<br />

bezüglich psychischer Gesundheit?<br />

Im Vergleich zu erwachsenen Mitarbeitenden<br />

existieren für diese Zielgruppe immer noch sehr<br />

wenig Erkenntnisse über die Fähigkeit des Einzelnen,<br />

im täglichen Leben Entscheidungen zu treffen,<br />

die sich positiv auf ihre psychische Gesundheit<br />

auswirken. Aus dem Job-Stress-Index 2018<br />

wissen wir jedoch, dass von den Erwerbstätigen<br />

in der Schweiz die Altersgruppe der 16- bis<br />

24-Jährigen das schlechteste Verhältnis zwischen<br />

Ressourcen und Stressoren aufweist und<br />

die höchste Rate an psychisch erschöpften Personen<br />

präsentiert. Auch die gesundheitsbedingten<br />

Produktivitätsverluste sind bei den 16-<br />

bis 24-Jährigen am höchsten. Und gemäss Suva<br />

steigt bei zeitdruckbedingtem Stress das Unfallrisiko<br />

um 50 Prozent.<br />

Inwiefern hilft BGM bei der Suche nach jungen<br />

Arbeitnehmenden?<br />

Der Lehrlingsmangel ist seit Jahren ein Thema,<br />

«BGM unterstützt Unternehmen,<br />

junge Arbeitnehmende zu<br />

gewinnen und langfristig<br />

zu binden.»<br />

René Marcello Rippstein, Mitglied<br />

der Geschäftsleitung und Leiter der Einheit<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement,<br />

Gesundheitsförderung Schweiz<br />

einerseits wegen geburtenschwachen Jahrgängen<br />

und andererseits wegen der Beliebtheit des<br />

Gymnasiumabschlusses. Unternehmen und<br />

Branchenverbände versuchen vermehrt, sich im<br />

Konkurrenzkampf um Lehrlinge mit Qualitätsmerkmalen<br />

zu profilieren, welche die Jungen ansprechen.<br />

Das sind neben einer sinnvollen Tätigkeit<br />

Transparenz, Respekt und Balance im Leben<br />

(Universum, 2018). Systematisch umgesetztes<br />

BGM berücksichtigt diese Bestrebungen und unterstützt<br />

somit Unternehmen, junge Arbeitnehmende<br />

zu gewinnen und langfristig zu binden.<br />

Stichwort «New Work»: Was sind künftige<br />

BGM-Trends?<br />

Arbeit 4.0 prägt auch das BGM und bringt<br />

Trends, die nicht nur für junge Arbeitnehmende,<br />

sondern für die erwerbstätige Bevölkerung insge-<br />

samt gelten. Mitarbeitende müssen zu digitaler<br />

Kompetenz und höherem Selbstmanagement<br />

hingeführt werden, damit die zeitlich-örtliche<br />

Flexibilität nicht als Überforderung erlebt wird.<br />

Das setzt eine auf Vertrauen basierende Unternehmenskultur<br />

voraus und somit ein neues Führungsverständnis.<br />

BGM wird auch diesbezüglich<br />

Lösungen finden müssen, um die Gesundheit von<br />

Menschen zu erhalten und zu fördern.<br />

Auf welche Referenten dürfen sich die Teilnehmenden<br />

der BGM-Tagung freuen?<br />

Mit Andrea Gurtner (Berner Fachhochschule),<br />

Sven Goebel (Gesundheitsförderung Schweiz),<br />

Antonio Racciatti (CHUV) und Allan Guggenbühl<br />

(IKM) beleuchten ausgewiesene Fachexperten<br />

die Chancen und Herausforderungen, die<br />

sich in der Zusammenarbeit mit jungen Arbeitnehmenden<br />

ergeben. Insbesondere möchte ich<br />

den Dialograum hervorheben, an dem auch<br />

Lehrlinge teilnehmen werden. Darüber hinaus<br />

können die Teilnehmenden in rund zwanzig<br />

Workshops Erfahrungen austauschen. cb n<br />

BGM-Tagung <strong>2020</strong><br />

Die «Nationale Tagung für betriebliches<br />

Gesundheitsmanagement» findet am<br />

2. September <strong>2020</strong> im Kursaal Bern statt.<br />

Getreu dem Motto «Fit für die Zukunft –<br />

BGM für junge Arbeitnehmende» diskutieren<br />

Experten*innen aus Wissenschaft,<br />

Politik und Praxis sowie junge Arbeitnehmende<br />

unter anderem darüber, welche<br />

Kompetenzen und Erwartungen die jungen<br />

Generationen haben und was<br />

optimale Rahmenbedingungen sind.<br />

Weitere Informationen und Anmeldung:<br />

bgm-tagung.ch<br />

Anzeige<br />

54 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong>


Marktplatz Meinung<br />

Leser*innenkommentare<br />

Blog von Sabine Biland-Weckherlin «Recruiting-Wunder<br />

Social Media? Wohl<br />

kaum!», 30.1.<strong>2020</strong>:<br />

«Ihr Artikel bringt es auf den Punkt. Unternehmen,<br />

mit welchen ich seit Jahren eng<br />

zusammenarbeite und bei denen ein Umdenken<br />

und Anpassen an die Arbeitsmarktsituation<br />

bereits stattgefunden hat,<br />

sind die Gewinner. Expert*innen und Unternehmen<br />

via Empfehlungen zu verbinden, erfordert<br />

ein persönliches Kennenlernen beider Seiten und wird<br />

an Bedeutung gewinnen. Firmen, welche auf internes<br />

Active Sourcing setzen und Zielgruppen in ihrem Namen<br />

direkt ansprechen, könnten sich, speziell bei den<br />

‹nicht interessierten Personen› einen Bärendienst erweisen.<br />

Wer die für sein Unternehmen besten Mitarbeiter<br />

für sich gewinnen möchte, sollte neue Wege prüfen.<br />

Investitionen, welche sich mit erfahrenen und seriösen<br />

Partnern punktuell und nachhaltig lohnen.» <br />

Remo Riebel<br />

Blog von Cordelia Kissling «Gruppenarbeit?<br />

Nicht schon wieder!», 23.1.<strong>2020</strong>:<br />

«Ja, hier ist Mehrwert in Gruppenarbeit gefragt.<br />

Gruppenarbeit ist eine Sozialform,<br />

jedoch noch keine Methode und noch kein<br />

Lernsetting. Es lohnt sich, hier in der didaktischen<br />

Planung die Perspektive der<br />

Lernenden einzunehmen.» Manuela Morelli<br />

«Ich habe kein Problem damit, etwas alleine zu lernen,<br />

das neue Wissen in einer kleinen Gruppe zu einem<br />

grösseren Thema zusammenzusetzen und es dann der<br />

Klasse vorzutragen. Das Lernen kann ich jedoch nur<br />

allein, da bringt es nichts, wenn ich mit vier anderen<br />

zusammensitze und jeder liest vor sich hin. Am liebsten<br />

ist mir Frontalunterricht, beim Zuhören formuliere ich<br />

Sätze und verknüpfe sie mit bereits vorhandenem Wissen.<br />

Was ich von Hand schreibe, kann ich mir zudem<br />

besser merken, und spätestens wenn ich etwas farblich<br />

markieren will, bin ich dabei schneller als mit einem<br />

Laptop.» Anna K.<br />

Blog von Michel Ganouchi «80 Prozent<br />

arbeiten: Tu es nicht!», 7.6.2018:<br />

«Der Artikel ist schon etwas älter, trotzdem<br />

meine Erfahrungen dazu: Ich arbeite 80%,<br />

damit ich an 2-3 Tagen (in Abstimmung<br />

mit meiner Frau, die selbständig ist) pro<br />

Woche früher gehen kann, um unsere Kinder<br />

zu betreuen. Nachdem ich in meiner aktuellen<br />

Firma bereits mit 80% begonnen habe,<br />

war die Reduktion der Aufgaben nie ein Thema. Allerdings<br />

merke ich, dass mich viele Kolleg*innen karrieremässig<br />

längst überholt haben, weil ich mich in meiner<br />

Kernarbeitszeit eben nur um das Tagesgeschäft kümmern<br />

kann. (...) Auch die Weiterbildungsbudgets werden<br />

eher an die Kolleg*innen vergeben, die 100% arbeiten,<br />

weil die es nach Ansicht der Vorgesetzten auch<br />

besser und öfter einsetzen können. Ich baue mir also<br />

langsam einen Wissensrückstand auf, von dem ich<br />

nicht weiss, ob und wie ich ihn jemals aufholen soll.»<br />

Michael<br />

BLOG<br />

TV<br />

Weiterbildungsdschungel<br />

NETWORK<br />

Agile Projekte, agile Organisation,<br />

Holokratie, Selbstorganisation,<br />

selbstgesteuertes Lernen,<br />

selbstgesteuerte Arbeitsintegration<br />

oder auch agile<br />

Führung sind mehr als bloss<br />

Mode oder romantische Utopie.<br />

Es geht um den Erhalt und die<br />

Entwicklung von Leistungen<br />

und Wertbeiträgen in komplexen<br />

Kontexten der heutigen<br />

Wirtschaft und Gesellschaft. Dafür<br />

braucht es mehr Selbststeuerung.<br />

Sie ist das Nadelöhr für gelin-<br />

Michael Loebbert,<br />

gende Entwicklung und Veränderung. Menschen<br />

auf ihrem Weg zu mehr Selbststeuerung zu unterstützen,<br />

ist der inhaltliche und methodische Kern von Coaching.<br />

Wer für sich selbst oder andere eine passende Weiterbildung<br />

sucht, wird von der Vielzahl an Angeboten überrollt. Nicht alles<br />

ist für jede Herausforderung geeignet. Solide Anbieter unterscheiden<br />

verschiedene Niveaus der Ausbildung und Praxis. Entsprechende<br />

Kompetenzmodelle werden zum Beispiel vom Europäischen<br />

Qualifikationsrahmen (EC Vision) oder auch von grossen<br />

internationalen Berufsverbänden (EMCC, ICF) zur Verfügung<br />

gestellt:<br />

• Die «Praktiker*innen-Stufe» steht für grundlegende Coachingfähigkeiten<br />

im jeweiligen Praxisfeld, sei es in der Führung, in<br />

der Arbeitsintegration, in der Sozialen Arbeit oder in der Projektarbeit.<br />

Hier geht es vor allem darum, wie Coachingmethoden<br />

in der Praxis genutzt werden können.<br />

• Die «Organisations-Stufe» steht für die Umsetzung von Coaching<br />

in gegebenen Organisationskontexten. Damit sind schon<br />

eigenständigere organisationale Coach-Rollen gemeint, in der<br />

Personal- und Organisationsentwicklung, in der Projektarbeit,<br />

Coaching für agilere Zusammenarbeit, in der Ausbildung, in<br />

der Lehre oder in der Beratung.<br />

• Die «Professions-Stufe» steht für die Herausforderungen der<br />

Steuerung von Coaching im jeweiligen beruflichen Feld. Spezifische<br />

persönliche Fähigkeiten und Erfahrungen sind in einem<br />

eigenen Coaching-Ansatz integriert. Beratung von Führungskräften,<br />

Management- und Organisationsberatung, Leitungsaufgaben<br />

in coachenden Organisationen, interne Koordinations-<br />

und Querschnittsaufgaben brauchen professionelle<br />

Coach-Profile mit einer gewissen Unabhängigkeit von der jeweiligen<br />

Praxis und der jeweiligen Organisation. Wissenschaft<br />

und Forschung liefern die Benchmarks für Erfolgsfaktoren und<br />

Wirksamkeitsvorstellungen. Kontinuierliche professionelle<br />

Entwicklung beschreibt den beruflichen Weg mit Coaching.<br />

Michael Loebbert ist Programmdirektor der Coaching Studies an der Fachhochschule<br />

Nordwestschweiz und seit über 30 Jahren selbständiger Coach und Consultant.<br />

Lesen Sie weitere Blogbeiträge:<br />

blog.hrtoday.ch<br />

<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 55


JETZT<br />

ANMELDEN<br />

1. APRIL <strong>2020</strong><br />

AWARD­<br />

VERLEIHUNG<br />

swisshraward.ch<br />

Wir zelebrieren<br />

herausragende<br />

Leistung<br />

zukunftsfähiger<br />

Personalarbeit<br />

KATEGORIEN<br />

AUSBILDUNG &<br />

ENTWICKLUNG<br />

RECRUITING<br />

KULTUR & WANDEL<br />

PERSONALDIENSTLEISTER<br />

START-UPS


Fokus Forschung Meinung<br />

Impressum<br />

Erscheint 10 x jährlich auf Deutsch und<br />

6 x jährlich auf Französisch<br />

22. Jahrgang<br />

Druckauflage 5000 Exemplare<br />

WEMF-beglaubigte Auflage: 4210 Exemplare<br />

Gründer und Herausgeber: Matthias Zimmermann<br />

Offizielles Kommunikationsorgan von<br />

Dr. oec. Manuela Morf, wissenschaftliche<br />

Oberassistentin und<br />

Dozentin am Center für Human<br />

Resource Management (CE<strong>HR</strong>M),<br />

Universität Luzern<br />

Verband der Personaldienstleister der Schweiz<br />

Union suisse des services de l’emploi<br />

Stettbachstrasse 10, 8600 Dübendorf<br />

T: 044 388 95 40, F: 044 388 95 49<br />

Verlag: ALMA Medien AG<br />

Hofackerstrasse 32, 8032 Zürich<br />

T: 044 269 50 10, info@hrtoday.ch<br />

Aboverwaltung: T: 044 269 50 20, F: 044 269 50 11,<br />

abo@hrtoday.ch<br />

Geschäftsleitung: Tobias Mengis<br />

Verkaufsleiter: Tobias Mengis, T: 044 269 50 18,<br />

tobias.mengis@hrtoday.ch<br />

Key Account Manager:<br />

Aurelia Keusch, T: 044 269 50 34, aurelia.keusch@hrtoday.ch<br />

Mari Greco, T: 044 269 50 28, mari.greco@hrtoday.ch<br />

Projektleiterin Marketing: Franziska Luginbühl,<br />

T: 044 269 50 24, franziska.luginbuehl@hrtoday.ch<br />

Verlagsassistenz: Jacqueline Gysi/Eveline Moor,<br />

T: 044 269 50 12, info@hrtoday.ch<br />

Redaktionsteam: Corinne Päper (Chefredaktion), Christine<br />

Bachmann, Marc Benninger, Eliane Stöckli.<br />

Redaktioneller Beirat:<br />

Barbara Bourouba, Psychiatrische Dienste, Aargau<br />

Julia Bryner, swissstaffing<br />

Daniela Eberhardt, Stadt Zürich (<strong>HR</strong>Z)<br />

Marcel Oertig, Avenir Consulting AG<br />

Judith Oldekop, ZKB<br />

Gianni Raffi, Sonova AG<br />

Charles Donkor, Manres AG<br />

Redaktionelle Beiträge:<br />

Edit Anrover, Jörg Buckmann, Monika Büttikofer, Nicolas<br />

Facincani, Heinz Heller, Michael Loebbert, Matthias Mäder,<br />

Manuela Morf, Dejan Popovic, Konrad Rietmann.<br />

Grafik: Renato Ferrara<br />

Korrektorat: comtexto<br />

Druck: Werner Druck & Medien AG<br />

Leimgrubenweg 9, 4001 Basel<br />

T: 061 270 15 15<br />

Demnächst: Nr. 4/<strong>2020</strong><br />

Erscheinungstermin: 23. März <strong>2020</strong><br />

Insertionsschluss: 28. Februar <strong>2020</strong><br />

Abonnementspreise<br />

<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> PRO: CHF 324.–<br />

(10 x <strong>HR</strong> <strong>Today</strong>, 12 Monate Zugang zu hrtoday.ch,<br />

4 <strong>HR</strong>M Dossiers, 5 App-Zugänge, unlimitierter Zugriff auf alle<br />

<strong>HR</strong>M Dossiers über die App)<br />

<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> STANDARD: CHF 227.–<br />

(10 x <strong>HR</strong> <strong>Today</strong>, 12 Monate Zugang zu hrtoday.ch, App-Zugang)<br />

<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> App CHF 170.–<br />

(10 x <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> auf dem Smartphone und Tablet)<br />

<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> DIGITAL: CHF 129.–<br />

(12 Monate Zugang zu hrtoday.ch)<br />

Gezeichnete Artikel wider spiegeln nicht un be dingt die<br />

Meinung der Redaktion oder des Verlags. Für unverlangt<br />

eingesandte Texte übernimmt die Redaktion beziehungs weise<br />

der Verlag keine Haftung. Die Wieder gabe von Beiträgen ist<br />

nur mit Quellen angabe gestattet. Wir bedanken uns für ein<br />

Beleg exemplar.<br />

Ich bin dann mal weg<br />

Zwecks Mitarbeiterbindung führte BBC UK eine flexible Urlaubspolitik<br />

ein. Der gewünschte Loyalitätseffekt trat ein, Ängste hinsichtlich<br />

Ächtung und Benachteiligung von Urlaubsbezügern<br />

blieben allerdings nicht aus.<br />

Im Jahr 2017 revidierte BBC UK ihre Politik<br />

zum flexiblen Arbeiten. Ziel war es, die Mitarbeiterbindung<br />

und Arbeitgeberattraktivität<br />

zu steigern und den Mitarbeitenden<br />

eine bessere Work-Life-Balance zu ermöglichen.<br />

Als Massnahme führte BBC UK eine<br />

flexible Urlaubspolitik ein. Diese erlaubte es<br />

den Mitarbeitenden fortan, in Absprache<br />

mit Vorgesetzten so viel Urlaub zu beziehen,<br />

wie sie wollten.<br />

Zunächst testete BBC die neue Unternehmenspolitik<br />

während zwölf Monaten in der<br />

Niederlassung in Bristol. Begleitet wurde<br />

«Die Option, flexibel Urlaub beziehen zu<br />

können, vermittelt den Mitarbeitenden,<br />

dass der Arbeitgeber ihre Work-Life-<br />

Balance wertschätzt.»<br />

Manuela Morf, Universität Luzern<br />

das Projekt von Professor Leroy Whites<br />

dreiköpfigem Forschungsteam der Warwick<br />

Business School, das die BBC-<br />

Mitarbeitenden vor und nach der zwölfmonatigen<br />

Versuchsphase befragte. Um Vergleichsdaten<br />

zu generieren, wurden parallel<br />

Mitarbeitende der BBC-Niederlassung in<br />

London befragt, wo die neue Politik noch<br />

nicht wirksam war.<br />

Die Analyse der Daten brachte zwei gegenläufige<br />

Effekte zum Vorschein: Insgesamt<br />

steigerte die Einführung der flexiblen Urlaubspolitik<br />

die positive Wahrnehmung<br />

von BBC UK als Arbeitgeberin und damit<br />

die Mitarbeiterbindung, verdeutlicht durch<br />

erhöhtes Commitment und tiefere Kündigungsabsichten.<br />

Der Effekt war auch feststellbar<br />

unter Mitarbeitenden, die nicht<br />

anders Urlaub bezogen als früher.<br />

Allerdings hegten Mitarbeitende auch<br />

Vorbehalte, vom flexiblen Urlaubsbezug<br />

Gebrauch zu machen. Sie hatten Angst, als<br />

überfordert zu gelten, sozial geächtet oder<br />

in der Karriere benachteiligt zu werden. Besonders<br />

starke Vorbehalte dieser Art minderten<br />

gar die Mitarbeiterbindung. Diese<br />

Wirkung fiel allerdings nicht so stark aus,<br />

dass sie den insgesamt positiven Effekt bei<br />

BBC UK vollends ausgehebelt hätte.<br />

Aus dem Fall BBC UK leitete das dreiköpfige<br />

Forschungsteam folgende Erkenntnisse ab:<br />

• Die Option, flexibel Urlaub beziehen zu<br />

können, besitzt eine wünschenswerte Signalwirkung.<br />

Sie vermittelt den Mitarbeitenden,<br />

dass der Arbeitgeber ihre Work-<br />

Life-Balance wertschätzt. Dies kann die<br />

Mitarbeiterbindung nachhaltig steigern.<br />

• Um von dieser Signalwirkung zu profitieren,<br />

müssen zunächst Vorbehalte und<br />

Ängste hinsichtlich des Bezugs von flexiblem<br />

Urlaub abgebaut werden.<br />

• Als eine wesentliche Voraussetzung erweist<br />

sich die Sensibilisierung der Führungskräfte<br />

und die Schaffung einer förderlichen<br />

Kultur, sodass Bezüger von flexiblem<br />

Urlaub weder sozial noch beruflich<br />

benachteiligt werden.<br />

Als Kritik sei angefügt, dass Informationen,<br />

wann und in welchem Ausmass die Urlaubsbezüge<br />

zu Lohnkürzungen führten,<br />

schuldig bleiben.<br />

Quelle: White, L., Lockett, A., & Currie, G. (2019).<br />

How does the availability and use of flexible leave<br />

influence the employer–employee relationship?<br />

Human Resource Management. Advance online publication.<br />

doi: 10.1002/hrm.22004<br />

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<strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong> 57


<strong>HR</strong>-Team des Monats<br />

Fotos: Aniela Lea Schafroth<br />

v. l.: Maja Joss, Vereinsadministration. Parham Azizi, Praktikant Human Resources. Claudia Baumgartner, Bewohneradministration.<br />

Stefanie Hosse, Leiterin <strong>HR</strong> und Verwaltung. Hermann Weibel, Bewohner. Nelly Graber, Bewohnerin. Karin Rohner, <strong>HR</strong>-Administration.<br />

Abwesend: Martina Marti, Bewohneradministration.<br />

Vision der «Generativität»<br />

Wertschätzung und Respekt den Bewohner*innen wie auch den Mitarbeitenden gegenüber werden<br />

im Pflegezentrum Riedhof in Zürich-Höngg grossgeschrieben. Neben Fachkompetenzen sind Soft<br />

Skills wie eine gute Kommunikation, Empathie und Stressresistenz unerlässlich.<br />

Interview: Christine Bachmann<br />

Genügend Fachkräfte im Pflegebereich zu finden,<br />

ist schwierig. Wie und wo rekrutieren Sie?<br />

Stefanie Hosse: Wir schreiben über die gängigen<br />

Job-Plattformen aus und kommunizieren Vakanzen<br />

intern. Zudem haben wir ein Mitarbeiter-<br />

Vermittlungsprogramm, über das wir schon einige<br />

Stellen erfolgreich besetzen konnten. Ebenfalls<br />

sprechen wir in unseren Stellenausschreibungen<br />

Persönlichkeiten mit Lebens- und Berufserfahrung<br />

an und adressieren so auch die Generation<br />

50 plus.<br />

Der Fachkräftemangel im Pflegebereich entsteht<br />

auch, weil viele nach kurzer Zeit ihren Beruf verlassen.<br />

Wie verhindern Sie das?<br />

Wir bezahlen alle unsere Mitarbeitenden adäquat,<br />

versuchen so weit wie möglich auf Dienstund<br />

Ferienwünsche einzugehen und bieten zudem<br />

attraktive Sozialleistungen und Benefits.<br />

Sie leben eine «respektvolle Arbeitskultur»:<br />

Wie zeigt sich das?<br />

In unserer Unternehmensstrategie streben wir<br />

als Vision die «Generativität» an. Diese beschreibt<br />

Stefanie Hosse, Leiterin <strong>HR</strong> und<br />

Verwaltung, Pflegezentrum Riedhof<br />

die Fähigkeit zur Sorge und Fürsorge für Menschen<br />

einer anderen Generation. Um unsere Bewohnenden<br />

wertschätzend und respektvoll betreuen<br />

und pflegen zu können, muss eine entsprechende<br />

Wertschätzung gegenüber unseren<br />

Mitarbeitenden gegeben sein. Wir leben einen<br />

regelmässigen, interdisziplinären Austausch und<br />

eine Feedbackkultur.<br />

Welche Themen und Projekte beschäftigen Sie<br />

und Ihr Team?<br />

Wir werden unser <strong>HR</strong>-Marketing weiter stärken.<br />

So produzieren wir mit einigen unserer Mitarbeitenden<br />

«Mitarbeiter-Storys» für unsere Homepage,<br />

um den Arbeitsalltag im Riedhof für Bewerbende<br />

noch anschaulicher und attraktiver<br />

aufzuzeigen. Zudem wollen wir die Möglichkeiten<br />

von Social Media besser einbinden.<br />

Wodurch zeichnet sich Ihr <strong>HR</strong>-Team aus?<br />

Wir haben eine gute Mischung aus langjährigen<br />

und neuen Mitarbeitenden. Das gewährleistet<br />

Stabilität und einen frischen Blickwinkel auf unsere<br />

Aufgaben.<br />

Was ist ein «guter» <strong>HR</strong>-Mensch?<br />

Neben den Fachkompetenzen ist es wichtig, die<br />

richtigen Soft Skills mitzubringen, wie eine gute<br />

Kommunikation, Empathie und Stressresistenz.<br />

Die Trägerschaft des Pflegezentrum Riedhof in<br />

Zürich-Höngg ist ein privat-gemeinnütziger Verein.<br />

Die 93 Bewohner*innen werden von knapp<br />

100 Mitarbeitenden sowie Freiwilligen betreut.<br />

58 <strong>HR</strong> <strong>Today</strong> 3 | <strong>2020</strong>


WERDEN SIE<br />

NOCH ETWAS<br />

GEFRAGTER.<br />

VERBESSERN<br />

SIE I<strong>HR</strong>E<br />

PERSPEKTIVEN.<br />

HOLEN SIE SICH<br />

WAS SIE<br />

VERDIENEN.<br />

STEIGERN SIE<br />

I<strong>HR</strong>EN MARKTWERT.<br />

UNTERMAUERN<br />

SIE I<strong>HR</strong>E<br />

AMBITIONEN.


JETZT ANMELDEN<br />

Eintritt kostenlos<br />

31/03 – 01/04/<strong>2020</strong><br />

Messe Zürich - Halle 3,4,5 & 6<br />

Kontakt für Aussteller: tm@hrfestival.ch<br />

Keynotes - Workshops<br />

Expo - Networking<br />

Yves Schneuwly<br />

Prof. Dr.Heike Bruch<br />

Yvonne Bettkober<br />

Tanya König<br />

Jean-Claude Biver<br />

Anja Knabenhans<br />

Anders Indset<br />

Dr. Pascal Scheiwiller<br />

Anna Grassler<br />

Main-Sponsoren<br />

Action-Stage Sponsoren<br />

hrfestival.ch

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