Oktober
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Landwirte in<br />
der Krise<br />
(bigi) Auch wenn es jetzt einige<br />
Zeit geregnet hat, schauen die<br />
Ackerbauern besorgt in die Zukunft.<br />
Nach drei viel zu trockenen<br />
Sommern stellen sie sich die bange<br />
Frage: „Bleibt das jetzt im Sommer<br />
immer so?“ Erich Pelters aus<br />
Schwalmtal, Paul-Christian Küskens<br />
aus Niederkrüchten und Peter<br />
van den Broek berichten über die<br />
Gedanken, die sich die Landwirte<br />
machen.<br />
Wichtig sei, dass der Regen nicht<br />
mit Sturzbächen fällt. Denn nur<br />
wenn die Feuchtigkeit langsam<br />
auf den knochentrockenen Boden<br />
trifft, kann dieser quillen. Bei einem<br />
Starkregen würden die Wassermassen<br />
einfach nur abfließen.<br />
„Die Gerste hat es dieses Jahr gerade<br />
so geschafft, beim Mais kann<br />
man frühreife Sorten anbauen, um<br />
die Trockenheit zu umgehen. Beim<br />
Grasschnitt konnte ich nur zwei<br />
Schnitte machen, statt normalerweise<br />
vier“, berichtet Küskens.<br />
Viele Kollegen hätten nach der<br />
Grassaat Mais gesetzt, das sei in<br />
die Hose gegangen. „Jetzt zu Erntedank<br />
macht man den Plan für das<br />
nächste Jahr“, informiert van den<br />
Broek. Und keiner weiß, wie trocken<br />
das nächste Frühjahr oder der<br />
Sommer wird. Die Kammer berät<br />
die Landwirte, der Austausch sei<br />
gigantisch, sagen die Landwirte.<br />
Jeder probiert etwas, jeder kann<br />
Erfahrungen mitteilen. Es geht um<br />
die optimale Folge der Feldfrüchte,<br />
um die Ansprüche der Pflanzen<br />
und um unterschiedliche Sorten.<br />
Gemüsebauern in NRW können<br />
die Angebote der Gemüsebauberatung<br />
der Landwirtschaftskammer<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
in unterschiedlichen<br />
Intensitätsstufen<br />
in<br />
„In Brüggen haben<br />
innerhalb von 35 Jahren<br />
47 Landwirte aufgegeben,<br />
31 sind noch aktiv, davon<br />
haben nur 16 Betriebe ihre<br />
Nachfolge gesichert“<br />
Erich Pelters aus<br />
Schwalmtal, Paul-<br />
Christian Küskens<br />
aus Niederkrüchten<br />
und Peter van den<br />
Broek berichten über<br />
die Gedanken, die<br />
sich die Landwirte<br />
machen.<br />
Anspruch nehmen.<br />
Insgesamt<br />
nehmen bisher<br />
über 450 Gemüsebaubetriebe<br />
die Angebote<br />
der Gemüsebauberatung<br />
in Anspruch. Dazu gibt<br />
es auch spezielle Wasserberater.<br />
Van den Broek baut Spargel, Erdbeeren,<br />
Rhabarber, Zuckermais,<br />
Süßkartoffeln, Rote Beete und<br />
Steckrüben an. Pelters betreibt<br />
hauptsächlich eine Baumschule.<br />
Nach zwei bis vier Jahren Baumpflanzungen<br />
auf einem Feld, wird<br />
dort Ackerbau mit Zuckerrüben,<br />
Mais und Weizen betrieben. Küskens<br />
hat 65 Kühe und baut selbst<br />
Futter für das Vieh an, Gras, Mais<br />
und auch ein Mais-Bohnen-Gemenge.<br />
„Die Betriebe in einer<br />
Gemeinde arbeiten zusammen,<br />
tauschen untereinander Flächen.<br />
Wichtig ist ein Fruchtwechsel auf<br />
den Feldern, um einen Nematodenbefall<br />
zu verhindern“, erklärt Peter<br />
van den Broek. Paul-Christian Küskens<br />
betont, dass es auch im Winter<br />
wichtig sei, die Flächen zu begrünen.<br />
Der Gründüngungsaspekt<br />
des Zwischenfruchtanbaus spielt<br />
besonders in viehlosen Betrieben<br />
eine wichtige Rolle. Verbesserung<br />
des Bodenschutzes durch Herbst-<br />
und Winterbegrünung,<br />
Wasserschutz<br />
durch<br />
biologische<br />
Konservierung<br />
von Nährstoffen,<br />
biologische<br />
Nematodenbekämpfung<br />
in<br />
Zuckerrübenoder<br />
Kartoffelfruchtfolgen<br />
sind wichtige Ziele,<br />
die durch den Zwischenfruchtanbau<br />
erfolgreich realisiert werden<br />
können.<br />
Hier im Westkreis herrschen die<br />
Sandböden vor, die das Wasser<br />
schlecht halten können. Die Verbraucher<br />
werden in den Geschäften<br />
aber keinen Unterschied bemerken,<br />
was die Landwirte alles betreiben,<br />
um gut durch schwierige Zeiten zu<br />
kommen. Von irgendwoher kommt<br />
immer alles, was der Verbraucher<br />
begehrt. „Die Kosten für Beregnungsanlagen<br />
bekommen wir zum<br />
Beispiel nicht auf die Ernte umgelegt“,<br />
beklagt Erich Pelters. Denn<br />
irgendwo gibt es immer Landwirte,<br />
die nicht unter der regionalen<br />
Trockenheit zu leiden hatten und genau<br />
diese Erzeugnisse günstiger anbieten.<br />
„Bei Getreide, Zucker, Milch und Fleisch<br />
muss man sich den Weltmarktbedingungen<br />
stellen, etwa kommt Getreide auch<br />
aus der Ukraine oder Canada“, beschreiben<br />
die Landwirte. Unmöglich könne<br />
man hier etwa Zuckerrüben zu einem<br />
Preis herstellen, zu dem Rohrzuckerproduzenten<br />
aus Brasilien ihre Waren anbieten.<br />
Aus beidem wird Kristallzucker<br />
gemacht. Deutschland sei das einzige<br />
Land, das Prämien auf Flächen zahle<br />
und nicht auf Erzeugnisse, wie in anderen<br />
Ländern. Also müssen die Landwirte<br />
jetzt im Herbst gut überlegen, was im<br />
nächsten Jahr angebaut wird. Gebunden<br />
sind sie dabei allerdings durch die Anschaffung<br />
von hochspezialisierten und<br />
teuren Maschinen, die nur für die Ernte,<br />
die Verarbeitung einer Frucht geeignet<br />
sind. Investitionskosten für Maschinen<br />
in Höhe von einer Million Euro kommen<br />
schnell zusammen.<br />
Kleine Familienbetriebe seien in fünf bis<br />
zehn Jahren alle weg, allein die Dokumentationspflicht<br />
sei in einem Zwei- bis<br />
Drei-Mann-Betrieb nicht mehr zu stemmen<br />
und Auflagen zu Zertifizierungen<br />
enorm. Zudem verlange der Lebensmitteleinzelhandel<br />
möglichst gleichbleibende<br />
Qualität und lege verbindliche Lieferwochen<br />
fest, egal wie das Wetter ist<br />
und wann die Ernte sinnvoll wäre. „In<br />
Brüggen haben innerhalb von 35 Jahren<br />
47 Landwirte aufgegeben, 31 sind noch<br />
aktiv, davon haben nur 16 Betriebe ihre<br />
Nachfolge gesichert“, hat van den Broek<br />
aufgelistet. In Schwalmtal und Niederkrüchten<br />
seien die Zahlen ähnlich,<br />
bestätigen die Landwirte. Sollten jetzt<br />
zwei weitere trockene Jahre kommen,<br />
befürchten sie, dass weitere Betriebe in<br />
eine Pleite steuern. „Gemüseanbau ist<br />
heutzutage etwas für Idealisten“, fassen<br />
sie zusammen, kombiniert mit einer<br />
Sehnsucht nach einem ganz normalen<br />
Jahr. Die Betriebe seien an ihren Leistungsgrenzen,<br />
körperlich und auch „was<br />
der Kopf verkraftet“. „Wir können nicht<br />
noch mehr arbeiten“, betont Pelters.<br />
Die Bitte an den Verbraucher: Kaufen<br />
Sie lokal! Nutzen Sie die Angebote der<br />
Hofläden oder Lieferkisten mit regionalen<br />
Erzeugnissen! Je frischer Sie einkaufen<br />
und zubereiten, desto mehr Vitamine<br />
und Mineralstoffe sind in den Erzeugnissen<br />
enthalten und so unterstützen Sie die<br />
hiesigen Landwirte.<br />
Foto: Birgit Sroka<br />
*Gültig bis 31.12.2020, nicht auf bereits reduzierte Ware<br />
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