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Service - IHK Regensburg

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den Kopf gestellt – „die Idee eines unserer<br />

Mitarbeiter“, betont der Unternehmer. Statt<br />

den Brennstoff von oben einzufüllen und die<br />

Umsetzung auf einem Rost ablaufen zu lassen,<br />

werden Pellets und Luft von unten zu-,<br />

das Holzgas nach oben abgeführt. So entsteht<br />

eine schwebende Reaktionsschicht mit<br />

nach oben immer feiner werdenden Holzpartikeln<br />

bis nur noch Asche übrig bleibt. Das<br />

garantiert, dass Teeröle, die in unteren<br />

Schichten entstehen, in den oberen feinkörnigen<br />

Zonen des Kessels vollständig umgesetzt<br />

werden. „Wenn Sie von oben in den<br />

Kessel schauen, sieht die schwebende Reaktionsschicht<br />

wie eine glühende, brodelnde<br />

Suppe aus“, beschreibt Burkhardt. 98 Prozent<br />

des Holzes setzt der Vergaser um. Übrig<br />

bleibt ein wenig unbrennbare Asche, die ein<br />

Gewebefilter vor dem Motor aus dem Gasstrom<br />

abscheidet.<br />

Bis Ende 2011 waren bereits 40 Holzvergaseranlagen<br />

nach dem mittlerweile patentierten<br />

Prinzip in Betrieb. Zusammen mit den<br />

Pflanzenöl-Anlagen laufen aktuell rund 200<br />

Burkhardt-BHKW in Deutschland und dem<br />

benachbarten Ausland.<br />

Viel Entwicklungsarbeit investiert das Unternehmen<br />

auch in die Motoren. Als Motorblock<br />

kommt ein Lkw-Motor von MAN zum<br />

Einsatz. Doch alles um den reinen Block herum<br />

stammt aus Mühlhausen. So hat das<br />

Unternehmen eine eigene Motorsteuerung<br />

programmiert. Die Strom-Ausbeute erhöht<br />

ein nachgeschalteter Turbolader. Er dient<br />

nicht, wie sonst, dazu, den Ladedruck im<br />

Motor zu erhöhen, sondern treibt einen eigenen<br />

Generator an. Ohne Mehrverbrauch<br />

steigt so die Leistung des Systems um 15 auf<br />

insgesamt 255 Kilowatt, umgerechnet knapp<br />

350 PS. Diese Idee hat Burkhardt, zusammen<br />

mit dem Entwicklungspartner, der<br />

Hochschule Amberg-Weiden, 2010 den Bayerischen<br />

Energiepreis eingebracht.<br />

Rundum sorglos<br />

Nachdem Italien dem deutschen Vorbild folgend<br />

ein Erneuerbare-Energien-Gesetz erlassen<br />

hatte, gründete Burkhardt 2010 als erste<br />

Auslandsfiliale eine Niederlassung in Bozen.<br />

Mit vier Vertriebspartnern reichen seine geschäftlichen<br />

Aktivitäten über ganz Nordund<br />

Mittelitalien bis nach Rom.<br />

Interessant sind Blockheizkraftwerke vor allem<br />

für große Wärmeverbraucher. Burkhardt<br />

hat das Musterbeispiel vor der eigenen Haustür<br />

geschaffen. Drei Anlagen betreibt das<br />

Unternehmen in seinen zwei Mühlhausener<br />

Werken. Drei Kilometer Wärmenetz versorgen<br />

in der 5.000-Einwohner-Gemeinde das<br />

Rathaus, die Schule, eine Metzgerei und weitere<br />

private wie gewerbliche Verbraucher.<br />

Den Strom speist das Unternehmen für eine<br />

garantierte Vergütung ins öffentliche Netz.<br />

„Der Stromverkauf hilft uns, einen Teil der<br />

Entwicklungskosten zu finanzieren“, sagt<br />

Gerhard Burkhardt.<br />

Zum Einsatz kommen die Anlagen mit Holzvergaser<br />

mittlerweile in einigen kommunalen<br />

Hackschnitzelheizwerken. „Die sind bei<br />

derzeitigen Hackschnitzelpreisen nicht mehr<br />

rentabel zu betreiben“, weiß Burkhardt. Mit<br />

einem seiner Blockheizkraftwerke jedoch<br />

kommen sie durch den Verkauf von Wärme<br />

und Strom wieder in die Gewinnzone. Der<br />

Hackschnitzelkessel dient nur noch als Zusatzheizung,<br />

wenn es richtig kalt wird. Größter<br />

Anwender mit derzeit alleine zwölf Anlagen<br />

ist ein privater Betreiber der unter<br />

anderem den Flughafen Münster-Osnabrück<br />

mit Wärme versorgt. Auf insgesamt 26 Anlagen<br />

soll noch 2012 aufgestockt werden.<br />

Olivenkerne zünden Ideen<br />

Als Entwicklungsziel möchte Burkhardt<br />

seine BHKW neben Pflanzenöl und Holzgas<br />

fit machen für den Gasbetrieb. Dabei zielt<br />

das Unternehmen besonders auf Bioerdgas,<br />

das ist auf Erdgas-Qualität aufbereitetes Biogas.<br />

Neue Chancen für die Holzvergaser-<br />

Technologie sieht der Unternehmer, wenn<br />

verstärkt Reststoffe in die EEG-Förderung<br />

aufgenommen werden. Als Beispiel nennt er<br />

Olivenkerne, die in Südeuropa in großen<br />

Mengen anfallen. Entölt und auf zwei oder<br />

drei Millimeter Korngröße geschrotet, lassen<br />

sie sich eins zu eins im Holzvergaser einsetzen.<br />

Vielversprechende Tests hat die Firma<br />

bereits gefahren.<br />

Ihren Umsatz erwirtschaftet die Burkhardt-<br />

Gruppe heute je zur Hälfte mit der Gebäudetechnik<br />

und den regenerativen Energien.<br />

Über die letzten Jahre moderat gestiegen beschäftigt<br />

das Unternehmen an seinen vier<br />

Standorten aktuell rund 260 Mitarbeiter,<br />

180 davon in Mühlhausen. Rund 30 Mitarbeiter<br />

sind Ingenieure oder Techniker. Mehr<br />

als die Hälfte des nötigen Nachwuchses bildet<br />

Burkhardt selbst aus. „Noch sind wir mit<br />

Fachkräften gut bedient“, sagt der Unternehmer.<br />

Dazu trägt auch die enge Kooperation<br />

mit der Hochschule Amberg-Weiden bei. Die<br />

Zukunft der Burkhardt GmbH sichert die Familie.<br />

Alle drei Kinder von Gerhard Burkhardt<br />

arbeiten im Unternehmen. Sohn Claus<br />

als Techniker an den Holzvergasern, Sohn<br />

Holger als Ingenieur in der Motorentwicklung<br />

und Tochter Tanja als Kauffrau. ■<br />

Gerhard Burkhardt (r.) und der zweite Geschäftführer Ludwig Schuderer (Firmenfotos)<br />

WIKO I 03 I 2012 17

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