Service - IHK Regensburg
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EDITORIAL<br />
Schlechte Note für Ausbildung?<br />
In einem Arbeitskreis ringen Vertreter<br />
des Bundes, der Kultusministerien der<br />
Länder, der Hochschulen und Sozialpartner<br />
um den so genannten Europäischen<br />
Qualifikationsrahmen für lebenslanges<br />
Lernen. Der soll die Transparenz der<br />
Ausbildungsabschlüsse in Europa fördern.<br />
Doch das verhindert entscheidend die<br />
Schere in den Köpfen der Diskutanten. Für<br />
die Kultusministerkonferenz scheint nämlich<br />
der Abiturient prinzipiell mehr wert zu<br />
sein, als der Auszubildende, wollte sie doch<br />
die Allgemeine Hochschulreife höher einstufen<br />
als die betriebliche Ausbildung. Aus Sicht<br />
der Wirtschaft ist das ein fataler Trugschluss.<br />
Auch Bundeswirtschaftsminister<br />
Philipp Rösler sowie Bundesbildungsministerin<br />
Annette Schavan stemmten sich dagegen.<br />
Der Streit wurde vertagt, das Abitur in<br />
die Skala vorerst nicht aufgenommen. Gelöst<br />
ist das Problem damit nicht.<br />
Schließlich geht es nicht darum, dass der<br />
Abiturient den Azubi aussticht, sondern<br />
dass beide die bestmöglichen beruflichen<br />
Chancen ergreifen und die Unternehmen<br />
mit ihnen etwas anfangen können. Folgte<br />
früher in der Regel alles nach dem Schema F<br />
– die Uni dem Abi, die Lehre der Mittleren<br />
Reife oder dem Quali – so ist heute mehr<br />
Durchlässigkeit im Bildungssystem gefragt,<br />
und das nicht nur zwischen allgemeinbildenden<br />
Schulen, sondern auch zwischen schulischer,<br />
hochschulischer und betrieblicher<br />
Ausbildung. Die wachsende Beliebtheit des<br />
Dr. Jürgen Helmes<br />
Hauptgeschäftsführer der <strong>IHK</strong> <strong>Regensburg</strong> für Oberpfalz / Kelheim<br />
helmes@regensburg.ihk.de<br />
dualen Studiums zeigt, dass Unternehmen<br />
und Akademiker die Verzahnung von Wissenschaft<br />
und Wirtschaft suchen.<br />
Der Innovationsmonitor 2012 der Initiative<br />
Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) belegt<br />
für Deutschland eine hohe Verfügbarkeit an<br />
„innovationsrelevanten Arbeitskräften“ und<br />
führt das wesentlich auf die duale Ausbildung<br />
zurück. Deutschlands Mittelstand entwickle<br />
seine Produkt- und Prozessideen<br />
nicht allein in teuren Forschungsabteilungen,<br />
sondern durch Mitarbeiter, die unmittelbare<br />
Lösungen im Betriebsalltag finden.<br />
Der Bericht sieht für die duale Ausbildung<br />
ein Imageproblem. Andere europäische<br />
Staaten könnten sich darunter noch immer<br />
leidlich wenig vorstellen, vom Nachbarn<br />
Österreich einmal abgesehen, der wie wir auf<br />
das duale Prinzip setzt. Das Engagement der<br />
<strong>IHK</strong> <strong>Regensburg</strong> für Oberpfalz / Kelheim bei<br />
den tschechischen Nachbarn belegt diese<br />
Einschätzung. Dort hören Institutionen,<br />
Unternehmen, Eltern und junge Leute von<br />
uns oft das erste Mal etwas über das gleichzeitige<br />
Lernen in Schule und Betrieb – dafür<br />
mit großem Interesse.<br />
Dualen Ausbildungsformen – ohne Scheuklappen<br />
– gehört die Zukunft im Land der<br />
Denker und Mittelständler. „Verschlaft nicht<br />
den Trend“, lautet unsere Forderung an die<br />
Politik. Bund und Länder müssen in Europa<br />
deutliche Signale setzen und aktiv für die<br />
Karriere mit Lehre werben.