Service - IHK Regensburg
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REPORTÁŽ<br />
Duales Lernen<br />
Warum nicht auch<br />
in Tschechien?<br />
von Peter Burdack<br />
Ausbildungsmesse an der Berufsfachschule<br />
für Verkehr im Pilsener<br />
Stadtteil Lochotin – so anders als<br />
auf der ostbayerischen Seite wirkt<br />
das auf den ersten Blick gar nicht.<br />
Zwischen dem Eingangsbereich und einem<br />
größeren Veranstaltungsraum im zweiten<br />
Stock drängen sich mehr als 40 Infostände.<br />
Schubweise werden Schulklassen durch die<br />
Gänge geschleust. Schülerinnen und Schüler,<br />
die mit dem Rundgang fertig sind, lungern in<br />
kleinen Grüppchen in den Ecken herum,<br />
oder sie holen sich am Pausenstand das, was<br />
ein darüber hängendes bunt bemaltes Schild<br />
verspricht: „Občerstveni“, Erfrischungen.<br />
Auch einige Eltern sind dabei, um sich über<br />
das Ausbildungsangebot für den Nachwuchs<br />
zu informieren.<br />
Auf dem zweiten Blick erst fällt auf – da präsentieren<br />
sich sehr wenige Unternehmen, sondern<br />
in erster Linie Berufsschulen – die Vertreter<br />
der Forstfachschule aus Žlutice im<br />
Duppauer Gebirge etwa. Weidmännisch gekleidet,<br />
blasen sie immer wieder unter neugierigen<br />
Blicken in ihre Jagdhörner. Eine andere<br />
Schule präsentiert ihren selbst gebauten<br />
Rennwagen, andere schleifen und zimmern<br />
Fensterrahmen und Türstürze. Die Jungköche<br />
der Pilsener Hotelfachschule bereiten vor den<br />
Augen der Schüler und Eltern Süßspeisen zu,<br />
während ihre Schulkameraden in grünen<br />
Samtwesten das Mittagessen für die nebenan<br />
36 WIKO I 03 I 2012<br />
Die Tschechische Republik und<br />
Deutschland brauchen für den<br />
gemeinsamen Arbeitsmarkt<br />
mehr als offene Grenzen.<br />
Junge Menschen sollen im<br />
Nachbarland berufliche Chancen<br />
haben. Das ist gar nicht so<br />
einfach, wie eine Ausbildungs -<br />
messe der Regionalen<br />
Wirtschaftskammer in Pilsen<br />
zusammen mit der <strong>IHK</strong><br />
<strong>Regensburg</strong> vor kurzem in<br />
der westböhmischen Metropole<br />
zeigte.<br />
laufende Fachkonferenz zum Thema „Perspektiven<br />
der technischen und beruflichen Bildung“<br />
auftragen – feines Rindsgulasch mit<br />
böhmischen Knödeln und kalte Häppchen.<br />
Ivana Šatrová von der Arbeitsagentur für<br />
den Pilsener Bezirk schildert derweil im<br />
Konferenzraum den geladenen Schul-, Unternehmens-<br />
und Behördenvertretern aus<br />
beiden Ländern die Situation auf dem westböhmischen<br />
Arbeitsmarkt. „Der Pilsener Bezirk<br />
hatte 2011 eine Arbeitslosenquote von<br />
sieben Prozent, das ist der zweitbeste Wert<br />
in der Tschechischen Republik“, erklärt sie.<br />
Nur Prag weise mit 3,9 Prozent eine deutlich<br />
niedrigere Arbeitslosenquote auf. 21.574<br />
Menschen suchten Ende 2011 im gesamten<br />
Pilsener Bezirk Arbeit, davon 1.241 Abiturienten<br />
sowie Fach- und Hochschulabsolventen.<br />
Der Stadt Pilsen geht es gut, viele moderne<br />
Industrieunternehmen haben sich<br />
hier in den letzten Jahren angesiedelt. „In<br />
Pilsen-Stadt suchen vor allem nicht ausgebildete<br />
Hilfskräfte sowie Verkäufer im Handel<br />
und Beamte“, sagt die Expertin. Ansonsten<br />
sei die Stadt vom Fachkräftemangel geprägt,<br />
gegen den hiesige Firmen aktiv etwas tun<br />
müssten.<br />
Schule – Schule – Škoda<br />
„Wir richten uns gezielt auf die technischen<br />
Bereiche aus, müssen aber feststellen, dass<br />
wir momentan nicht genug junge Menschen<br />
für technische Ausbildungsberufe begeistern<br />
können“, bestätigt Kateřina Tobiášová-Mattasová,<br />
die bei Škoda Transportation das<br />
Personalmarketing für technische Berufe<br />
verantwortet. Selbst diesen beliebten und<br />
traditionsreichen Zug- und Straßenbahnhersteller<br />
plagen Nachwuchssorgen, neu eingestellte<br />
Maschinenführer etwa sind in der Regel<br />
älter als 35 Jahre. Um das zu ändern, feilt<br />
das Unternehmen am Image für technische<br />
Berufe. Tobiášová-Mattasovás Dreiklang lautet<br />
dabei: „Schule – Schule – Škoda, denn<br />
man muss junge Menschen schon sehr früh<br />
begeistern.“ Škoda Transportation betreibt<br />
zusammen mit der Westböhmischen Uni das<br />
Techmania Science Center, in dem bereits<br />
Grundschüler spielend an die Welt der Technik<br />
herangeführt werden. Hinzu kommen<br />
Jugend- und Freizeitprogramme, „und das<br />
größte Interesse der Schulen besteht an Exkursionen<br />
in unsere Produktion“, berichtet<br />
sie. Fach- und Hochschülern bietet Škoda<br />
Transportation Praktika, Traineeships oder