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S P E C T R U M - Universität Kaiserslautern

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ND... CAMPUSNEWS... VERANSTALTUNGEN... MENSCHEN... KURZ NOTIERT...<br />

Klimapolitik – und damit in die Verhandschaft mit einer CO<br />

lungen zur „Bali Roadmap“ – einfließen,<br />

daran haben besonders die Entwicklungsländer<br />

ein Interesse. Das gilt vor allem<br />

deshalb, weil sie die Hauptopfer des Wandels<br />

sein werden, aber kaum finanzielle<br />

und technologische Mittel besitzen, um<br />

sich an diesen Wandel – der weitgehend<br />

durch Emissionen der Industrieländer<br />

generiert wird – anzupassen. Aber auch<br />

beim angeblichen Vorzeigeland in Sachen<br />

Klimaschutz, nämlich in Deutschland,<br />

herrscht Nachholbedarf bei der Anpassung.<br />

So stellt eine OECD-Studie aus dem<br />

Jahre 2006 fest, dass Deutschlands Kommunikationsberichte<br />

an die UNFCCC nur<br />

wenig Raum für die Diskussion von Schadensschätzungen<br />

und Anpassungsoptionen<br />

lassen. Deutschland befindet sich in<br />

der Schlussgruppe, während Staaten wie<br />

Gro?britannien und die Niederlande hinsichtlich<br />

ihrer Anpassungsüberlegungen<br />

weiter sind und sich in der Spitzengruppe<br />

einordnen. Allerdings ist in 2006 ein neuer<br />

Bericht Deutschlands an die UNFCCC<br />

gerichtet worden, der eine umfassendere<br />

Darstellung von Anpassungsoptionen beinhaltet.<br />

Das in 2006 gegründete Kompetenzzentrum<br />

für Klimafolgen und Anpassung<br />

im Umweltbundesamt stellt einen<br />

weiteren Schritt der deutschen Politik in<br />

die richtige Richtung dar.<br />

Im Folgenden werden wir komprimiert<br />

die zentralen Argumente anführen, warum<br />

Anpassung an den Klimawandel eine<br />

wichtige Option darstellt, und sie eine bedeutendere<br />

Rolle sowohl in der nationalen<br />

Klimapolitik als auch bei den internationalen<br />

Klimaverhandlungen spielen sollte:<br />

1.) Während die Bekämpfung des Klimawandels<br />

in Gestalt der Reduktion von<br />

Treibhausgaskonzentrationen ihre Erträge<br />

erst in einigen Jahrzenten abwerfen wird<br />

(wegen der thermalen Trägheit des globalen<br />

Systems), wirken Anpassungsmaßnahmen<br />

umgehend. Sobald ein Deich<br />

errichtet ist, wird unmittelbar der Küstenschutz<br />

verbessert sein. Ein zusätzliches<br />

Trinkwasserreservoir sichert bereits heute<br />

die Versorgung.<br />

2.) Unabhängig vom Verhalten anderer<br />

Staaten kommt dem die Anpassung betreibenden<br />

Staat der Nutzen seiner Aktivität<br />

zu. Im Gegensatz dazu sind die Wirkungen<br />

einer nationalen Bekämpfungsstrategie<br />

unklar. Belastet man die heimische Wirt-<br />

2-Steuer, so werden<br />

möglicherweise Industrien ins Ausland abwandern<br />

und dort erneut große CO2 Zu den Autoren:<br />

Prof. Dr. Michael von Hauff ist Inhaber des<br />

Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftspolitik<br />

an der Technischen <strong>Universität</strong><br />

<strong>Kaiserslautern</strong>. Zu den Schwerpunkten seiner<br />

Arbeit gehören die Analysen umweltpolitischer<br />

und entwicklungspolitischer Fragestellungen,<br />

sowie internationaler Wirtschaftsbeziehungen.<br />

PD Dr. Dirk T.G. Rübbelke ist Senior Research<br />

-Men- Fellow am Center for International Climate and<br />

gen emittieren. Der Nettoeffekt bestimmt Environmental Research – Oslo (CICERO). Ak-<br />

das Nutzenniveau der Politik.<br />

tuell forscht er im Rahmen des ADAM-Projekts<br />

(Adaptation and Mitigation Strategies – Sup-<br />

3.) Für deutsche Umwelttechnologieunporting European Climate Policy), welches von<br />

ternehmen wird häufig eine Chance im der Europäischen Kommission finanziert wird.<br />

Klimaschutz bzw. der Bekämpfung des Kli- In seinen Forschungsarbeiten steht die Analymawandels<br />

gesehen. Gestützt von einem se der EU-Politiken zur Anpassung an den Kli-<br />

internationalen Klimaschutzabkommen mawandel im Vordergrund.<br />

lassen sich deutsche Technologien, bspw.<br />

zur Erzeugung erneuerbarer Energien, rität (oder das Eingeständnis der eigenen<br />

besser international verkaufen. Doch Ähn- Schuld an dem Klimawandel) als Grund<br />

liches gilt für Anpassungstechnologien. für eine Unterstützung der armen Länder<br />

Gerade im Bereich des Wassermanage- aus Sicht der Industriestaaten nicht ausments<br />

zur Sicherung der Versorgung mit reichend erscheint, so gebietet schon das<br />

sicherem Wasser ist mit einem steigenden Eigeninteresse eine solche Unterstützung<br />

Bedarf an innovativen Lösungen zu rech- zur Anpassung. Denn sollten arme Länder<br />

nen. Auch hier bieten sich Marktchancen von Überschwemmungen, Stürmen oder<br />

für die deutsche Wirtschaft und damit Per- Dürren heimgesucht werden, so wird dies<br />

spektiven für mehr Beschäftigung. unweigerlich zu internationalen Flüchtlingsströmen,<br />

zwischenstaatlichen Konflik-<br />

4.) Der Klimawandel lässt sich kurzfristig ten und der Ausbreitung von Krankheiten<br />

nicht stoppen und langfristig werden im- (die bspw. infolge von Überschwemmunmense<br />

Klimaschäden auftreten, wenn man gen entstehen) führen. Davon sind dann<br />

nicht anpassend eingreift. Die Konsequen- auch die Industrieländer – zumindest inzen<br />

können existenzgefährdende Ausmaße direkt – betroffen. Somit ist das Thema<br />

annehmen. Als Beispiel sei die Fortwirt- der Unterstützung von Anpassung in den<br />

schaft in Sachsen angeführt. So beschreibt Entwicklungsländern ein Thema, das oben<br />

der Waldzustandsbericht des Freistaates, auf die Agenda der internationalen Klima-<br />

dass die sächsischen Kiefern- und Fichtenökosysteme<br />

nur eine geringe Fähigkeit<br />

politik gehört.<br />

besitzen, sich verändernden Umweltbe- Im internationalen Verhandlungsprozess<br />

dingungen anzupassen. Der Anteil dieser involvierten Akteure – so eine Studie der<br />

Bäume am sächsischen Wald beträgt etwa OECD/IEA aus dem Jahre 2007 – kritisier-<br />

70 Prozent. Anpassungsmaßnahmen zur ten unter anderem, dass die für Anpas-<br />

Minderung der Schäden sind also dringend sungsmaßnahmen verfügbaren Finanzmit-<br />

erforderlich. Dieses Argument ähnelt sehr tel, insbesondere in Entwicklungsländern,<br />

dem Argument Nr. 1.). Jedoch geht es bei unzureichend sind und Aktivitäten zur<br />

dem Argument 4.) weniger um das WANN Anpassung sehr begrenzt und sporadisch<br />

des Auftretens von Erträgen, als vielmehr auftreten. Es mangele zudem an einem<br />

um das OB. Verlässt man sich auf die Wir- Bewusstsein für Anpassungserfordernisse<br />

kung der Reduktion von Treibhausgasemis- in Sektoren und Programmen, die nicht<br />

sionen allein, dann kann es sein, dass die unmittelbar mit Klimapolitik befasst sind,<br />

Wirkung zu spät eintritt.<br />

und eine Verantwortlichkeiten hinsichtlich<br />

Anpassung und Aktionsplänen sei nicht<br />

5.) Anpassungsanstrengungen stellen in definiert. Staaten, die Unterstützung bei<br />

einem gewissen Maße auch internationale ihren Anpassungsanstrengungen benö-<br />

Aufgaben dar, bspw. Anstrengungen hintigen, seien ebenso wenig eindeutig desichtlich<br />

des Flussbettmanagements interfiniert. Die anstehenden Verhandlungen<br />

nationaler Flüsse wie dem Rhein. In ganz bieten ein angemessenes Forum, um die-<br />

besonderer Weise betrifft das jedoch die se Schwächen und Kritikpunkte zu behe-<br />

Unterstützung armer Staaten wie Banglaben.desch, die ohne die Hilfe der Industrielän-<br />

Prof. Dr. Michael von Hauff<br />

der dem Klimawandel weitgehend hilflos Technische <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong><br />

ausgeliefert sind – für den ja wiederum<br />

PD Dr. Dirk Rübbelke<br />

hauptsächlich die Industriestaaten ver-<br />

Center for International Climate<br />

antwortlich sind. Und selbst wenn Solida- and Environmental Research – Oslo<br />

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