S P E C T R U M - Universität Kaiserslautern
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3/2008<br />
WIEDER THEATER IN DER PÄDAGOGIK...<br />
Lehramtsstudierende und die Theaterpädagogin<br />
Nina Velmer (erste Reihe, zweite von Links)<br />
beim Workshop „Lehrerrolle - Lehrerhaltung“ am<br />
25.5.2008.<br />
Schule und Bühne haben viel gemeinsam.<br />
Wohl nicht zufällig hat sich mancher Prominente<br />
des Showgeschäfts (zum Beispiel<br />
Sting oder Thomas Gottschalk) ursprünglich<br />
einmal für den Lehrerberuf entschieden.<br />
Aber natürlich geht es nicht darum,<br />
Schülerinnen und Schüler einfach zu unterhalten.<br />
Vielmehr müssen Lehrende in<br />
Rollen schlüpfen und Haltungen einnehmen,<br />
die ihre Schüler beim Lernen unterstützen.<br />
Dazu gehört eine kritische Distanz<br />
zum eigenen Verhalten ebenso, wie die<br />
Wahrnehmung der Körpersprache anderer.<br />
Mancher hat in seiner (Schul-)Vergangenheit<br />
auch Vorbilder gefunden, denen<br />
er nun nacheifern möchte, ohne sie aber<br />
direkt zu kopieren. Eine Rolle zu übernehmen<br />
und gleichzeitig selbst zu bleiben<br />
(Jürgen Habermas sprach in diesem Zusammenhang<br />
von Rollendistanz) ist eine<br />
Aufgabe, die sich Lehrerinnen und Lehren<br />
im Beruf tagtäglich stellt.<br />
Die Theaterpädagogik zeigt ein Weg, dies<br />
zu lernen. Praktische Übungen, in denen<br />
unmittelbar Erfahrungen mit der eigenen<br />
Rolle, der Wahrnehmung anderer und der<br />
Interaktion gesammelt werden, ergänzen<br />
die theoretische Auseinandersetzung mit<br />
dem zukünftigen Beruf. Einen Schritt in<br />
diese Richtung ging das Fachgebiet Pädagogik,<br />
indem es in Zusammenarbeit mit<br />
dem Pfalztheater einen „Workshop Lehrerrolle“<br />
für Studienanfänger in den Bildungswissenschaften<br />
angeboten hat. Dabei<br />
konnte an die erfolgreiche, im letzten Semester<br />
begonnene Zusammenarbeit mit<br />
der Theaterpädagogin des Pfalztheaters,<br />
Nina Velmer, angeknüpft werden.<br />
Mit reichlich Vorerwartungen konfrontiert<br />
(die Plätze des Workshops waren in kür-<br />
zester Zeit ausgebucht) konnte sie direkt<br />
das Eis brechen. Trotz heißem Nachmittagswetter<br />
haben sich alle TeilnehmerInnen<br />
mit großem Engagement auf die<br />
durchaus anspruchsvollen Übungen eingelassen.<br />
Da ging es um das spontane<br />
Einnehmen von verschiedenen Haltungen,<br />
das vertrauensvolle sich führen lassen, die<br />
Wahrnehmung anderer und natürlich um<br />
- improvisiertes - Lehrerhandeln. Sie habe<br />
eindrucksvoll erfahren, „dass mehr an der<br />
Lehrer-Schüler-Beziehung dran ist, als viele<br />
von uns glauben“, fasst eine Teilnehmerin<br />
ihr Fazit zusammen, auch die anderen<br />
Teilnehmenden äußerten sich durchweg<br />
positiv über den Workshop und die Leitung<br />
durch Nina Velmer.<br />
Ein weiteres mal erwies sich also die Verbindung<br />
von Theater und Lehramtsausbildung<br />
als viel versprechend und so denken<br />
Nina Velmer und das Fachgebiet Pädagogik<br />
bereits über weitere Kooperationen<br />
nach.<br />
Henning Pätzold<br />
NEUES BEWEGUNGSPROGRAMM FÜR<br />
ÜBERGEWICHTIGE KINDER<br />
Lena ist 11 Jahre alt - und hat zu viel<br />
Speck auf den Rippen. Lena ist aber auch<br />
selbstbewusst. Als sie der Lehrer im Sportunterricht<br />
- es steht Laufen auf dem Programm<br />
- auffordert, sie solle endlich loslegen,<br />
antwortet das stark übergewichtige<br />
Mädchen mit den Worten: „Ich kann nicht<br />
laufen. Aber ich kann walken!“<br />
„Gut gemacht“, lobt Prof. Dr. Petra Wagner.<br />
Lena hat in ihren Augen schon etwas<br />
Wichtiges gelernt: dass es gut für sie ist,<br />
sich zu bewegen, und dass es geeignete<br />
Alternativen für sie gibt. Übergewichtigen<br />
Kindern wieder Spaß an der Bewegung zu<br />
vermitteln, das ist das Ziel von Prof. Wagner<br />
vom Fachgebiet Sportwissenschaft an<br />
der Technischen <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>.<br />
In Kooperation mit dem Deutschen Turner-<br />
Bund (DTB) und der DAK - Unternehmen<br />
Leben erarbeiten sie und ihre Arbeitsgruppe<br />
im Rahmen eines Forschungsprojektes<br />
gerade ein Bewegungsprogramm für<br />
übergewichtige Kinder im Alter von acht<br />
bis zwölf Jahren, dessen flächendeckende<br />
Umsetzung in Deutschland für 2009 geplant<br />
ist.<br />
Die Zahl der Kinder, die an Übergewicht<br />
oder Adipositas (Fettleibigkeit) leiden,<br />
steigt in Deutschland stetig an. Experten<br />
schlagen schon seit einiger Zeit Alarm.<br />
Etwa zehn bis 20 Prozent der deutschen<br />
Schulkinder sind zu dick. Bei vielen nimmt<br />
das Übergewicht bereits gesundheitsgefährdende<br />
Ausmaße an. Zu psychischen<br />
Folgen kommen körperliche: das Risiko<br />
herz-, kreislauf- oder diabeteskrank zu<br />
werden, ist deutlich erhöht. Genetische<br />
Anlagen, falsche Ernährung, zu wenig Bewegung:<br />
Übergewicht hat viele Gründe.<br />
Wissenschaftler sind davon überzeugt,<br />
dass eine langfristige Senkung des Übergewichts<br />
nur zu erzielen ist, wenn sich das<br />
Ess-, Ernährungs- und Bewegungsverhalten<br />
der Betreffenden ändert.<br />
Das Bewegungsprogramm, das die Sportwissenschaftler<br />
der TU gerade entwickeln,<br />
will den Kids körperliche Aktivitäten wieder<br />
näher bringen. Nicht Abnehmen steht<br />
im Mittelpunkt, dafür ist der Kursumfang<br />
von zwölf Wochen zu gering - „es wäre<br />
ein schöner Nebeneffekt“. Am wichtigsten<br />
sind das spielerische Heranführen und der<br />
Aufbau einer Bindung an regelmäßige Bewegung.<br />
Heranführen an regelmäßige Bewegung<br />
heißt für die Kaiserslauterer Wissenschaftler<br />
aber nicht, dass die übergewichtigen<br />
Kinder in klassischen Sportarten wie<br />
Handball oder Leichtathletik gedrillt werden<br />
sollen. Ganz im Gegenteil. Spielerisch<br />
sollen sie zu körperlicher Aktivität motiviert<br />
werden - zum Beispiel mit einer zerknüllten<br />
Zeitung werfen, mit einem Handtuch<br />
vor der Brust laufen, so dass es nicht<br />
herunterfällt oder die Treppen auf dem<br />
Weg zur Schule zählen. Auch ein bisschen<br />
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