1. April 2018

1. APRIL 2018 www.grazer.at
graz 15
Demokratie retten
IDEE. Systemisches
Konsensieren nennt sich
das Wahlsystem, das
das Mehrheitsprinzip
ablösen und damit die
Demokratie retten soll.
Von Verena Leitold
verena.leitold@grazer.at
sieren erfunden – ein alternatives
Wahlsystem, mit dem die beiden
glauben, die in die Krise geratene
Demokratie retten zu können.
An die Stelle des momentanen
Mehrheitsprinzips, bei dem geschieht,
was die meisten wollen, tritt
das SK-Prinzip, bei dem realisiert
wird, was die meisten mittragen
können. „Im Grunde geht es darum,
verschiedene Lösungsvorschläge zu
entwickeln und mit Widerstandswerten
zu bewerten. Der Vorschlag,
der auf den geringsten Widerstand
stößt und damit am wenigsten
Konfliktpotenzial bietet,
ist der beste“, erklärt
Visotschnig. „So kann
nicht mehr aufgrund
von Eigennutzen gewählt
werden. Man
entscheidet quasi im
Team. Wer nur einen
Machtgedanken verfolgt,
stößt auf Widerstand und ist
damit gleich weg vom Fenster. Damit
das System funktioniert, muss
Erich Visotschnig
Wenn wir eine friedliche
Gesellschaft wollen,
brauchen wir geeignete
Entscheidungsverfahren.
Ihre Spielregeln sollten
so gestaltet sein, dass
sie zu konfliktfreien Entscheidungen
führen, die
möglichst alle mittragen
können“, aus dieser Überlegung
hat der Grazer
Erich Visotschnig zusammen mit
Kollege Siegfried Schrotta das
sogenannte Systemische Konsenman
verstehen und sich in andere
hineinversetzen.“ Es handelt sich
dabei um eine Form der direkten
Demokratie. Jeder, der sich betroffen
oder kompetent genug fühlt zu
entscheiden, kann abstimmen.
Ausprobieren
Ein Beispiel: Unter zehn Vorschlägen
kann nach dem Mehrheitsprinzip
einer mit 20 Prozent der
beste sein. 80 Prozent können mit
dieser Entscheidung aber sehr unzufrieden
sein. Nach SK-Prinzip
würden diese 80 Prozent hohe Widerstandswerte
liefern und dieser
Vorschlag würde nicht gewinnen.
Dagegen ist derjenige der beste
Vorschlag, der am wenigsten Menschen
unglücklich macht.
Kürzlich ist dazu Visotschnigs
Buch „Nicht über unsere Köpfe –
wie ein neues Wahlsystem die Demokratie
retten kann“ erschienen.
Wer das System lieber gleich selbst
ausprobieren möchte, kann das
unter www.konsensieren.eu tun.
Kurt Hohensinner, Firas und Joe
Niedermayer (v. l.) STADT GRAZ/FISCHER
Coming-out
auf Arabisch
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Die Coming-out-Broschüre
der RosaLila PantherInnen gibt
es jetzt auch in Arabisch. Kürzlich
wurde sie von Vereinsobmann
Joe Niedermayer,
Stadtrat Kurt Hohensinner
und Übersetzer Firas präsentiert.
Mit dieser bereits zehnten
Übersetzung des Infomaterials
für Homosexuelle werden nun
mehr als zwei Drittel der Welt
abgedeckt.