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34 GESUNDHEIT<br />

SCHLAU ZU HIV<br />

Zwei oder drei Wirkstoffe?<br />

Wirklich nachhaltig ließ sich die Vermehrung des HI-Virus im<br />

Körper erst eindämmen, als man begann, dieses an mehreren<br />

Stellen in seinem Replikationszyklus anzugreifen. Über<br />

Jahrzehnte galt daher, die Therapie mit drei antiretroviralen<br />

Wirkstoffen aus mindestens zwei verschiedenen Wirkstoffklassen<br />

zusammenzustellen. Dieses Vorgehen stützen auch<br />

Leitlinien zur Behandlung einer HIV-Infektion. Heute sind auch<br />

Regime mit weniger Substanzen im Einsatz. Dazu befragten<br />

wir Dr. Ansgar Rieke vom Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein<br />

(www.gk.de).<br />

Die sogenannte Dreifachtherapie hat<br />

sich mit jahrzehntelanger Evidenz<br />

bewährt. Was ist der Grund, eine<br />

HIV-Infektion mit weniger als drei<br />

Substanzen zu therapieren?<br />

Es ist ein Stück weit eine Generationenfrage<br />

unter den HIV-Behandlern,<br />

wie wir auf die neuen Therapien gucken.<br />

Jahrzehntelange Erfahrung mit der<br />

Dreifachtherapie zeigt uns, dass wir mit<br />

ihr eine robuste Behandlungsoption<br />

mit wenigen Resistenzen haben. Die<br />

Patienten werden aber auch immer<br />

älter und das zunehmende Lebensalter<br />

bringt klassische Zusatzerkrankungen,<br />

fachlich Komorbiditäten genannt. Deren<br />

Behandlung und der Trend mit Hinblick<br />

auf die Belastung des Organismus und<br />

zur Verringerung von Langzeitnebenwirkungen<br />

Wirkstoffmengen zu verringern,<br />

führte zu den Überlegungen, Therapien zu<br />

verschlanken.<br />

Das Ganze ist allerdings auch erst mit<br />

den modernen Integrasehemmern<br />

überhaupt denkbar geworden. Das sind<br />

hochpotente Substanzen, die sehr schnell<br />

und wirkungsvoll die Viruslast senken. So<br />

wirksam, dass man in Studien den Versuch<br />

wagte, sie nur noch mit einem weiteren<br />

Wirkstoff zu kombinieren und den dritten<br />

einzusparen. Diese Studien ergaben<br />

keine Unterlegenheit gegenüber der<br />

Dreierkombination. Zu ergänzen ist, dass<br />

auch moderne Dreifachtherapien heute<br />

bezüglich Komorbitäten gut kombinierbar<br />

sind, da sie ohne die sogenannten Booster**<br />

auskommen.<br />

Welche Vorteile der Zweifachtherapie<br />

haben sich im Vergleich zur<br />

Dreifachtherapie gezeigt und wo<br />

liegen ihre Limitationen?<br />

Ein Vorteil sowohl der Zweifach- wie der<br />

Dreifachtherapie ist die Tatsache, dass<br />

beide als Ein-Tabletten-Regime eingesetzt<br />

werden und somit die Adhärenz steigern<br />

können. Für den Patienten ist es einfacher<br />

nur eine, statt zwei oder mehr Tabletten<br />

einzunehmen. Grenzen einer Zweifachtherapie<br />

gibt es insbesondere bei einer gleichzeitigen<br />

viralen Hepatitis-B-Infektion. Die<br />

Wirkstoffe, die wir bisher haben, bieten<br />

hier keine ausreichende Wirksamkeit.<br />

Auch bei einer spät festgestellten HIV-<br />

Infektion, bei der die Helferzellenzahl des<br />

Immunsystems sehr gering ist, würde<br />

ich persönlich eher zu einer der sehr<br />

robusten und breit wirkenden Dreifach-<br />

Kombinationstherapien tendieren. Die<br />

diesbezüglich positiven Studien werden<br />

weiter kontrovers diskutiert.<br />

Ein letzter Punkt ist noch die gegenteilige<br />

Situation für den Beginn einer HIV-<br />

Therapie: der sehr frühe Beginn. Wenn wir<br />

vor dem Eintreffen der Ergebnisse einer<br />

Resistenztestung mit einer schnell wirkenden<br />

Therapie beginnen, um möglichst<br />

zeitnah unter die Nachweisgrenze zu<br />

kommen, setzen wir aus meiner Sicht auch<br />

noch eher auf die eben genannte robuste<br />

Dreierkombi.<br />

Für wen eignet sich eine Umstellung<br />

und für wen nicht?<br />

Wen jemand sehr stabil und lange auf<br />

seine Therapie eingestellt ist und auf<br />

eine Substanz verzichten möchte, ist das<br />

ein Grund, die Therapie zu verschlanken.<br />

Weitere Gründe können zusätzliche<br />

Begleiterkrankungen wie eine Niereninsuffizienz<br />

oder eine Fettstoffwechselstörung<br />

oder andere Wechselwirkungen sein. Und<br />

selbstverständlich Unverträglichkeiten<br />

jeglicher Art. Das können aber umgekehrt<br />

genauso Gründe für eine Umstellung von<br />

einer Zweier- auf eine Dreierkombination<br />

sein. So etwas muss aber individuell<br />

zwischen Patient und betreuendem<br />

Behandler besprochen werden.<br />

*Interview: Christian Knuth<br />

** siehe männer.media/topics/schlau-zu-hiv<br />

Apotheker Oliver Dubben<br />

Neusser Straße 192 · 50733 Köln<br />

Tel.: 0221-73 35 35 · Fax: 0221-72 85 47<br />

kontakt@flora-apotheke-koeln.de<br />

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