rik Februar/März 2021
Raus in Köln!
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34 GESUNDHEIT<br />
SCHLAU ZU HIV<br />
Zwei oder drei Wirkstoffe?<br />
Wirklich nachhaltig ließ sich die Vermehrung des HI-Virus im<br />
Körper erst eindämmen, als man begann, dieses an mehreren<br />
Stellen in seinem Replikationszyklus anzugreifen. Über<br />
Jahrzehnte galt daher, die Therapie mit drei antiretroviralen<br />
Wirkstoffen aus mindestens zwei verschiedenen Wirkstoffklassen<br />
zusammenzustellen. Dieses Vorgehen stützen auch<br />
Leitlinien zur Behandlung einer HIV-Infektion. Heute sind auch<br />
Regime mit weniger Substanzen im Einsatz. Dazu befragten<br />
wir Dr. Ansgar Rieke vom Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein<br />
(www.gk.de).<br />
Die sogenannte Dreifachtherapie hat<br />
sich mit jahrzehntelanger Evidenz<br />
bewährt. Was ist der Grund, eine<br />
HIV-Infektion mit weniger als drei<br />
Substanzen zu therapieren?<br />
Es ist ein Stück weit eine Generationenfrage<br />
unter den HIV-Behandlern,<br />
wie wir auf die neuen Therapien gucken.<br />
Jahrzehntelange Erfahrung mit der<br />
Dreifachtherapie zeigt uns, dass wir mit<br />
ihr eine robuste Behandlungsoption<br />
mit wenigen Resistenzen haben. Die<br />
Patienten werden aber auch immer<br />
älter und das zunehmende Lebensalter<br />
bringt klassische Zusatzerkrankungen,<br />
fachlich Komorbiditäten genannt. Deren<br />
Behandlung und der Trend mit Hinblick<br />
auf die Belastung des Organismus und<br />
zur Verringerung von Langzeitnebenwirkungen<br />
Wirkstoffmengen zu verringern,<br />
führte zu den Überlegungen, Therapien zu<br />
verschlanken.<br />
Das Ganze ist allerdings auch erst mit<br />
den modernen Integrasehemmern<br />
überhaupt denkbar geworden. Das sind<br />
hochpotente Substanzen, die sehr schnell<br />
und wirkungsvoll die Viruslast senken. So<br />
wirksam, dass man in Studien den Versuch<br />
wagte, sie nur noch mit einem weiteren<br />
Wirkstoff zu kombinieren und den dritten<br />
einzusparen. Diese Studien ergaben<br />
keine Unterlegenheit gegenüber der<br />
Dreierkombination. Zu ergänzen ist, dass<br />
auch moderne Dreifachtherapien heute<br />
bezüglich Komorbitäten gut kombinierbar<br />
sind, da sie ohne die sogenannten Booster**<br />
auskommen.<br />
Welche Vorteile der Zweifachtherapie<br />
haben sich im Vergleich zur<br />
Dreifachtherapie gezeigt und wo<br />
liegen ihre Limitationen?<br />
Ein Vorteil sowohl der Zweifach- wie der<br />
Dreifachtherapie ist die Tatsache, dass<br />
beide als Ein-Tabletten-Regime eingesetzt<br />
werden und somit die Adhärenz steigern<br />
können. Für den Patienten ist es einfacher<br />
nur eine, statt zwei oder mehr Tabletten<br />
einzunehmen. Grenzen einer Zweifachtherapie<br />
gibt es insbesondere bei einer gleichzeitigen<br />
viralen Hepatitis-B-Infektion. Die<br />
Wirkstoffe, die wir bisher haben, bieten<br />
hier keine ausreichende Wirksamkeit.<br />
Auch bei einer spät festgestellten HIV-<br />
Infektion, bei der die Helferzellenzahl des<br />
Immunsystems sehr gering ist, würde<br />
ich persönlich eher zu einer der sehr<br />
robusten und breit wirkenden Dreifach-<br />
Kombinationstherapien tendieren. Die<br />
diesbezüglich positiven Studien werden<br />
weiter kontrovers diskutiert.<br />
Ein letzter Punkt ist noch die gegenteilige<br />
Situation für den Beginn einer HIV-<br />
Therapie: der sehr frühe Beginn. Wenn wir<br />
vor dem Eintreffen der Ergebnisse einer<br />
Resistenztestung mit einer schnell wirkenden<br />
Therapie beginnen, um möglichst<br />
zeitnah unter die Nachweisgrenze zu<br />
kommen, setzen wir aus meiner Sicht auch<br />
noch eher auf die eben genannte robuste<br />
Dreierkombi.<br />
Für wen eignet sich eine Umstellung<br />
und für wen nicht?<br />
Wen jemand sehr stabil und lange auf<br />
seine Therapie eingestellt ist und auf<br />
eine Substanz verzichten möchte, ist das<br />
ein Grund, die Therapie zu verschlanken.<br />
Weitere Gründe können zusätzliche<br />
Begleiterkrankungen wie eine Niereninsuffizienz<br />
oder eine Fettstoffwechselstörung<br />
oder andere Wechselwirkungen sein. Und<br />
selbstverständlich Unverträglichkeiten<br />
jeglicher Art. Das können aber umgekehrt<br />
genauso Gründe für eine Umstellung von<br />
einer Zweier- auf eine Dreierkombination<br />
sein. So etwas muss aber individuell<br />
zwischen Patient und betreuendem<br />
Behandler besprochen werden.<br />
*Interview: Christian Knuth<br />
** siehe männer.media/topics/schlau-zu-hiv<br />
Apotheker Oliver Dubben<br />
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