23.12.2012 Aufrufe

Prekäre Arbeit

Prekäre Arbeit

Prekäre Arbeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Aus der Untersuchung von Noller, P./<br />

Vogel, B. & Kronauer, M.:<br />

Leiharbeit und befristete Beschäftigung<br />

in der Automobilindustrie<br />

Für gleiche <strong>Arbeit</strong> einen erheblich geringeren<br />

Lohn zu erhalten als andere, zählt zu den am<br />

häufigsten vorgetragenen negativen Erfahrungen<br />

der Befragten mit diesen Beschäftigungsformen.<br />

Bei Leiharbeitern ist diese Erfahrung<br />

sehr deutlich ausgeprägt. Sie verbinden damit<br />

zugleich das intensive Gefühl, „ausgenutzt“<br />

und „ungerecht behandelt“ zu werden. Massive<br />

„finanzielle Benachteiligung“ bemängelt jeder<br />

zweite Leiharbeiter. [...] Lediglich die Hälfte der<br />

befragten Leiharbeiter hat das Gefühl, angemessen<br />

bezahlt zu werden, und dies, obwohl<br />

unsere Untersuchung in der Automobilindustrie<br />

durchgeführt wurde, in der (im Vergleich zu<br />

anderen Branchen) privilegierte Standards vorherrschen.<br />

Die Ursachen dafür sehen sie bei den<br />

Leiharbeitsfirmen, denn (wie ein Leiharbeiter<br />

meint), die „versprechen viel und halten wenig.<br />

Man muss wirklich um jede Mark kämpfen“.<br />

(Noller, P./Vogel, B. & Kronauer, M., 2003: 64)<br />

Die Einkommenskluft zwischen Zeitarbeitsbeschäftigten<br />

die im Regulierungsbereich der IG<br />

Metall tätig sind und unbefristet Beschäftigten in<br />

diesen Branchen lässt sich somit auf ungleiche<br />

Tarifbedingungen zurückführen. Aber wie lassen<br />

sich die Einkommensunterschiede zwischen befristet<br />

und unbefristet Beschäftigten erklären?<br />

Eine Untersuchung auf Basis der Mikrozensusdaten<br />

bis 1995 hat den Einfluss von Befristungen<br />

23<br />

Was ist das „<strong>Prekäre</strong>“ an der <strong>Arbeit</strong> in atypischen Beschäftigungsverhältnissen?<br />

Tabelle 3.2: Einfluss von Befristungen auf<br />

das monatliche Nettoeinkommen<br />

Einkommensunterschiede von befristet Beschäftigten zu vergleichbaren*<br />

unbefristet Beschäftigten<br />

Einkommensunterschied<br />

durch<br />

Befristung<br />

Westdeutschland Ostdeutschland<br />

1989 1995 1991 1995<br />

14 % 19 % 8 % 13 %<br />

* unter Kontrolle von Alter, Geschlecht, Bildung, <strong>Arbeit</strong>szeit, beruflicher<br />

Stellung, Familienstand, etc. Ergebnisse einer linearen Regression mit<br />

logarithmiertem Monatsnettoeinkommen als unabhängiger Variable<br />

Quelle: Mikrozensus 1989 – 1995, eigene Darstellung nach: Groß, M.<br />

(2001).<br />

auf die Lohn- und Gehaltshöhe untersucht (vgl.<br />

Groß, 2001). Dabei wurde das Einkommen von<br />

befristeten <strong>Arbeit</strong>nehmer/innen mit dem von vergleichbaren<br />

unbefristet Beschäftigten verglichen,<br />

d.h. es wurden zwei hinsichtlich Alter, Geschlecht,<br />

Bildung, <strong>Arbeit</strong>szeit, beruflicher Stellung, Familienstand,<br />

Betriebszugehörigkeit, etc. identische<br />

Gruppen miteinander verglichen, die sich nur<br />

durch die Befristung bzw. Nicht-Befristung ihres<br />

<strong>Arbeit</strong>svertrages unterscheiden. Auf diese Weise<br />

wurde festgestellt, dass befristet Beschäftigte<br />

in Westdeutschland im Durchschnitt fast 20 Prozent<br />

weniger Gehalt bekommen als Beschäftigte<br />

mit einem unbefristeten <strong>Arbeit</strong>svertrag, in Ostdeutschland<br />

betrug der Lohn- und Gehaltsunterschied<br />

13 Prozent. Im Zeitverlauf hat in beiden<br />

Landesteilen das Ausmaß der Lohndiskriminierung<br />

zugenommen (vgl. Tabelle 3.2).<br />

Dass ein Minijob, bzw. eine geringfügige Beschäftigung,<br />

kein existenzsicherndes Einkommen bietet,<br />

liegt in der Logik dieses speziellen Teilzeitarbeitsverhältnisses.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!