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Prekäre Arbeit

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6 Ausblick<br />

In den vergangenen Jahren hat das Problembewusstsein<br />

in den Gewerkschaften zugenommen.<br />

Auf der 5. tarifpolitischen Konferenz des Europäischen<br />

Metallarbeiterbundes (EMB) im Oktober<br />

2005 in Rom wurde in einer Entschließung festgestellt,<br />

dass der EMB „jegliche Form von prekären<br />

und flexiblen Beschäftigungsverhältnissen<br />

ab(lehnt), die dem <strong>Arbeit</strong>nehmer einseitig auferlegt<br />

werden und keine angemessenen Gehalts-<br />

und <strong>Arbeit</strong>sbedingungen garantieren. Der derzeitige<br />

Trend zur Schaffung von prekären <strong>Arbeit</strong>splätzen<br />

wird vom EMB grundsätzlich ablehnt.“ Deshalb<br />

gelte es, „Mindestbedingungen und -standards<br />

einzuführen, die alle <strong>Arbeit</strong>nehmer schützen …<br />

(und) die Absenkungsspirale der <strong>Arbeit</strong>sbedingungen<br />

zu stoppen.“<br />

Auf dem 18. ordentlichen Bundeskongress des<br />

DGB im Mai 2006 wird „prekäre Beschäftigung“<br />

erstmals in einem Antrag als ein neuer und deutlicher<br />

<strong>Arbeit</strong>sschwerpunkt und ein „wichtiges Zukunftsthema<br />

von Gewerkschaften“ beschrieben. Es<br />

soll eine „Gesamtstrategie für die Organisation der<br />

Zielgruppe der prekär Beschäftigten“ entwickelt<br />

werden. Dazu gehören ein systematischer Erfahrungsaustausch<br />

und eine aktive Öffentlichkeitsarbeit<br />

zu den Problemen prekär Beschäftigter.<br />

Insgesamt weisen die deutschen Gewerkschaften<br />

in der Organisierung prekär Beschäftigter im internationalen<br />

Vergleich einen Rückstand auf. In den<br />

angelsächsischen und einigen südeuropäischen<br />

Ländern, wo atypische und prekäre <strong>Arbeit</strong> schon<br />

länger die Beschäftigtenstruktur prägt, bemühen<br />

51<br />

Ausblick<br />

sich Gewerkschaften mit Strategien des aktiven<br />

„Organizing“ um die neuen Beschäftigtengruppen.<br />

Insbesondere US-amerikanische Gewerkschaften,<br />

die zusammen mit sozialen Bewegungen, Kirchen<br />

und Selbsthilfeorganisationen Organisationserfolge<br />

unter <strong>Prekäre</strong>n verbuchen können, zeigen<br />

Beispiele „guter Praxis“, die auch hier greifen<br />

könnten.<br />

In der IG Metall wird prekäre Beschäftigung als<br />

eine strategische Herausforderung für die Betriebräte<br />

und Gesamtorganisation begriffen. Auf der<br />

Beiratstagung der IG Metall am 20. Juni 2006 wurde<br />

eine „klare Strategie“ gegen Prekarisierung eingefordert.<br />

Berthold Huber, der zweite Vorsitzende<br />

der IG Metall, charakterisierte Leiharbeit insbesondere<br />

im Osten als „das Exerzierfeld für eine Deregulierung<br />

der Normalarbeitsverhältnisse größten<br />

Ausmaßes, auch für den Westen“. Eine Gegenstrategie<br />

werde nicht alleine auf die mühevolle Organisierung<br />

von prekär Beschäftigten setzen können.<br />

Die IG Metall müsse vor allem dort aktiv werden,<br />

wo gewerkschaftliche Organisationsmacht vorhanden<br />

ist, das heißt in gut organisierten Betrieben<br />

von Entleiherfirmen: „Wir werden nur erfolgreich<br />

sein können, wenn wir in den Betrieben, in denen<br />

wir stark sind, deutlich machen: Solche Beschäftigungsverhältnisse<br />

dulden wir nicht.“ Dies setzt<br />

eine umfangreiche Sensibilisierung der Interessenvertretungen<br />

in den Stammbelegschaften voraus.<br />

Zur gewerkschaftlichen Gegenwehr wird ebenfalls<br />

gehören, die Strategie der Unternehmen öffentlich<br />

anzuprangern: Mit der Ausweitung prekärer <strong>Arbeit</strong>

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