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Prekäre Arbeit

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<strong>Prekäre</strong> <strong>Arbeit</strong> – Neue Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten für die Interessenvertretung<br />

weise lebten 300 Leiharbeiter von Adecco in dem<br />

Containerdorf, nicht weit weg vom Werksgelände<br />

von Audi, wo die jungen Männer aus den neuen<br />

Bundesländern eingesetzt waren. Sie waren froh<br />

über die <strong>Arbeit</strong>, aber unzufrieden mit der Unterbringung.<br />

Das hat die IG Metall Ingolstadt zum<br />

Anlass genommen, die Gründung einer Tarifkommission<br />

anzustoßen. Ziel war ein Tarifvertrag, der<br />

Unterbringung ebenso regelt wie Auslöse und<br />

Heimfahrten. Als die Adecco-Zentrale versuchte,<br />

die Verhandlungen zu blockieren, waren bereits<br />

etwa 70 Prozent der Leiharbeiter in die IG Metall<br />

eingetreten und auch bereit für einen Warnstreik.<br />

Adecco lenkte ein und auch die Tarifverhandlungen<br />

waren erfolgreich: Das Einkommen der<br />

Leiharbeiter entsprach nun der Höhe des Facharbeiterecklohns<br />

in Bayern. Unterbringung, Auslöse<br />

und Heimfahrten waren ebenfalls geregelt. „Ein<br />

wegweisender Tarifvertrag“, sagt Johann Horn,<br />

Bevollmächtigter in Ingolstadt.<br />

Leiharbeiter streikten mit<br />

Alle Leiharbeiter, die bei der Firma Miele in Bielefeld<br />

eingesetzt sind, beteiligten sich an den<br />

jüngsten Warnstreiks der Tarifrunde in der Metall-<br />

und Elektroindustrie im Frühjahr 2006. Sie haben<br />

sich auch für ihren eigenen Entgelttarifvertrag<br />

eingesetzt, den der Interessenverband Deutscher<br />

Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) gekündigt hatte.<br />

Damit ist erstmals eine Synchronisierung der <strong>Arbeit</strong>skämpfe<br />

von Beschäftigten der Metall- und<br />

Elektrobranche und der Leiharbeitsbeschäftigten<br />

gelungen. Das ist besonders vor dem Hintergrund<br />

interessant, dass gerade die Metall- und Elektro-<br />

industrie in hohem Maße auf Leiharbeitsbeschäftigte<br />

setzt.<br />

Der Betriebsrat hatte die Aktion gründlich vorbereitet<br />

und jedem Leihbeschäftigten im persönlichen<br />

Gespräch die Rechtslage erläutert. „Wichtig<br />

war, den Leiharbeitern die Angst vor Entlassungen<br />

zu nehmen und gleichzeitig abzusichern, dass<br />

niemand Streikbrucharbeiten begeht“, sagt Betriebsratsvorsitzender<br />

Heiner Sürken. Kennzeichen<br />

von Leiharbeit sind nicht-existenzsichernde<br />

Löhne und eine unsichere Perspektive. Leiharbeiter/innen<br />

verzichten aus Angst vor Kündigung<br />

häufig darauf, sich gegen Ungerechtigkeiten zur<br />

Wehr zu setzen. Mit der Beteiligung der Leiharbeiter/innen<br />

an den Warnstreiks wurde auch Holger<br />

Piening unter Druck gesetzt. Der Verhandlungsführer<br />

des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen,<br />

der den Entgelttarifvertrag<br />

gekündigt hatte, ist Geschäftsführer der Firma<br />

Piening, deren Mitarbeiter/innen bei Miele eingesetzt<br />

sind.<br />

Streik für befristet Beschäftigte<br />

Der Konflikt hatte sich im Wolfsburger Mutterwerk<br />

zugespitzt: Weil sich VW 1999 geweigert hatte,<br />

einer tariflichen Regelung zur Übernahme der<br />

Befristeten in den sechs inländischen Werken zuzustimmen,<br />

legten knapp 20 000 Beschäftigte die<br />

<strong>Arbeit</strong> nieder und zogen zum Verwaltungshochhaus.<br />

Zwei Stunden lang standen die Bänder still.<br />

900 Fahrzeuge konnten nicht produziert werden.<br />

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