Prekäre Arbeit
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1 Einleitung<br />
1.1 Zielsetzung der <strong>Arbeit</strong>smappe<br />
In dieser <strong>Arbeit</strong>smappe werden qualitative und<br />
quantitative Untersuchungen zum Prekaritätspotenzial<br />
atypischer <strong>Arbeit</strong>sverhältnisse ausgewertet<br />
und für die betriebliche Praxis aufbereitet. Der<br />
Schwerpunkt dieser Literatur- und Datenanalyse<br />
liegt auf der Identifikation von besonderen Flexibilitätsanforderungen,<br />
Unsicherheitserfahrungen,<br />
mangelnden Einkommen bzw. Einkommenssicherheit,<br />
geringen Qualifizierungsmöglichkeiten und<br />
weiteren Merkmalen der <strong>Arbeit</strong>squalität, die auf<br />
ein erhöhtes Prekaritätspotenzial in atypischen<br />
Beschäftigungsverhältnissen hindeuten. Wo es<br />
möglich war, wurden die Ergebnisse der personenspezifischen<br />
Untersuchungen mit den Ergebnissen<br />
von Betriebsbefragungen (Betriebspanel)<br />
inhaltlich verknüpft 1 .<br />
1.2 Problemstellung: Wann ist <strong>Arbeit</strong> prekär?<br />
Seit den 80er Jahren steigt die Verbreitung von<br />
<strong>Arbeit</strong>sverhältnissen, die mit einem höheren Unsicherheitspotenzial<br />
einhergehen, als das klassische<br />
Normalarbeitsverhältnis. Während letzteres<br />
u.a. durch einen unbefristeten, auf Dauer angelegten<br />
<strong>Arbeit</strong>svertrag, ein existenzsicherndes<br />
Einkommen sowie durch vielfältige soziale und<br />
sonstige <strong>Arbeit</strong>nehmerrechte gekennzeichnet<br />
ist, weichen die neuen <strong>Arbeit</strong>sverhältnisse, beispielsweise<br />
geringfügige, befristete oder Leiharbeitsverhältnisse,<br />
mehr oder minder stark von<br />
diesen Standards ab: Sie gehen häufig mit einem<br />
nicht existenzsichernden oder einem deutlich<br />
1 Die verwendet Literatur ist in Kapitel 7.2 aufgeführt<br />
3<br />
Einleitung<br />
niedrigeren Einkommen für gleiche bzw. gleichwertige<br />
<strong>Arbeit</strong> einher. Zudem gelten viele soziale<br />
Rechte und <strong>Arbeit</strong>nehmerrechte nicht oder nur<br />
eingeschränkt, z.B. der Kündigungsschutz, der<br />
Sozialversicherungsschutz, das Recht auf Mutterschutz<br />
und einige Mitbestimmungsrechte.<br />
Insbesondere vor dem Hintergrund wachsender<br />
<strong>Arbeit</strong>slosigkeit bedeutet dies für die Beschäftigten<br />
vielfach Unsicherheit bzw. Verunsicherung,<br />
faktische Rechtlosigkeit (auch wenn viele Rechte<br />
auf dem Papier bestehen) und vor allem keine<br />
längerfristige Planungssicherheit für das eigene<br />
Leben: Das beginnt oft schon bei der Schwierigkeit<br />
für eine befristet Beschäftigte oder für einen<br />
Leiharbeiter, einen Urlaub fest zu planen. Aber<br />
insbesondere Familiengründung, Wohnungsbau<br />
oder planbare Qualifikationsphasen sind für diese<br />
<strong>Arbeit</strong>nehmer/innen meist ein Fremdwort. Letztlich<br />
spitzt sich die Unsicherheit im Erwerbsverlauf<br />
zu, da die oft geringen Einkommen selbst bei nur<br />
vorübergehender <strong>Arbeit</strong>slosigkeit, insbesondere<br />
im Alter, in die Armut führen. Aus all diesen Gründen,<br />
werden Leiharbeit, Befristungen, Minijobs<br />
aber unter bestimmten Konstellationen auch<br />
Teilzeitarbeitsverhältnisse (wegen dem niedrigen<br />
Einkommen und den daraus resultierenden niedrigen<br />
individuellen Versorgungsansprüchen wie<br />
Rente, <strong>Arbeit</strong>slosengeld, etc.) oft auch als prekär<br />
bezeichnet, da diese <strong>Arbeit</strong>sverhältnisse häufig<br />
– wenn auch in unterschiedlich starkem Ausmaß<br />
– mit den genannten Risiken einher gehen (vgl.<br />
Kasten).