FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 17
FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Stadtteilmagazin für Findorff und Bremen für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik
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q MEHR ÖFFENTLICHKEIT FÜR DEN BEIRAT <strong>FINDORFF</strong><br />
» Ein gewaltiger Sprung für den Beirat Findorff.«<br />
Vielen Dank<br />
für das erste Jahr...<br />
Plötzlich galt es coronabedingt, Abstand zu halten und Kontakte<br />
zu vermeiden. Sitzungen vor Ort mussten durch das Ortsamt<br />
regelkonform mit viel Aufwand organisiert werden – und auch<br />
die zunehmende Digitalisierung eröffnete dem Beirat Findorff<br />
völlig neue Möglichkeiten für mehr Bürgerbeteiligung auf anfangs<br />
ungewohnten Wegen.<br />
Video killed the Hinterzimmer ? Videokonferenzen, an denen<br />
jedeR online teilnehmen kann, ersetzen seit Oktober 2020<br />
in Findorff analoge Sitzungen – und für mehr<br />
Öffentlichkeit und Transparenz ist das ein<br />
echter Sprung nach vorn. Wie konnte<br />
es nach vielen Jahren des Stillstands<br />
dazu kommen ? Anfang<br />
März wurden wegen Corona<br />
alle im 1. Halbjahr 2020<br />
geplanten Beiratssitzungen<br />
abgesagt.<br />
Wie es für Findorff mit<br />
der vorgeschriebenen<br />
Bürgerbeteiligung nach<br />
der Sommerpause weitergehen<br />
könnte, dazu gab<br />
es Anfang Mai 2020 laut<br />
»Weser Kurier« ein Treffen<br />
von Beiratsmitgliedern. Zitat:<br />
»Es ist ja nicht realistisch,<br />
dass es in nächster Zeit wieder<br />
Sitzungen wie gewohnt geben wird<br />
– da müssen wir Wege finden«, sagte<br />
Beiratssprecherin Anja Wohlers (Grüne). Juni<br />
2020 wurde zudem durch den Stadtteilbeirat ein Beschluss<br />
zur »Ermöglichung der Teilhabe am politischen Diskurs«<br />
gefasst. In dem Beschluss forderte der Beirat das Ortsamt West<br />
und die Senatskanzlei auf, die technischen und organisatorischen<br />
Voraussetzungen zu schaffen, um allen BürgerInnen die<br />
Teilnahme an den Sitzungen im 2. Halbjahr digital zu ermöglichen.<br />
Begründung: »Die Kommunalpolitik zeichnet sich durch<br />
die räumliche und persönliche Nähe zwischen der Politik und<br />
Bevölkerung aus. Wenn Präsenzsitzungen durch eine Pandemie<br />
nicht in gewohnter Öffentlichkeit erfolgen könnten, dann<br />
sei es notwendig, andere Formen der Öffentlichkeit, Transparenz,<br />
Teilhabe und Inklusion zu ermöglichen.« Präsenzsitzungen<br />
mit einer eingeschränkten Öffentlichkeit seien ein richtiger<br />
und wichtiger erster Schritt. Allerdings müsste das grundsätzliche<br />
Ziel darin bestehen, eine umfassende Öffentlichkeit<br />
zu ermöglichen. Neben der demokratischen Teilhabe sei die<br />
politische Öffentlichkeit eine wichtige Voraussetzung für die<br />
gesellschaftliche Kontrollfunktion. Die abschließend genannte<br />
Zielsetzung des Beschlusses lautete: »Wenn die Beiratssitzungen<br />
in Form einer Videokonferenz organisiert würden, dann wäre<br />
es möglich, Kommunikation beispielsweise über einen Chat zu<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 28<br />
etablieren und dem Anspruch einer umfassenden Öffentlichkeit<br />
inklusive politischer Teilhabe gerecht zu werden.«<br />
Nach der Sommerpause in 2020 ging es mit den Sitzungen<br />
des Beirats in Findorff wie in den Jahren zuvor zunächst in<br />
analogen Räumlichkeiten weiter – ohne Videokonferenz oder<br />
»Live-Stream« sowie unter strengen Auflagen und mit Anmeldung<br />
für stark begrenzte BesucherInnenplätze. Problematisch für die<br />
Umsetzung als »Live-Stream« ist: Auch in Findorff müssen aufgrund<br />
der geltenden Corona-Regeln die Veranstaltungsräume<br />
für die Übertragung von analog<br />
abgehaltenen Sitzungen groß genug<br />
sein, damit Tische und Sitzplätze<br />
mit dem erforderlichen Abstand<br />
ausgerichtet werden können.<br />
Die vor Corona genutzten<br />
Veranstaltungsorte sind<br />
als Räume aber zu klein.<br />
Im Vergleich zu anderen<br />
Beiräten hat der Beirat<br />
Findorff keine Möglichkeit,<br />
Schulen oder Mensen<br />
im Stadtteil zu buchen. In<br />
den Messehallen auf der<br />
Bürgerweide gibt es zwar<br />
Räumlichkeiten, die groß<br />
genug wären, sie sind aber nicht<br />
zu finanzieren. Infrage kommen<br />
im Stadtteil nur der Gemeindesaal<br />
der Martin-Luther-Gemeinde und die<br />
Kesselhalle im Schlachthof – und auch diese<br />
Räume müssen kostenpflichtig angemietet werden.<br />
Um Beiratssitzungen als »Live-Stream« übertragen zu können,<br />
ist für jedes Beiratsmitglied außerdem ein Tisch für ein Mikro<br />
zu stellen. Das ist im Gemeindesaal möglich, war in der Kesselhalle<br />
auf der erhöhten Bühne aber bisher nicht zu leisten.<br />
Die Erkenntnis der Notwendigkeit für eine digitale Lösung,<br />
um Sitzungen weiterhin zu realisieren, war also in der Theorie<br />
vorhanden, aber es fehlte weiterhin an einer praktischen<br />
Umsetzung. Bereits Anfang Oktober 2020 zeichnete sich ein<br />
»Worst-Case-Szenario« ab, dass aufgrund steigender Zahlen an<br />
Infizierten erneut gar keine analogen Sitzungen mehr stattfinden<br />
würden – zumal die Gesundheit von Beiratsmitgliedern<br />
und Gästen weiterhin stark gefährdet war, insbesondere die von<br />
Personen, die zu den Risikogruppen gehören. Der Autor dieser<br />
Zeilen schrieb zur gleichen Zeit in einen »Zwischenruf« auf dem<br />
Stadtteilportal www.findorff-gleich-nebenan.de folgende für<br />
die weitere Entwicklung prophetische Sätze: »Wären angesichts<br />
steigender Coronazahlen kurzfristig auch rein virtuelle<br />
Beiratssitzungen möglich, die als digitale Videokonferenzen abgehalten<br />
und online zu sehen sein könnten – selbstverständlich<br />
unter Beteiligung aller interessierten BürgerInnen ?« u<br />
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