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Spektrum der Mediation 27 - Bundesverband Mediation eV

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christina raether<br />

Interview mit<br />

Dr. Hannes Steffen<br />

Hannes Steffen: Jhrg. 1950, verh., 4 Kin<strong>der</strong>,<br />

Studium Biologie, Chemie und Philosophie,<br />

Promotion im Bereich Zoologie,<br />

Ausbildung zum Mediator bei Traude Rebmann,<br />

seit 1995 freier Mediator, Lehrbeauftragter<br />

für <strong>Mediation</strong> an Ev. FH Freiburg,<br />

Mitglied bei Church and Peace e. V.,<br />

Mitbegrün<strong>der</strong> des <strong>Mediation</strong> e.V. und bis<br />

1995 2.Vorsitzen<strong>der</strong>, 2001-2006 Koordinator<br />

<strong>der</strong> Anerkennungskommission,<br />

Mitglied im Ältestenrat des BM.<br />

Herr Steffen, Sie gelten als Pionier in Sachen<br />

<strong>Mediation</strong> in Deutschland. Unter Pionieren versteht<br />

man Menschen, die weitgehend unbelebtes<br />

Land unter meist extremen Bedingungen<br />

besiedeln. Wie kam es dazu, dass Sie die <strong>Mediation</strong><br />

entdeckten?<br />

hintergrund war, dass ich mit meiner Familie<br />

zusammen in einer Gruppe lebte. es handelte<br />

sich um eine Gruppe des laurentius-Konvents<br />

in Deutschland. Der laurentius-Konvent ist eine<br />

christliche Gemeinschaft, die nach den Prinzipien<br />

<strong>der</strong> Gerechtigkeit, des Friedens und Bewahrung<br />

<strong>der</strong> Schöpfung zusammenlebt. Wir wohnten in<br />

verschiedenen häusern in einem Dorf und haben<br />

verschiedene Dinge geteilt: autos, Büros und wir<br />

hatten auch verantwortlichkeiten zu teilen.<br />

Und wie kamen Sie da auf die Idee <strong>der</strong><br />

<strong>Mediation</strong>?<br />

Wir hatten schon etwas erfahrung mit dem zusammenleben<br />

bevor traude rebmann aus den<br />

USa uns 1989 besuchen kam. Sie war in <strong>der</strong><br />

Gruppe schon länger bekannt, hatte sich in den<br />

USa zwei Jahre aufgehalten und dort <strong>Mediation</strong><br />

kennen gelernt. Sie war davon so begeistert,<br />

dass sie uns zeigen wollte, was das ist. Und da es<br />

bei uns genug Konflikte gab, waren wir sehr gespannt,<br />

was denn das sein könnte. Sie hat uns<br />

dann ein paar Sessions gegeben, in denen sie<br />

demonstriert hat, wie das geht und worauf es<br />

dabei ankommt. Das war auch die zeit <strong>der</strong> Friedensbewegung,<br />

wo wir uns alle sehr engagiert<br />

haben. es gab die Bedrohung durch die Pershings.<br />

Die ganze atmosphäre war ziemlich aufgeheizt.<br />

Unser engagement bestand vor allem darin,<br />

dass wir weniger an großen politischen Gesten,<br />

son<strong>der</strong>n an <strong>der</strong> Kleinarbeit vor Ort interessiert waren.<br />

Wir haben von anfang an gesehen, dass<br />

aufrüstung, Krieg und letztendlich die angst voreinan<strong>der</strong><br />

wahrscheinlich das ergebnis eines Mangels<br />

an Kommunikation ist und an Fähigkeit im<br />

Kleinen miteinan<strong>der</strong> umzugehen.<br />

<strong>Spektrum</strong> <strong>der</strong> <strong>Mediation</strong> <strong>27</strong>/2007<br />

Der BM UnD Seine GeSchichte<br />

Sie haben also Ihr eigenes persönliches<br />

Umfeld als Experimentierfeld genutzt?<br />

Ja, wir haben angenommen, wenn wir im Kleinen<br />

die Kommunikationssituation verbessern, können<br />

wir auch insgesamt die angst <strong>der</strong> Menschen voreinan<strong>der</strong><br />

und eine kriegerische Bedrohung etwas<br />

abmil<strong>der</strong>n. Das war <strong>der</strong> Grundgedanke.<br />

Wie haben Sie den Gedanken <strong>der</strong> <strong>Mediation</strong><br />

in Ihren Alltag einfließen lassen?<br />

Das erste, was uns traude rebmann beigebracht<br />

hat, war „zuhören”.<br />

Gab es bestimmte neue „Kommunikationstechniken”,<br />

die Frau Rebmann aus den USA<br />

mitgebracht hatte, die Sie genutzt haben?<br />

Ja, sie hat das bekannte 5-Schritte-Schema<br />

mitgebracht. Diese Struktur war von anfang an<br />

da, das hat traude rebmann von den USa her<br />

übernommen. Dort waren die Gerichte meist<br />

hoffnungslos überfüllt mit Streitigkeiten, die man<br />

auch außergerichtlich hätte lösen können und<br />

dafür hat man alternativen gesucht. alternative<br />

Dispute resolution war das Stichwort.<br />

Das heißt, <strong>Mediation</strong> war auch für Leute interessant,<br />

die aus dem juristischen Bereich kamen?<br />

Genau. Das waren von anfang an zwei Strömungen.<br />

Die Juristinnen hatten das schon Mitte<br />

<strong>der</strong> 80er Jahre entdeckt und auch zum teil<br />

übernommen. Doch in unseren Kreisen war sehr<br />

schnell klar, dass wir die <strong>Mediation</strong> allen zuteil<br />

werden lassen wollten, nicht nur den Juristinnen.<br />

Wir wollten die Fähigkeit, Konflikte selbst auszutragen<br />

stärken und sie zum allgemeingut machen,<br />

statt sie zu delegieren. Das stand bei uns<br />

ganz stark im vor<strong>der</strong>grund und prägt bis heute<br />

den verband.<br />

Warum haben sich die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

für Familienmediation und <strong>der</strong> Verein<br />

<strong>Mediation</strong>, heute <strong>Bundesverband</strong> für <strong>Mediation</strong>,<br />

nicht zusammengetan?<br />

Das waren von anfang an zwei getrennte verbände,<br />

die sich parallel entwickelten. Die BaFM<br />

war als netzwerk von verschiedenen Gruppierungen<br />

schon vor uns da, hat sich nur etwas später<br />

als wir als „verband” organisiert. Mir fallen in dem<br />

zusammenhang die namen Mähler in München<br />

und Schieferstein in Frankfurt ein. Die haben <strong>Mediation</strong><br />

im sozialen und juristischen Bereich schon<br />

Jahre vorher praktiziert. es war einfach eine zielgruppenaufteilung<br />

gewesen. Die BaFM bildete<br />

von anfang nur leute aus, die eine sozialwissenschaftliche,<br />

psychologische ausbildung als Berufshintergrund<br />

haben o<strong>der</strong> Juristinnen sind.<br />

«<br />

Dr. Hannes Steffen,<br />

Mediator und Ausbil<strong>der</strong> BM,<br />

nLP-Practitioner<br />

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