Spektrum der Mediation 27 - Bundesverband Mediation eV

Brigitte neidhardt und Sabine Hegeler-Lüttgau
Abbruch
der Mediation!
Welcher Mediator, welche Mediatorin
wünscht sich das nicht: Einen erfolgreichen
Verlauf der Mediation und ein einvernehmliches
Auseinandergehen der Konfliktparteien,
die zufrieden auf ihre in der
Mediation getroffene Vereinbarung blicken.
Alle Seiten sind begeistert von den
gefundenen Lösungen ...
Häufig stoßen wir in der Praxis auf schwierige
Problemlagen, die trotz allem mit
einem positiven Ergebnis beendet werden.
Gelegentlich ist es aber auch von unserer
Seite aus nicht möglich, trotz mediativer
Haltung und viel Geduld Mediationen zu
einem guten Abschluss zu bringen.
Wir haben in unserer sechsjährigen Mediationspraxis
ca. 200 Mediationen im Bereich
Trennung und Scheidung durchgeführt.
85% der Fälle endeten mit einer schriftlichen
Trennungs- und Scheidungsfolgenvereinbarung
oder mit einer tragfähigen
mündlichen Absprache. Der Rest „ging
den Bach hinunter...”
Zwar gibt es typische Probleme und immer
wieder auftauchende Schwierigkeiten
im Bereich Trennung und Scheidung. Aber
jede Mediation ist ein Einzelfall. Generelle
Lösungsmöglichkeiten sucht man daher
vergebens. Sie sind in erster Linie abhängig
von der Persönlichkeit und den
Bedürfnissen der Konfliktparteien und der
Persönlichkeit und Arbeitsweise der MediatorInnen.
Wir stellen im Folgenden einige Problemkonstellationen
vor, die aus unserer Sicht
und unserer Erfahrung den erfolgreichen
Abschluss von Mediationen verhindert
haben.
Parteilichkeit und Eigenverantwortlichkeit
vor Beginn jeder Mediation informieren wir die
teilnehmerinnen über Grundlagen, arbeitsweise
und regeln der Mediation. ein wichtiger Punkt
ist dabei unsere neutralität bzw. der hinweis
darauf, dass wir für alle Beteiligten tätig werden.
ausdrücklich stellen wir klar, dass wir keine
Schiedsrichterinnen sind und auch keine Konfliktpartei
einseitig bei der Durchsetzung ihrer
interessen vertreten.
einige der Mediandinnen nehmen diese information
zwar auf, jedoch wird im verlauf der
Spektrum der Mediation 27/2007
QUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG
Mediation deutlich, dass sie sich doch anwältin
oder Fürsprecherin an ihrer Seite wünschen.
Dazu ein Beispiel: in einer trennungs- und
Scheidungsmediation ging es unter anderem
um den zugewinnausgleich. auf beiden Seiten
war erhebliches vermögen vorhanden.
Der ausgleichsbetrag zwischen den vermögen
sollte 10.000,00 € betragen. Beide Parteien
hatten sich vor bzw. während der Mediation
anwaltlich beraten lassen. Die rechtlichen Positionen
standen im raum. im verlauf der Sitzungen
stellte sich heraus, dass die Frau ihrem
eigenen Urteilsvermögen nicht traute und immer
auf der Suche nach einer noch besseren
lösung für sich war. Keine Option erschien ihr
gut genug.
nach abklärung der Fairness- und Wertmaßstäbe
beider Parteien konnte sie sich immer noch
nicht entscheiden, einer der lösungen zuzustimmen.
Selbst wenn sie von ihrem Mann ein
angebot erhalten hätte, das ihren Wünschen
vollständig rechnung getragen hätte, wäre sie
unsicher gewesen und hätte diese lösung nicht
akzeptiert. es wurde deutlich, dass sie sich eine/n
Schiedsrichter/in wünschte, die/der für sie
beurteilen sollte, was richtig und was falsch sei.
Sie brauchte eine dritte autorität, die für sie Partei
ergreifen und sie in ihrer eigenen Urteilsfindung
unterstützen sollte. Diese/r Dritte sollte
nach ihrem Dafürhalten nicht von außen kommen
– insoweit hätte ihr außenanwalt diesen
Part übernehmen können. vielmehr sollten wir
diese rolle in den Sitzungen als Mediatorinnen
übernehmen, eine aufgabe, die wir nicht erfüllen
können und wollen. Sie konnte letztendlich
die für das Mediationsverfahren notwendige eigenverantwortung
für die lösung nicht übernehmen.
an dieser Stelle war die Mediation am ende.
Die arbeitsweise und –methode der Mediation
paßte nicht zu ihren persönlichen voraussetzungen
und konnte daher auch nicht zu einem
guten ergebnis führen.
Damit kommen wir gleich zum nächsten Problem,
das ursächlich für ein Scheitern der Mediation
sein kann.
Das Recht im Mediationsverfahren
ziel der Mediation ist eine eigenverantwortliche
trennungs- und Scheidungsfolgenvereinbarung.
Damit entscheiden sich die Parteien auch
gleichzeitig, in welcher Weise sie ihre rechtliche
Beziehung regeln. Wir sehen das recht in der
«
Brigitte neidhardt,
Juristin und Mediatorin,
Verfahrenspflegerin,
Vorstand Mediation 2001 e.V.
Oldenburg,
Geschäftsführerin der
jur. Praxis für Mediation
Konsens in Oldenburg
Sabine Hegeler-Lüttgau,
Juristin und Mediatorin BM,
Verfahrenspflegerin,
Vorstand Mediation 2001 e.V.
Oldenburg,
Geschäftsführerin der
jur. Praxis für Mediation
Konsens in Oldenburg
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