Spektrum der Mediation 27 - Bundesverband Mediation eV

Sini-Tuulia Lehtinen
Finnisches Forum
für Mediation
Gründung
Finnisches Forum für Mediation (Suomen Sovittelufoorumi
ry – Finsk Förening för Medling rf,
www.ssf-ffm.com) wurde im herbst 2003 in helsinki
gegründet. es ist kein Berufsverband und
auch keine Dachorganisation, sondern ein
freies Forum für alle, die sich für Mediation interessieren.
Mitglieder können sowohl Privatpersonen
als auch Organisationen werden.
Die initiative für das Forum entstand durch
das nordische Forum für Mediation und Konfliktbewältigung
(nordisk Forum for Megling og
Konflikthåndtering, www.n-f-m.org), dem die
Gründungsmitglieder schon eine Weile angehörten.
Die notwendigkeit wurde deutlich, als
feststand, dass der nordische Kongress für
Mediation 2006 in Finnland stattfinden sollte.
aus diesem Kongress wurde später ein europäischer
Kongress für Mediation mit über
400 teilnehmerinnen.
Ideologie
Der Grundgedanke des „nordischen Forum Mediation”
ist, dass Mediation eine traditionelle alternative
zu einer bestrafenden Gerichtsjustiz ist. es
geht also um eine restorative Justiz. als vater gilt
niels christie, norwegischer Professor für Gesellschaftswissenschaften,
der in seiner Dissertation
in den 1970ern sagte, dass das Justizsystem den
Bürgerinnen ihrer Konflikte beraube und dass diese
den Bürgerinnen wieder zurückgegeben werden
sollten. Private Konflikte sollten da gelöst werden,
wo sie entstanden sind – im Gemeinwesen, und
am besten von nicht-Professionellen. Der zweite
Grundgedanke im norden lautet, dass Mediation
immer ein gegenseitiger lernprozess ist.
Organisation
Das Finnische Forum für Mediation setzt sich aus
acht Feldern zusammen: täter-Opfer-ausgleich,
Schulmediation (Peer Mediation), Mediation am
arbeitsplatz, interkulturelle Mediation, Familienmediation,
Mediation bei internationalen oder landesinneren
Machtkonflikten, Mediation bei zivilen
Streitigkeiten an Gerichtshöfen und Mediation
bei betriebswirtschaftlichen Konflikten. Die Mediatorinnen
sind je nach art der Mediation entweder
Professionelle – anwältinnen, richterinnen, Sozialarbeiterinnen
– oder geschulte Schülerinnen und
ehrenamtliche. Jeder Bereich hat vertreterinnen
im vorstand. Diese Struktur gilt ebenso für das
nFM.
Spektrum der Mediation 27/2007
MeDiatiOn in eUrOPa
Ziele
ziele des Forums sind: öffentliche Diskussion über
Mediation zu wecken und aufrecht zu erhalten,
grenzüberschreitende Schulungen für alle Mediationsfelder
zu organisieren, spezielle Schulungen
für die einzelnen Mediationsfelder zu fördern und
information anzubieten.
Anfang der modernen Mediation in Finnland
täter-Opfer-ausgleich war die erste Form der
modernen Mediation in Finnland. Das erste
tOa-Büro entstand 1983 in vantaa. Die Worte
christie’s wurden ernst genommen und es wurde
ein System mit geschulten, ehrenamtlichen
örtlichen Mediatorinnen entwickelt, die paarweise
(weiblich und männlich) zusammenarbeiten.
alle anderen Mediationsformen in Finnland basieren
auf den erfahrungen der tOa-Büros.
Eigene Initiativen des Forums
Schulmediation
in Finnland sieht das neue Grundgesetz vor, dass
jeder Schülerin das recht auf ein sicheres lernumfeld
in der Schule hat. Die Schule ist verpflichtet,
Gewalt und Mobbing zu verhindern. aus diesem
Grunde wurde in einigen helsinkiern Schulen
im Jahr 2000 mit Schulmediation begonnen. zur
zeit läuft in diesem Feld ein landesweites Projekt,
das vom finnischen Forum koordiniert wird. als
vorbild gilt das norwegische System, das dort
schon seit den 1990ern besteht. Mediation sollte
zu einer Bürgerinnenfähigkeit werden.
Mediation am Arbeitsplatz
Mobben am arbeitsplatz ist in Finnland gesetzlich
verboten, doch die arbeitgeberinnen haben keine
Mittel, das zu verhindern. ein tOa-Mediator, der
Schulungsleiter an der großen finnischen Molkerei
valio ist, hat schon in den frühen 1990ern angefangen,
Mediation am arbeitsplatz zu entwickeln.
valio ist zwar noch die einzige Firma, die diese
art von Konfliktbewältigung praktiziert, aber das
Forum hat gerade eine Finanzierung für ein versuchsprojekt
in acht unterschiedlich großen Firmen
bekommen. Bei valio gibt es mittlerweile eine
anzahl von Kolleginnen, die für diese aufgabe
ausgebildet wurden und ehrenamtlich in firmeninternen
Personalkonflikten tätig werden. Die erfahrungen
sind durchaus positiv, doch man muss
die flachen Kommunikationshierarchien der nordischen
arbeitswelt bedenken, die sich stark von
deutschen Betrieben unterscheiden.
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Sini-Tuulia Lehtinen,
Gründungsmitglied des
Finnischen Forums für
Mediation/Interkulturelle
Mediation, Dipl. Päd.(Soz),
Mag. Phil.
KOnTAKT
Sini-Tuulia Lehtinen,
s-t.lehtinen@netsonic.fi
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