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aus den stadtteilen - Grüne Fraktion im Stadtrat Saarbrücken

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AUS DEN STADTTEILEN<br />

10<br />

Interview mit Claudia Bickel zur Quartiersentwicklung Folsterhöhe<br />

Wie soll und kann<br />

die Zukunft der<br />

Folsterhöhe <strong>aus</strong>sehen?<br />

Nach <strong>den</strong> Stadtteilentwicklungskonzepten „Alt-<strong>Saarbrücken</strong> – Tallage“ und<br />

„Unteres und Oberes Malstatt“ ist jetzt die Folsterhöhe dran. Da es sich bei der<br />

Folsterhöhe nicht um einen ganzen Stadtteil handelt sondern eher um einen<br />

eigenständigen Siedlungsteil soll hier ein integriertes Quartierentwicklungskonzept<br />

<strong>den</strong> Orientierungsrahmen für die zukünftige Entwicklung abstecken.<br />

Die Folsterhöhe - <strong>im</strong> Dezember 1963<br />

waren hier die ersten Wohnungen fertig<br />

gestellt. Ein neues Wohngebiet war auf<br />

der grünen Wiese entstan<strong>den</strong>. Eine Hochh<strong>aus</strong>siedlung,<br />

mit positiven wie negativen<br />

Vorzeichen, wilder Müll auf der einen<br />

Seite, weite Ausblicke und viel Grün auf<br />

der anderen Seite, hoher Anteil an Hartz<br />

IV- BezieherInnen und hohe Kinderarmut<br />

einerseits, andererseits eine hohe I<strong>den</strong>tifikation<br />

der BewohnerInnen mit ihrem<br />

Quartier. Insbesondere die Alteingesessenen,<br />

die schon seit Anfang an jetzt in<br />

der 2. und 3. Generation hier leben, sind<br />

stolz auf ihre „Folschder“. Eine gute Infrastruktur<br />

insbesondere für Familien –<br />

Grundschule mit Nachmittagsbetreuung,<br />

eine Kita, die <strong>aus</strong>gebaut wird, ein<br />

Jugendzentrum, eine gute Nahversorgung<br />

(Aldi, Edeka, Drogeriemarkt), aber<br />

auch Reibungen durch <strong>den</strong> verstärkten<br />

Claudia Bickel, 51 Jahre,<br />

Dipl. Sozialarbeiterin, arbeitet<br />

seit 1985 be<strong>im</strong> Caritasverband<br />

in der Gemeinwesenarbeit<br />

auf der Folsterhöhe.<br />

Das Caritas-Kontaktzentrum<br />

Folsterhöhe - eine Einrichtung<br />

des Caritasverbandes für <strong>Saarbrücken</strong><br />

und Umgebung e.V. - ist ein<br />

Gemeinwesenprojekt in der Hochh<strong>aus</strong>siedlung<br />

Folsterhöhe am Stadtrand<br />

von <strong>Saarbrücken</strong>. Unter dem Schlagwort<br />

„Von der benachteiligten Wohnanlage<br />

zum lebendigen Stadtteil“ engagiert<br />

sich das Kontaktzentrum für und<br />

mit <strong>den</strong> BewohnerInnen für:<br />

• Positive Imagepflege<br />

grün: konkret. 1 / 2012<br />

Zuzug von Russlanddeutschen. Ein Quartier,<br />

in dem Gemeinwesenarbeit gefragt<br />

ist, ein Quartier, in dem das Caritas-Kontaktzentrum<br />

Folsterhöhe gemeinsam<br />

mit <strong>den</strong> BewohnerInnen bessere Lebensbedingungen<br />

<strong>im</strong> Wohngebiet erreichen<br />

möchte.<br />

Be<strong>im</strong> ersten ämter- und dezernatsübergreifen<strong>den</strong><br />

Treffen der Projektgruppe <strong>im</strong><br />

letzten Jahr (Unterschiedliche Stadtämter,<br />

Regionalverband, Kirchengemein<strong>den</strong>,<br />

SGS, Caritas-Kontaktzentrum) wur<strong>den</strong><br />

erste Einschätzungen des Quartiers vorgenommen,<br />

eine Stärken-Schwächen-<br />

Analyse erstellt und bereits vorhan<strong>den</strong>e<br />

Planungen und Konzepte gesammelt.<br />

Jetzt fand vor kurzem der zweite Quartiersworkshop<br />

statt, zu dem auch VertreterInnen<br />

der Folsterhöhe Vereine und<br />

Einrichtungen wie z.B. Kindergarten und<br />

Schule eingela<strong>den</strong> waren.<br />

• Förderung von sozialen Kontakten,<br />

Kommunikation und Integration<br />

• Verbesserung des Wohnumfeldes<br />

• Abbau von Benachteiligungen in<br />

<strong>den</strong> Bereichen Bildung und Arbeit<br />

• Verstärkung der Kultur- und Freizeitangebote<br />

<strong>im</strong> Wohngebiet<br />

• Verhinderung gesellschaftlicher Ausgrenzung<br />

von sozialen Gruppen bzw.<br />

des ganzen Wohngebietes und<br />

• Förderung seiner materiellen und<br />

infrastrukturellen Ausstattung<br />

• Kontakt<br />

Caritas-Kontaktzentrum Folsterhöhe<br />

Hirtenwies 11; 66117 <strong>Saarbrücken</strong><br />

Tel.: 0681-5 64 29<br />

caritasfolsterhoehe@quarternet.de<br />

Internet: www.quarternet.de/fohoe<br />

grün: konkret: Welche Probleme gibt<br />

es auf der Folschder?<br />

Claudia Bickel: „Graue Siedlung in<br />

grüner Lage“ - unter dieses Motto stellt<br />

die Gemeinwesenarbeit die Rundgänge,<br />

die sie mehrmals <strong>im</strong> Jahr interessierten<br />

Besuchergruppen anbietet. Und dieses<br />

Motto charakterisiert auch ganz knapp<br />

das Wohngebiet: eine graue, auf <strong>den</strong><br />

ersten Blick anonym wirkende Hochh<strong>aus</strong>siedlung,<br />

mit viel Licht und Schatten,<br />

mit großen Problemen aber auch einer<br />

Fülle von Ressourcen.<br />

Die Bewohnerschaft der „Folschder“<br />

i<strong>den</strong>tifiziert sich sehr mit ihrer He<strong>im</strong>at<br />

und liebt <strong>den</strong> dörflichen Charakter (jeder<br />

kennt je<strong>den</strong>, es wohnen viele Bekannte,<br />

Freunde und Verwandte in direkter Nachbarschaft)<br />

- aber sie leidet auch unter<br />

dem schlechten Image der Siedlung. Im<br />

Stadtgebiet und sogar darüber hin<strong>aus</strong><br />

gibt es viele Vorurteile und Vorbehalte,<br />

meist eher negative Assoziationen, wenn<br />

der Name „Folsterhöhe“ genannt wird:<br />

Ghetto am Stadtrand, Trabantenstadt<br />

<strong>im</strong> Niemandsland, Russenhügel oder<br />

gar Hartz IV-Quartier sind Sch<strong>im</strong>pfwörter,<br />

die dem/der FolsterhöherIn wehtun,<br />

wenn von ihrem Viertel, ihrer He<strong>im</strong>at die<br />

Rede ist - und zwar meist von <strong>den</strong>jenigen,<br />

die noch nie hier vor Ort waren.<br />

Die Einkommensarmut ist ein großes<br />

Problem: hohe Arbeitslosenquote, viele<br />

BezieherInnen von Transferleistungen<br />

wie Grundsicherung oder Hartz IV leben<br />

in <strong>den</strong> 9 Wohnblocks und insbesondere<br />

die Kinderarmut ist sehr stark <strong>aus</strong>geprägt:<br />

jedes 2. Kind lebt in einem H<strong>aus</strong>halt,<br />

der unter oder gerade am Existenzmin<strong>im</strong>um<br />

lebt.<br />

Dazu kommen weitere Beeinträchtigungen:<br />

erschwerte Bildungszugänge,<br />

gesundheitliche Einschränkungen,<br />

sprachliche Probleme (hoher Anteil an<br />

Personen mit Migrationshintergrund)<br />

und mangelnde Teilhabe am gesellschaftlichen<br />

Leben verstärken das Ohnmachtsgefühl<br />

„die machen doch sowieso,<br />

was sie wollen“. Ganz deutlich zeigt sich<br />

dies an dem Spitzenplatz, <strong>den</strong> die Folsterhöhe<br />

bei der letzten Landtagswahl<br />

einnahm: mit 25,9 % die geringste Wahlbeteiligung<br />

<strong>im</strong> gesamten Regionalverband<br />

<strong>Saarbrücken</strong>.<br />

Nichts desto trotz fühlen sich viele<br />

BewohnerInnen auf der Folsterhöhe

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