30.04.2021 Aufrufe

SUPPLY_NO35_web

Das Magazin für Vergabe und Beschaffung

Das Magazin für Vergabe und Beschaffung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

TITEL I 0121

22

muss der Ausschreiber bisweilen die Echtheit eingereichter

öffentlicher Urkunden prüfen. Wenn

Behörden öffentliche Urkunden auf elektronischem

Wege ausstellen und mit Verifizierungsschlüsseln

in der Blockchain hinterlegen würden,

könnte die Echtheit der übermittelten Urkunde

sehr leicht überprüft werden.

Aber Blockchain ist kein Selbstzweck. Es muss

abgewogen werden, welche Anwendungsfelder

für die Bereiche Ausschreibung und Vergabe

realistisch und effizient sind – und welcher Aufwand

zur Umsetzung gegenübersteht! Ob diese

Technologie in den nächsten 5-10 Jahren für die

Ausschreibung und Vergabe von öffentlichen

Projekten eingesetzt wird, wagen wir daher eher

zu bezweifeln. Selbstverständlich werden wir die

Blockchain-Technologie aber weiter beobachten.

Die Entwicklung von künstlicher Intelligenz

nimmt rapide zu. Welchen Einfluss wird diese

zukünftig auf den E-Commerce haben?

Ja, die Zukunftstechnologie von einst hat längst

den Sprung in den Alltag geschafft. »Siri, wie

funktioniert eigentlich Künstliche Intelligenz?«

Wir haben bestimmt alle bereits erste Erfahrungen

mit der Spracherkennung gemacht. Im

Rahmen der KI wird unter anderem das sogenannte

Machine Learning (deutsch: Maschinelles

Lernen) immer wichtiger. Maschinelles Lernen

ist der Bereich der Künstlichen Intelligenz, der

sich mit dem selbstständigen Erschließen von

Zusammenhängen auf Basis von Datensätzen

beschäftigt. So erhalten wir beispielsweise im (privaten)

E-Commerce-Bereich bei der Auswahl von

Produkten automatisch weitere Produktempfehlungen.

Predictive Analytics kann im E-Commerce

zu entscheidenden Wettbewerbsvorteilen führen.

Mit Preissuchmaschinen haben Verbraucher die

Möglichkeit, aktuelle und günstige Produkte

zu finden und über Links den entsprechenden

Onlineshop auszuwählen.

Doch werden Künstliche Intelligenz und Predictive-Analytics

auch auf den Bereich Ausschreibung

und Vergabe Einfluss haben? Sicherlich lassen

sich Teilbereiche mit Hilfe dieser Trendtechnologien

ersetzen. Aus unserem eVergabe-System

heraus hat der Auftraggeber beispielsweise einen

direkten Zugriff in die Lieferantensuche. Die

Lieferantensuche bietet ihm eine umfangreiche

Datenbank mit qualifizierten Lieferanten. Die

Daten der manuell ausgewählten Firmen können

per Schnittstelle direkt übernommen werden.

Zukünftig könnten dem Auftraggeber so – je

nach Vergabeart und seiner ausgeschriebenen

Maßnahme/Leistung – potenzielle Bieter automatisch

für die Angebotsaufforderung vorgeschlagen

werden.

Aber es gibt auch Teilbereiche bzw. Aufgaben

innerhalb der eVergabe, die sich auch zukünftig

nicht automatisieren lassen, wie zum Beispiel

die Erstellung von Leistungsbeschreibungen und

letztlich die Auswertung

der Angebote.

Immer mehr kleine Handwerksbetriebe

verschwinden vom Markt und werden durch

große Unternehmen ersetzt. Wie bewerten

Sie diese Entwicklung?

Wir bedauern sehr, dass immer mehr kleine

Handwerksbetriebe vom Markt verschwinden.

Wir empfehlen daher gerade den kleinen

Betrieben sich an öffentlichen Ausschreibungen

– auch im Rahmen von Bietergemeinschaften

– zu beteiligen. Denn der Beschaffungsbedarf

der öffentlichen Hand ist trotz bzw. wegen der

gegenwärtigen Pandemie im großen Umfang

vorhanden. Und je mehr kleine Handwerksbetriebe

an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen,

umso mehr Auftraggeber lernen sie kennen. Dies

erhöht ihre Chancen wesentlich, zukünftig ggf.

auch im Kontext von beschränkten Ausschreibungen

und/oder freihändigen Vergaben bzw.

Verhandlungsvergaben ohne Teilnahmewettbewerb

direkt zur Angebotsabgabe aufgefordert zu

werden und bestenfalls den Zuschlag zu erhalten.

Dennoch sollten kleine Unternehmen ausschließlich

an solchen Ausschreibungen teilnehmen, die

sie später auch bewältigen können. Dies gilt in

fachlicher und wirtschaftlicher Hinsicht.

Alle öffentlichen Auftraggeber und alle kleinen/

großen Unternehmen haben bei der Durchführung

von EU-weiten und/oder nationalen Vergabeverfahren

eines gemeinsam: die Verpflichtung

zur eVergabe. Es ist daher eine große Chance für

Unternehmen aller Branchen sich an öffentlichen

Aufträgen zu beteiligen. Selten war der Aufwand

zur Teilnahme so gering.

Gibt es einen Wunsch, den Sie

abschließend noch äußern möchten?

Ja. Ich wünsche mir ganz dringend, dass die Bundesregierung

endlich mit dem Breitbandausbau

vorankommt. Einerseits werden die Arbeitgeber

aufgefordert, ihre Mitarbeiter ins Home-Office zu

schicken, andererseits versäumt es die Regierung,

die Grundlagen zu schaffen. Ohne stabile

Leitungen für alle, macht die Digitalisierung der

Arbeitsplätze wenig Sinn.

Sehr geehrte Frau Schäffer, herzlichen Dank

für dieses Gespräch.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!