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Das Magazin für Vergabe und Beschaffung

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0121 I AKTUELL

Gemeinschaftsunternehmen für unzulässig

erklärt.

Darüber hinaus bestehen aber auch

Zweifel an dem Vergabeverfahren über

die Durchführung der Pkw-Maut an sich.

Der Bundesrechnungshof gab an, darin

einen potenziellen Verstoß gegen das

Vergabe- und Haushaltsrecht zu sehen. Die

Bieter Kapsch und CTS Eventim hätten ein

Angebot über 3 Milliarden Euro gemacht,

das jedoch die 2 Milliarden Euro, die dem

Ministerium vom Bund zur Verfügung gestellt

worden waren, deutlich überschritt.

Daraufhin habe das Verkehrministerium

die Vergabe des Projekts an Toll Collect

in Betracht gezogen, die allerdings nicht

zeitgemäß möglich gewesen wäre. So

wurde eingeräumt, die Bieter könnten

Schulenberg von CTS Eventim stattgefunden

haben. Auch hatte es ein Angebot

von der Telekom gegeben, das nur

2,4 Milliarden Euro betrug.

Der voreilige Vertragsschluss Scheuers

hat auch im Bundestag schwere Vorwürfe

durch die Opposition zur Folge. Seit

Dezember 2019 ermittelt ein Bundestags-

Untersuchungsausschuss zu der Sachlage

und soll Ende Mai oder im Juni 2021 einen

Abschlussbericht veröffentlichen. Grüne,

Linke und FDP kritisieren Scheuer dabei

aufs Schärfste und werfen ihm Fehler zu

Lasten der Steuerzahler vor. Scheuer habe

nicht nur Verträge abgeschlossen bevor

Rechtssicherheit bestand und so einen

finanziellen Schaden für den Bundeshaushalt

in Höhe von 560 Millionen Euro

Gewissen“ gehandelt und bekräftigte, dass

das Vergabe- und Haushaltsrecht eingehalten

worden sei. Oft verwies es auf den

ehemaligen Staatssekretär Gerhard Schulz,

nun Chef bei Toll Collect, den Scheuer zu

den Risiken der Pkw-Maut konsultiert hatte

und der keine europarechtlichen Verstöße

in dem Vorhaben gesehen hatte. Außerdem

widersprach Scheuer der Aussage von

Kapsch und Schulenberg und gab an, dass

eine Aufschiebung der Vertragsunterzeichnung

niemals angeboten worden sei.

Das Desaster um die Pkw-Maut ist

vielschichtig. Eindeutig ist jedoch, dass es

den Bund Millionen kosten wird. Allein

2019 entstanden auch nach dem Kippen

der Maut durch den Europäischen

Gerichtshof weitere Kosten von 3 Millionen

Zahlstellenterminals von Toll Collect mitnutzen

und das Angebot der beiden Bieter

konnte so auf 2 Milliarden Euro heruntergesetzt

werden. Diese Verhandlungen

verliefen allerdings nur mit Kapsch & CTS

Eventim. Zwar waren diese Bieter zu dem

Zeitpunkt die einzigen, die noch am Verfahren

teilnahmen, die Angebotsfrist war

aber noch nicht abgelaufen. Es hätten also

noch andere Bieter ein Angebot abgeben

können, sie wurden aber nicht über die

Änderungen des Leistungsumfangs informiert.

Diese Änderungen könnten damit

vergaberechtlich unzulässig sein. Auffällig

ist zudem, dass mehrere geheime Treffen

zwischen Andreas Scheuer und den beiden

Betreibern Georg Kapsch und Klaus-Peter

verursacht. Es habe bei einem Treffen mit

Georg Kapsch und Klaus-Peter Schulenberg

außerdem ein Gespräch über ein Aufschieben

der Unterzeichnung der Verträge

gegeben. Kapsch und Schulenberg hätten

dies im Anbetracht des kommenden Urteils

des Europäischen Gerichtshofs angeboten,

was Minister Scheuer jedoch abgelehnt

haben soll. Im Laufe der Untersuchungen

durch den Ausschuss klagte die Opposition

zudem immer wieder über Unvollständigkeiten

in Verkehrsminister Scheuers

Schriftverkehr.

In seinen Befragungen am 01.10.2020 sowie

am 28.01.2021 erklärte Scheuer mehrfach

er habe nach „bestem Wissen und

Euro für Personal, das eigens für die

Mautverwaltung eingestellt worden war,

sowie von 5,3 Millionen Euro für Rechtsund

Wirtschaftsberatung, Gutachterleistungen

und Projektmanagement. Wie

hoch der Bruttounternehmenswert tatsächlich

ist, soll ein Gutachten benennen, das

dem Verkehrsministerium vorliegt. Anfang

Januar 2021 reichte die FDP Klage gegen

das Verkehrsministerium vor dem Verwaltungsgericht

Berlin ein, da das Ministerium

bisher eine Einsicht in das Gutachten

verweigert habe. Es bleibt die weitere

Entwicklung abzuwarten und auf eine

kompetente Aufarbeitung der Sachlage zu

hoffen.

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