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8 KULTUR JOKER kunst

Symbolische Kunst aus Holz

Die Galerie Cecile Fakhoury zeigt Arbeiten des Bildhauers Jems Koko Bi

Mit der Kettensäge erschafft

der ivorische Bildhauer Jems

Koko Bi Meisterwerke aus

Holz, ähnlich wie der Malende

ein Kunstwerk mit einem Pinselstrich

entwirft.

Jems Koko Bis monumentale

Holzfiguren und symbolische

Holzschnitte auf Papier erzählen

eine eindrucksvolle Kulturgeschichte.

In seinen Arbeiten

steckt eine originelle Idee, ein

Stück Persönlichkeit und sie

basieren auf eigenen Erfahrungen.

Seine Kunst ist der

Ausdruck einer Wahrnehmung

der Natur als wertzuschätzende

Materie. Dabei kreieren

die Holzmaterialien ein Spiel

mit originellen Formen und

bilden eine Konfrontation zwischen

Volumen und Leerraum.

Dem Künstler ist es hierbei

besonders wichtig, sich der

Nähe zum Ursprung bewusst

zu werden. Dabei bearbeitet er

das Holz zuerst mit der Kettensäge

und nutzt das Messer um

Feinheiten herauszuarbeiten.

Um eine längere Haltbarkeit

der Unikate zu generieren, erhitzt

der afrikanische Künstler

einzelne Holzteile. Die Vielfalt

der Vorgehensweise zeigt uns

ganz deutlich: Jede Kreation

ist ein neues Erlebnis für den

Künstler, mit dem er uns einen

Einblick in afrikanische

Naturvorstellungen gewährt.

Die Kunst des afrikanischen

Künstlers propagiert ein umfassendes

Weltverständnis:

Die Welt trennt die Menschen

nicht von anderen Lebewesen,

sondern sie unterliegen

einer wahrhaften Gleichwertigkeit.

Ein Vogelfuß geht in

ein pflanzliches Gebilde über,

daneben befindet sich ein Menschenkopf.

Beide Gebilde sind

miteinander verwachsen, haben

also einen gemeinsamen

Ursprung. Die Verwurzelung

im Denken an die afrikanische

Heimat des Künstlers im zeitgenössischen

Kunstkontext ist

deutlich zu spüren. Jems Koko

Bi möchte die Welt nicht verändern.

Alles was ihn täglich begleitet,

in seiner Heimat, in der

Welt, all das was seine Ideen

und Persönlichkeit betrifft,

ist die Quelle jeden Impulses.

Was er jedoch erreichen möchte,

ist, sich selbst täglich zu erneuern,

um der Welt zu zeigen,

wie sich alles „im Fluss“ befindet.

Nach dem Studium an der

Kunstakademie in Düsseldorf,

lehrt er heute als Gastdozent

an der Kunsthochschule in

Abidjan. Seine zweite Heimat

ist die Stadt Essen. Jems Koko

Bi gilt als ein bedeutsamer

Vertreter der zeitgenössischen

Kunst der Elfenbeinküste und

ist interna-tional anerkannt.

Seine Werke wurden unter

anderem im Centre Pompidou

in Paris, auf der documenta 13

und mehrfach auf der Biennale

di Venezia ausgestellt. 2019

gründete er die Waldbiennale

Abidjan Green Arts. Mit seiner

Kunst schafft es Jems Koko Bi,

uns das Universelle der Welt

ein wenig näher zu bringen.

Jems Koko Bi: „Père et enfant“, 2020 Foto: Communic‘Art

„Patrimoine“, Jems Koko

Bi, Galerie Cecile Fakhoury,

06 BP 6499 Abidjan 06, Côte

d‘Ivoire. Bis 05. Juni 2021.

Miriam Paustian

„Nach der Shoah“

Das Blaue Haus in Breisach zeigt in seiner

neuen Dauerausstellung die Lebenswege der

Kantorenfamilie Eisemann

Im September 2019 wurde

im Beisein von Nachkommen

der jüdischen Familien Breisachs

die Dauerausstellung

„Jüdisches Leben in Breisach

1931“ eröffnet. In einem weiteren

Raum im Obergeschoss

des Blauen Hauses werden

jetzt die Lebenswege der Mitglieder

der Kantorenfamilie

Eisemann thematisiert, die

bis zum November 1938 im

Obergeschoss des ehemaligen

jüdischen Gemeindehauses gelebt

hatte. Wer konnte wie die

Verfolgung überleben, wer hat

geholfen und wer wurde ein

Opfer der Shoah? Wo leben

die Nachkommen heute? Mit

Fotos, Texten und Hörspielen

nach wahren Begebenheiten

wird versucht, Antworten zu

geben.

Ein Schaudepot präsentiert

Objekte, die Holocaustüberlebende

und ihre Nachkommen

dem Blauen Haus seit der ersten

Begegnungswoche 2000

anvertraut haben. Hinzu kamen

einige Fundstücke aus

heutigen Breisacher Familien.

Die Objekte helfen dabei, die

Alltags- und Festkultur kennenzulernen

und zu erfahren,

was den Mitgliedern der jüdischen

Gemeinde Breisachs

widerfahren ist. Eine interaktive

Erkundung wird mit einer

Forschungsstation angeregt.

So bieten sich für die pädagogische

Arbeit neue und vielfältige

Möglichkeiten.

Am 9. Mai, 16 Uhr soll die

Eröffnung der Dauerausstellung

„Nach der Shoah“ stattfinden.

Die Ausstellung wurde

realisiert mit der Unterstützung

der Landeszentrale für

politische Bildung Baden-

Württemberg.

Serviettenring, hergestellt

1940 von Else Dreifuß im Internierunglager

Gurs, Südfrankreich,

Sammlung Blaues Haus

Breisach

Foto: Blaues Haus Breisach

Kultur- und Literaturtheoretiker

Dr. Klaus Theweleit erhält den Adorno-Preis der Stadt Frankfurt

Klaus Theweleit

Klaus Theweleit, ehemaliger

Professor für Kunst und Theorie

an der Staatlichen Akademie

der Bildenden Künste

Karlsruhe, erhält den Theodor-

W.-Adorno-Preis der Stadt

Frankfurt. Diese hoch angesehene

Auszeichnung gilt der

Anerkennung hervorragender

Leistungen in den Bereichen

Philosophie, Musik, Theater

und Film. Sie ist mit 50.000

Euro dotiert und wird alle drei

Jahre von der Stadt Frankfurt

vergeben, in Erinnerung an

den Philosophen und Soziologen

Adorno (1903-1969), der in

der Stadt geboren wurde und

zu den Hauptvertretern der als

Kritische Theorie bezeichneten

Denkrichtung der sogenannten

„Frankfurter Schule“ gehörte.

Von 1998 bis 2008 lehrte Theweleit

an der Kunstakademie

Karlsruhe. „Er war die ideale

Foto: KT

Brücke zwischen den Feldern

der Kunst und der Theorie in

unserem Haus, fasziniert und

vorurteilsfrei dem Gegenstand

seiner Betrachtung zugewandt,

eine Theorie ohne jede Hoheitsansprüche“,

äußert sich

der Rektor, Harald Klingelhöller,

zu der Ehrung für seinen

ehemaligen Professorenkollegen.

„Ich erinnere mich

an einen aufregenden Vortrag

über Jimmy Hendrix, der mich

vom Fan zu einem wirklichen

Beobachter dieses großartigen

Künstlers gemacht hat. Klaus

Theweleits Arbeit wird für uns

Maßstab bleiben.“

Die Stadt Frankfurt, die durch

ein Kuratorium den Preisträger

bestimmen lässt, begründete

ihre Entscheidung für Klaus

Theweleit in ihrer Presseerklärung

mit dessen Position als

einer der einflussreichsten und

zugleich originellsten Kulturund

Literaturtheoretiker. Sein

zweiteiliges Werk „Männerphantasien“,

das 1977 erschien

und die Körperpolitik des Faschismus

erstmals beschrieb,

gilt seitdem als Standardwerk

kritischer Gesellschaftstheorie.

Es folgten weitere viel beachtete

Werke wie das dreibändige

„Buch der Könige“ (1988 bis

1994) und „Buch der Königstöchter“

(2013). Neben der Literatur

gehören Psychoanalyse,

Film und Popkultur zu Theweleits

produktivem Bezugssystem.

Sein unorthodoxer assoziativer

Stil erscheint heute aktueller

und lebendiger denn je.

Bezüge zu Adorno werden in

der Mitteilung zur Preisvergabe

ebenfalls hergestellt. Wie

dieser überschreite Theweleit,

so spielerisch wie ernst, die

Grenzen der Wissenschaft.

„Sein wucherndes Narrativ,

das von den dunkelsten Seiten

der Menschheit handelt,

zielt letztlich auf einen Akt der

Befreiung, die das Bekenntnis

zu Kunst und Sinnlichkeit einschließt.“

Vorherige Preisträger waren

unter anderen Judith Butler

(2012), Georges Didi-Huberman

(2015) und Margarete von

Trotta (2018). Der erste Preisträger

war im Jahr 1977 der

Soziologe Norbert Elias.

Die Preisvergabe an Klaus

Theweleit findet am 11. September

in der Frankfurter

Paulskirche statt.

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