Anwaltsblatt 2006/11 - Österreichischer Rechtsanwaltskammertag
Anwaltsblatt 2006/11 - Österreichischer Rechtsanwaltskammertag
Anwaltsblatt 2006/11 - Österreichischer Rechtsanwaltskammertag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Abhandlungen<br />
588<br />
haltlich bestimmt war, kam eine Heilung der falschen<br />
Zustellverfügung nicht in Betracht. 23) Dabei ist es auch<br />
nach der Neuformulierung des § 7 ZustG geblieben:<br />
Auch nach § 7 Abs 1 ZustG idF der Novelle BGBl I<br />
2004/10 liegt die Heilung eines Zustellmangels darin,<br />
dass das Schriftstück in die Verfügungsgewalt des<br />
„Empfängers“, welcher aus dem Grunde des § 2 Abs 1<br />
ZustG die in der Zustellverfügung bezeichnete Person<br />
ist, gelangt. War demgegenüber schon eine falsche<br />
Person in der Zustellverfügung als Empfänger bezeichnet,<br />
so liegt nach wie vor kein Fall des § 7 Abs 1 ZustG<br />
vor. 24)<br />
IV. Resümee<br />
Als Fazit ergibt sich nach neuer Rechtslage: Wird im<br />
Fall der Erteilung einer Zustellvollmacht ein Dokument<br />
nicht an den Vertreter (etwa einen Rechtsanwalt),<br />
Fälschliche Zustellung an die anwaltlich vertretene Partei – keine Heilung des Zustellmangels (mehr)<br />
Autor: Univ.-Prof. DDr. Bernd Wieser, Graz<br />
sondern an den Vollmachtgeber bzw Vertretenen<br />
adressiert und zugestellt, so liegt im Grunde des § 9<br />
Abs 3 ZustG eine rechtsunwirksame Zustellung vor,<br />
die – anders als früher – nicht dadurch saniert werden<br />
kann, dass das Dokument nachträglich dem Vertretenen<br />
(dem Rechtsanwalt) „tatsächlich zukommt“. Für<br />
die Rechtspraxis muss diese Veränderung der Rechtslage<br />
wohl als unzweckmäßig empfunden werden. Der<br />
Gesetzgeber bleibt aufgerufen, diese seine (bewusste?)<br />
Entscheidung zu überdenken und eine Rückkehr zum<br />
vormaligen (praktikableren) Rechtszustand in Erwägung<br />
zu ziehen.<br />
23) Vgl nur – alle mN der Judikatur – Hengstschläger, Verwaltungsverfahrensrecht<br />
1 Rz 242; Thienel, Verwaltungsverfahrensrecht 2 , 356;<br />
Walter/Mayer, Verwaltungsverfahrensrecht 8 Rz 228.<br />
24) VwGH 16. <strong>11</strong>. 2005, 2005/12/0229, unter Berufung auf VwGH<br />
7. 9. 2005, 2004/12/0212; vgl ferner Hengstschläger, Verwaltungsverfahrensrecht<br />
3 Rz 242; Thienel, Verwaltungsverfahrensrecht 3 , 337<br />
und 341.<br />
Herkunftslandprinzip – diskutiert mit<br />
in- und ausländischen Experten<br />
Reichelt (Hrsg)<br />
Das Herkunftslandprinzip im<br />
Europäischen Gemeinschaftsrecht<br />
• Herkunftslandprinzip und Europäisches Vertragsrecht<br />
• Herkunftslandprinzip und Dienstleistungsrichtlinie<br />
• The Impact of the State-of-Origin Principle on the Protection of Public<br />
Concerns in International Trade<br />
• Herkunftslandprinzip als Herausforderung für das traditionelle IPR<br />
• Herkunftslandprinzip und Familienrecht<br />
• Herkunftslandprinzip und Anerkennung gerichtlicher Entscheidungen im<br />
europäischen Justizraum<br />
<strong>2006</strong>. VIII, 230 Seiten. Br.<br />
EUR 59,– ISBN-10: 3-214-<strong>11</strong>365-8<br />
ISBN-13: 978-3-214-<strong>11</strong>365-0<br />
Besuchen Sie unsere Fachbuchhandlung für Recht, Steuer, Wirtschaft!<br />
E-Mail: bestellen@MANZ.at • Tel.: 01/531 61-100 • Fax: 01/531 61-455 MANZ’sche Verlags- und<br />
Universitätsbuchhandlung GmbH, Kohlmarkt 16, 1014 Wien FN 124 181w • HG Wien<br />
www.manz.at<br />
Österreichisches <strong>Anwaltsblatt</strong> <strong>2006</strong>/<strong>11</strong>