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STADTMAGAZIN-06-2021-web

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VERANSTALTUNGEN<br />

Regisseur Schorsch Kamerun (kleines Foto) probt derzeit unter anderem mit Matthieu Svetchine, Alexander Swoboda und Annemaaike Bakker.<br />

Fotos: J. Landsberg / S. Then<br />

„Die Straße wird vertont“<br />

Schorsch Kamerun inszeniert „King Arthur – Teil 1“ / Premiere am 13. Juni auf dem Goetheplatz vor dem Theater<br />

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Bekannt wurde Schorsch Kamerun als Sänger<br />

der Hamburger Punkband „Die Goldenen<br />

Zitronen“. Seit einigen Jahren ist der 57-Jährige<br />

auch als Theaterregisseur und Autor<br />

tätig. Im, beziehungsweise vor dem Theater<br />

am Goetheplatz, inszeniert er jetzt die Semi-Oper<br />

„King Arthur“ als musiktheatrales<br />

„Raumnahme“-Spektakel. Wir sprachen mit<br />

dem Regisseur über die Aufführung.<br />

Herr Kamerun, Sie inszenieren derzeit<br />

am Theater Bremen Henry Purcells „King<br />

Arthur“. Warum dieses Stück?<br />

Weil es alt und gleichzeitig superaktuell ist.<br />

Schon in dem Stück aus dem 17. Jahrhundert<br />

ging es um wiederkehrende Gesellschaftsspaltung<br />

und angstgenährte Meinungsmache.<br />

Genau die Themen, die uns auch jetzt<br />

wieder begegnen. Ich glaube an Zeiten, die<br />

sich wiederholen.<br />

Wie aktuell werden Sie in dem Stück?<br />

Wir untersuchen, wer mit welchen Wahrheiten<br />

Politik macht, wer nutzbare Meinungen<br />

schafft und dabei über Einzelne und<br />

größere Gemeinschaften zu bestimmen<br />

versucht. Dabei bewegten die Gemeinschaften<br />

schon vor Jahrhunderten Dinge,<br />

die wir als untrennbar aktuell empfinden,<br />

in anderer Form. Nur dass damals anders<br />

verhandelt und vermittelt wurde, es noch<br />

keine sozialen Medien gab und subtiler<br />

„gesponnen“ wurde. Im Bereich protestierende<br />

Gegenwehr muss man allerdings gar<br />

nicht so weit zurückschauen. Ich sehe zum<br />

Beispiel Parallelen zwischen der von mir<br />

selbst erlebten Punk-Bewegung der 70er<br />

Jahre und „Fridays for Future“ heute. Es geht<br />

in dem Stück auch darum, die eigentlichen<br />

Antriebe – Narzissmus und Status, Geilheit<br />

und ökonomisches Interesse – hinter<br />

all dem Getöse aus Furcht- und Panikalarm<br />

zu entlarven. Es geht also um die Frage, wer<br />

etwas von den wirklichen oder den nur behaupteten<br />

Katastrophen hat.<br />

Sie spielen „King Arthur“ nicht im Theater,<br />

sondern ganz coronakonform davor …<br />

Genau, wir werden mit Chor, Orchester,<br />

Sänger- Schauspieler- und Performer*innen<br />

den Platz vor dem Theater am Goetheplatz<br />

als Konzertinstallation bespielen.<br />

Die Straße wird sozusagen vertont, die Zuschauer<br />

werden dazu mit Funkkopfhörern<br />

ausgestattet. Wir wollen eine echte Mauer<br />

bauen, Unordnungen ausprobieren und Bilder<br />

zwischen plumpen Lösungsbehauptungen<br />

und lebendigen Utopien durchspielen.<br />

Wie viele Menschen bringen Sie in der<br />

Inszenierung auf den Platz?<br />

Um die 40 Spitzentyp*innen.<br />

Auf was dürfen sich die Zuschauer freuen?<br />

Ich hoffe auf attraktive Irritation, pfiffige<br />

Texte und großartige Musik zwischen Barock<br />

und Krach. Neben der wundervollen<br />

Musik Purcells gibt es auch Sachen von mir<br />

und dem ganzen Ensemble.<br />

Wie proben Sie für das Stück?<br />

Derzeit in einzelnen, voneinander getrennten<br />

Gruppen in weißen Masken. Erst auf<br />

dem Goetheplatz werden wir uns – unter<br />

peniblen AHA-Regeln – in die Arme und<br />

Ohren fallen.<br />

Das Stück heißt „King Arthur – Teil 1“.<br />

Heißt das, dass noch ein zweiter Teil geplant<br />

ist?<br />

Aber ja. Geplant ist eine Aufführung in der<br />

übernächsten Spielzeit. (MÄR)<br />

Mehr unter www.theaterbremen.de.

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