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STADTMAGAZIN-06-2021-web

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8<br />

KOLUMNE<br />

BABY-BOOMER-BÖHLING<br />

Tanzschule<br />

Diese Folge hätte auch „Eins, Zwei, Drei, Cha-Cha-Cha,<br />

Vier, Fünf, Sechs“ heißen können, aber das wäre zu lang.<br />

An diese Zählerei erinnere ich mich nämlich immer als<br />

erstes, wenn ich irgendwo das Wort „Tanzschule“ lese. Als zweites<br />

denke ich an Andrea. Andrea war meine erste Liebe und die<br />

vergisst man bekanntlich nie. Glücklicherweise hat sie „Ja“ gesagt,<br />

als ich sie fragte, ob sie mit mir zur Tanzschule gehen wollte.<br />

Danach hat sie dann nie wieder „Ja“ gesagt. Es war also eine<br />

unglückliche erste Liebe und auch die ist seitdem mit meinen<br />

Tanzstunden-Erinnerungen verbunden.<br />

Unser Tanzkurs fand im „Gasthof zur Mühle“ statt – immer<br />

dienstags um achtzehn Uhr. Da wurde dann zuerst wiederholt,<br />

was wir in der letzten Stunde gelernt hatten und im zweiten Teil<br />

gab es neue Schritte zu stolpern. Veranstaltet wurde das Ganze<br />

von der Tanzschule Winter. Herr und Frau Winter waren es auch,<br />

die uns alle Tänze vormachten. Herr Winter war ein eleganter<br />

Herr mit kleinem Schnauzer, der beim Tanzen unentwegt alle<br />

Schritte mitzählte. Ich habe mich schon damals gefragt, ob er<br />

das wohl auch versehentlich tat, wenn er sich irgendwo privat<br />

zur Musik bewegte. Frau Winter war eine kräftige Frau und etwas<br />

größer als ihr Gatte, so wie die Tanzpartnerin von meinem<br />

Freund Bernd, die ihn noch viele Jahre später als Buchhändlerin<br />

mit den Worten. „Na Berni, wie wär’s mit ‘nem Tänzchen?“ begrüßte.<br />

Das fanden wir damals schon alle peinlich und Bernd<br />

wird immer noch rot, wenn er sie trifft. So lernten wir also Wiener<br />

und langsamen Walzer, Cha-Cha-Cha, Rumba, und Discofox,<br />

den einzigen Tanz, den man später wirklich brauchen konnte<br />

– außer Walzer vielleicht. Schnell trennte sich natürlich die<br />

Tanzflächenspreu vom Tanzflächenweizen. Bei einigen konnte<br />

man bereits in der ersten Stunde sehen, wohin dieser Kurs führen<br />

würde, nämlich entweder zu einer schweren Verletzung der<br />

Tanzpartnerin, zu bleibenden Schäden im Bewegungsapparat<br />

des Tanzpartners oder ganz einfach zu dem vielleicht meistgesagten<br />

Satz meiner Tanzschulzeit: „Ich glaube, ich guck heute<br />

mal zu!“ Apropos meistgesagte Sätze … Wissen Sie, was für<br />

mich das schlimmste Wort an diesen Abenden war? Es war das<br />

Wort „Damenwahl“! Mir trieb das regelmäßig Schweißperlen<br />

auf die Stirn, denn mich erwischte jedes Mal die eine, die ich am<br />

wenigsten mochte. Und genau die ließ mich dann für die nächsten<br />

drei Tänze nicht mehr los. Egal, nach zehn Wochen waren<br />

aus Jungs und Mädchen schließlich Herren und Damen geworden,<br />

von denen sich Letztere erst auffordern und dann nach<br />

jedem Tanz von ihren Herren wieder zum Tisch führen ließen.<br />

Zwischendurch wurde gewalzt, gechachat<br />

und gediscofoxt, als gäbe es kein<br />

Morgen und dann stand er endlich<br />

fest: der Termin für den Abtanzball!<br />

Bei der Wahl der Garderobe waren<br />

schon damals die Unterschiede deutlich,<br />

und ich bin sicher, dass einige<br />

Klamotten danach nie wieder angezogen<br />

wurden. Ja, so war das damals und<br />

Dirk Böhling, Jahrgang<br />

1964, ist Schauspieler,<br />

Regisseur, Moderator<br />

und Autor. Im STADT-<br />

MAGAZIN wirft er einen<br />

Blick auf seine Generation<br />

– und auf Bremen.<br />

viel hat sich seitdem in der Tanzschule<br />

nicht geändert, außer vielleicht, dass<br />

die Dame heutzutage nicht mehr so<br />

viel Haar zeigt, wo man es nicht unbedingt<br />

sehen möchte, wenn Sie wissen<br />

was ich meine, womit wir wieder bei<br />

meiner Erfahrung mit der Damenwahl<br />

wären – aber lassen wir das!<br />

LOKALES<br />

Sommer- statt Osterwiese?<br />

Die diesjährige Osterwiese fand aufgrund der Pandemie<br />

nicht wie geplant im Frühjahr statt. Sie könnte mit ihren<br />

Fahrgeschäften, Imbissbuden und Verkaufsständen aber im<br />

Juni, dann sozusagen als Sommerwiese, auf die Bürgerweide<br />

kommen. Derzeit ist sie für den Zeitraum vom 18. Juni bis<br />

zum 4. Juli geplant. Ob die Veranstaltung dann tatsächlich<br />

durchgeführt werden kann, ist abhängig von der weiteren<br />

Entwicklung der Pandemie, insbesondere den Möglichkeiten<br />

der Lockerungen und den damit einhergehenden Entscheidungen<br />

und Vorgaben für die Durchführung einer solchen<br />

Veranstaltung. Die Planungen für die Veranstaltung werden<br />

fortlaufend und tagesaktuell angepasst, dies gilt für den Aufbauplan<br />

ebenso wie für das Hygienekonzept. (SM)<br />

Die City blüht auf<br />

Rhododendren und Apfelbäume säumen die<br />

Obernstraße und die innerstädtischen Quartiere<br />

Die Bremer City blüht auf: Dank sinkender Inzidenzwerte<br />

und die ordentlich an Fahrt aufnehmende Impfkampagne<br />

können Einzelhandel, Kultureinrichtungen und Gastronomie<br />

nun öffnen und laden zum Besuch in die Bremer Innenstadt<br />

ein. Da Shopping, Kultur und Schlemmen in Frühlingslaune<br />

und im farbenfrohen Ambiente gleich viel mehr Freude<br />

macht, blüht die Bremer City in diesen Tagen so richtig auf und<br />

stimmt auf den nahenden Sommer<br />

ein: An zahlreichen Orten<br />

entfalten Rhododendren, bunte<br />

Frühblüher und Apfelbäume ihre<br />

Blüten und stehen bald in voller<br />

Pracht. „Moin“ – so einfach, kurz<br />

und knapp, wie es der Bremer<br />

liebt, steht es in über zwei Meter<br />

großen Lettern in den Wallanlagen,<br />

begrüßt aus einem bunten<br />

Blumenbeet heraus die Innenstadtbesucher<br />

und macht Lust<br />

auf ein Fotoandenken. (SM)<br />

www.bremen-city.de<br />

Foto: K. Wiede<br />

Foto: CI

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