14.06.2021 Aufrufe

Industrieanzeiger 11.2021

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

NEWS & MANAGEMENT «<br />

Mehr noch als bei Verhandlungen von<br />

Angesicht zu Angesicht besteht jetzt<br />

die Herausforderung darin, die Motive<br />

und Emotionen der anderen Partei auch<br />

am Bildschirm zu verstehen.<br />

privates Umfeld zulässt. Zum Beispiel die<br />

Tochter, die ins Büro kommt, vorstellen<br />

und sie nicht verärgert schnell rausschicken.<br />

Oder über den Hund, der auf dem<br />

Boden liegt, reden, wenn man weiß, dass<br />

der Verhandler auf der anderen Seite auch<br />

einen Hund hat. Oder Bücher und Bilder<br />

im Hintergrund platzieren, die einen persönlichen<br />

Einblick gewähren und helfen,<br />

Vertrauen und Nähe zu schaffen.<br />

Ist das Auftreten für das erste Business<br />

Meeting geprobt, sollte man jetzt seine<br />

virtuellen Meetings proben. Psychologische<br />

Experimente<br />

besagen, dass die<br />

Bedeutung einer<br />

Botschaft zu einem<br />

Großteil nonverbal<br />

durch Mimik und<br />

Gestik sowie dem<br />

Klang der Stimme<br />

und nur zu einem geringen Teil durch die<br />

verwendeten Worte kommuniziert wird.<br />

Wie also ist das eigene Erscheinungsbild<br />

vor der Kamera? Ein Rollenspiel mit einem<br />

Kollegen, das aufgenommen wird, kann<br />

einen Eindruck vermitteln, wie man auf<br />

die andere Partei wirkt. Wie war die Körperhaltung?<br />

Die nonverbale Kommunikation?<br />

Der Tonfall? Es gilt Licht und Kamera<br />

richtig einzusetzen: Die Kamera sollte<br />

am besten auf Augenhöhe eingestellt<br />

sein, so das man nicht von oben herabschaut.<br />

Das Licht sollte nicht von hinten<br />

kommen, damit das Gesicht zu sehen ist.<br />

Wenn man einen höhenverstellbaren<br />

Schreibtisch hat, sollte man sich hinstellen<br />

und im Stehen sprechen. Das wirkt<br />

dynamischer und emotionaler.<br />

3. Die Gegenseite: Mehr noch als bei<br />

Verhandlungen von Angesicht zu Angesicht<br />

besteht jetzt die Herausforderung<br />

darin, die Motive und Emotionen der anderen<br />

Partei auch am Bildschirm zu verstehen.<br />

Das Spannende an Verhandlungen<br />

ist ja dieser psychologische Aspekt: zu erkennen,<br />

was die andere Seite vorhat. Um<br />

Missverständnisse oder Irritationen zu<br />

» Geschulte Verhandler<br />

bereiten die komplette<br />

Verhandlung minutiös vor,<br />

auch die virtuelle. «<br />

vermeiden, sollte man zu Verhandlungsbeginn<br />

ansprechen, wenn man sich Notizen<br />

macht oder einen zweiten Bildschirm<br />

nutzt: „Verzeihen Sie, wenn ich nicht immer<br />

in die Kamera schaue. Ich bin jedoch<br />

ganz bei Ihnen.“ In virtuellen Verhandlungen<br />

fehlen uns viele Hinweise der Körpersprache<br />

und Atmosphäre, um Situationen<br />

richtig deuten zu können. Daher sollte<br />

man vorsichtig formulieren etwa in dem<br />

Sinn: „Für mich hört sich das an, als ob…“<br />

oder „habe ich das so richtig verstanden?“<br />

Auch sollte man häufiger das Besprochene<br />

zusammenfassen und fragen, ob das<br />

auch die andere Seite so sieht.<br />

4. Der Prozess: Geschulte Verhandler<br />

bereiten die komplette Verhandlung minutiös<br />

vor, auch die virtuelle. Sie entwickeln<br />

einen detaillierten Multi-Channel-Kommunikationsplan<br />

für alle Phasen der<br />

Verhandlung, um<br />

die ausgearbeitete<br />

Verhandlungsstrategie<br />

proaktiv zu<br />

steuern und umzusetzen.<br />

Verhandlungsführer<br />

müssen alle verfügbaren Kommunikationskanäle<br />

beherrschen. Denn als<br />

Verhandler muss man immer die Kontrolle<br />

über den Verhandlungsprozess haben. Dazu<br />

gehört auch das Medium. Wer all dies<br />

berücksichtigt, vermeidet Missverständnisse<br />

und schlechte Verhandlungsergebnisse.<br />

FAZIT<br />

Verhandlungen sind seit Beginn<br />

der Covid-Pandemie<br />

schwieriger, weil der Spielraum<br />

für Kompromisse in der<br />

Wirtschaftskrise geringer<br />

wird. Und sie finden meist<br />

virtuell, bei sozialer und<br />

räumlicher Distanz statt.<br />

Damit wächst das Risiko von<br />

Missverständnissen und<br />

schlechten Verhandlungsergebnissen.<br />

Dem lässt sich<br />

begegnen, indem virtuelles<br />

Verhandeln gelernt wird.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 11 | 2021 25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!