Industrieanzeiger 11.2021
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Bild: Deutscher Robotik Verband<br />
Olaf Gehrels, Sprecher<br />
des Deutschen Robotik<br />
Verbandes und ehemaliger<br />
Fanuc-Europa-<br />
Chef: „Mittelständler<br />
brauchen vor allem<br />
einfache Lösungen,<br />
die sich schnell implementieren<br />
lassen und<br />
ebenso schnell bezahlt<br />
machen.“<br />
Bild: Deutscher Robotik Verband<br />
Helmut Schmid, Vorsitzender<br />
des Deutschen<br />
Robotik Verbandes<br />
und ehemaliger<br />
Deutschland-Chef bei<br />
Universal Robots: „Für<br />
Cobots und Industrieroboter<br />
gibt es gleichermaßen<br />
eigenständige<br />
Einsatzgebiete<br />
und daher genügend<br />
Potenzial, um weiter<br />
wachsen zu können.“<br />
sondern allenfalls über die Mitarbeit in den Ausschüssen<br />
an der Weiterentwicklung der Normen mitwirken.<br />
Hinzu kommt, dass die einfache Bedienung inzwischen<br />
nicht mehr nur ein Alleinstellungsmerkmal<br />
klassischer Cobots ist. Auch Industrieroboter-<br />
Newcomer wie Fruitcore versprechen eine einfache<br />
Bedienung über Tablets. Zudem sorgen junge Unternehmen<br />
wie Wandelbots, Artminds und Drag&Bot<br />
für frischen Wind in der Roboterprogrammierung<br />
und bieten Zusatzsoftware an, mit der sich klassische<br />
Industrieroboter wesentlich einfacher bedienen lassen<br />
– und das sogar herstellerübergreifend. Und<br />
schließlich können Industrieroboter mit einer zusätzlichen<br />
Sensorik oder einer Schutzhaut-Lösung wie<br />
„Airskin“ von Blue Danube aus Wien zunehmend<br />
auch im MRK-Bereich zum Einsatz kommen.<br />
Verschmelzen also die Segmente Cobot und Industrieroboter?<br />
„Nein“, sagt der Industrieroboter-Experte<br />
Heiko Röhrig. „Man muss die klassischen Anwendungen<br />
von Industrierobotern klar trennen von den<br />
Applikationen mit Kooperation und Kollaboration,<br />
denn hier hat ein normaler Industrieroboter nichts<br />
verloren.“ Allerdings habe die smarte Programmierung<br />
den Weg für die Cobots in die Anwendungsbereiche<br />
der Industrieroboter teilweise geebnet.<br />
Zudem kamen viele Unternehmenschefs auf die<br />
Idee, einen Cobot statt eines Industrieroboters einzusetzen,<br />
um so auf die teuren Schutzeinrichtungen<br />
verzichten zu können. Der Schuss ging oft nach hinten<br />
los. Röhrig ist regelmäßig in den Produktionshallen<br />
im Land unterwegs ist und hat viele Projekte gesehen,<br />
die ursprünglich mal als ambitioniertes Vorzeigeprojekt<br />
ohne Schutzzaun gestartet wurden und<br />
dann nachträglich auf Druck von TÜV und Berufsgenossenschaft<br />
kleinlaut eingehaust wurden. „Die anfängliche<br />
Freude bei Kunden über die Verheißungen<br />
des Cobot-Marketings weicht oft der Ernüchterung,<br />
wenn der Blick auf Output und Taktzeiten geht“,<br />
weiß Röhrig. „Am Ende sind das nun mal die Parameter,<br />
die zusammen mit dem Preis die Wirtschaftlichkeit<br />
ausmachen.“<br />
Auch nach Einschätzung von Schmid wird es wohl<br />
nur in Teilbereichen zu Überschneidungen von Cobots<br />
und Industrierobotern kommen: „Für beide<br />
Sparten, ob nun einfach zu bedienen oder traditionell<br />
programmiert, gibt es eigenständige Einsatzgebiete<br />
und daher genügend Potenzial, um weiter wachsen<br />
zu können.“ Am Ende würden die klassischen Größen<br />
wie Gewicht, Geschwindigkeit, Reichweite und Preis<br />
entscheiden, welcher Roboter für die jeweilige Anwendung<br />
am besten geeignet ist.<br />
Cobots sind aber nicht nur einfach zu programmieren<br />
und vom Gewicht her leicht, sondern bieten zudem<br />
eine Flexibilität, die Industrierobotern mit zusätzlicher<br />
Sensorik und Schutzhaut fehlt. „Das Gesamtkonzept<br />
des Cobots ist das eigentliche Alleinstellungsmerkmal“,<br />
ergänzt Schmid. „Wo Mitarbeiter<br />
auf engem Raum einfache, monotone und gesundheitsbelastende<br />
Tätigkeiten ausführen, ist der Cobot<br />
am rechten Platz.“<br />
(us)<br />
Bild: fruitcore robotics<br />
Mit seinem preiswerten Robotersystem „Horst“ will der Hersteller Fruitcore eine Automatisierung<br />
auch dort ermöglichen, wo sonst aus Kostengründen kein Roboter eingesetzt<br />
werden würde.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 11 | 2021 29