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Vernichten oder Offenlegen? Zur Entstehung des Stasi ... - BStU

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12<br />

lichen auf zwei Probleme: Er versuchte, "Offiziere im besonderen Einsatz" (OibE) 29 <strong>des</strong><br />

Staatssicherheitsdienstes, die nach wie vor an leitenden Stellen in Staat und Wirtschaft tätig<br />

waren, ausfindig zu machen und ihre Entlassung zu erreichen30 . Außerdem beteiligte er sich<br />

maßgeblich an der Ausarbeitung <strong>des</strong> "Gesetzes zur Sicherung und Nutzung der personenbezogenen<br />

Daten <strong>des</strong> ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit/Amtes für Nationale<br />

Sicherheit" 31 , das am 24. August 1990 in der Volkskammer verabschiedet wurde. Neben dem<br />

Sonderausschuß befaßten sich zwei weitere Ausschüsse mit dem Staatssicherheitsdienst und<br />

den Auswirkungen seiner Tätigkeit: Bereits am 5. April hatte die Volkskammer die<br />

Einsetzung <strong>des</strong> "Zeitweiligen Prüfungsausschusses" beschlossen, der die Abgeordneten der<br />

Volkskammer auf eine frühere Zusammenarbeit mit dem MfS überprüfen sollte32 . Am 6. Juli<br />

1990 beauftragte die Volkskammer einen weiteren Ausschuß, mutmaßliche Verbrechen <strong>des</strong><br />

MfS in der psychiatrischen Klinik Waldheim und anderen medizinischen Einrichtungen zu<br />

untersuchen33 .<br />

Mit den parlamentarischen Ausschüssen geriet Diestel immer wieder in Konflikt. So sperrte<br />

er ihnen beispielsweise am 10. Juli 1990 den Zugang zu den Archiven. Es bedurfte erst einer<br />

Sitzung <strong>des</strong> Präsidiums der Volkskammer, damit die Ausschüsse weiterarbeiten konnten34 .<br />

Zusätzliche Kritik brachte Diestel die Tatsache ein, daß er die von Modrow ins Innenministerium<br />

übernommenen rund 3.500 ehemaligen Mitarbeiter <strong>des</strong> MfS weiter beschäftigte35<br />

. Als schließlich im September 1990 bekannt wurde, daß Offiziere <strong>des</strong> Staatssicherheitsdienstes<br />

im besonderen Einsatz seit Monaten in mehreren Ministerien unentdeckt tätig<br />

waren und zudem der Büroleiter <strong>des</strong> Staatlichen Komitees für die Auflösung <strong>des</strong> MfS/AfNS,<br />

Dieter Stein, als OibE enttarnt wurde, stellten 20 Abgeordnete aus allen Fraktionen in der<br />

Volkskammersitzung vom 13. September 1990 den Antrag, Diestel wegen Unfähigkeit bei<br />

der Auflösung <strong>des</strong> Staatssicherheitsdienstes als Innenminister abzuberufen. Der Antrag<br />

29 Angehörige <strong>des</strong> MfS, die unter Tarnung ihrer Zugehörigkeit zum MfS in "sicherheitspolitisch bedeutsamen<br />

Positionen im Staatsapparat, der Volkswirtschaft <strong>oder</strong> in anderen Bereichen <strong>des</strong> gesellschaftlichen Lebens"<br />

eingesetzt wurden. Nach außen hin standen diese Mitarbeiter in einem Dienstverhältnis mit der Institution,<br />

in der sie jeweils tätig waren; Ordnung 6/86 <strong>des</strong> Ministers vom 17.3.1986 über die Arbeit mit Offizieren im<br />

besonderen Einsatz <strong>des</strong> Ministeriums für Staatssicherheit. OibE-Ordnung; Der Bun<strong>des</strong>beauftragte für die<br />

<strong>Stasi</strong>-Unterlagen, Zentralarchiv, Dokumentenstelle 103276. Vgl. auch Gill/Schröter: Ministerium, S.118­<br />

120.<br />

30 Gill/Schröter: Ministerium, S. 282 f.<br />

31 Dokument 39.<br />

32 1. Tagung der Volkskammer, in: Volkskammer, Protokolle, 10. Wahlperiode, Bd. 27, S. 9. Die genaue<br />

Aufgabenstellung für den Ausschuß wurde in der 2. Sitzung der Volkskammer am 12.4.1990 beschlossen;<br />

ebenda, S. 24-27.<br />

33 22. Tagung der Volkskammer, in: Volkskammer, Protokolle, 10. Wahlperiode, Bd. 28, S. 940-942, sowie<br />

Antrag aller Fraktionen der Volkskammer der DDR, Drucksache 125, 5.7.1990, in: Volkskammer,<br />

Drucksachen, 10. Wahlperiode, Bd. 34. <strong>Zur</strong> Tätigkeit der Ausschüsse vgl. Gill/Schröter: Ministerium,<br />

S. 281-286; Links: Akteure, S. 93-96.<br />

34 Streit um <strong>Stasi</strong>-Akten beigelegt, in: Frankfurter Rundschau (künftig: FR), 13.7.1990.<br />

35 Alle wußten Bescheid - außer dem Innenminister, in: BZ, 26.9.1990.

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