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Vernichten oder Offenlegen? Zur Entstehung des Stasi ... - BStU

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28<br />

abermals vor einem Zugriff der Geheimdienste. Bis zum 28. September wollten sie ihren<br />

Hungerstreik noch fortsetzen136 .<br />

Der Vorsitzende <strong>des</strong> Sonderausschusses Joachim Gauck, der an den Verhandlungen beteiligt<br />

gewesen war137 , verteidigte dagegen den erzielten Kompromiß. Das Verhandlungsergebnis<br />

enthalte wesentliche Teile der angestrebten Lösung. Wichtig sei, daß in Zukunft niemand am<br />

Sonderbeauftragten vorbei handeln könne138 . Vom Ministerrat mit breiter Zustimmung der<br />

Volkskammer vorgeschlagen, wurde Joachim Gauck von der Bun<strong>des</strong>regierung zum<br />

Sonderbeauftragten für die Verwahrung der Akten und Dateien <strong>des</strong> ehemaligen MfS/AfNS<br />

ernannt. Er trat sein Amt am 3. Oktober 1990 an, dem Tag <strong>des</strong> Beitritts der DDR zur<br />

Bun<strong>des</strong>republik.<br />

5. Von Oktober 1990 bis Dezember 1991 - Die Gesetzgebungsdebatte<br />

Am 16. Oktober 1990 begann ein elfköpfiger Stab mit dem Aufbau der Behörde <strong>des</strong><br />

Sonderbeauftragten. Diese Aufgabe war alles andere als einfach zu lösen. Nicht allein, daß<br />

aus dem Nichts eine Behördenstruktur zu schaffen war, möglichst schnell die anfangs<br />

vorgesehenen 978 Mitarbeiter eingestellt, geeignete Räume für Büros und vor allem für die<br />

Aktenlagerung gefunden werden mußten139 - auf der neuen Behörde lasteten auch<br />

außerordentliche Erwartungen: Im Februar 1991 lagen bereits über 30.000 Anfragen für die<br />

Überprüfung von Personen auf inoffizielle Zusammenarbeit mit dem MfS vor. Zu diesem<br />

Zeitpunkt hatte man aber wegen der großen Zahl der zu sichtenden Bewerbungen erst 175<br />

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einstellen können, von denen ein Teil aus der<br />

Bürgerbewegung und den Bürgerkomitees stammte. Ein weiteres Problem für die Tätigkeit<br />

<strong>des</strong> Sonderbeauftragten stellte der Umstand dar, daß nur etwa 20 bis 40 Prozent der Akten<br />

erschlossen waren140 .<br />

Eine der ersten Aufgaben der neuen Behörde stellte die Erarbeitung einer vorläufigen Benutzerordnung<br />

für die MfS-Unterlagen dar. Beteiligt waren daran das Bun<strong>des</strong>innenministerium,<br />

der Bun<strong>des</strong>datenschutzbeauftragte, das Bun<strong>des</strong>archiv sowie die Bürgerkomitees141<br />

. Die Gestaltungsmöglichkeiten für die am 12. Dezember 1990 inkrafttretende<br />

"Vorläufige Ordnung für die Nutzung personenbezogener Unterlagen <strong>des</strong> ehemaligen<br />

Ministeriums für Staatssicherheit/Amt für Nationale Sicherheit" waren allerdings gering. Die<br />

136 Dokument 14. Auch in anderen Städten gingen die Aktionen noch weiter, vgl. "<strong>Stasi</strong>-Behörde" soll etwa<br />

1.000 Personen beschäftigen, in: Der Morgen, 24.9.1990.<br />

137 Jochen Gauck über die <strong>Stasi</strong>-Akten: "Eher Auskunft als Akteneinsicht", in: taz, 19.9.1990.<br />

138 Ebenda sowie Dokument 15.<br />

139 Vgl. Tätigkeitsbericht, Drs. 12/5200, S. 11-15.<br />

140 Papiere nur in Kilometern meßbar, in: Woche im Bun<strong>des</strong>tag (künftig: wib), Nr. 3, 27.2.1991, S. 9.<br />

141 Vgl. Dokument 17.

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