Mensa 75th anniversary special issue
An special issue to Mensa's 75th anniversary produced by MinD-Mag, the magazine of Mensa in Deutschland
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1950<br />
Joy Paul Guilford tritt im September 1950<br />
sein Amt als Präsident der American Psychological<br />
Association an. Der Psychologieprofessor<br />
mit Schwerpunkt Intelligenzforschung<br />
ging mit seiner Antrittsrede in die<br />
Geschichte ein, da er Kreativität als ein eigenständiges<br />
und unabhängiges Phänomen<br />
neben der Intelligenz beschrieb und ihre<br />
Bedeutung zur Lösung der zukünftigen Herausforderungen<br />
hervorhob. Während Intelligenz<br />
zu diesem Zeitpunkt schon intensiv<br />
beforscht worden war, war über Kreativität<br />
noch ungleich weniger bekannt. Seine<br />
Rede markiert die Geburtsstunde der modernen<br />
empirischen Kreativitätsforschung.<br />
1959<br />
Sir Cyril Burt (1883–1971), ein britischer pädagogischer<br />
Psychologe und früher Unterstützer<br />
der eugenischen Bewegung, wird<br />
der erste Präsident von <strong>Mensa</strong> und treibt<br />
die Intelligenzforschung innerhalb des Vereins<br />
wesentlich voran. Bis zu seinem Tod<br />
im Jahr 1971 bleibt er <strong>Mensa</strong> eng verbunden.<br />
Sein wissenschaftliches Vermächtnis zur<br />
Erblichkeit von Intelligenz wird dadurch in<br />
Frage gestellt, dass er Forschungsdaten ab<br />
dem Zweiten Weltkrieg zu getrennt aufgewachsenen<br />
Zwillingen gefälscht und teilweise<br />
komplett frei erfunden hatte, wie sich<br />
nach seinem Tod herausstellte.<br />
Auch zwei seiner angeblichen Mitarbeiterinnen<br />
und Coautorinnen konnten nie ausfindig<br />
gemacht werden. Unterstützer von<br />
Burt, teilweise selbst aus dem rechtskonservativen<br />
Lager der Intelligenzforschung,<br />
warfen seinen Kritikern ideologische Motive<br />
vor.<br />
1965<br />
John Horn, ein Schüler des Persönlichkeitspsychologen<br />
und Intelligenzforschers Raymond<br />
B. Cattell, legt in seiner Doktorarbeit<br />
dar, dass Intelligenz alles andere als ein einheitliches<br />
Konstrukt ist, sondern aus verschiedenen<br />
Teilaspekten besteht, die sich<br />
über die Lebensspanne ganz unterschiedlich<br />
entwickeln. Basierend auf Arbeiten seines<br />
Lehrers findet er heraus, dass die weitestgehend<br />
angeborene fluide Intelligenz<br />
ihren Gipfel im jungen Erwachsenenalter<br />
erreicht und dann kontinuierlich abfällt,<br />
während die kristalline Intelligenz (im<br />
Wesentlichen das mithilfe von Lernprozessen<br />
erworbene Wissen) zunächst ansteigt<br />
und dann bis ins hohe Alter konstant bleibt<br />
oder sogar noch ansteigen kann. Das Modell<br />
geht als „Cattell-Horn-Modell“ oder „Gf-<br />
Gc-Modell“ in die Intelligenzforschung ein.<br />
1969<br />
Der Psychologe Arthur Jensen, ein Schüler<br />
Burts, äußert sich in einem Übersichtsartikel<br />
(„How much can we boost IQ and scholastic<br />
achievement?“) kritisch zu den bisherigen<br />
Versuchen, Intelligenz und Schulleistungen<br />
mithilfe gezielter Interventionen zu<br />
steigern. Seiner Ansicht nach weisen die<br />
mäßigen Erfolge der bisherigen Förderansätze<br />
darauf hin, dass Intelligenz genetisch<br />
bedingt ist. Dass Tests einen kulturellen<br />
Bias zugunsten bestimmter Gruppen aufweisen<br />
könnten, lehnt er ab.<br />
1979<br />
Robert Francis Peckham (1920–1993), Richter<br />
des United States District Court for the<br />
Northern District of California, fällt ein<br />
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34 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021