2 - Kultur- und Kreativwirtschaft in Hessen
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»<br />
Es ist die so genannte kle<strong>in</strong>e <strong>Kultur</strong>wirtschaft, die sich<br />
bevorzugt <strong>in</strong> vernachlässigten Räumen im Stadtgefüge ansiedelt:<br />
» Raumgestaltung, Shop- <strong>und</strong> Ausstellungsdesign,<br />
Ausstellungsorganisation,<br />
» Kunsthandwerk (Restauratoren, Instrumentenbauer,<br />
Buchb<strong>in</strong>der <strong>und</strong> -drucker, Goldschmiede etc.),<br />
» Kunst (Galerien, Maler, Bildhauer, Video- <strong>und</strong><br />
Objektkünstler),<br />
» Musik (Komponisten, Tonstudios <strong>und</strong> Proberäume,<br />
Interpreten, kle<strong>in</strong>e Musiklabels, Musikvertrieb <strong>und</strong><br />
Veranstaltungsplanung),<br />
» <strong>Kultur</strong>- <strong>und</strong> Eventmanagement (Mittelakquise,<br />
Sponsor<strong>in</strong>g, Projektkonzeption, -organisation <strong>und</strong><br />
-abwicklung),<br />
» <strong>Kultur</strong>tourismus (Bildungsreisen, Themenreisen,<br />
Stadtführungen),<br />
» <strong>Kultur</strong>pädagogik (Museumspädagogik, kulturelle<br />
Angebote für Schulen, Erwachsenenbildung).<br />
Die kle<strong>in</strong>en kulturwirtschaftlichen Unternehmungen<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen Segmenten des <strong>Kultur</strong>bereichs <strong>und</strong><br />
Lifestyle-Marktes tätig <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrem Produktspektrum<br />
meist sehr spezialisiert. Sie zeichnen sich durch e<strong>in</strong>e<br />
große <strong>in</strong>haltliche <strong>und</strong> unternehmensstrategische bzw.<br />
persönliche Flexibilität aus. Das Alter der Akteure liegt<br />
überwiegend zwischen 20 <strong>und</strong> 30 Jahren, im Bereich<br />
der Bildenden Kunst auch darüber.<br />
Zum Branchenspektrum im Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Gebiet, vor<br />
allem <strong>in</strong> Frankfurt <strong>und</strong> Offenbach, gehören zahlreiche<br />
re<strong>in</strong>e Künstlerateliers oder -geme<strong>in</strong>schaften, wie<br />
<strong>in</strong> der MATO-Fabrik <strong>in</strong> Offenbach. Stark vertreten<br />
s<strong>in</strong>d selbständige Designer <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>e Designunternehmen.<br />
Sie spezialisieren sich, beispielsweise auf<br />
Möbeldesign oder Modedesign wie die Unternehmen<br />
<strong>in</strong> der Brückenstraße <strong>in</strong> Frankfurt-Sachsenhausen. Zu<br />
den typischen Kle<strong>in</strong>unternehmen der Region gehören<br />
zudem kle<strong>in</strong>e Werbeagenturen, die mit Praktikanten<br />
Künstler, Freiberufler, Kle<strong>in</strong>st- <strong>und</strong> Mikrounternehmen<br />
2 www.clemens-en-august.com.<br />
aus kulturbezogenen Branchen.<br />
<strong>und</strong> projektbezogenen „Freelancern“ arbeiten <strong>und</strong><br />
<strong>in</strong> der Regel kaum über festangestellte Beschäftigte<br />
verfügen. Daneben gibt es auch künstlerisch <strong>und</strong> thematisch<br />
breiter orientierte Unternehmen wie Morgen<br />
Studio <strong>in</strong> der Nähe der Hanauer Landstraße <strong>in</strong> Frankfurt,<br />
das die Schwerpunkte Design, Möbelmanufaktur,<br />
Raumkonzeption <strong>und</strong> Architektur hat.<br />
Galerien realisieren zunehmend ihr Hauptgeschäft auf<br />
Messen <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d deswegen immer weniger an dauerhaften<br />
Verkaufsräumen <strong>in</strong> teuren Innenstadtlagen<br />
<strong>in</strong>teressiert, zumal sich Besuche potenzieller K<strong>und</strong>en<br />
mitunter lediglich auf Vernissagen beschränken. Da<br />
die Mietkosten <strong>in</strong> diesen Lagen für e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Lagerhaltung<br />
unangemessen hoch s<strong>in</strong>d, suchen <strong>in</strong>sbesondere<br />
kle<strong>in</strong>ere Galerien <strong>in</strong>novative Präsentations- <strong>und</strong><br />
Organisationsformen für ihr Geschäft. Temporär<br />
gemietete Ausstellungsräume <strong>in</strong> preisgünstigeren<br />
Lagen oder <strong>in</strong> alt<strong>in</strong>dustriellen Gebäudeensembles s<strong>in</strong>d<br />
hier zu e<strong>in</strong>er Alternative geworden.<br />
Auch <strong>in</strong> der Modebranche gibt es Tendenzen zur temporären<br />
Nutzung von Verkaufsflächen. So vertreibt<br />
das Designlabel Clemens en August se<strong>in</strong>e Kollektion<br />
nicht <strong>in</strong> gewöhnlichen Ladengeschäften. Die Modelle<br />
werden nur während zweier Verkaufstouren im Jahr<br />
den K<strong>und</strong>en angeboten, immer an Orten, die mit<br />
Kunst zu tun haben: im Museum für Angewandte<br />
Kunst (MAK) <strong>in</strong> Wien etwa, <strong>in</strong> der Produzentengalerie<br />
Hamburg oder <strong>in</strong> den Berl<strong>in</strong>er Kunstwerken.<br />
In Frankfurt am Ma<strong>in</strong> machte die „Wanderware“ im<br />
letzten Jahr Station. 2<br />
Solche Trendgeschäfte – auch „Guerilla stores“ genannt<br />
– s<strong>in</strong>d oft nur durch M<strong>und</strong>propaganda zu f<strong>in</strong>den<br />
<strong>und</strong> existieren nur für wenige Tage oder Wochen<br />
abseits etablierter Kaufhaus-Giganten <strong>und</strong> luxuriöser<br />
Flagship-Stores. Sie stellen e<strong>in</strong>e neue Generation von