2 - Kultur- und Kreativwirtschaft in Hessen
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<strong>und</strong> E<strong>in</strong>zelhändlern mit Büchern werden zwischen 43<br />
<strong>und</strong> 56 Prozent der Umsätze von kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zelunternehmen<br />
erzielt. Dagegen entfallen bei den Designern<br />
54 Prozent der Umsätze auf GmbHs, während dort<br />
die E<strong>in</strong>zelunternehmen nur e<strong>in</strong> knappes Viertel (23 %)<br />
des Gesamtumsatzes erwirtschaften. 15<br />
Lag der Durchschnittsumsatz e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>zelunternehmers<br />
im Verlagsgewerbe 2005 bei r<strong>und</strong> 250.000 Euro,<br />
so erzielte der E<strong>in</strong>zelunternehmer <strong>in</strong> der Filmwirtschaft<br />
132.000 Euro, der Gamesentwickler 93.000<br />
Euro, die E<strong>in</strong>zelunternehmer der Darstellenden/Bildenden<br />
Kunst, Literatur, Musik knapp 90.000 Euro <strong>und</strong><br />
die Journalisten knapp 70.000 Euro Umsatz. Lediglich<br />
die E<strong>in</strong>zelunternehmer unter den Gamesentwicklern<br />
konnten ihre Durchschnittsumsätze 2005 gegenüber<br />
dem Jahr 1996 erheblich verbessern.<br />
Nach mehreren Jahren der Rezession <strong>und</strong> Stagnation<br />
trat im Jahr 2006 e<strong>in</strong>e positive Trendwende für die<br />
<strong>Kultur</strong>wirtschaft e<strong>in</strong>, wobei besonders der Umsatz <strong>in</strong><br />
der Werbe- <strong>und</strong> Designwirtschaft deutlich anstieg (siehe<br />
Kapitel 8). Allerd<strong>in</strong>gs profitieren die freiberuflichen<br />
<strong>Kultur</strong>schaffenden <strong>in</strong> der kle<strong>in</strong>en <strong>Kultur</strong>wirtschaft<br />
kaum von dieser Entwicklung, da die Anzahl der<br />
selbständigen <strong>Kultur</strong>produzenten rasant steigt; von<br />
2000 bis 2006 wuchs ihre Zahl <strong>in</strong> Deutschland um<br />
41 %. Wenn aber die Zahl der Produzenten deutlich<br />
schneller als der Umsatz der Branche wächst, der Kuchen<br />
also unter mehr Beteiligten geteilt werden muss,<br />
bleibt am Ende im Schnitt für jeden Akteur weniger.<br />
Da zudem die E<strong>in</strong>kommen zwischen den Akteuren<br />
nicht gleich verteilt s<strong>in</strong>d, kann man annehmen, dass<br />
viele der kle<strong>in</strong>en Unternehmen den genannten Umsatzanstieg<br />
nicht <strong>in</strong> steigende E<strong>in</strong>kommen umsetzen<br />
können.<br />
Der Anteil der Kle<strong>in</strong>stunternehmen <strong>in</strong> der <strong>Kultur</strong>wirtschaft<br />
nimmt zu Lasten des Mittelstands zu, da die<br />
Beschäftigungssituation im Mittelstand der <strong>Kultur</strong>wirtschaft<br />
<strong>in</strong> den letzten Jahren eher ungünstig war.<br />
Es steigt auch die Zahl der Selbständigen. In <strong>Hessen</strong><br />
ist die Zahl der selbständigen <strong>und</strong> freien Künstler <strong>in</strong><br />
der <strong>Kultur</strong>wirtschaft von 8.500 im Jahr 2000 bei der<br />
Künstlersozialkasse gemeldeten Künstlern auf 10.700<br />
im Jahr 2006 gestiegen.<br />
31<br />
Die Kle<strong>in</strong>stunternehmen <strong>in</strong> allen Teilmärkten der<br />
<strong>Kultur</strong>wirtschaft sowie die freischaffenden Künstler<br />
zeichnen sich durch e<strong>in</strong>e (teilweise hoch) prekäre Beschäftigungssituation<br />
aus, mit auf niedrigem Niveau<br />
stagnierenden E<strong>in</strong>kommen. Das durchschnittliche<br />
Jahrese<strong>in</strong>kommen der <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> freiberuflich tätigen<br />
tabelle 1: umsatzanteile der kle<strong>in</strong>en <strong>Kultur</strong>wirtschaft an der<br />
<strong>Kultur</strong>wirtschaft <strong>in</strong>sgesamt <strong>in</strong> Deutschland<br />
Quelle: Michael Söndermann 16<br />
umsatzanteile 2005<br />
teilbereiche E<strong>in</strong>zelunternehmen gmbHs<br />
Journalisten- <strong>und</strong> Nachrichtenbüros 56% 18%<br />
Architekturbüros 51 % 20 %<br />
Darstellende/ Bildende Kunst, Literatur, Musik 46 % 32 %<br />
E<strong>in</strong>zelhandel Bücher, Zeitschriften 43 % 24 %<br />
Design (Industrie, Grafik, Kommunikation) 23 % 54 %<br />
Museumsshops, Kunstausstellungen 22% 32%<br />
Filmwirtschaft 10% 58%<br />
Verlagsgewerbe, Tonträger<strong>in</strong>dustrie 2% 33%<br />
R<strong>und</strong>funk-/TV-Produktion 0% 29%<br />
<strong>Kultur</strong>wirtschaft <strong>in</strong>sgesamt 16 % 36 %<br />
<strong>Kultur</strong>wirtschaftler <strong>und</strong> selbständigen Künstler wurde<br />
im Jahr 2006 mit lediglich 11.658 Euro angegeben<br />
<strong>und</strong> ist damit gegenüber dem Jahr 2000 um 2,6 %<br />
gesunken (siehe Kapitel 8.2). So stellt das Deutsche<br />
Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) fest, 17 dass<br />
e<strong>in</strong> Drittel der Jobs <strong>in</strong> der <strong>Kultur</strong>wirtschaft im Berl<strong>in</strong>er<br />
Bezirk Pankow nicht existenzsichernd ist. Im Bereich<br />
der Darstellenden Kunst trägt die kulturwirtschaftliche<br />
Tätigkeit gerade e<strong>in</strong>mal mit 15 Prozent zur Sicherung<br />
der Existenz bei, im Kunstmarkt s<strong>in</strong>d es 53 Prozent,<br />
<strong>in</strong> der Film- <strong>und</strong> Fernsehbranche knapp 70 Prozent,<br />
<strong>in</strong> der Werbung 74 Prozent <strong>und</strong> im Bereich Software<br />
immerh<strong>in</strong> 85 Prozent. Die F<strong>in</strong>anzierung der Existenz<br />
erfolgt dann nicht nur über mehrere gleichzeitig aus-<br />
15 Söndermann (2007).<br />
16 Ebda.<br />
17 M<strong>und</strong>elius, M. u. a. (2006): Die Bedeutung der <strong>Kultur</strong>wirtschaft für den Wirtschaftsstandort Pankow, DIW,<br />
Berl<strong>in</strong>.