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Das Wirtschaftsmagazin für das Bergische Land und den Kreis Mettmann
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ERFOLGREICH BERGISCH HANDWERK HEUTE
Der Flut-Ticker aus dem Bergischen Land
Auch nach beinah vier Monaten sind die Folgen der Jahrhundert-Flut
immer noch unübersehbar. Rund 180 Städte und Gemeinden waren
von dem Starkregen unmittelbar betroffen. Ganze Ortschaften
wurden dem Boden gleichgemacht, Straßen, Brücken und Schienen
sowie Strom- und Telefonnetze außer Funktion gesetzt. Hunderte
Häuser, Kultureinrichtungen mit wertvollen Kunstschätzen, Schulen
und Sportstätten trugen schwere Schäden davon. Auch im Bergischen
und im Umland hinterließ die Katastrophe eine Spur der Verwüstung,
wie der Ticker vom 14./15. Juli dieses Jahres meldete.
• In der Stadt Hagen gingen innerhalb von zwei Tagen 240 Liter Regen
pro Quadratmeter nieder. Normal wären 80 Liter für den gesamten
Monat Juli gewesen.
• Wegen eines drohenden Dammbruchs wurde der Beverteich bei Hückeswagen
zu einem großen Teil abgelassen. Eine erforderliche Maßnahme,
um eine mögliche Flutwelle zu verhindern. Aus Sicherheitsgründen
mussten außerdem etwa 800 Anwohner der Bevertalsperre ihre Häuser
verlassen.
• Evakuierung im Solinger Stadtteil Burg. Dort mussten 700 Menschen
ihre Wohnungen verlassen, um sich vor den steigenden Wupperfluten in
Sicherheit zu bringen.
• In Wuppertal sind vor allem die Quartiere Beyenburg und Kohlfurth
betroffen. Gerade hier befinden sich zahlreiche historische Fachwerkgebäude,
die nun einsturzgefährdet sind.
• Vorsorglicher Stopp bei der Wuppertaler Schwebebahn. Trotz des gefährlich
steigenden Wupperpegels hielt das Stahlgerüst dem Wasser stand.
• Hohe Schäden in Wuppertal am Engels-Haus und der Oper. Allein dort
schätzt das Gebäudemanagement den Schaden auf bis zu 10 Mio Euro.
Was die Sache noch schlimmer macht: Da die Stadt gegen Schadensfälle
dieser Art nicht versichert ist, muss sie die Kosten selbst begleichen.
Auch Amts- und Landgericht mussten vorerst alle Sitzungen absagen, da
zwei Untergeschosse sowie der Server-Raum voll Wasser gelaufen waren.
• An der Wuppertalsperre wurde über den Wupperverband Umweltalarm
ausgelöst. Jede Nutzung der Anlage bleibt bis auf Weiteres untersagt.
• Die Autobahn A 1 zwischen Wermelskirchen und dem Leverkusener
Kreuz blieb in beiden Richtungen mehrere Tage komplett gesperrt.
Ebenso die Eschbachtalstraße in Solingen-Unterburg, die Wupperbrücke
in Wupperhof und verschiedene Abfahrten im Sonnborner Kreuz in
Wuppertal.
• Die Wiedereröffnung des Freibads Eschbachtal in der laufenden Saison
war nach dem Hochwasser nicht mehr möglch. Nach Expertenmeinung
dauerte es allein drei Wochen, bis die Becken im ältesten Binnenfreibads
Deutschlands wieder nutzbar gemacht werden konnten.
• Im Kreis Mettmann wurden die Bürger in Wülfrath, Velbert, Heiligenhaus
und teilweise auch in Ratingen aufgefordert, das Trinkwasser
wegen möglicher Verunreinigung abzukochen
Vorjahr gestiegen. Der Zentralverband des Deutschen
Handwerks richtet nun einen dringenden
Appell an die Verantwortlichen in Wirtschaft und
Politik, alles dafür zu tun, dass der Produktionsund
Lieferstau schnellstens beseitigt wird. Andernfalls
drohen exorbitante Preissprünge, die
nicht nur den Wiederaufbau in den Hochwassergebieten
gefährden, sondern die gesamte Baukonjunktur
beeinträchtigen könnten.
Hilfsbereitschaft aus dem
ganzen Land
Aber ungeachtet aller Probleme: Die Hilfsbereitschaft
des Handwerks ist ungebrochen. Aus dem
gesamten Bundesgebiet schicken Firmen ihre
Leute mit Maschinen, Geräten und Baumaterial in
die Flutgebiete, um die Aufbauarbeiten zu stemmen.
Manche Unternehmer schließen den Betrieb
am eigenen Standort sogar für einige Tage, damit
sie sich voll auf die Unterstützung der Kollegen in
den überfluteten Städten und Gemeinden konzentrieren
können.
Denn allein sind die ansässigen Handwerksunternehmen
nicht in der Lage, die gewaltigen Herausforderungen
zu meistern. Aus diesem Grund setzen
viele Handwerker bei der Erledigung von
Aufträgen im Moment klare Prioritäten. Bereits
zugesagte Termine bei Kunden, die nicht vom
Hochwasser betroffen sind, müssen verschoben
werden. Eine Entscheidung, die von den meisten
Auftraggebern mit Verständnis und Wohlwollen
akzeptiert wird. Der Präsident des Zentralverbands
des Deutschen Baugewerbes ZDB, Reinhard
Quast, lobt das Engagement der hilfswilligen
Firmen ausdrücklich: „Bauunternehmen und
Handwerker können ihre Kapazitäten auf 120 bis
130 Prozent hochfahren.
Auch für die anstehenden Wiederaufbau- und Renovierungsarbeiten
stehen die Betriebe des Baugewerbes
mit ihrer starken regionalen Verankerung
als verlässlicher Partner bereit, ihren Beitrag
zu leisten.“ Gleichzeitig wirbt Quast um Geduld:
„Nach der Elbflut 2002 hat es etwa drei Jahre gedauert,
bis die größten Schäden behoben waren
und fünf Jahre, bis die betroffenen Gebiete wieder
ordentlich aussahen.“ Mit anderen Worten: Die
Wiederherstellung an Ahr, Rhein, Wupper und
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