2021-11_RegioBusiness
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November 2021 IJahrgang 20 INr. 230
Politik &Wirtschaft 03
Kaum zu bremsen
Der Wirtschaftslagebericht der IHK Heilbronn-Franken für das dritte
Quartal bleibt trotz einiger Sorgen positiv. VONADINA BAUER
ImIHK Bezirk Heilbronn-Franken
hat sich die konjunkturelle
Erholung im dritten Quartal
2021 fortgesetzt. Elke Döring,
Hauptgeschäftsführerin der IHK
Heilbronn-Franken, fasst zusammen:
„Bereits im zweiten Quartal
hat die heimische Wirtschaft
über alle Branchen hinweg Fahrt
aufgenommen und es zeigte sich
ein entspanntes Bild. In Zwischenzeit
hat sich einiges getan:
Die Weltkonjunktur hat sich abgeschwächt
und Lieferketten sind
gerissen. Dennoch erreichen die
Lageurteile der regionalen Unternehmen
den höchsten Stand seit
rund drei Jahren.“
Tatsächlich steigt die Kurve zur
positiven Einschätzung der aktuellen
Geschäftslage seit ihrem Tiefpunkt
im zweiten Quartal 2020
ungebrochen und steil nach oben.
Die Hälfte der Betriebe bezeichnet
die aktuelle Geschäftslage als
gut, während nur ein Zehntel mit
dem Geschäftsverlauf unzufrieden
ist. Besonders Einzelhandel,
Dienstleister und das Hotel- und
Gaststättengewerbe melden aufgrund
der Lockerungen der pandemiebedingten
Einschränkungen
eine deutlich verbesserte Geschäftslage.
Auch das Baugewerbe
ist weiterhin im Aufwind. Steigende
Energie- und Rohstoffpreise
stellen über alle Branchen hinweg
das höchste Risiko dar –sie
werden noch vor dem Fachkräftemangel
und Corona-Risiken als
größte Gefahr angesehen.
INDUSTRIE „Die Industrie wird
ihrer Rolle als Treiber der Konjunktur
auch weiterhin gerecht“,
erklärt Elke Döring. Während 54
Prozent der Betriebe den aktuellen
Geschäftsverlauf als gut bezeichnen,
halten sieben Prozent
die Lage für schlecht. Lieferengpässe
und Materialknappheit beeinträchtigen
die Erholung erheblich:
77 Prozent nennen hohe
Rohstoffpreise als größtes Geschäftsrisiko.
Positive Impulse
gibt es bei der Exporterwartung:
45 Prozent rechnen mit steigenden
Exporten, vor allem aus den
USA, Asien und der Eurozone
kommen die Aufträge. Nur sieben
Prozent gehen von einem rückläufigen
Auslandsgeschäft aus.
Auch die Investitionspläne haben
an Schwung gewonnen: 40 Prozent
planen mit steigenden Inlandsinvestitionen.
BAU „Das Baugewerbe ist ein
Phänomen. Hier lässt sich das
Wachstum nicht beirren oder
bremsen –auch nicht von Materialknappheit“,
bringt es Elke Döring
auf den Punkt. Kein einziger
Betrieb ist hier mit der Geschäftslage
unzufrieden, 74 Prozent loben
die aktuelle Entwicklung. 22
Prozent melden steigende Auftragseingänge
und kein Unternehmen
musste Einbußen hinnehmen.
Es bleibt das Problem mit
den Rohstoffen: Hohe Preise hierfür
nennen 82 Prozent als größtes
Geschäftsrisiko.
Stimmungsbild: In der Industrie,die maßgeblich die Entwicklung der heimischen Wirtschaft bestimmt,
beurteilen die Betriebe ihre Lage auf hohem Niveau ähnlich positiv wie zu Beginn des Jahres. Foto: NPG-Archiv
HANDEL „In dieser Branche
zeigt sich aufgrund der Diversität
ein zwiegespaltenes Bild“, erklärt
die IHK-Hauptgeschäftsführerin
beim Blick auf die Zahlen.
So gilt der Einzelhandel in Teilen
als „absoluter Gewinner“. Bei der
Geschäftslage hat er ein Allzeithoch
seit der ersten Befragung
im Jahr 1996 erreicht: 61 Prozent
der Einzelhändler bezeichnen die
Lage als gut, nur sechs Prozent
sind mit dem Geschäftsverlauf unzufrieden.
Allerdings gibt es eben
Unterschiede: Während das Geschäft
mit Bekleidung schwächelt,
können Lebensmittelhändler und
Baumärkte Wachstum verzeichnen.
Der Großhandel bleibt stabil
auf einem hohen Niveau.
DIENSTLEISTUNG „Die Dienstleister
sind die einzige Branche,
die noch etwas verhalten unterwegs
ist“, fasst Elke Döring zusammen.
Die Beurteilung der
konjunkturellen Situation hat sich
gegenüber dem Vorquartal zwar
verbessert, liegt jedoch weiter
unter dem langjährigen Durchschnitt.
22 Prozent der Unternehmen
melden eine gute Geschäftslage,
22 Prozent sind mit dem
Verlaufunzufrieden.
AUSBLICK Das Fazit für die aktuelle
Konjunkturumfrage der IHK
Heilbronn-Franken, an der sich
417 Betriebe aller Branchen und
Größenklassen beteiligt haben,
lautet also: „Die Erholung hält
trotz Bremseffekten an.“ Wie lange
noch, muss sich allerdings zeigen.
Denn die Aussichten der regionalen
Wirtschaft für die kommenden
Monate sind etwas getrübt.
Die Erwartungen für das
nächste Jahr haben sich auf hohem
Niveau etwas verschlechtert.
34 Prozent der Betriebe rechnen
mit einem günstigeren Geschäftsverlauf,
im Vorquartal waren es
noch 42 Prozent. Denn die Konjunkturerholung
ist kein Selbstläufer.
Unterbrochene Lieferketten
und Preissteigerungen wirken
sich für viele Unternehmen negativ
aus. Und auch die Corona-Pandemie
bleibt eine Belastung: Besonders
vom Lockdown betroffene
Betriebe haben ihre Verluste
noch nicht aufgeholt und zudem
herrscht aktuell große Unsicherheit,
ob die Lage angesichts der
rasant steigenden Infektionszahlen
unter Kontrolle bleibt.
www.heilbronn.ihk.de
MitSchwung in den Herbst
Die heimischen Handwerksbetriebe sind gut ausgelastet und haben volle Auftragsbücher.
Dramatisch gestaltet sich der Fachkräftemangel: Immer mehr Stellen bleiben unbesetzt.
Schreiner, Metzger und Co.
sind auch im zweiten Quartal
2021 weiter auf Erholungskurs.
„Zwar sind anderthalb
Jahre Pandemie auch am
Handwerk nicht ganz spurlos vorbei
gegangen“, sagt Ulrich Bopp,
Präsident der Handwerkskammer
Heilbronn-Franken. „Doch die
Zeit der harten Einschnitte scheinen
wir hinter uns zu haben.“ Das
zeigen die Ergebnisse der Konjunkturumfrage
der Handwerkskammer,
die Ende September bei
den heimischen Betrieben durchgeführt
wurde.
Die meisten Handwerker aus
der Region verzeichnen aktuell
gute Geschäfte. Sie sind wieder
sehr gut ausgelastet und haben
eine gute Auftragslage. „Den Aufschwung
bremsen könnten aber
neben hohen Einkaufspreisen
und Lieferengpässen vor allem
die fehlenden Fachkräfte“, meint
Bopp. Darauf deuten auch die Ergebnisse
einer aktuellen Sonderumfrage
hin: Rund 40 Prozent der
Betriebe gaben dabei an, derzeit
offene Stellen zu haben –insbesondere
für Handwerksgesellen.
„Rund drei Viertel der Betriebe
finden trotz großem Aufwand keine
geeigneten Fachkräfte“, erklärt
Ulrich Bopp. In den meisten Fällen
gebe es gar keine Bewerbungen
auf die Stellen. „Das ist eine
dramatische Entwicklung. Denn
die großen Zukunftsprojekte wie
Klimaschutz, bezahlbarer Wohnraum
oder Digitalisierung lassen
sich ohne geeignete Fachkräfte
im Handwerk nicht umsetzen“,
mahnt der Kammerpräsident.
Geschäftsentwicklung
und Auftragslage
Für mehr als drei Viertel der befragten
Betriebe liefen die Geschäfte
im dritten Quartal gut
(Vorjahr: 52,3 Prozent). Nur 6,4
Prozent klagten über schlechte
Geschäfte (Vorjahr: 16,4 Prozent).
Für die nächsten Wochen
zeigen sich die Befragten verhalten
optimistisch. Die Mehrheit
rechnet mit einem gleich bleibenden
Niveau (73,4 Prozent, Vorjahr:
58,9 Prozent). Etwa jeder
Fünfte rechnet mit einer Verbesserung.
Schlechtere Geschäfte erwarten
nur sechs Prozent (Vorjahr:
zwölf Prozent)
Die Auftragslage zeigt sich im Vergleich
zum Vorjahr relativ stabil.
Es gab zwar weniger Zuwächse,
gleichzeitig hatten auch weniger
Betriebe sinkende Auftragseingänge.
Von den Befragten verzeichneten
22,9 Prozent gestiegene
(Vorjahr: 24,7 Prozent) und
19,1 Prozent gesunkene Aufträge
(Vorjahr: 24,8 Prozent). Für die
kommenden Wochen erwarten
30 Prozent der Befragten mehr
Gefahr: Neben hohen Einkaufspreisen und Lieferengpässen könnte
vor allem fehlendes Personal das Wachstum bremsen. Foto: NPG-Archiv
und 10,7 Prozent weniger Aufträge.
Die Auslastung der Betriebe
in der Region hat sich verbessert.
Mehr als die Hälfte der Betriebe
sind sehr gut ausgelastet (57 Prozent,
Vorjahr: 36,1 Prozent). Der
Anteil der Betriebe mit größeren
freien Kapazitäten hat sich im Jahresverlauf
mehr als halbiert (9,6
Prozent, Vorjahr: 22,5 Prozent).
Plus bei Umsatz und
Beschäftigung
In den letzten Wochen haben sich
die Umsätze vieler Betriebe positiv
entwickelt. 31,5 Prozent der Befragten
konnten sich über mehr
Umsatz freuen. Bei 14,5 Prozent
(Vorjahr: 29,6 Prozent) waren
die Umsätze gesunken. Für
die nächsten Wochen rechnet jeder
dritte Betrieb (33,8 Prozent;
Vorjahr: 42,4 Prozent) mit einem
Umsatzplus. Nur 8,3 Prozent der
Handwerker erwarten ein Umsatzminus
(Vorjahr: 12,6 Prozent).
Zudem haben in der jüngsten
Vergangenheit 14,3 Prozent
der Betriebe mehr Mitarbeiter beschäftigt.
Allerdings hat sich auch
bei jedem zehnten Betrieb die Belegschaft
verkleinert (10,4 Prozent,
Vorjahr: 4,9 Prozent). pm
www.hwk-heilbronn.de
NEWSLINE
Jagstzeller Unternehmer
an der Spitze
JAGSTZELL. Matthias Schlosser, Geschäftsführer und
Betriebsleiter der Firma Schlosser Holzbau, wurde zum
Präsidenten der Vereinigung
„ZimmerMeisterHaus“ gewählt.
Die bundesweit führende Gruppe
im handwerklichen Holzhausbau
realisiert jährlich rund 2000 Bauprojekte
und hat über 100 Mitgliedsbetriebe.Schlosser
gestaltet
schon seit 1999 als Vorstandsmitglied
die Geschickeder Kooperation
mit. Er betont: „Die Branche
befindet sich in einem dynamischen
Aufschwung. Gerade jetzt kommt es darauf an,
dass wir innerhalb der ,ZimmerMeisterHaus’-Gruppe
unser Wissen und unsere Kräfte weiter bündeln.“ pm
Jobsuche im Internet
REGION. Wer einfach, kostenfrei und direkt die aktuellen
Jobangebote im Landratsamt Hohenlohekreis erhalten
will, kann sich ab jetzt für den sogenannten
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informiert interessierte Bewerber über aktuelle
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und Rahmenbedingungen auszuwählen, um individuell
abgestimmte Stellenangebote zu erhalten. Die
Registrierung erfolgt unter www.hohenlohekreis.de/de/
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Name,E-Mail-Adresse,Qualifikation und Arbeitsbereich.
Passende Jobangebote werden dann immer direkt an die
angegebene E-Mail-Adresse verschickt.
pm
Foto: ZimmerMeisterHaus