Die Malteser-Zeitung 3/2021
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
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VORBILDER<br />
FÜR MENSCHENWÜRDE<br />
GERADESTEHEN<br />
Opfer, nicht Helden, haben für Waltraud Klasnic Priorität. In ihrem Engagement geht es der ehemals ersten weiblichen Landeschefin<br />
Österreichs darum, die Würde der Menschen zu wahren und die Lebenschancen jedes Einzelnen zu verbessern.<br />
„Seit Anbeginn wollte ich Dinge zum Guten beeinflussen<br />
können. Deshalb habe ich mich 1970 als junge Mutter<br />
entschieden, dem Gemeinderat meiner steirischen Heimatgemeinde<br />
Weinitzen im Umland der Landeshauptstadt<br />
Graz beizutreten. Damals waren Frauen so gut wie<br />
nirgendwo politisch vertreten. Das empfand ich als Ungleichheit<br />
in der Gesellschaft und wollte es ändern“, so<br />
die ehemalige steirische „Frau Landeshauptmann“.<br />
Von Herwig Hösele<br />
Waltraud Klasnic wurde am 27. Oktober 1945 kurz nach<br />
Kriegsende geboren und wuchs in einfachsten Verhältnissen<br />
bei ihrer Adoptivmutter auf. „Meine Kindheit<br />
war nicht materiell reich, aber schön und mit viel Liebe<br />
von meiner Mutti ausgestattet.“ Aufgrund der schwierigen<br />
finanziellen Situation musste Waltraud unmittelbar<br />
nach Besuch der Pflichtschule im Fachhandel berufstätig<br />
werden.<br />
Gemeinsam mit ihrem Mann Simon, den sie 1963 heiratete,<br />
baute sie ein kleines Transportunternehmen auf.<br />
Der glücklichen Ehe, die zwei Jahre nach der Feier der<br />
goldenen Hochzeit durch den Tod ihres Mannes 2015<br />
endete, entsprossen drei Kinder. Heute freut sich Waltraud<br />
Klasnic über fünf Enkelkinder – und ein erstes<br />
Urenkerl ist auch schon da.<br />
Von der Gemeinderätin zum Landeshauptmann<br />
Klasnics politisches Engagement begann im Gemeinderat<br />
und setzte sich in der Frauenbewegung, im Wirtschaftsbund<br />
und dann 1977 im Bundesrat fort. Über<br />
drei Jahrzehnte war sie in der Katastrophenhilfe Österreichischer<br />
Frauen engagiert und führte in Graz viele<br />
Jahre lang auch ein privates Pflegeheim. 1981 kam<br />
Klasnic in den Landtag und wurde 1988 erste weibliche<br />
Wirtschaftslandesrätin Österreichs. Das waren die Meilensteine<br />
auf dem Weg zum Amt als Landeshauptmann<br />
der Steiermark 1996.<br />
„Rückblickend kann ich immer nur sagen: Es gibt keine<br />
einzige Aufgabe auf dieser Welt, die eine Frau nicht<br />
ebenso gut wie ein Mann machen kann. Einzige Voraussetzung<br />
ist es, dann ‚ja‘ zu sagen, wenn sich eine Chance<br />
auftut“, resümiert Waltraud Klasnic. „Nach Beendigung<br />
meiner politischen Laufbahn wollte ich mich in Bereichen<br />
einbringen, die mir stets wichtig waren – ehrenamtlich<br />
selbstverständlich. Dazu gehört die Hospizbewegung. Jeder<br />
von uns wird eines Tages sterben und sollte sich darauf<br />
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DIE MALTESER 3/<strong>2021</strong>