Die Malteser-Zeitung 3/2021
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
RUNDSCHAU<br />
nehmern, sondern bei Vorträgen und Führungen merkten<br />
wir, dass sogar Mitmenschen in Elitepositionen, die genau<br />
wissen, wie die juristischen und politischen Mechanismen<br />
in Österreich funktionieren, unsere Werte teilen können.<br />
oder in gemeinsamen Großkampagnen die Gesellschaft<br />
grundlegend mitgestalten können.<br />
All die inspirierenden Geschichten und Vorträge, in deren<br />
Genuss wir über mehrere Monate kamen, und die ebenso<br />
lehrreich wie bewegend waren – sei es von P. Karl Wallner<br />
OCist. oder von der Nationalratsabgeordneten Gudrun<br />
Kugler, sei es vom serbisch-orthodoxen Bischof in Wien<br />
Andrej Ćilerdžić oder vom Gewerkschafter Stefan Stöger<br />
– all diese Begegnungen verhalfen uns zu einem wahrhaftigen<br />
Empowerment.<br />
<strong>Die</strong>se Erfahrung, nicht mehr stumm auf Pflichten bedacht<br />
zu sein, sondern in tieferem Austausch gemeinsame<br />
Werte zu artikulieren, entspricht den Versen des Korintherbriefs:<br />
„Ich habe geglaubt, darum habe ich geredet.<br />
Auch wir glauben und darum reden wir. Denn wir wissen,<br />
dass der, welcher Jesus, den Herrn, auferweckt hat, auch<br />
uns mit Jesus auferwecken und uns zusammen mit euch<br />
vor sein Angesicht stellen wird. Alles tun wir euretwegen,<br />
damit immer mehr Menschen aufgrund der überreich gewordenen<br />
Gnade den Dank vervielfachen, Gott zur Ehre.“<br />
Auf dieser Basis konnten wir – teilweise erstmals – mit<br />
prominenten Persönlichkeiten auf Augenhöhe reden. Es<br />
wurde nun klar, dass meine Meinung doch keine marginalisierte,<br />
schweigsame war, sondern Teil einer lauten,<br />
geeinten Stimme, die sich auch von aktiven christlichen<br />
Politikern nährt – sei es im Parlament, im Bundeskanzleramt<br />
oder in den EU-Organen. Ich erinnere mich etwa an<br />
eine Diskussion mit Bernhard Bonelli, dem Kabinettschef<br />
des Bundeskanzlers. <strong>Die</strong>se begann mit einer interessanten,<br />
aber distanzierten Ausführung sachlicher Aspekte,<br />
aber sobald die Rede auf die persönliche Glaubensbiografie<br />
kam, fielen alle weltlichen Schranken. Wir alle fühlten<br />
uns voneinander verstanden und geistig nahe.<br />
Wir, die wir als Immigranten einst in eine gesellschaftlich<br />
schweigsame, geradezu entmündigte Rolle<br />
geschlüpft waren; wir, die wir einst passiv alles hinnahmen,<br />
fanden mit dem Lehrgang der Plattform<br />
Christdemokratie allmählich eine neue Sprache. Damit<br />
ist nicht nur – aber gewiss auch – der Rhetorikkurs gemeint,<br />
den wir während des Lehrgangs genossen, und<br />
auch nicht nur – aber gewiss auch– der Workshop über<br />
die effektive Nutzung von Social Media. Wir lernten<br />
nun, dass wir nicht nur Pflichten haben, sondern auch<br />
Mitspracherechte; dass wir Gesetzesinitiativen nicht<br />
einfach hinnehmen müssen, sondern selber im Dialog<br />
Jan Ledóchowski ist Mitglied im<br />
<strong>Malteser</strong>orden, Jurist, vierfacher<br />
Vater sowie Gründer und Leiter<br />
des politischen Empowerment-<br />
Lehrgangs für junge Christen mit<br />
Migrationshintergrund.<br />
www.christdemokratie.at<br />
Svetlana Kim-Pacher stammt<br />
ursprünglich aus Usbekistan, ist<br />
Doktor der Philosophie, Mitglied<br />
der CIG – Christlich Internationalen<br />
Gemeinde Wien und hat am Empowerment-Lehrgang<br />
teilgenommen.<br />
Beim nächsten Lehrgang ist sie Mitglied<br />
des Leitungsteams.<br />
DIE MALTESER 3/<strong>2021</strong> 61